Erste Testfahrt: Ford Explorer, der frechere VW ID.4

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Daniel Krenzer

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  —  Lesedauer 4 min

Der US-amerikanische Autohersteller Ford mit Werk in Köln hat in die Nähe von Frankfurt geladen, um sowohl das neue Elektro-Crossover Ford Explorer als auch nahezu alle anderen Modelle der aktuellen Flotte näher zu erkunden. Bei einer ersten Testfahrt haben wir uns dabei den technischen Bruder des VW ID.4 näher angesehen, der in Köln vom Band rollt und gemeinsam mit der elektrischen Neuauflage des Ford Capri die Arbeitsplätze am Standort sichern soll. Der Capri war indes nur statisch zu bewundern, nachdem erst kürzlich die ersten Exemplare davon gefertigt worden sind.

Bei unserem Testwagen handelte es sich um einen Ford Explorer Premium mit 250 kW (340 PS) starkem Allradantrieb und 79 kWh großem Akku an Bord (netto). Immerhin 1,2 Tonnen darf diese Spitzenausführung des Explorer ziehen. Neben der umfangreichen Serienausstattung war zudem noch ein Panoramadach vorhanden, womit das E-SUV in Summe auf einen Listenpreis von 58.150 Euro kommt. In der Standardausführung, die ebenfalls schon viel Serienausstattung mit sich bringt, gehen die Preise bei 48.500 Euro los. Eine günstigere Variante mit kleinerem Akku wird am Jahresende erwartet.

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Bei regnerischem Wetter und um die 15 Grad lief die Testfahrt eher moderat ab, jedoch war gut ein Drittel der Strecke eine Autobahnfahrt, bei der wir auch mal auf 150 Stundenkilometer hochbeschleunigt haben, maximal sind 180 Stundenkilometer möglich. Der Verbrauch laut Bordcomputer pendelte sich dabei bei knapp 17 kWh ein, was gut 450 Kilometer realistischer Reichweite entspricht. Das sind auf den ersten Blick ordentliche Werte für ein Auto dieser Klasse. Ohne Allrad-Antrieb liegt der Verbrauch laut WLTP nochmal um 2 kWh niedriger, was laut Ford mehr als 600 Kilometer Reichweite ermöglicht.

Die Ladeperformance konnten wir auf der Runde nicht testen, laut Hersteller sind maximal 185 kW möglich, wobei von 10 bis 80 Prozent mit durchschnittlich 135 kW geladen werden können soll – das dauert unter optimalen Bedingungen dann 26 Minuten. An der normalen AC-Ladesäule sind 11 kW möglich.

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Das Fahrverhalten ließ kaum Grund zu meckern. Der Explorer liegt satt auf der Straße, beschleunigt ordentlich, ohne dabei zu forsch zu werden. Die Federung ist angenehm, der Sitzkomfort ebenfalls. Etwas erstaunt hat uns, dass ausgerechnet im Sport-Modus die Rekuperations-Verzögerung am Gaspedal am größten ist, wobei das doch ansonsten eher als Eco-Fahrweise eingestuft wird. Kleines Manko: Auch hier ist die Rekuperation eher mild, doch auch mit dem Bremspedal lässt sich Energie zurück in den Akku lotsen. Freunde vom One Pedal Driving werden aber mit dem Explorer nicht die beste Wahl treffen.

Dafür entschädigen kann hingegen die angenehm arbeitende Massagefunktion in der Premium-Variante. Die recht leichtgängige Lenkung ist offenbar nicht jedermanns Sache, der enge Wendekreis schon eher. Wir fanden beides recht angenehm – genauso wie die Haptik und vibrierende Rückmeldung der Wahlknöpfe auf dem Lenkrad.

Obwohl er mit 4,45 Metern Länge noch recht kompakt und zudem nicht allzu hoch ist, wirkt das als Crossover bezeichnete Modell aufgrund des recht „breitbeinigen“ (Zitat Ford-Marketing-Chef Christian Weingärtner) Erscheinungsbildes größer, eher wie ein Zwischending aus SUV und aufgeplustertem Kombi. Und für seine Größe bietet der Explorer reichlich Stauraum. In den Kofferraum passen 450 Liter im Normalzustand und bis zu 1422 Liter bei umgeklappter zweiter Sitzreihe. Das Ladekabel findet unter einem doppelten Boden Platz.

