EU-Strafzölle gegen China: „Ergebnis höhere E-Auto Preise“

Cover Image for EU-Strafzölle gegen China: „Ergebnis höhere E-Auto Preise“
Copyright ©

shutterstock / 2465066735

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Es scheint zu kommen, wie viele vorausgesagt haben: Nachdem die USA ihre Zölle auf Elektroautos aus China auf 100 Prozent erhöht haben und die EU erwägt, diese von bislang 10 auf dann 25 Prozent anzuheben, holen die Chinesen nun ebenfalls aus – und wollen ihrerseits ebenfalls 25 Prozent Einfuhrzoll auf Autos erheben. Am Ende trifft es aber vor allem die E-Autofahrer:innen, wie das IfW Kiel in einer aktuellen Betrachtung ausführt.

Die Europäische Union erwägt, Zölle auf chinesische Elektroautos zu erheben. Dies könnte Peking etwa 3,8 Milliarden US-Dollar (ca. 3,5 Mrd. Euro) an Handelsverlusten mit dem europäischen Markt kosten, so eine Analyse des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts IfW Kiel. Laut einer neuen Studie des Instituts würde die Anzahl der in die EU importierten chinesischen Elektroautos um ein Viertel sinken, wenn Brüssel einen Importzoll von 20 Prozent verhängt. Dies entspricht etwa 125.000 Elektroautos.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut führt in seiner Betrachtung zudem aus, dass im Umkehrschluss fast im gleichen Ausmaß die Verkäufe heimisch produzierter Elektroautos im EU-Binnenmarkt steigen dürften. Hier geht das IfW Kiel von einer Absatzsteigerung von rund 3,3 Milliarden US-Dollar (ca. 3 Mrd. Euro) aus. Nur ein Teil des Zuwachses würde durch eine gestiegene Produktion innerhalb der EU gedeckt. Fahrzeuge im Wert von rund 1 Milliarde US-Dollar (ca. 920 Mio. Euro) dürften vom Export in den heimischen Verkauf umgeleitet werden.

Bei dieser Betrachtung muss allerdings angemerkt werden, dass eine Gegenreaktion Chinas in den Berechnungen nicht enthalten ist, was bei dem Ausmaß der Effekte aber zu erwarten ist. Die EU-Kommission will im Juni final entscheiden, ob sie die Zölle auf chinesische Elektroautos tatsächlich einführt. Überhaupt diskutiert wurden sie, weil China nach Ansicht der EU seinen heimischen Herstellern mit Milliarden-Subventionen einen unlauteren Vorteil gegenüber dem Rest der Welt verschaffe und den Markt so massiv verzerre.

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock betonte in einem Interview mit der Handelsblatt-Zeitung die Notwendigkeit, die eigenen Interessen zu schützen. Sie verwies auf die frühere Abhängigkeit von russischer Energie und warnte davor, erneut ausgenutzt zu werden. Aber auch China ist gewillt, zu reagieren. Peking hat signalisiert, dass es bereit ist, Zölle von bis zu 25 Prozent auf importierte Autos mit großen Motoren zu verhängen, was vor allem Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW treffen würde.

Die Leidtragenden wären die E-Auto-Käufer

Die Chefs von BMW wie auch Mercedes-Benz haben sich schon mehrmals gegen die höheren EU-Zölle ausgesprochen: „Ich glaube, wir dürfen ein bisschen selbstbewusst sein, und sollten nicht so ängstlich agieren, wie die Europäische Union es gerade tut“, sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Mercedes-CEO Ola Källenius hätte sogar einen komplett anderen Vorschlag: „Ich denke, wir sollten den umgekehrten Weg gehen: die Zölle, die wir haben, nehmen und sie senken.“ Man sollte sich bewusst sein, dass diese Aussagen nicht aus Nutzen für die Allgemeinheit, sondern mit Gedanken an entsprechendes Eigengeschäft in der Hinterhand getroffen werden.

Kommt die Zollerhöhung für China, dann ist klar, dass sich Verbraucher:innen in der EU sich wahrscheinlich auf höhere Preise für Elektroautos einstellen müssen, da die europäische Produktion deutlich teurer ist. „Für die Verbraucher dürfte dies im Ergebnis höhere Preise für Elektroautos bedeuten, weil die Produktion innerhalb der EU deutlich teurer ist als in China, aufgrund von höheren Energie- und Materialpreisen und vor allem deutlich höherer Lohnkosten“, sagt Julian Hinz, Handelsforscher am IfW Kiel, der die Berechnungen durchgeführt hat. „Dass europäische Autohersteller die Lücke füllen, ist dagegen keinesfalls ausgemacht, auch könnten chinesische Hersteller wie BYD mit neuen Werken in Europa die Nachfrage vor Ort bedienen“, so Hinz abschließend.

