Ford-Manager: Diskussion über Technologieoffenheit ist nicht hilfreich

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

„Die vielen Diskussionen über das Verbrenner-Aus und die Technologieoffenheit sind nicht hilfreich“, sagt Christian Weingärtner, Managing Director von Ford in Deutschland im Gespräch mit dem Magazin Electrified. Der US-amerikanische Hersteller Ford vertrete in Europa den klaren Standpunkt, dass an den EU-Regelungen für Neuzulassungen ab 2035, im Volksmund auch „Verbrennerverbot“ genannt, festgehalten werden soll.

„Die E-Mobilität ist eine super Technologie, die wir in den nächsten Jahrzehnten massiv weiterentwickeln werden. Worüber man sich aber unterhalten muss, ist, wie die Zwischenschritte auf dem Weg dahin ausschauen“, stellt Weingärtner im Gespräch aber fest. Er spricht sich für ein Aufweichen der CO2-Flottengrenzwerte aus, die ab 2025 die Hersteller zum Absatz von deutlich mehr Elektroautos zwingen würden, um Strafzahlungen zu umgehen. „Die Annahmen sind nicht mehr so, wie sie bei der Verabschiedung dieser Grenzwerte im Jahr 2019 waren. Damals ist man von einer stärkeren Nachfrage ausgegangen. Die ist nicht eingetreten„, begründet er seinen Standpunkt.

Dass Ford noch nicht weit genug sei, so viele Elektroautos abzusetzen, weist er allerdings mit Verweis auf das Kölner Werk, in dem Ford Capri und Ford Explorer gefertigt werden, von sich. Er sagt: „Wir hätten gar kein Problem damit, jetzt dazu beizutragen, dass es einen BEV-Mix von 50 Prozent in Deutschland gibt. Die Gesellschaft ist aber noch nicht bereit, in diesem Maße E-Autos zu kaufen, sei es wegen fehlender Ladeinfrastruktur oder fehlender Anreize.“

Preiskampf für 2025 erwartet

Aus Weingärtners Sicht ist die aktuell schwierige Lage der Autoindustrie in Deutschland nicht nur das, sondern ein generelles Problem der Industrie. Hohe Energiekosten und enormer Bürokratieaufwand seien dafür Gründe. „Wer sich wie wir derart zum Standort Deutschland bekannt hat, der spürt so etwas dann gleich doppelt und dreifach“, stellt der Manager fest.

Dass mit dem Explorer, dem Mustang Mach E und Capri zunächst größere Elektroautos angeboten wurden, ehe nun der Puma als erstes kleinere E-Auto folgt, begründet der Manager damit, dass in größere Autos nun einmal größere Batterien passen, was zu mehr Reichweite führt. „Es war nie unser Ziel, ein kleines Auto mit einer kleinen Reichweite anzubieten“, sagt Weingärtner.

Ausgehend vom erfolgreichen Geschäft mit Nutzfahrzeugen könnte sich zudem ein weiterer elektrischer Geschäftszweig für Ford auftun, wie der Manager verrät:  „Ich habe mich gerade erst mit einem großen Camperhersteller unterhalten, der auch Richtung Elektro gehen und da mit uns zusammenarbeiten will.“ Sein Blick auf das kommende Jahr mag indes ihm nicht gefallen, vielen potentiellen E-Auto-Käufern jedoch umso mehr:  „Alle Hersteller werden pushen, um ihren E-Absatz zu steigern und dadurch versuchen, Strafzahlzungen zu vermeiden. Ich fürchte, wir werden einen Preiskampf erleben, der von der Regulatorik forciert ist. Dem werden wir uns stellen.“ 

Quelle: Electrified – Ford-Manager: Es gibt nicht nur ein Problem der Autoindustrie

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Frank2:

Das Ende des Jahrzents ist in 5 Jahren – da werden noch alle grossen europäischen Players Autos produzieren!

Und die werden eine Menge EVs produzieren :-) – und auch noch ein paar Verbrenner.

Vor 3 Jahren haben alle geglaubt Tesla übernimmt die gesammte Welt, verkauft 20 Mio Autos pro Jahr und alle anderen gehen pleite.
Ist nicht eingetroffen – oder?

Menschen wollen Vielfalt, Auswahl und vor allem etwas anderes als der Nachbar.

Jetzt wird ein neues Drohgespenst bemüht – aber ganz doof sind auch die europäischen Hersteller nicht.
Man wird sich den Marktgegebenheiten anpassen und zumindest einen grossen Teil des derzeitigen Marktes verteidigen.

Die Schwarzmalerei um die deutsche Autoindustrie ist so alt ich denken kann – und das ist schon ganz schön lange :-)

Roma:

Hier erzählt der Herr aber nicht die ganze Wahrheit.
Wäre Ford so gut aufgestellt wie er behauptet, dann müssten sie zum einem nicht auf die durchwachsene MEB-Plattform zurückgreifen, noch hätten sie so massive Probleme bei der Umsetzung ihrer wenigen E-Modelle.
Und der elektrische Puma kostet trotzdem ein kleines Vermögen bei mäßigen Daten, BYD&Co wird hier starke Konkurrenz bieten.

Daniel W.:

Sorry – da habe ich unter einem falschen Namen gepostet – keine Ahnung wie das „MEN“ da reingerutscht ist.

Gregor:

die Extreme hat man in 2024 schon live erleben können…nur das wohl umso mehr Extreme umso mehr Verweigerung der Realität nach sich zieht…

Sagitarius:

Verfehlte Modellpolitik bei Ford, indem man alle Volumenmodelle einstellt dürfte wohl eher das Problem sein. Was gibt’s denn ab 2025 noch in Europa nach dem man den Kuga einstellt? Puma und Transit ? Wow sehe grosse Auswahl für den Kunden

MEN:

Ford will, wie die anderen Hersteller auch, mit teuren E-Autos fette Gewinne machen, aber für die CO2-Flottengrenzwerte braucht es sehr viele günstige E-Autos, damit die Mehrzahl der Autokäufer auch E-Autos kauft und keine billigen Verbrenner.

Jetzt hoffen wohl alle in Europa, dass im Gefolge von Trump die CO2-Flottengrenzwerte verschoben werden – möglicht Jahr für Jahr weiter weiter nach hinten.

In den kommenden Jahren dürfte es einen großen Knall geben, wenn sich die Technologieoffenheit in Europa und die Wahl von Trump in den USA als katastrophaler Fehler herausstellen sollte, weil der Klimawandel keine Rücksicht auf die Wünsche der Verbrenner-Lobby und ihrer Anhänger nimmt.

Ich bin ja mal gespannt wieviele der europäischen Autofirmen am Ende des Jahrzehnts in Europa noch Autos produzieren – vermutlich nicht mehr viele.

Pheaton:

Meiner Meinung nach hat Ford zu früh auf 100% Elektromobilitaet gesetzt. Und hat vergessen auch weiterhin auf einen Fiesta, Ka und Focus mit Verbrenner zu bauen. Aber, da muss man auch wieder die EU mit ins Boot nehmen. Da die Formel für die Berechnung der CO2 Flottenhersteller Grenzwerte auch das Durchschnittsgewicht des Produktportfolios beinhaltet, hat man primär auf schwere Fahrzeuge gesetzt.
Ab 2025 wurde diese Formel wieder geändert. Es muss sich lohnen auf kleinere und leichte Fahrzeuge zu setzen. Aber die Marge ist dann auch viel kleiner.

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