Eon: 900 Euro durch bidirektionales Laden eines E-Autos möglich

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Eon / Malte Braun

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das Eon Pilotprojekt mit dem etwas eigenwilligen Kürzel „Bi-clEVer“ zeigt, dass E-Autofahrerinnen und -fahrer durch bidirektionales Laden bis zu 920 Euro im Jahr einsparen könnten. Diese Kostenersparnis ergebe sich aus der Kombination der Anwendungsfälle Vehicle-to-Home (Energie aus dem Fahrzeugakku wird im eigenen Haushalt verwendet) und Vehicle-to-Grid (Energie aus dem Fahrzeugakku wird ins Stromnetz gespeist), so der Energieversorger in einer aktuellen Mitteilung. Die teilnehmenden Pilotkunden, sowie ein digitaler Zwilling, liefern darüber hinaus relevante Erkenntnisse über das Dekarbonisierungspotenzial des intelligenten Lademodus und die Vorlieben der Anwenderinnen und Anwender.

Besitzerinnen und Besitzer einer Solaranlage und eines bidirektionalen Set-ups können den Berechnungen zufolge durch die Maximierung des Solarstrom-Eigenverbrauchs und das gezielte Nutzen dynamischer Stromtarife bis zu 420 Euro im Jahr einsparen. Die Ersparnis komme zustande, indem der Einkauf von Strom aus dem Netz minimiert wird, und Energie kostenoptimiert in günstigen Zeitfenstern bezogen und im Elektroauto für den späteren Verbrauch zwischengespeichert werden kann.

Perspektivisch können zudem durch das Handeln mit Strom aus dem E-Auto Erträge von bis zu 500 Euro im Jahr erzielt werden. Wir arbeiten darauf hin, dass Nutzerinnen und Nutzer zukünftig in Zeiten besonders günstiger Strompreise Energie einkaufen und im E-Auto speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen und zur richtigen Zeit zurück ins Netz zu speisen – dieser Vorgang läuft automatisiert ab. So ermöglichen die E-Autofahrerinnen und -fahrer dem Markt sowie dem Netz wertvolle Flexibilität, indem sie nachhaltig erzeugte Energie dann bereitstellen, wenn weniger davon am Markt verfügbar ist“, sagt Jens Michael Peters, Geschäftsführer für Energielösungen und Elektromobilität bei Eon Energie Deutschland.

Das Projekt zeigt zudem, dass mit einer Solaranlage und einem bidirektional genutzten E-Auto mit einem 42 kWh-Akku im Jahresdurchschnitt ein Autarkiegrad von bis zu 51 Prozent erreicht werden könne. Dabei sei nicht nur der Energiebedarf des Haushalts berücksichtigt, sondern auch der Fahrstrom für das E-Auto. Mit einem zusätzlichen Batteriespeicher könne der Autarkiegrad der Pilotanwender sogar auf bis zu 59 Prozent erhöht werden.

Nutzer bevorzugen automatisches Starten des bidirektionalen Modus

Im Rahmen des Projekts wurde auch untersucht, wie die Pilotkunden verschiedene Einstellungen nutzen. Demnach präferieren Kundinnen und Kunden, dass der bidirektionale Lademodus beim Einstecken des E-Autos automatisch startet und keine weitere Handlung mehr erfolgen muss. Der gewünschte SoC (State of Charge; Ladezustand) des E-Autos und die geplante Abfahrtszeit wird dabei automatisch gesetzt. Nutzerinnen und Nutzer haben dabei weiterhin stets die Kontrolle über die Parameter und können Abweichungen, bspw. eine höhere gewünschte Reichweite des E-Autos für eine längere Fahrt, jederzeit selbst festlegen.

Auch die steigende Routine und Sicherheit der E-Autofahrer in der Anwendung des bidirektionalen Ladens sei deutlich erkennbar gewesen, so Eon in seiner Mitteilung. Die zur Verwendung im Haushalt freigegebene Akkukapazität wurde demnach im Laufe des Projektzeitraums durch die Anwender selbst deutlich erhöht, das heißt, sie haben mehr Kapazität des E-Auto-Akkus für das bidirektionale Laden zur Verfügung gestellt.

