EU lockert CO₂-Ziele für Autohersteller

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Die Europäische Kommission plant eine Änderung der CO₂-Emissionsvorgaben für Autohersteller. Ursprünglich geplant war, dass die Ziele bereits in diesem Jahr vollständig erfüllt werden müssten. Nun erhalten Unternehmen jedoch drei Jahre Zeit, um die geforderten Werte zu erreichen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bestätigte diese Anpassung am 3. März. Die Kommission will noch im März eine „gezielte Änderung“ vorschlagen, die der Branche mehr Flexibilität bei den ab 2025 geltenden Regeln bieten soll. Hersteller können die aktuellen Vorgaben verfehlen, solange sie in den folgenden zwei Jahren bessere Ergebnisse erzielen und ihr Soll somit übererfüllen. Die Gesamtziele bleiben unverändert, doch die Unternehmen erhalten mehr Spielraum. Dieses Modell basiert auf einem System von „Banking und Borrowing“.

Der Absatz von Elektroautos stagnierte im vergangenen Jahr. Dadurch wurde es schwieriger, die Grenzwerte einzuhalten. Andernfalls drohten milliardenschwere Strafzahlungen. Eine Möglichkeit für Hersteller bestand darin, ihre Verkaufszahlen mit anderen Unternehmen zu bündeln, die bereits mehr Elektroautos auf den Markt brachten. Diese Regelung hätte jedoch vor allem Firmen wie Tesla und chinesische Anbieter bevorzugt.

Volkswagen hatte vor hohen Strafzahlungen gewarnt, falls keine Anpassung der Regeln erfolgt. Das Unternehmen hätte mit einer Belastung von 1,5 Milliarden Euro gerechnet. Andere Hersteller wie Volvo argumentieren hingegen, dass die Vorgaben unverändert bleiben sollten. Firmen, die bereits umfangreich in neue Technologien investiert haben, dürften nicht benachteiligt werden. Volvo-CEO Jim Rowan betonte, dass sein Unternehmen sich frühzeitig auf die 2025er-Ziele vorbereitet habe und diese aus eigener Kraft erfüllen könne. Eine nachträgliche Lockerung könnte den Wandel zu Elektroautos verzögern befürchten nun all jene, denen besserer Klimaschutz im Verkehr am Herzen liegt.

Volvo hätte durch die bisherigen Regelungen Vorteile gehabt, da das Unternehmen seine Emissionsbilanz an andere Hersteller verkaufen kann. Analysten der UBS schätzen, dass Volvo bis zu 300 Millionen Euro durch solche Abkommen erhalten könnte. Noch ist unklar, wie sich die geplante Streckung der CO₂-Ziele auf diese Möglichkeit auswirken wird.

„Ein beispielloses Geschenk für die europäische Autoindustrie“

Umweltverbände kritisieren die zusätzliche Flexibilität. Transport & Environment bezeichnete die Änderung als „ein beispielloses Geschenk für die europäische Autoindustrie mitten im Jahr der Umsetzung“. Laut William Todts, dem Geschäftsführer der Organisation, bestraft eine Abschwächung der Regelung die Vorreiter und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller gegenüber China. Zusätzlich droht Verunsicherung im Umstellungsprozess auf Elektroautos.

Die geplante Anpassung muss von den Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament genehmigt werden. Die EU-Kommission will am 5. März ihren Aktionsplan zur Stärkung der europäischen Autoindustrie vorstellen. Neben der Lockerung der 2025er-Ziele sollen langfristige Maßnahmen folgen. Beispielsweise könnte der Unternehmenssektor verstärkt zur Anschaffung von Elektroautos ermutigt werden. Von der Leyen kündigte zudem eine Allianz zur Förderung technologischer Innovationen an. Besonders im Bereich autonomes Fahren soll dies vorangetrieben werden. Ferner prüft die EU direkte Unterstützung für die europäische Batterieproduktion. Eine schrittweise Einführung von Mindestanteilen europäischer Inhalte in Batterien könnte ein Instrument dafür sein.

Quelle: Automotive News Europe – EU proposes giving automakers 3 years to reach 2025 CO2 targets / Europa.eu – Press statement by President von der Leyen on the Strategic Dialogue on the Future of the Automotive Industry

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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pani:

Sorry, aber ich könnte schon gleich wieder kotzen. Selbst wenn dieser Unsinn ja lange angedacht war.

pani:

Ich denke, du solltest mal die Hosen runter lassen. Wie sieht denn deine ‚politische Alternative‘ aus?

FreemanT:

Wie so oft was man zu diesen Politikern nur sagen kann: Ideenlos,Hirnlos,Kopflos

Pedro G.:

Ein neuer Grenzwert so mit 25% plus und ein Bonus Malus System einführen ⁉️
Die Überschreiter zahlt an den der Unterscheitet ⁉️

adson:

Dann wollen wir mal hoffen, dass nicht eine Mehrheit von Wählern möchte, dass Körperverletzung straffrei bleibt!

S. Eckardt:

Was könnte man mit diesen Einnahmen (aus den berechtigten „Strafzahlungen) alles Nützliches fördern und machen!
Leider haben da „unsere“ Politiker – dem Gemeinwohl verpflichtet – keinen Bock drauf.

So fantasielos und dumm kann man doch gar nicht sein, daß einem da nichts einfiele … erst recht nicht angesichts leerer Kassen in allen Ebenen.

V Schimpf:

Es gab einen Grundfehler in der ursprünglichen Konzeption: Alle 3 Jahre werden auf einen Schlag die Grenzwerte nach oben geschraubt. Die Folge – Totale Zyklik: 1 Jahr Gas geben, 1 Jahr verschnaufen, 1 Jahr Vollbremsung. Die Folge: Verunsicherung beim Verbraucher, 1 Jahr Hype, 1 Jahr so lala, dann wieder Unsicherheit. Das war totaler Unsinn, hier könnte die EU den Fehler korrigieren. Aber man redet natürlich nur Schwarz-weiß. Alles oder nichts.

Wurzelsepp:

Das ist eben das Ergebnis konservativer Politik. Genügend WählerInnen wollen es genau so. Ist zwar dumm, aber wen kümmert das schon, wenn man eine MEINUNG hat?

Talis:

Und die Annahme, dass sich unterm Strich nix ändert, gilt nur, wenn es in 2-3 Jahren nicht wieder erneut dieses Gejammer gibt und die Grenzwerte erneut aufgeweicht werden…

Wollen wir mal hoffen, dass bis dahin die Kostenparität erreicht wurde und es im Interesse der Hersteller ist, möglichst viele BEVs zu verkaufen.

Bogdanovic:

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