Fahreindrücke & Meinung zum Lexus UX 300e: Akku auf Zack

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Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 4 min

Rückenwind spüren sie bei Lexus, seit in der Republik die CO2-Debatte tobt. Mit 90 Prozent fährt Toyotas Nobel-Tochter in Sachen Hybrid-Quote seit Jahren einsam vorneweg. Nun gehen die Japaner einen Schritt weiter und präsentieren mit dem UX 300e das erste E-Auto der Marke. Und zwei Zahlen zeigen deutlich, was sich die Ingenieure nach 15 Jahren Erfahrung mit Strom und Speicherung zutrauen. Für 70 Prozent der Akku-Kapazität garantiert Lexus zehn Jahre – oder eine Million Kilometer. Das ist eine echte Ansage.

Selbstverständlich dominiert auch beim jüngsten Modell der Winkel. Und womöglich kommt beim Anblick des neuen UX auch ein paar Leuten von Lexus der Helm eines Samurai in den Sinn. Offiziell jedoch soll die wie mit einem Schwert gezeichnete Front rein gar nicht an einen edlen japanischen Krieger erinnern, sondern für Diabolo stehen. Worunter man das seiltanzende Spielgerät vermuten kann, ein Luftpistolen-Projektil – aber eben auch den Fürsten der Finsternis. Beelzebubs höllenfeuriger Dreizack jedenfalls könnte kaum teuflischer aussehen, was der Bezeichnung Grill nicht nur optisch eine neue Dimension bescheren würde.

Am Heck geht’s ebenso kantig zu. Sogar die Rückleuchten des Kompakt-SUV tragen stolz Finne – der Aerodynamik wegen. Davon abgesehen gibt sich der UX 300e höchst unsatanisch. Vorne thront man erhaben wie der Tenno. Die Hände am gewärmten Kranz, den Rücken in schickem Gestühl. Und alles umgeben von fernöstlichem Feinsinn. Auch hinten herrscht auskömmlich – und ebenfalls sitzbeheizter – Raum, die Klima-Luft strömt geruchsfrei, und für satt ins Schloss fallende Türen sorgen bei Lexus kunsthandwerkliche Takumi-Meister. Warum sollte nicht auch im Auto gelten, was die Japaner Omotenashi nennen: Gastfreundschaft?

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Schließlich ist der UX 300e primär für entspanntes Fortkommen gedacht. Dafür sorgt ein E-Motor mit 150 kW (204 PS) – gespeist aus einem tief im Boden verbauten 54-kWh-Akku für 315 Kilometer Reichweite (WLTP). Mit 18-Zöllern sind’s immerhin noch 305. Damit’s nicht deutlich weniger wird, überwachen Sensoren die Spannung jeder Zelle.

Für Wärmeabfuhr sorgt, anders als bei vielen Konkurrenten, eine Luftkühlung – und fürs Gegenteil ein Heizelement pro Modul. Selbst bei minus 30 Grad verspricht Lexus damit maximale Leistung und ein Drittel der Ladezeit (gut acht Stunden) gegenüber einer eiskalten Batterie. Kollateralnutzen des Flach-Akkus: Der Laderaum steigt gegenüber dem Hybrid-UX 250h um 47 auf 367 Liter.

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Klar kann der UX 300e auch zügig. Vor allem in Kurven. Steifes Chassis, tiefer Schwerpunkt und eine klug austarierte Aufhängung samt präziser Lenkung erlauben problemlos die kleine Flottfahrt zwischendurch. Wenn’s sein muss sogar rauf bis Tempo 170 – und auf Wunsch mit künstlichem Sound. Ein klein wenig Untersteuern in schnellen Kurven, mehr hat man trotz des höheren Gewichts nicht zu gewärtigen. Wo steht denn, dass E-Mobilität nicht auch Spaß machen darf?

Vorbildlicher ist es, in himmlischer Ruhe und bestens geschirmt gegen den Lärm der Straße dahinzugleiten. Vom serienmäßigen Navi geführt und behütet von diversen Assistenten. Bereits ab Werk bremst der UX 300e bei Gefahr, hält artig Spur, Tempo und Abstand, erkennt Radfahrer am Tag – und Fußgänger sogar bei Nacht. Man ist schließlich im Flaggschiff der Baureihe unterwegs.

