Ford Tourneo und Transit Custom: „Doppelherz im Kasten“

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Wolfgang Plank
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Beim Stichwort E-Auto denken die meisten noch immer an Pkw. Ein Blick in die Städte indes zeigt: Gerade in der City sind auch ordentlich Lieferwagen und Shuttle-Fahrzeuge unterwegs. In aller Regel mit Dieselmotoren. Ein gewaltiger Markt für den Antrieb per Akku.

Um Lasten und Leute zumindest lokal ohne Emissionen transportieren zu können, fährt Ford seine Fünf-Meter-Modelle Transit und Tourneo Custom nun auch als Plug-In-Hybride auf. Gute 50 Kilometer schafft die Unterflur-Batterie mit einer Kapazität von 13,6 kWh im besten Fall – unter realen Bedingungen sind es dann doch ein paar weniger. Sei’s drum: Fachleute hat das Konzept schon mal überzeugt, und so darf der Doppelherz-Transit stolz den Titel „Van of the Year 2020“ tragen.

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Egal, ob Kasten, Kombi oder Kleinbus – in allen Fällen sind 126 PS Systemleistung an Bord. Das reicht im Stadtverkehr völlig, und auch jenseits des Ortsschildes ist man bis Tempo 120 ordentlich dabei, mehr geht ohnehin nicht. Eher ungewöhnlich: Der an üblicher Stelle verbaute Ein-Liter-Turbobenziner hat keine mechanische Verbindung zu den Vorderrädern, sondern dient ausschließlich als Range-Extender – treibt also ähnlich einem Notstromaggregat den Generator, der wiederum die Lithium-Batterie lädt.

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Das klingt umständlich und sorgt in der Praxis auch für Verluste beim Wirkungsgrad – allerdings kann der Verbrenner drehzahlunabhängig und damit besonders verbrauchsgünstig laufen. Bei vollem Tank ergibt sich so ein Aktionsradius von rund 500 Kilometern. Und was man beim Bremsen an Energie zurückgewinnt, kommt noch obendrauf. Selbstverständlich lassen sich Transit wie Tourneo auch extern laden. An der heimischen Steckdose mit zehn Ampere dauert die komplette Füllung gute vier Stunden, mit Typ-2-Anschluss geht’s knapp unter drei.

Vier Fahrprogramme regeln das Zusammenspiel von Wicklung und Kolben. „EV Jetzt“ aktiviert den Akku, „EV Laden“ und „EV Später“ produzieren und horten Strom, im Standard-Modus entscheidet der Wagen selbst. Wichtig für sensible Innenstädte: Ab Frühjahr kommenden Jahres sorgt ein „Geofencing-Modul“ dafür, dass Transit und Tourneo Custom in ausgewiesenen Umweltzonen automatisch zu „EV Jetzt“ wechseln. Eine App zeichnet die Daten verschlüsselt auf, um notfalls gegenüber Behörden den Nachweis erbringen zu können, nicht mit Range-Extender gefahren zu sein.

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Weil die Batterie unter dem Auto angesiedelt ist, bleibt der Innenraum gegenüber den Diesel-Versionen unverändert. Für den Kastenwagen bedeutet das sechs Kubikmeter Laderaum und 1,1 Tonnen Nutzlast, für den Kombi sind es 740 Kilo Zuladung. Auch der Tourneo gibt sich räumlich unverändert. Egal, ob als exklusives Shuttle-Fahrzeug oder Raum-Gleiter für die Großfamilie: Mit dem flexiblen Innenraum-Konzept können die Sitze der zweiten und dritten Reihe auf Wunsch im Konferenz-Format angeordnet werden, so dass die Insassen sich gegenübersitzen.

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Ganz billig ist die Kraft der zwei Herzen allerdings nicht. Der Kastenwagen kostet ab 57 114 Euro (brutto), der Kombi ab 62 838 Euro, und für den Tourneo Custom ruft Ford stattliche 71 900 Euro auf. Auch wenn da diverser Komfort und allerlei Assistenz schon an Bord sind – derart viel Liebe zur Umwelt muss man sich erst mal leisten können…

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Martin Eichlseder:

Eine tolle und wirtschaftliche Idee die ich seit langem vermisse. Mit diesem Konzept kann in Zukunft sehr viel Kraftstoff gespart werden bei gleichzeitig hohem Drehmoment des E-Motors. Das E-Auto ist die Zukunft für autonomes Fahren, egal wo der Strom her kommt, ob von der Steckdose oder vom Wasserstoff oder eben von einem Generator der durch fossilen Kraftstoff angetrieben wird, E-Auto bleibt E-Auto nur die Anwendung entscheidet über das Konzept.

Der Zeitenwandel hat begonnen und der hat bekanntlich immer viele Besserwisser und trotzdem wird das Jahr 2020 das Jahr der E-Mobilität, schade nur das die vielen Startups die wir durch das Verschlafen in die E-Mobilität gezüchtet haben unserem Autoland Deutschland viele Aufträge wegnehmen und das kostet natürlich auch Arbeitsplätze, nicht die E-Autos kosten Arbeitsplätze.

Markus Müller:

Genau das Gefährt das ich (als Basis für Camper) suche. Noch ein bisschen mehr, oder ein bisschen bessere Batterie, so für 100 bis 150 km, und alle Probleme sind gelöst, auch die mit der Förderfähigkeit.

Emobilitãtsberatung-Berlin K.D.Schmitz c/o AKDS-HLV-TMC-GmbH:

Relativ klar und sachlich geschrieben der Bericht und entspricht auch dem was ich bisher weiß von dem Auto, allerdings wurde vergessen zu erwähnen dass er leider, trotz dieser super Technik, die aber offensichtlich noch ein bisschen weiterentwickelt werden muss weil. … er schafft nicht die WLTP Werte für den Umweltbonus ein zu halten.
Verbrauch zu viel, daher zu viel CO2 und nicht förderfähig. Da muss Ford noch schnellsten dran arbeiten.
Ich denke aber das System weiterzuentwickeln lohnt sich
, vor allem das geofencing ist ja wohl eine geniale Einrichtung um den Betrügereien mit den Plugins einen Riegel vorzuschieben oder zumindest zu reduzieren , läuft aktuell in Köln ein Test.

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