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Pfiffig ist auch die Gestaltung der Stauräume in der Kabine. So befindet sich hinter dem aufrecht stehenden Display ein kleines Fach, das sich durch ein Aufrechtstellen des Bildschirms zugänglich machen lässt. Auch in den Türen und der Mittelkonsole gibt es viel Platz, um seine Dinge zu verstauen. Und auch das Infotainment an sich macht einen guten ersten Eindruck, auch wenn wir bei dem ersten Test Details wie die Ladeplanung freilich nicht näher begutachten konnten.

Die Technik aus dem Ford Explorer ist aus dem VW ID.4 bekannt – und natürlich von seinen Geschwistern wie dem Skoda Enyaq und dem Audi Q4. Ford ist es allerdings gelungen, die bekannte und solide Plattform in ein eigenes Gewand zu hüllen, das durchaus gefällig daherkommt. Die Optik des Explorers ist gewagter und amerikanischer als das seiner Technik-Brüder und -Schwestern, und auch das Innenleben wirkt keck und frisch, während der VW ID.4 zugegebenermaßen bei allen Stärken doch recht bieder daherkommt. Der erste Eindruck vom Explorer ist also ein guter, mehr zeigt hoffentlich demnächst ein intensiverer Test.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Gastschreiber:

Es wäre bitter für den Enyaq, wenn er bei 20cm mehr an Außenlänge nicht mehr Platz böte.
Ja, gerade hinten ist das mit dem Hartplastik schon heftig im Ford. Aber wohl nicht problematisch, wenn man sich die typische Nutzung hierzulande ansieht :) mit 1 Fahrer und sonst Auto :)
Wenn der Enyaq beim nächsten Facelift das neue Design bekommt, fände ich das super. Leider hatte ich bei den Probefahrten mit dem Enyaq Probleme mit der Software, war aber 1. Generation, das ist sicher inzwischen geheilt, aber die Autos hatten auch ziemlich geklappert, das war bisher in jedem Skoda so, den ich die letzten Jahre fuhr, egal ob Verbrenner als Leihwagen, oder Elektro.

Celsi:

Da kann man noch so viel PS oder Gimmicks reinstopfen, so ein SUV Klumpen, der (wie auch der Großteil seiner Konkurrenz) aussieht, als wäre er auch aussen aus eingefärbtem Plastik, wird niemals „frech“ sein. (Wenn man „frech“ mal als das Gegenteil von „langweilig“ interpretiert.)
Ebensowenig, wie ein SUV jemals ein Coupé oder „coupèartig“ sein wird.
Das sind Marketingbegriffe, die einstmals coole Autos beschrieben und heute verwendet werden, um im langweiligen, hochbeinigen, grau-schwarzen Automobileinheitsbrei davon abzulenken, wie öde die Automobilwelt geworden ist.

Eigentlich bin ich noch gar nicht alt genug für so einen Spruch, aber ich erwische mich immer öfter dabei, wie ich ihn denke und sage: Ich bin dankbar dafür, früh genug geboren zu sein, um die Blütezeit des Automobils, als das fahren, ansehen und kaufen desselben noch ein Erlebnis war, zum Teil miterlebt zu haben.
Und täglich in einem zu sitzen, bis ich vom Sportsitz in die Eichenkiste umgelagert werde.

Preace out.

SSS NNN:

Ehrlich gesagt, gefällt er mit optisch nicht so gut wie der Enyaq. Der innenraum ist mit mehr „billig“ anmutendem Hartplastik. Das Platzangebot geringer. Der Skoda hat praktischere Ablagenmöglichkeiten. Es ist der Enyaq 85X bestellt, owohl ich nach 6 Ford (Aktuell Cupra Formentor) dachte, ich wäre Ford Fanboy… LG

Gastschreiber:

Sparsam empfand ich den Wagen auch, optisch auch angenehm. Größe passt eigentlich für die meisten Einsatzfälle. Kritik habe ich auch, sehr schlechte Sensortasten, sehr billige Materialien auf den hinteren Plätze, Software nicht optimal, da teilweise verwirrende Bedienung. Lapprige Abdeckung hinten und eine zu niedrig öffnende Heckklappe. Größtes Problem war eine sehr spät einsetzende und sehr matschige Bremse.
Fahrwerk unsportlich und schnell untersteuernd. Ich fuhr den Extended Range RWD

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