Europa in der Batteriefalle: Was nun?

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Die Automobilindustrie steht vor einer neuen Herausforderung: der potenziellen Knappheit von Batterien für Elektroautos. Don Dahlmann, ein langjähriger Journalist mit viel Erfahrung in der Automobilbranche, hat die Entwicklung genau beobachtet und teilt seine Einsichten.

Die Elektromobilität hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Aktuell sind weltweit mehr als 30 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen unterwegs, ein beeindruckender Anstieg von 10 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Doch trotz dieser positiven Entwicklung gibt es Bedenken. Die Chipkrise hat bereits die Produktionszahlen der Automobilhersteller beeinträchtigt. Nun könnten Batterien das nächste Engpassproblem darstellen.

Prominente Stimmen aus der Branche, darunter Elon Musk von Tesla und Robert Scaringe von Rivian, haben bereits ihre Bedenken geäußert. Musk hat darauf hingewiesen, dass die Batterieproduktion ein limitierender Faktor für die Elektromobilität sein könnte. Scaringe betonte, dass die aktuellen Produktionskapazitäten nicht ausreichen würden, um den wachsenden Bedarf an Elektroautos in den kommenden Jahren zu decken.

Die Verfügbarkeit von Batterien hängt von zwei Hauptfaktoren ab: der Anzahl der Produktionsstätten und den Kosten für Rohstoffe wie Lithium und Nickel. Obwohl der Bedarf an Elektroautos steigt, gibt es derzeit nicht genügend Batteriefabriken, um diesen Bedarf zu decken. China und die USA sind führend beim Aufbau neuer Fabriken, wobei insbesondere China seine Bemühungen intensiviert hat. Allerdings sind diese neuen Produktionsstätten in Bezug auf ihre Energiequellen nicht unbedingt umweltfreundlich, da viele von ihnen mit Kohlekraft betrieben werden.

Nickel und Lithium sind besonders gefragt

Ein weiteres Problem ist der Preis und die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Die Nachfrage nach Lithium und Nickel wächst schneller als die Entdeckung neuer Vorkommen. Nickel, das hauptsächlich in der Stahlindustrie verwendet wird, könnte in den kommenden Jahren in einen Engpass geraten, da die Batterieindustrie ihren Bedarf jährlich um 25 Prozent steigert.

Für Europa stellt dies ein besonderes Problem dar. Europäische Hersteller sind zunehmend von chinesischen Zulieferern und Nickelproduzenten abhängig. Eine mögliche Lösung wäre die Produktion von Batterien direkt in der EU. Doch die höheren Lohn- und Energiekosten in Europa im Vergleich zu China machen dies zu einer Herausforderung. Ferner drängen chinesische Automarken auf den europäischen Markt, was den Preisdruck erhöht.

Die EU steht vor einem Dilemma. In der Vergangenheit wurde versäumt, eigene Produktionsanlagen für Batterien zu errichten. Nun sind europäische Hersteller von anderen Ländern abhängig und haben wenig Einfluss auf den Markt. Es ist jedoch noch nicht zu spät, um Maßnahmen zu ergreifen und die Situation zu verbessern.

Quelle: Gruenderszene.de – Chip-Mangel war gestern: Die Autoindustrie steht vor ihrer nächsten großen Krise

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Norbert Seebach:

