Fahrbericht: Lucid Gravity mit 926-Volt-Technik

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Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 4 min

Lucid, luxuriöse Elektromarke aus dem Silicon Valley, ist bei uns eine weithin unbekannte Größe. Das soll sich mit dem Oberklasse-SUV Gravity ändern. Der wandelt mit spektakulären Fahrleistungen und imposanter Sportlichkeit in den Spuren des Lucid Air.

Nio, Faraday Future, Byton oder Fisker – viele automobile Start-Ups wollten in den vergangenen Jahren zu einem neuen Tesla werden. Geschafft hat es keiner – bisher und so langsam lichtet sich der Markt. Lucid hatte mit seiner luxuriösen Limousine namens Air wegen Covid, Halbleiterschwierigkeiten und Finanzproblemen alles andere als einen leichten Start. Größer denn je sind nunmehr die Erwartungen an den Gravity, der interkontinental Jagd machen soll auf edle Crossover wie Audi Q7, BMW X7, Nio ET9 oder Cadillac Escalade.

Das Design des Gravity ist dabei ebenso gefällig wie das des Lucid Air, aerodynamisch fein gestylt und nicht so krawallig wie viele seiner Konkurrenten. Dabei überrascht die Größe, denn während der Wettbewerb, egal ob elektrisch oder mit Verbrenner unterwegs, in Richtung 5,30 Meter und mehr wächst, gibt sich der in Casa Grande / Arizona gefertigte SUV mit gerade einmal 5,03 Metern zufrieden, ohne seine Insassen dabei zu quetschen – im Gegenteil.

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Das Technikpaket des Lucid Gravity ist imposanter denn je, denn während sich die europäische Konkurrenz gerade mit Ladetempi von 270 bis 320 kW feiert, BMW oder Mercedes später denn je auf ein 800-Volt-Bordnetz umsteigen, kann Chefentwickler Eric Bach darüber nur schmunzeln: „Wir bieten wie beim Air ein 926-Volt-Netz und Ladegeschwindigkeiten von 400 kW.“ Selbst an einem vergleichsweise langsamen Tesla-Supercharger kann der neue Lucid noch mit 225 kW erstarken.

Lucid hat sich die Konkurrenz in den vergangenen drei Jahren genau angeschaut. Setzte der BMW X7 Bestwerte beim Komfort Bestwerte, glänzte der Innenraum des Mercedes EQS und wollte man beim sportlichen Fahrverhalten an Porsche Cayenne GTS und Aston Martin DBX 707 heranreichen, bietet der Gravity eine geradezu einzigartige Symbiose aus all diesen Modellen. Dank seiner exzellenten Aerodynamik und eines stattlichen Batteriepaketes mit 123 kWh sind Reichweiten von mehr als 700 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp ebenso drin wie Höchstgeschwindigkeiten bis 270 km/h.

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Bei der Motorleistung hält sich der für viele weitgehend unbekannte Autobauer mit Sitz im kalifornischen Silicon Valley schon beim Air nicht zurück. Der SUV-Bruder, der im vierten Quartal des Jahres nach Europa rollen dürfte, wird von zwei Elektromotoren angetrieben, die gemeinsam 611 kW / 831 PS und ein beängstigendes Drehmoment von 1232 Nm entwickeln. Keine Frage, der über 2,7 Tonnen schwere Gravity ist eher Sportler denn Sänfte. Aus dem Stand geht es in 3,6 Sekunden auf Tempo und das Fahrwerk ist trotz variabler Luftfeder mit seinen 22-/23-Zoll-Felgen so straff, dass sich der Aufbau auch bei engen Kurven kaum neigt.

Das optionale Handlingpaket bringt unter anderem eine Allradlenkung, die den Wendekreis auf 11,6 Meter reduziert. Den besten Eindruck macht der Lucid Gravity Grand Touring im per Touchdisplay ansteuerbaren Komfortmodus; doch auch hier dürfte die Mischung aus SUV und Edelvan gerne weicher Abrollen und sanfter über Bodenwellen hinwegschwingen. Die Lenkung mit dem kantig geformten Steuerrad wirkt unabhängig von Kurvenradien künstlich und die Bremse will feiner als erwartet dosiert sein.

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Der Aufenthaltswert im Innern des Lucid Gravity Grand Tour ist stattlich. Das Elektromodell glänzt mit großen Displays, einer Bedienung, an die man sich schnell gewöhnt, und Sitzen, die in allen drei Reihen genügend Reisekomfort für die ganz große Fahrt bieten. Was fehlt ist eine vollelektrische Einzelsitzanlage, die bei der Konkurrenz ebenso zu bekommen ist wie eine Jalousie für das große Panoramadach. Hinter den elektrischen Hauben vorne wie hinten überrascht ein Ladevolumen, das sich im Fall der Fälle auf über 3000 Liter erweitern lassen.

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Die Preise für den europäischen Markt stehen derzeit noch nicht fest. In den USA geht es aktuell bei 94.000 US-Dollar (ca. 82.900 Euro) los – 16.000 US-Dollar (ca. 14.100 Euro) weniger als der vergleichbare Lucid Air Grand Touring. In Deutschland soll sich der Gravity an seinem ungleichen Limousinenbruder Air Grand Touring orientieren, der in Deutschland bei 130.000 Euro startet. Später dürften Versionen wie der Pure oder Touring mit weniger Leistung und Preisen unter der 100.000-Euro-Marke folgen; jedoch auch ein opulentes Topmodell nach Vorbild des über 1200 PS starke Lucid Air Sapphire gesetzt sein.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Jörg2:

Die 926 Volt gibts ja auch nur vollgeladen. Deshalb haben sich eigentlich die Begriffe 400/800-Volt-System etabliert.

Wolfbrecht Gösebert:

Das Zitat im Artikel: „Wir bieten wie beim Air ein 926-Volt-Bordnetz …“ ist ja wohl irreführend!

Der Air kann ggf. ein 12-, 24- oder gern auch ein 48-Volt-BORD-Netz haben – die (im übrigen völlig unnötig dramatisierten) 926 Volt bezeichnen wohl eher das Hochspannungs-(Lade-)Netz.

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