Autokäufer skeptisch bei gebrauchten Elektroautos

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Jahr für Jahr stehen vor allem im Frühling gebrauchte Autos im Fokus. Mit dem Hochlauf der Elektromobilität geraten auch diese Fahrzeuge sukzessive auf den Markt. Bislang ist der Gebrauchtmarkt für E-Autos aber noch überschaubar und die Nachfrage verhalten. Daran ändert auch die Förderung von jungen gebrauchten E-Autos nur wenig, die seitens des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter gewissen Bedingungen gilt.

Das Interesse an gebrauchten E-Autos ist eher verhalten: Der Markt für gebrauchte Stromer steckt noch in den Kinderschuhen, so die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) in einer aktuellen Mitteilung. Die Frage „Würde für Sie beim nächsten Autokauf ein gebrauchtes reines Elektrofahrzeug (BEV) grundsätzlich in Frage kommen?“, bejahten in einer Umfrage nur 10 Prozent der Neu- und 14 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer. Für weitere 45 Prozent der Neu- und 28 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer käme zwar ein E-Auto in Frage, aber nur wenn dieser ein Neuwagen wäre. Eine grundsätzliche Ablehnung gegen ein E-Auto haben dagegen 39 Prozent der Neu- und 46 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer.

Der Gesundheitsstatus der Batterie hat einen hohen Stellenwert: Für E-Autos ist die Batterie ein zentraler wertbeeinflussender Faktor. Gleiches gilt für die Laufleistung, die Auswirkungen auf den Verschleiß jedes Fahrzeugs hat. In diesem Zusammenhang ist die Antwort auf folgende Frage interessant: „Wäre für Sie beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs ein Zertifikat einer unabhängigen Institution über den Zustand der Batterie wichtiger als die bisherige Laufleistung (Kilometerleistung) des Pkw?“ Obwohl ein Batteriezertifikat im deutschen Markt noch nicht einheitlich verfügbar ist, räumten je 20 Prozent beider Käufergruppen diesem Dokument einen höheren Stellenwert ein als nur der Laufleistung (8 Prozent bzw. 9 Prozent). Die Kernaussage ist der DAT zufolge allerdings, dass die Mehrheit der Befragten beide wertbeeinflussenden Faktoren, also die Laufleistung und ein Zertifikat über den Gesundheitsstatus der Batterie (State of Health), in hohem Maße für gleich wichtig erachtet (61 Prozent der Neu- und 53 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer).

Park- und Lademöglichkeiten sind für die E-Autoanschaffung elementar: Bedeutend für E-Autos – unabhängig davon ob sie gebraucht oder neu angeschafft werden, ist die private Park- und Ladesituation. Denn E-Autos tanken Strom und das möglichst einfach und komfortabel in der eigenen Garage (unter der Prämisse, dass die lokalen Gegebenheiten wie Stromversorgung, Genehmigungen bei einer angemieteten Garage etc. gegeben sind). Unter aller Pkw-Haltern verfügten 2022 knapp 47 Prozent über eine eigene Garage oder Tiefgarage und hätten damit die potenzielle Möglichkeit, ein E-Auto zu laden. Die Mehrheit allerdings gehörte zu den Open-Air-Parkern: Das heißt 30 Prozent parkten an einem fest zugewiesenen Stellplatz und 23 Prozent mussten ihren Pkw an der Straße abstellen und hatten damit in der Regel keine eigene Lademöglichkeit. Ähnlich verhalten sich die Werte bei den Gebrauchtwagenkäufern. Etwas höher ist der Garagen-Faktor bei den Neuwagenkäufern, die zu gut zwei Dritteln über eine Garage verfügen.