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Wie lange – darüber entscheidet wie stets der rechte Fuß. Ein bisschen aber auch die Hand, mit der sich per Wippen am Lenkrad in vier Stufen der Grad der Rekuperation einstellen lässt. Ansonsten ist der UX 300e für alles offen: Wechselstrom stöpselt man hinten rechts, Gleichstrom hinten links. Mit letzterem lassen sich dann 80 Prozent Ladung in einer Fußball-Halbzeit in die Zellen pressen. Das „Lexus Charging Network“ gewährt dabei Zugang zu rund 160 000 öffentlichen Ladestationen in Europa.

Noch basiert der 4,50 Meter lange Fronttriebler auf einem Verbrenner-Chassis, doch unter dem Label „Lexus Electrified“ wird längst an einer elektrischen Plattform getüftelt. Konkret in Planung ist bereits ein Plug-in Hybrid – aber auch für Wasserstoff wollen die Japaner ein Herz zeigen. Die Konzernmutter Toyota hat schließlich eben erst den neuen Mirai anlaufen lassen.

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Von Januar an steht aber erst mal der UX 300e im Schaufenster. Ab 47 550 Euro ist man dabei – abzüglich Umwelt-Bonus. Das ist trotzdem nicht wenig Geld. Allerdings gibt’s ohne Aufpreis eine ordentliche Portion Exklusivität. Die anderen müssen beim Blick in den Rückspiegel also nicht ständig das Gefühl haben, womöglich sei doch der Teufel hinter ihnen her…

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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udo d.:

Inzwischen ist 80 in Kürze auch 100kwh Batterie der Standard. Dann wird man so ein Auto kaum wiederverkaufen können. Daher ist der Preis einfach zu hoch.

Stefan:

Ja und das überzeugt mich, nach Zero Abgase und Zero Lärm am meisten. Und der Verschleiß, der nun nicht mehr im Kaltstart anfällt, ist auch erheblich.

TITANMANFRED:

nur blöd, dass es da nicht viel zum schrauben geben wird :-)

Stefan:

Geschmackssache. Im Vergleich zum ID 4 ist er aber durchaus gelungen. Und die Kunststoff Radhaus Einfassung gefallen mir auch sehr. Neben weniger Rostfraß Gefahr in dieser Problemzone, wird er auch ein wenig Offroad tauglich.

Stefan:

Fällt euch beim Blick in den Motorraum was auf ???!!!

Man kommt wieder an alles dran !!!

Die stille Revolution!!!! Dank der BEV.

Bisher gab es bei Ottos und Diesel ja nur eine Richtung: Immer mehr Anbauteile und Nebenaggregate machten selbst einfache Reperaturen und Wartungen viele Kfz zu einem wirtschaftlichen Totalschaden!

Dieses Platzangebot im BEV Motorraum, treibt mir als Hobbyschrauber die Tränen in die Augen.

Wolfbrecht Gösebert:

[…] will mir jemand erzählen[,] die deutschen H_ersteller haben den Anschluß verpasst,

Haben sie doch – einzig VW zeigt (spät dran) klare Kante, Stückzahlen des ID.4 am Weltmarkt bleiben abzuwarten …

[…] nur mal nach Japan schauen, außer Nissan bekommt da niemand was auf die Kette.

Gerade Nissan – einst Weltmaktführer mit dem Leaf – hat aktuell KEINERLEI lieferbares attraktives Angebot! Der Leaf ist mit lange veralteter Lade- und Akkutechnik (CHAdeMo bzw. Rapidgate) in -D- kaum noch verkäuflich! Die Stückzahlen der Koreaner und Chinesen steigen dagegen erheblich!

Dieter Schel:

Und da will mir jemand erzählen die deutschen hersteller haben den Anschluß verpasst, da muss man nur mal nach Japan schauen, außer Nissan bekommt da niemand was auf die Kette

Daniel W.:

Genauso hässlich wie die Betonklötze, die sich manche Leute aufs Grundstück setzen lassen und es dann „Haus“ nennen – also neben solchen Betonklötzen wirkt das Auto nicht ganz so h…lich – wer´s mag.

MichaelM:

Chademo Anschluss, nur 50kw Ladeleistung, nur einphasiges Laden, vergleichsweise geringe Reichweite sollte man vielleicht noch erwähnen.

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