Experte: Feststoffakkus noch keine echte Alternative

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Zukunft der Elektromobilität hängt maßgeblich von der Weiterentwicklung leistungsfähiger und langlebiger Batterien ab. Trotz intensiver Forschung bleibt die Lithium-Ionen-Batterie auch in den kommenden Jahren die dominierende Technologie. Das erklärt Prof. Dr. Kai Peter Birke von der Universität Stuttgart im Interview mit Aftermarketzeitschrift (AMZ). Feststoffbatterien und andere neue Ansätze werden zwar intensiv erforscht, stoßen jedoch in der Praxis noch auf erhebliche Hürden. „Man kann natürlich von Feststoffbatterien und Lithium-Metall träumen, aber man erreicht längst nicht das gleiche Niveau wie bei den Ionen-Batterien“, so Birke. Die Herausforderungen liegen demnach vor allem in der Zyklenfestigkeit und Lebensdauer der neuen Technologien, die bislang nicht das gleiche Potenzial bieten.

Die Entwicklung von Batterien verläuft daher eher in kleinen Schritten. Große Sprünge in der Energiedichte sind nicht zu erwarten, stattdessen wird es hauptsächlich Optimierungen geben. „Es sind keine radikalen Energiedichte-Sprünge zu erwarten, sondern nur Optimierungsarbeit. Aber für ein Auto reicht es“, betont Birke. In modernen Elektroautos beträgt der Stromverbrauch bereits nur noch rund 10 bis 12 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was ungefähr einem Liter Benzin entspricht.

Neben der Technologie selbst spielt auch die Ladeinfrastruktur eine zentrale Rolle für die weitere Verbreitung von Elektroautos. Hier sind die Erwartungen der Nutzer oft höher als die Realität. Viele gehen davon aus, dass sie an einer Schnellladestation mit 150 Kilowatt laden können, doch in der Praxis sieht es häufig anders aus. „Oft kommt nicht einmal die Hälfte der Leistung am Auto an“, erläutert Birke. Das liegt daran, dass das Stromnetz oft nicht die volle Leistung bereitstellen kann. Um dieses Problem zu beheben, sei ein massiver Ausbau der Netze notwendig, um die Elektromobilität flächendeckend zu unterstützen.

Auch die Lebensdauer von Batterien wird maßgeblich von äußeren Faktoren beeinflusst, insbesondere von der Temperatur. Hohe Temperaturen lassen die Batterie schneller altern, selbst wenn sie nicht genutzt wird. „Wenn die Batterie lange Zeit hohen Temperaturen ausgesetzt ist, verschleißt sie schneller“, erklärt Birke. Bei kalten Temperaturen hingegen muss beim Laden besonders vorsichtig vorgegangen werden, um Schäden zu vermeiden. „Bei tiefen Temperaturen kann es zu einem Phänomen kommen, das als Lithium-Plating bekannt ist, wenn die Batterie zu schnell geladen wird“, fügt er hinzu.

„Wer seine Batterie schonen will, lädt nur zwischen 20 und 80 Prozent“

Um die Lebensdauer der Batterie zu maximieren, empfiehlt es sich, die Batterie nicht vollständig aufzuladen, sondern zwischen 20 und 80 Prozent zu halten. „Wer seine Batterie schonen will, lädt nur zwischen 20 und 80 Prozent“, so Birke. Vollladungen sollten vermieden werden, da sie die Batterie stärker belasten und ihre Lebensdauer verkürzen können. Dies gilt besonders in extremen Klimazonen, in denen die Temperaturen stark schwanken. Nutzer in gemäßigten Klimazonen wie Großbritannien hätten daher eine längere Lebensdauer ihrer Batterien.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Elektromobilität eine vielversprechende Lösung, um den Energieverbrauch im Straßenverkehr zu senken, wie der Experte erklärt. Die Effizienz moderner Elektroantriebe liegt bei etwa 90 Prozent, was sie zu einer der ressourcenschonendsten Technologien im Automobilbereich macht. Dennoch ist klar, dass die Entwicklung nicht von heute auf morgen revolutionäre Fortschritte bringen wird. Die Optimierung bestehender Technologien und der Ausbau der Infrastruktur sind entscheidende Schritte, um das volle Potenzial der Elektromobilität zu entfalten.

Quelle: amz.de – „Man kann elektrisch fahren, man muss es nur wollen“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Elm:

Äh, was ist das für eine oberflächliche Ansammlung von Gemeinplätzen zu Akkus? Statt Details zu den technischen Herausforderungen von Feststoffbattterien nur Allgemeinwissen, dass jeder eFahrer herunterbeten kann.

Dazu hat der Professor übersehen, dass es schon heute Autos gibt, die mit über 300 kW Spitzenleistung und in 18 Minuten von 10 auf 80 % laden. Auch das absehbare Ziel 10 Minuten Ladezeit ist ihm wohl unbekannt.