Quelle: Automotive News Europe – EU tariffs on EVs would cost China almost $4B in trade, study says / IfW Kiel – EU-Zölle gegen China leiten Handel mit E-Autos für fast 4 Mrd. USD um

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Robert:

Hat doch Herr Zipse schon gesagt kein Deutsches Auto wird ohne Bauteile aus China gebaut wieviel % China in den deutschen Autos stecken hat er aber nicht gesagt ich gehe spontan mal von bis zu 50% aus und wenn China für diese Bauteile dann auch Gegenzölle erhebt wird sich das auf die Preise in Deutschland sich massiv auswirken

Spiritogre:

Richtig, aber Autos sind was völlig anderes als Solarmodule. Bei denen ist völlig egal, was für eine Marke, die verkaufen sich über Preis und Leistung. Autos verkaufen sich sehr stark über Marken, auch wenn das hier die Leute immer nicht wahrhaben wollen.

Philipp:

Wenn die bisherige Produktion nicht mehr nach Amerika und die zusätztlichen Kapazitäten in China nicht mehr im Heimatmarkt absetzbar sind, dann leiten sie diese dann nach Europa. Haben sie mit PV und anderen Produkten auch so gemacht.

Scheinbar ist bei der Automobilindustrie Europa dieses mal nicht zu blauäugig.

Philipp:

Nur weil sie heute noch nicht die Regierungssubventionen ausspielen, heißt das nicht, dass sie das nicht in Zukunft machen würden.
Das entspräche nämlich der Vorgehensweise in früheren Fällen, wo die chinesische Regierung Marktmacht aufbauchen will.

Philipp:

Die deutsche Solarindustrie hatte international welchen Stellenwert? Sie konnte weswegen den irrationalen Subventionsmarkt Deutschland nicht mit Lieferungen im Ausland kompensieren? Warum konnten noch einmal die chinesischen Hersteller die Lücke füllen, waren das die ach so tolle Wettbewerbsfähigkeit der fett gewordenen deutschen Hersteller oder die marktfeindlich Subventionen der chinesischen Hersteller oder beides?

Welches Gesetz hatte die eigenen Regierung erlassen, die deutschen Herstellern in den Ruin getrieben haben?

Die Zölle kamen viel zu spät um gegen die chinesischen Subventionen anzutreten. Das war das Versagen.

Freeman_T:

EU und Politik fahren selbst in Asien unsere Premium Marken gegen die Wand und wieso? IDEENLOS, KOPFLOS, HIRNLOS!

Tandeky:

Warum sollten Chinesische E Autos teurer werden? GWM mit dem 03 Funky Cat kostet in China 15.000 Euro. Das gleiche Modell wird hier für ab 38.990 Euro verkauft. Wenn jetzt 25 Prozent Zoll oben drauf kommen sind das 18.750 Euro. Um die exorbitanten Gewinnen im Vergleich zu China zu machen muss man halt mit etwas weniger als dem fast 3 Fachen Preis als in China auskommen. Oder dir Chinesen erhöhen die Preise in China selbst und erwirtschaften dort nicht nur Verluste…

Spiritogre:

Warum sollten die Preise für hiesige Autos teurer werden? Chinesische Autos werden jetzt schon kaum verkauft, die europäischen Firmen konkurrieren fast ausschließlich untereinander. Die Preise werden genauso bleiben, da bin ich sicher.

Und mir ist es lieber der Staat kassiert die Gewinne als die chinesischen Firmen. Die werden sich entweder wie GWM zurückziehen oder die Preise senken müssen.

Johannes:

Die deutsche Solarindustrie wurde letzten Endes von unserer eigenen Regierung in den Ruin getrieben, die anschließend von der EU eingeführten Zölle auf Solarmodule haben dann die Solarteure hinterher geschickt.
Ähnliches droht der Autoindustrie wenn die Generation Fax die „deutsche Spitzentechnologie“ Verbrenner „retten“ will. Wer immer nach dem gleichen Schema vorgeht und ein anderes Ergebnis erwartet sollte keine Regierungsverantwortung haben

Ähnliche Artikel

Cover Image for BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

Sebastian Henßler  —  

Der erste Stromer der Neuen Klasse startet stark: BMWs iX3 übertrifft die Erwartungen deutlich – und das ohne eine einzige Probefahrt.

Cover Image for EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Selbst im Elektromodus verbrennen Plug-in-Hybride Kraftstoff und stoßen 68 g CO2/km aus – das kostet im Schnitt 500 Euro zusätzlich pro Jahr.

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.