Gebrauchte E-Autos waren 2022 auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch in der Minderheit. Gerade mal 1,2 Prozent oder knapp 69.600 der 5,6 Millionen Besitzumschreibungen hatten einen rein batterieelektrischen Antrieb. Das wird sich in naher Zukunft ändern“, so Uta Heller und Dr. Martin Endlein, die Autoren des aktuellen DAT-Reports. Denn auf dem Neuwagenmarkt gebe es eine Vielzahl dieser Pkw, die sich zeitversetzt auf dem Gebrauchtwagenmarkt wiederfinden. Mit welcher Geschwindigkeit sei allerdings fraglich, so Heller und Endlein: „Die Unsicherheitsfaktoren sind vielen Käufern bislang noch zu groß. Auch das viel diskutierte Thema Leasing von gebrauchten rein batterieelektrischen Fahrzeugen spielt hierbei eine Rolle. Allerdings können sich diese Form der Nutzung bzw. Anschaffung zurzeit nur 9 Prozent der Neu- und 8 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer vorstellen.“

Quelle: Deutsche Automobil Treuhand – Pressemitteilung vom 01.04.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Klaus:

Es wird ja immer nur von den Angsthasen berichtet, die noch kein E Auto fahren. Die rechtfertigen sich natürlich mit den typisch populistischen Gegenargumenten.

Viele Menschen haben im automobilen Bereich ihre Intelligenz komplett falsch ausgerichtet. Die Masse der Fahrzeuge ist in allen Bereichen komplett überdimensioniert. Auch der Energieverbrauch der da ist wird komplett ausgeblendet. Das 60 Liter Kraftstoff einer 600 kwh Batterie entsprechen ist denmeisten gar nicht klar. Wenn man Ihnen aufzeigt, wie weit ein Verbrenner damit kommen müsste bei gleicher Effizienz wie ein e car werden einige zumindest nachdenklich.

Des Weiteren verplembern viele Energie in der Wärme im Fahrzeug. 26 Grad Innentemperatur bei 0 Grad Außentemperatur lassen jeden Bordrechner in der Restreichweite fallen.

Für E Autos braucht man eben Grips, Ladestrategie Routenplanung usw,. Nix für dumme Menschen, die sollten beim Verbrenner bleiben. Das ist gut so.

Norbert Seebach:

Wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass es zuverlässige und zertifizierte Verfahren gibt, den SoH des Akkus zu bestimmen, werden auch die gebraucht-Verkäufe bei E-Fahrzeugen zunehmen – spätestens jedoch, wenn alle Förderungen ausgelaufen sind und der Markt sozusagen um diese „Subventions-Verzerrung“ bereinigt ist. Bei vielen anderen Komponenten, die Verschleiß und damit teure Reparaturen bei Verbrennen mit sich bringen, bin ich schließlich beim E-Fahrzeug auf der sicheren Seite ( wei vieles halt schlicht wegfällt wie Auspuff, Kardan, Getriebe, Ölverluste durch Leckagen an Dichtungen etc.). Von dem eingesparten Geld (gegenüber Neukauf) leiste ich mir eine PV-Anlage fürs Dach und produziere über viele Monate im Jahr einen großen Teil meines Fahrstroms selber, während diejenigen, die immer noch auf die Propaganda gegen das E-Auto hereinfallen, weiter von der Mineralöllobby und der OPEC nach Belieben abgezockt werden!

KleinFritzchen:

Einen Dacia Spring Electric Comfort Plus mit Elia-Paket (sofort verfügbar mit 2.310 km aus erster Hand) finde ich in Iserlohn für € 15.990 … WZBW.

Robert:

habe gerade bei mobile.de geschaut z.B. der billigste Hyundai Elektro gibt es in meiner Umgebung derzeit ab 20.990 Euro was meine Aussage in vorigen Kommentar bestätigt

Robert:

nicht zu vergessen die Gebrauchtwagenpreise sind derzeit nur unwesentlich billiger als Neuwagen mit Förderung man kauft doch kein gebrauchtes E-auto für 20.000-25.000 Euro wenn der nur Neuwagen mit Garantie nur rund 30.000 nach Förderung kostet
da muss die Preisdifferenz schon mind. 10.000 – 15.000 Euro betragen, und es gibt eben noch viele Unsicherheiten und erfahrungswerte über den Akku gibt. Die Medien waren und sind schließlich voll davon mit Meldungen das nach 100.000 km der Akku Schrott sei und ein neuer mind. 20.000 Euro aufwärts kostet

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