Fisker: Keine Zinszahlung, keine Produktion, Personalabbau

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Das Elektroauto-Startup Fisker sieht sich mit erheblichen finanziellen Problemen konfrontiert. Das Unternehmen, das erst kürzlich in Schwierigkeiten geriet, weil es eine Zinszahlung an einen institutionellen Investor und Anleiheninhaber nicht leisten konnte, hat nun Medienberichten zufolge einen „Chief Restructuring Officer“ ernannt. Die Ernennung von Michael Healy, einem Senior Managing Director bei FTI Consulting, erfolgte demnach im Rahmen eines Übereinkommens mit einem anonymen institutionellen Investor, der über Millionen von Dollar an wandelbaren Anleihen verfüge.

Fiskers Vorstand entschied sich für Healy wegen seiner umfassenden Erfahrung in der Beratung von Unternehmen, Gläubigern und Aktionären bei Umstrukturierungsmaßnahmen, sowohl in als auch außerhalb von Chapter-11-Verfahren. Diese Entscheidung zielt darauf ab, die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens in den Griff zu bekommen und einen Plan zur Stabilisierung zu entwickeln.

Fisker gab an, eine Zinszahlung an den institutionellen Investor am 29. März versäumt zu haben. Weiterhin ist das Unternehmen aufgrund der Aussetzung des Aktienhandels an der New York Stock Exchange im März im Verzug bei diesem Anleiheninhaber. Im Rahmen der Vereinbarung mit dem Investor musste Fisker ein „Transaktionskomitee“ aus dem Vorstand einrichten, das eng mit dem Chief Restructuring Officer zusammenarbeitet. Zudem stimmte Fisker zu, dem Investor einen 13-Wochen-Budget- und Cashflow-Plan vorzulegen und auf alle seine Informationsanfragen zu reagieren. Das kalifornische Start-Up schulde dem Investor derzeit mehr als 180 Millionen US-Dollar (ca. 168 Mio. Euro), ohne Zinsen und weitere Gebühren.

Fisker veröffentlichte kürzlich seinen Jahresbericht für 2023, in dem das Unternehmen darauf hinweist, dass es möglicherweise innerhalb von 30 Tagen Insolvenz anmelden muss, falls es keine ausreichende Entlastung von seinen Gläubigern und keine ausreichende Liquidität zur Erfüllung seiner Schuldverpflichtungen erhält.

In diesem Bericht gibt Fisker auch bekannt, dass sein Barmittelbestand im Jahr 2023 auf 325,5 Millionen US-Dollar (ca. 304 Mio. Euro) gesunken ist, verglichen mit 736,5 Millionen US-Dollar (ca. 688 Mio. Euro) im Jahr zuvor. Die Belegschaft des Unternehmens ist seit Ende Dezember um 425 auf etwa 1135 Mitarbeiter:innen gesunken. Die Schwierigkeiten wurden bereits im Februar offensichtlich, als das Unternehmen in seinem Quartalsbericht einen Nettoverlust von 463 Millionen US-Dollar (ca. 433 Mio. Euro) meldete und eine 15-prozentige Kürzung der Belegschaft ankündigte.

Der Produktionspartner Magna Steyr in Graz, Österreich, gab ebenfalls eine deutliche Kürzung des Personals bekannt, nachdem Fisker die Produktion seines Elektro-SUV Ocean vorübergehend gestoppt hatte. Die Produktion wurde bereits zuvor von zwei Schichten auf eine Schicht reduziert. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden nur etwa 1000 Fahrzeuge hergestellt.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es noch Hoffnung, dass Fisker Wege findet, um diese Schwierigkeiten zu überwinden und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob das Unternehmen eine nachhaltige Lösung für seine Finanzkrise finden kann.

Quelle: electric-vehicles.com – Fisker’s manufacturing partner Magna cuts 500 Jobs amid production halt / Automotive News Europe – Fisker appoints chief restructuring officer after missing payment to noteholder

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Wolfbrecht Gösebert:

„Die japanischen und die koreanischen Hersteller produzieren in Europa. Alleine Toyota unterhält acht Werke in Europa.
Nur die Chinesen halt bisher nicht, …“

Das ist insofern falsch, als dass BYD – Hersteller der weltweit meistverkauften Elektrobusse – bereits 2017 die erste europäische Elektrobus-Fabrik in Komárom im Norden Ungarns eröffnete und dort zunehmende Stückzahlen produziert!

Spiritogre:

Die japanischen und die koreanischen Hersteller produzieren in Europa. Alleine Toyota unterhält acht Werke in Europa.
Nur die Chinesen halt bisher nicht, aber drei haben es immerhin für die Zukunft angekündigt: BYD, Chery, MG.

Das liegt übrigens bei Koreanern und Japanern auch daran, dass sie teils völlig andere Modelle in Europa anbieten als im Rest der Welt. Hyundais i Reihe , i10, i20, i30 … wurde z.B. extra für Europa entwickelt und gibt es (regulär) nicht in Asien oder Amerika. Mein damaliger Hyundai Sonata, vor Erscheinen der i Modelle, hatte einen Mercedes-Mitsubishi Motor, extra für den europäischen Markt.

Fisker ist wieder genau anders herum gewesen. Deren Hauptmarkt war die USA, ein Großteil der knapp 10.000 produzierten Fisker Ocean wurden über den großen Teich von Österreich in die USA geschippert.

Archie:

„…kaputt geredet.“
Das macht man ja seit geraumer Zeit auch mit der europäischen Automobilindustrie. Wir werden sehen.

„…anstatt mit den Schiff über den ganzen Globus Auto verfrachten.“
Diesbezüglich habe ich oft heiße Diskussionen mit meinem Bruder.
Er und seine Familie kaufen seit Jahrzehnten asiatische Autos, weil die ein paar € billiger sind.
Gleichzeitig jammert man über die Aussichten der einheimischen Wirtschaft und dass ihre Jobs nicht sicher sind.
Es gibt eben Leute, die tragen zwar keine Brille, sind aber kurzsichtig wie Maulwürfe.

Linz:

Dieses Startup wurde kaputt geredet. Das ist die neue Kundschaft die kein Auto mehr fahren will, sondern passiv im Auto sitzt un am Bildschirm herum fingert. Schade, weil es wird in Österreich produziert und wir sollten EU Fahrzeuge kaufen anstatt mit den Schiff über den ganzen Globus Auto verfrachten.

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