Die Lohnkosten in Europa sind sicherlich nicht das Hauptproblem angesichts der Vielzahl der in der EU geplanten Batteriefabriken! Entscheidender (und in der ganzen Diskussion gerne unterschlagen) dürfte sein, dass China bereits vor Jahrzehnten erkannt hat, dass es im Bereich konventioneller (Verbrenner-) Fahrzeuge den eigenen Rückstand wohl nie würde aufholen können. Aber: sie haben mindestens 20Jahre vor dem Westen erkannt, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört und ALLES auf diese Karte gesetzt! D.h.: sich existenzielle Rohstoffe überall auf der Welt gesichert, afrikanische Länder dazu in ökonomische Abhängigkeit gezwungen, Technologie weltweit eingekauft bzw westliche Firmen durch verpflichtende Joint-Ventures zum Technologietransfer gezwungen und ohne Widerstand von Seiten des Westens sich dort selbst in kritischen Infrastrukturen eingekauft. Und was hat der „Westen“ in der Zeit gemacht? Nunja, die deutsche Automobilindustrie hat wie gewohnt mit kräftger Unterstützung durch die Politik die E-Mobilität verteufelt, mit krimineller Energie Abgaswerte manipuliert und auch schonmal die Kanzlerin vorgeschickt, wenn es um die Aufweichung von EU-Grenzwerten für Verbrenner ging. Dennoch nimmt sich die Gesamtsumme der in die USA fließenden ca. 30Milliarden € Strafzahlungen (!!!) vergleichsweise bescheiden aus gegenüber den Billionen Summen, die die Amerikaner in schwachsinnigen, vollkommen nutzlosen Kriegen derweil verballert haben. Ihr quasi Weltmonopol auf kritische Rohstoffe nutzen die Chinesen heute gnadenlos aus, um den Rest der Welt mit günstigen E-Fahrzeugen zu überschwemmen und politisches Wohlverhalten zu erzwingen. Folgerichtig kam aus dem Westen auch nicht mehr als ein Bedauern bei der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong; ebenso wird es in der Taiwanfrage laufen. Nicht mal ein konsequentes De-Risking bekommen wir hin, weil China es in der Hand hat, ob unsere Energiewende gelingt oder in einem katastrophalen Desaster endet.

Daniel W.:

Das Stichwort ist also Resourcenbedarf, den könnte man dadurch verringern, dass man die E-Autos kleiner und somit leichter macht, ebenso die Akkus, dann reicht es für mehr E-Autos.

Oder man verzichtet darauf alle 49 Millionen Pkws in Deutschland in E-Autos umzuwandeln und stellt zugleich bis 2030 oder früher die Herstellung von Verbrennern ein, das wäre noch besser.

Beim ÖPNV und Schienenfernverkehr verteilt sich der Resourcenbedarf auf viele Leute und einen längeren Zeitraum am Tag, somit kommt auf jede beförderte Person ein viel kleinerer Anteil. E-Bus mit 18 Tonnen, 10 Doppelrunden am Tag und 30 Passagieren hätte 60 kg an Resourcen pro Passagier.

Bei 60 kg an Resourcen pro Passagier könnten nur noch Pedelecs mit Dach mithalten.

chaos_user:

Welche beiden Modelle von Tesla sind Ihrer Meinung nach hart gescheitert? Mich würde interessieren, in welcher Parallelwelt Sie leben…

Marc:

Hier werden zwei Sachen miteinander verbunden, die getrennt zu betrachten sind: Die Verfügbarkeit von Zellen und die Produktion in Europa.

Für zukünftige Fahrzeuge sollte man rechtzeitig die entsprechenden Volumen an Zellen einplanen. Das bedeutet, man muss Maßnahmen zur Sicherung ergreifen. Entweder startet man rechtzeitig eine eigene Produktion oder man sichert sich bei einem oder mehreren Herstellern Volumen. Beides kostet Geld und benötigt mehrere Jahre Vorlauf.

Dass Tesla genannt wird, wundert mich nicht. Sie hatten vor ein paar Jahren nicht das Geld, um sich große Volumina zu sichern. Ihre Strategie war deshalb, eine eigene Zeltproduktion aufzubauen. Das scheint wohl aktuell sehr hart gescheitert zu sein, wie man an der Streichung der beiden Modelle mit dieser Zelle sehen kann. Bei Rivian wundert es mich eher, da war der Auftrag von Amazon doch sehr rechtzeitig und von der Stückzahl her eindeutig vergeben worden. Stellantis ist nicht genannt, die sind zu spät eingestiegen.

Die Produktion von Zellen in Europa ist ein anderer Schnack. Die Idee gibt es noch gar nicht so lange, sich auch da autark zu machen. Es gibt erste Erfolge, aber die Randbedingungen sind schwierig. Da muss man vermutlich politisch Hilfe bekommen.

Birger:

Was ich immer sage, andere CO2 neutrale Alternativen zulassen und nicht ignorieren oder schlecht reden und von einem nur E Weg endlich abrücken! Wir sehen nun schon so viele Probleme und die Liste wird immer länger. Wer es sich leisten kann und möchte, sollte doch gern sein E Fahrzeug haben, andere haben andere Bedürfnisse. Nichts auf der Welt hat keine Alternativen, warum sollte dies in der Mobilität anders sein? Wir dürfen nicht vergessen, wer der Hauptplayer ist für die Rohstoffe der E Akkus, wir sind es jedenfalls nicht in Europa. Das dürfen wir nicht vergessen.

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