Airdahl:

Ich weiß nicht , wann sie das letzte sich das angeguckt haben, aber für einen 110er schnitt müssten sie echt schnell munterwegs sein

Tom H.:

„Das sind enttäuschende Nachrichten, zumal CATL Batterien mit mehr als 500 Wh/kg bereits angekündigt hat.“

Gestatten Sie mir eine Frage: Was Verstehen Sie unter Nachrichten?
Fällt die Einschätzung einer Einzelperson während eines Interviews schon unter die Rubrik Tatsachenbericht?

Darüber hinaus hat CATL keine Feststoffbatterien mit mehr als 500WH/kg angekündigt, sondern kommuniziert, dass man davon ausgehe perspektivisch 500W/kg in der Festkörperionik durchaus erreichen zu können.
Bitte Forschung und Entwicklung als solche auch begreifen (!) und nie den Fehler machen Enten auf den Teich zu setzen, indem Sie Wasserstandsmeldungen zu Entwicklungsstufen mit „Ankündigungen“ gleichsetzen, damit fallen Sie zielsicher auf die Nase.

CATL selbst möchte eigenen Äußerungen zur Folge (Stand Frühjahr 2024, China International Battery Fair) im Jahr 2027 damit beginnen, Kleinserien von Festkörperbatterien zu fertigen, eine Großserienproduktion sei mit dem aktuellen Reifegrad von Technologie und Herstellung wohl weiterhin sehr herausfordernd.
Meiner Kenntnis nach befindet sich hier CATL eigenen Angaben zur Folge auf einer Skala von 1-9 bei einer guten 4, 2027 hofft man, eine 7 – 8 zu erreichen.

Demzufolge ist die Einschätzung – auch hier bitte beachten: Es ist eine Einschätzung mit Betrachtung des aktuellen Stand der F&E! – von Herrn Prof. Dr. Ing. Kai Peter Birke vollkommen richtig: Die Festkörperionik ist heuer noch keine echte Alternative in der E-Mobilität.

Wolfbrecht Gösebert:

Zum Thema »Entwicklung von Batterien« schrieb EVfan:
„Das sind enttäuschende Nachrichten, …“

Aber wohl nur für solche, die sich gern irgendwelchen Akku-Illusionen hingeben und skeptische Hinweise gern überhören :)

Ich würde mal formulieren, »dass heutige BEV in den allermeisten Szenarien GUT funktionieren, aber für große Fahrzeuge wie Wohnmobile und Fahrten mit Anhänger noch einige, wenige Einschränkungen haben.«

Für Außendienstler z.B. sind Fahrzeuge verfügbar, die – mit >700 km RW angegeben – vielleicht noch einen 20-Minuten-Halt alle 300-400 km erfordern, so what?
BTW: Für Wohnmobile ist es auch nicht Gesetz, dass sie „über Nacht“ an die Adria fahren MÜSSEN :)

Bleibt i.W. noch der Hängerbetrieb … da sehe ich noch am ehesten eine kleine Zahl PHEVs, die würde sich aber drastisch reduzieren, wenn die Hänger im Betrieb selbst rekuperieren können und einen eigenen Akku + Antrieb haben – „E-Trailer“, die das schon vor vielen Jahren testweise zeigen konnten: Zum Caravan Salon 2019 präsentierte Dethleffs einen solchen Hänger und demonstrierte den enormen Reichweitengewinn an einem E-Audi in 2021. Ansonsten nämlich „vernichtet“ die normale Funktion der Auflaufbremse des Hängers den größten Teil der Rekuperationsenergie, eben leider auch die des Zugfahrzeugs! :(

Aktueller(?) Stand: c&p–> promobil.de/wohnwagen/neuheiten/airstream-estream-etrailer-system-zf-elektrischer-antrieb/

EVFan:

Das sind enttäuschende Nachrichten, zumal CATL Batterien mit mehr als 500 Wh/kg bereits angekündigt hat. Wenn die Aussichten tatsächlich so sind wie von Prof. Birke dargestellt, werden FCEV und PHEVs in Zukunft eine größere Rolle spielen. Denn Tatsache ist auch, dass heutige BEV in vielen Szenarien ganz gut funktionieren, aber für Außendienstler, große Fahrzeuge wie Wohnmobile und Fahrten mit Anhänger noch deutliche Defizite bzgl. Reisedauer und Praktikabilität haben.

Die 12 kWh/100km Verbrauch sind auch eher das Optimum auf der Landstraße. Mir ist kein E-Auto bekannt, das bei 130 km/h auf der Autobahn weniger als 20 kWh/100km verbraucht. Das gilt auch für Tesla, entgegen vielen anderslautenden Behauptungen von Besitzern, die dann aber oft von AP auf 130 km/h sprechen und vergessen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit aufgrund von Tempolimits, Verkehr und Baustellen dann eher bei 110 km/h liegt.

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