Erste Fahrt in der elektrischen Mercedes G-Klasse / Mercedes EQG

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Jürgen Wolff
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  —  Lesedauer 4 min

Ein ebenso kantiger wie teurer Offroader ist für Mercedes das Erfolgsmodell schlechthin und seit über 40 Jahren im Angebot. Ende 2024 bekommt die G-Klasse eine rein elektrische Version. Wir waren bereits in einem Prototypen des kommenden EQG im Gelände unterwegs.

Seit 1979 baut Mercedes die G-Klasse. Und seither gilt sie als Benchmark für komfortables Vorankommen auf der Straße, vor allem aber in selbst rauen Gelände. Während in den gut 40 Jahren seit Produktionsbeginn andere Modellreihen unter dem Stern erschienen und wieder verlöschten, ist die G-Klasse immer noch da. Rund 450.000 Stück wurden bislang gebaut. Aktuell ist die G-Klasse bis Ende 2024 ausverkauft und es gilt ein Bestellstopp. Immerhin: In zwei Jahren steht die vollelektrische Version an.

Mercedes-EQG setzt auf altbekannte Elemente

Noch wird sie mit ein paar in Tarnfolie gepackten Prototypen rund um den Globus getestet. Aber eine erste Mitfahrt auf einem Offroadgelände in der Nähe von Barcelona lässt zumindest schon erahnen, was da langsam Gestalt annimmt. Zumindest an der kantigen Form des Offroaders wird sich dabei wohl wenig ändern. Eine geschlossene Front statt eines überflüssig gewordenen Kühlergrills wahrscheinlich, dazu überarbeitete Scheinwerfer. Innen auch nicht allzu viele Veränderungen. Das weitgehend abgedeckte Armaturenbrett der Prototypen scheint jedenfalls ähnlich geradlinig zu werden wie bei der aktuellen G-Klasse.

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Unter der Fronthaube gibt es keinen Verbrennungsmotor mehr – wäre also eigentlich genug zusätzlicher Stauraum. Doch da haben die Ingenieure lieber Elektronik und elektrische Leitungen untergebracht – so eine „hohe Ladekante“ sei eh niemandem zuzumuten.

Rein elektrisch ins Gelände? Die G-Klasse schafft das!

Aber rein elektrisch ins Gelände? Passt das? Das passt sogar sehr gut, wie bereits der Prototyp zeigt. Denn der Stromer ist eigentlich ideal konzipiert für ruppige Offroad-Einsätze. Das fängt mit den Lithium-Ionen-Akkus an. Die sind in den robusten Leiterrahmen aus bis zu 3,4 mm dickem Stahl integriert. Das macht die Karosserie nicht nur noch einmal deutlich verwindungssteifer, es sorgt auch für einen niedrigen Schwerpunkt. Selbst bei extremen Neigungswinkeln bleibt die G-Klasse so auf dem Boden.

Um die Akkus, die aus dem Konzernregal kommen und auch in den anderen elektrischen Mercedes-Modellen verbaut werden, besonders zu schützen, haben die Entwickler extra robuste Unterboden-Abdeckungen aus einem extrem widerstandsfähigen Material entwickelt. Gleich ein halbes Dutzend Mal setzte unser Prototyp hart auf Fels und Stein auf – unbeschadet.

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Hilfreich im Gelände auch die Konstruktion mit vier einzeln ansteuerbaren Elektromotoren nahe den Rädern. So lässt sich Schlupf ganz fein und individuell elektronisch je nach Untergrund austarieren. Dazu kommt, dass das maximale Drehmoment – für ein Elektroauto typisch – praktisch ab der ersten Umdrehung anliegt. Über die Leistungswerte selbst – PS und Drehmoment – mag man bei Mercedes zu diesem frühen Entwicklungsstadium ebenso wenig sagen wie zu den Fahrleistungen. In jedem Fall aber arbeitet sich die elektrische G-Klasse auch auf extrem steilen und rutschigem Untergrund unaufhaltsam nach Oben – die Steigfähigkeit liegt bei bis zu 100 Prozent. Über ein schaltbares Getriebe lässt sich eine Geländeuntersetzung darstellen und der Offroader in einen extra fürs Grobe gedachten „Low Range Modus“ bringen.

Als kleiner Nebeneffekt sorgt der Einsatz von vier Motoren für vier Räder auch für eine deutlich präzisere und engere Kurvenfahrt. Da jedes Rad unabhängig ansteuerbar ist, lässt sich seine Umdrehung mit zur Lenkung nutzen. Zumindest beim Prototypen geht das so weit, dass er sich auf der Stelle drehen kann – Wendekreis = Fahrzeuglänge. Erreicht wird das vom Prinzip her wie bei einem Panzer: Zwei Räder drehen sich vorwärts, die zwei anderen rückwärts. Ein Druck auf den entsprechenden Knopf am Lenkrad – und über die Paddel am Lenkrad lässt sich dirigieren, in welche Richtung die Karusselfahrt geht und wie lang.

