Globaler Trend zur E-Mobilität hält trotz deutscher Flaute an

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der globale Markt für Elektromobilität bleibt auf Wachstumskurs, hängt aber immer stärker von China sowie Plug-in-Hybriden (PHEV) und Range Extended Electric Vehicles (REEV) ab. Das zeigt der „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 21 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Zusammen machen diese rund 82 Prozent aller globalen Neuwagenverkäufe aus.

Reine Elektroautos (Battery Electric Vehicle, BEV) büßten demnach im zweiten Quartal 2024 zwar leicht an Dynamik ein, wuchsen aber immer noch um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Plug-in-Hybride boomen stark und verzeichneten ein Plus von 61 Prozent. Dennoch liegen die Marktanteile der reinen Elektroautos mit 15 Prozent weiter deutlich vor Plug-in-Hybriden, die aktuell nur auf 9 Prozent kommen.

Zugleich wächst die globale Abhängigkeit von China. Allein im zweiten Quartal 2024 wurden dort erstmals mehr als 1 Million Plug-in-Hybride verkauft – mehr als drei Mal so viele wie in allen anderen betrachteten Märkten zusammen. Ohne die Verkäufe in China läge das weltweite Elektroauto-Wachstum bei nur noch 3 Prozent. Die PHEV-Absätze würden sogar leicht ins Minus rutschen.

Rückgang in Deutschland bremst europäischen Markt

Während China weitere E-Auto-Rekorde knackt, sackte der Elektroauto-Absatz in Deutschland durch verschiedene Effekte wie den Wegfall des Umweltbonus für Elektroautos, den Angebotsmangel im Einstiegssegment und die aktuellen politischen Diskussionen im zweiten Quartal 2024 zum dritten Mal in Folge ab und lag bei einem Minus 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Das bremst, da Deutschland der größte Automarkt Europas ist, auch den europäischen E-Auto-Markt aus – und wird für die deutschen Autohersteller mehr und mehr zu einem Problem. Konnten sie die Flaute am Heimatmarkt bislang noch mit Exporten nach China abfedern, droht das Verhältnis nun zu kippen. So standen der Einfuhr von 280.000 Autos chinesischer Marken nach Europa im vergangen Jahr noch 350.000 nach China exportierte Autos europäischer Hersteller entgegen.

In diesem Jahr allerdings könnten laut der Studie aber bereits 440.000 Autos chinesischer Produzenten nach Europa drängen, während europäische Marken voraussichtlich nur noch 325.000 Fahrzeuge nach China verkaufen. Insgesamt könnte das Exportvolumen Chinas, bezogen auf alle Hersteller im Jahr 2024, auf 650.000 Autos steigen. Das entspräche einem Plus von 27 Prozent.

Wir beobachten derzeit verstärkt protektionistische Maßnahmen in der Autoindustrie, unter anderem Strafzölle für Elektroautos aus China, die nach Europa, die Türkei, Brasilien, Kanada und die USA exportiert werden. Der Erfolg dieser Instrumente ist jedoch aus mehreren Gründen fraglich“, sagt Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland.

Zwar könnten Zölle den europäischen Autoherstellern kurzfristig Vorteile gegenüber chinesischen Konkurrenten ermöglichen. „Die chinesischen Hersteller haben jedoch in der Vergangenheit eine hohe Adaptionsfähigkeit und Agilität gezeigt und werden die Zölle zum Anlass nehmen, ihre Produktionskapazitäten in Europa hochzuschrauben oder Partner für die Auftragsfertigung zu suchen und mit noch wettbewerbsfähigeren Produkten aufzuwarten“, erklärt der Autoexperte.

Chinesische Marken erobern den heimischen Markt

In China verdrängen lokale Hersteller derweil immer mehr die einst so starken ausländischen Marken. Im Juni dieses Jahres stammten bereits knapp 65 Prozent aller dort verkauften Autos von chinesischen Herstellern aus chinesischer Produktion. Das sind 25 Prozentpunkte mehr als noch 2020 und ein Sprung von 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Juni 2023.

Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei auch das Wachstum im E-Auto-Bereich. Innerhalb eines Jahres stieg der Marktanteil von Plug-in-Hybriden und Elektroautos in China um 11 Prozentpunkte auf 44 Prozent im zweiten Quartal 2024. Der PHEV-Anteil verdoppelte sich dabei von 9 Prozent auf 18 Prozent, der Elektroauto-Anteil kletterte von 20 Prozent auf 25 Prozent.

Die deutschen Autohersteller schaffen es indes nicht, ihr Kuchenstück auf dem chinesischen Wachstumsmarkt substanziell zu vergrößern: Sie verharren bei Elektroautos im ersten Halbjahr 2024 bei 6 Prozent Marktanteil, weltweit sinkt ihr E-Auto-Anteil sogar leicht von 16 Prozent auf 15 Prozent.

„Wir in Europa führen Scheindebatten über Reichweitenangst und Technologieoffenheit“

Während die Elektromobilität weltweit Auftrieb hat, führen wir in Europa Scheindebatten über Reichweitenangst und Technologieoffenheit“, gibt Kuhnert zu bedenken. „Dabei hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt und die Produkte sind inzwischen sowohl besser als auch günstiger. Diese Technologiesprünge bei der Batterie wurden jedoch nicht von der gesamten Automobilindustrie vollumfänglich antizipiert und dementsprechend nicht umfassend in ihre Geschäftsmodelle integriert. Große Anstrengungen beim Batteriepass und Batterierecycling liegen jetzt noch vor uns“, unterstreicht der Analyst.