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Aktuell funktioniert das dank einer elektronischen Sperre rein im Gelände und auf sandigem Untergrund – auf Asphalt wären die Kräfte zu stark, die auf Reifen und Mechanik einwirken. Ob das „Karussel“ später auch in der Serienversion eingebaut ist, bleibt allerdings abzuwarten.

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Jürgen Wolff

Jürgen Wolff

Jürgen bewegt sich im Umfeld der E-Mobilität und gibt in seinen Fahrberichten Einblicke auf den tagtäglichen Einsatz von E-Autos als auch Plug-In-Hybriden. Er selbst ist für press:inform tätig.
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Mr.Hu:

Ich bin gespannt auf den EQG. Vor allem auf den Akku!

Alexey:

Also ich bin gespannt. Ich mag die G-Klasse dafür das sie eben so kompromisslos Geländewagen ist und sich darin auch immer treu blieb. Ja die aktuelle Version ist etwas komfortabler/bedienungsfreundlicher geworden, hat aber ihre Leistungen im Gelände dabei nicht verloren. Mit 4 einzeln angetriebenen Rädern und hohem Drehmoment wird das sicherlich gut werden.

Läubli:

Genau das wollte ich hören… danke. Wenn das so ist, gibt es auch noch andere Marken die diese von dir genannten Eigenschaften laut einigen Kritikern besitzen und sich für teures Geld verkaufen. So muss man davon ausgehen, dass auch diese Marken ein sehr gutes Image haben, wo man sich solches leisten kann, aktuell sogar noch als grosser Serienproduzenten. In einer Nische wie beim G mag das viel einfacher passen, als in der Serie, denn da gilt nur das blanke Protzen, nichts Anderes, Geld ist egal.
Aber ich mag das Mercedes wie immer gönnen, die bauen gute Autos und haben die Kurve mit den BEV auf der Ideallinie gekriegt. VW übrigens mit dem Bus, die müssen langsam aufpassen mit den Preisen… ich denke, da ist kein Spielraum mehr nach oben, irgendwann ist beim begehrtesten Produkt der Zenit erreicht. Beim neuen ID Buzz sind wir da sehr, sehr nah dran gekommen. Wenn nicht jetzt, wirst du mir das in 2-3 Jahren glauben, wir schauen dann die Absätze so um 2025 wieder an. Können die eigentlich bis dann an Endkunden ausliefern? ;)

David:

Das Auto ist nicht schön, nicht sinnvoll, nicht komfortabel und nicht modern, nicht zuverlässig und nicht gut. Trotzdem wird es seit Jahrzehnten bestens verkauft und ist unverschämt teuer. Schlecht, teuer und trotzdem begehrt gibt es in der Form sonst nur noch beim VW Bus. Das ist Kult! Dieses Image wird Mercedes in das Elektrozeitalter bringen. Und, mach dir keine Sorgen, den Sound wird niemand vermissen. Es wird welchen geben.

Läubli:

Das Auto ist schön, für alle die mit einem Schrank fahren möchten… jetzt können die G-Klasse Fans dann aber nicht mehr aus den Sidepipes rumröhren, das wird einige vom Kauf der E-Variante abhalten, da bin ich mir sicher.
Aber bitte, lass doch einfach den neuen Automarken noch Zeit, Mercedes usw. konnten sich diese Lorbeeren auch nicht einfach von so pflücken… sowas muss zuerst sprießen, wachsen und reifen können. Da ist Tesla schon auf dem goldigen Weg, bei Nio wird das noch ein wenig länger dauern, kann aber auch dort geschehen. Auf die Deutschen Marken trifft solches in China oder den USA auch nicht oder kaum zu. Das ist normal.

David:

Auch dieses Auto wird absolut begeistern. Wobei man sagen muss, die Batterie der Serienversion soll angeblich, zumindest optional, neues Hightech mit erhöhter Kapazität sein. Schöne Spielerei übrigens, den „Tank Turn“ der Rivian zu kopieren. Vielleicht wird das der Goldstandard unter den Nobel-Geländewagen. Das gute am EQG ist, man kann jeden Preis nehmen, die Kunden werden ihn zahlen. Genau das ist das Unfassbare für neue Automarken wie Tesla oder Nio, dass Image so ein starker Wert ist. Sie können dieses Auto nicht kopieren und auf ähnlichen Erfolg hoffen.

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