Um der Elektromobilität jetzt neuen Schub zu verleihen, geht es für die Hersteller darum, die Modellpalette in Richtung Einstiegssegment zu erweitern, die Wertschöpfungsketten resilient und kostenoptimal aufzustellen und perspektivisch eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren“, ergänzt Jörn Neuhausen, Senior Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland. „Nur so kann der Wert des Autos dauerhaft gesichert und Circularity als Wirtschaftsprinzip in der Wertschöpfungskette verankert werden“.

Die Gelegenheit dafür sei gut, denn für die europäischen Hersteller tun sich aktuell zwei Lichtblicke auf, so Neuhausen: „Zum einen können sie günstigere Rohstoff- und Batteriepreise am Markt als Rabatte weitergeben und sich so Luft im Preiskampf verschaffen. Zum anderen sorgen Batterietechnologien wie LFP für neue Möglichkeiten, Nachfrageimpulse auszulösen.

Quelle: Strategy& – Pressemitteilung vom 24.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Langer:

Reden Sie mal mit jemanden, der schon länger E-Auto fährt, er kann Ihnen viele ihrer Argumente nehmen und Sie beruhigen, ich persönlich schaffe mit meiner Blase und heutigen Verkehr maximal 300km am Stück. Wo ich ihnen Recht gebe ist, wenn man nicht zuhause, vor der Haustüre oder in der Arbeit laden kann, da muss man schon mal alle 300km 25 Minuten gelangweilt rumsitzen, entgegen 4 Minuten Tanken und 3 Minuten Zahlen, ausser man schafft es die Zeit kreativ zu nutzen.

Spiritogre:

Realist trifft es eher. Ich denke eben wie 90 Prozent der Bevölkerung, die gerne würden aber nicht können. Du musst dir klar sein, diese Webseite ist eine Ansammlung von Leuten, für die E-Mobilität meist kein Problem ist, weil sie es sich leisten können und entsprechende Lebensumstände haben. Eben anders als ein Großteil der Bevölkerung, auch wenn hier ständig das Gegenteil behauptet wird, weil man nicht über seinen Tellerrand schauen kann.

Spiritogre:

Die Lobuhdeleien und Schönfärberei der Elektromobilität übernehmen ja die meisten anderen Seitenbesucher. Ich würde sagen, die Seite besteht zu 80 Prozent aus Hardcorefans, zu 15 Prozent aus Realisten und zu 5 Prozent aus zufälligen Besuchern, denen es egal ist. Beiträge wie meiner sollen nur zeigen, dass anders als Peter unten eben nicht jeder überall und jedertzeit günstige Lademöglichkeiten hat oder sich ein teures, langstreckentaugliches BEV leisten kann. Die meisten Privatleute kaufen Pkw unter 30.000 Euro, viele sogar unter 10.000. Welche Elektroautos gibt es da, mit denen man problemlos ein, zwei Wochen Pendelverkehr bestreiten kann ohne Laden zu müssen? Eben, nicht sehr viele bis gar keine.

Rainer Hermann:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Spiritogre:

Schön für dich. Bei mir aber nicht der Fall.

Spiritogre:

Du hast meinen Text nicht gelesen… also so gar nicht. Aber wirfst mir vor Troll zu sein…

Spiritogre:

Diverse Passat Diesel Modelle etwa haben 1800km WLTP Reichweite ja, ist so.
Und ist ja schön wenn du kein Problem damit hast alle 300km zu laden, ich habe aber keine Lust einmal die Woche extra zu einem recht weit entferntem Schnelllader zu fahren. Das ist extra Zeitaufwand und kostet auch noch ziemlich viel Geld.

Peter:

Der Sprito ist der typische Verbrennerfahrere, 18 Stundem an Stück hinterm Lenkrad mit 250km/h mit 7,5t Anhänger auf der linken Spur, gepinkelt wird in Flaschen und gegessen wird im Auto, sind doch olle Kamelle die Verbrennerfahrer immerwieder erzählen.

Als ich noch Verbrenner gefahren bin(Seat Leon FR 2.0 Diesel) war ich 1-2 mal im Jahr in der Nähe von Stuttgart, das sind 3 h Stunden Fahrt die ich durchgefahren bin, aber ich war immer so froh endlich angekommen zu sein, mit dem Model Y fahre ich die Strecke auch in 3h Stunden durch aber ich erwische mich dabei wie ich in Crailsheim zum SC fahren, mir nen Kaffee hole und kurz 15min Pause mache, obwohl ich am Ziel laden kann.

Peter:

Zum Glück doch, es sind Faken aus der Realität und dem täglichen Leben, schau dir meinen Arbeitgeber an, an unseren 3 Standorten in Sachsen gibts mittlerweile 500 Ladestationen inkl. Schnellader und diese werden auch rege und täglich genutzt, desweiteren wird von den Mitarbeitern bemägelt warum nicht endlich E-Autos ins Mitarbeiterleasing kommen.

Peter:

In der USA und in China ist der BEV Absatz stärker gestiegen als in Europa, in Eurtope wäre der BEV Absatz stärker gestiegen als in den USA wenn man Deutschland rausrechnet, Deutschland ist der kranke Mann Europas, innovations- und zukunftsfeindlich, rückwärtsgewandt mit Leitsätzen wie:“ Haben wir schon immer so gemacht !“
Wie lange könne wir noch eine „starke“ W irstschaft erhalten wenn man nur am Alten festhält und keinerlei innovation zulässt, E-Mobilität ist das beste Beispiel, Lobby- und Medienkampanien nur um das Alte zu erhalten.

https://www.youtube.com/watch?v=qLiFnR_zqhU&t=3s

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