Gleichzeitig zeigte das Monitoring der Energieflüsse, dass das Bereitstellen so großer Energiemengen aus dem Fahrzeugakku gar nicht notwendig ist, um wirtschaftlich attraktive Anwendungsfälle zu nutzen“, erklärt Mark Ritzmann, CEO der Eon Group Innovation. „Als Eon sehen wir ein enormes Potenzial in der Weiterentwicklung der bidirektionalen Ladetechnologie, die weitreichende Vorteile nicht nur für die Kundinnen und Kunden birgt, sondern durch die Zwischenspeicherung von Energie auch enorme Chancen für das gesamte zukünftige Energiesystem bietet.

Weitere Erkenntnisse durch Forschungsprojekt BDL Next

Zusätzlich zu dem Pilotprojekt Bi-clEVer beteiligt sich Eon an weiteren Projekten zum bidirektionalen Laden. Mit dem seit Ende 2023 laufenden und vom BMWK geförderten Projekt BDL Next zielen Eon und weitere Partner nun auf den flächendeckenden und interoperablen Einsatz von bidirektionalem Laden ab. Eon arbeitet dabei an der Marktintegration des bidirektionalen Ladens in den Energiemarkt mit Fokus auf der Entwicklung verschiedener Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle.

BDL Next ist Nachfolger des vorangegangenen Förderprojektes Bidirektionales Lademanagement (BDL), das von 2019 bis 2022 die Grundlagen zur Integration von bidirektionalen Elektrofahrzeugen in Energiesysteme untersuchte und erprobte. Das Eon Pilotprojekt Bi-clEVer war im Rahmen einer Verbundpartnerschaft Teil des BDL-Forschungsprojekts. Mit BDL Next sollen nun technologische und regulatorische Hürden überwunden werden, um eine breite Anwendung der bidirektionalen Ladetechnologie im V2G-Bereich zu ermöglichen. Das Projekt umfasst einen mehrstufigen Pilotbetrieb, der von virtuellen Tests bis hin zum Einsatz von bidirektionalen Serienfahrzeugen und Wallboxen reicht. Begleitend untersuchen die beteiligten Universitäten und Institute Aspekte wie Kundenerlebnis, Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen auf das Energiesystem.

Quelle: Eon – Pressemitteilung vom 02.12.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfgang:

Selbst wenn der Strompreis z.B. bei 0 ist kommen doch mit Netzentgelten & sonstigen Gebühren 17-20 cent/Kw zusammem. Die Frage ist deshalb wieviel bekomme ich, wenn ich zurück speise. Preis vom Spottpreismarkt?
Will ich Armortisation und Verluste kompensieren, müssen es im obigen Fall mindestens 30 cent/kw sein.
Verdient ist dann so gut wie nichts.
Wolfgang

ANDREAS Hoevel:

Die Verpenner sind die jetzige Regierung ?

Wolfbrecht Gösebert:

„VW bietet auch eine AC Bidi-Wallbox an.“

… Und DIE paßt dann zu welche[m/n] Auto(s)? Hast Du da mal eine Quelle?

Philipp:

V2H kann, wenn überhaupt, nur ein Problem sein, wenn das Auto angeschlossen ist. Dann ist das BMS des Autos aktiv und je nach Auto kann dies auch mal 200 Watt sein, andere sind da aber sehr viel niedriger. Das hängt von der Schaltung und der Software ab, was die alles aktiv hält.

Pauschal kann man das aber nicht sagen. Bekannt ist das Problem durch den Vampirstrom bei Teslas geworden, aber auch andere Autos zeigen hier die Probleme. Wer seinen eGolf tagelang an der AC Wallbox hängen lässt, kann auch mal seine 12V Batterie leersaugen, weil die zwischendrin nicht geladen wird.

Es ist also das Auto, das Strom benötigt für sein BMS, nicht Deine Anlage zu Hause. Da ist keine aufwendige Steuerungselektronik drin.

Philipp:

Nenne bitte konkrete Zahlen oder akzeptiere, dass hier gewürfelt werden dürfte.
Nie hat einer auch nur geschrieben, wie viele kWh gehandelt werden können und was der Rohrertrag und was der Nettovertrag ist.
Das sind banalste Informationen, die aber aus gutem Grund keiner nennt, weil die 500€ dann sichtbar gewürfelt sind.

Ich habe mir dagegen die max. und minimalen Strompreise am Tag angesehen und kam auf zumeist 5ct/kWh Differenz (Quelle: Agorameter, diese Woche nur zwischen 5ct min und 13ct max).
500€ / 365 Tage = 1,36 s/Tag.
1,36€. / 5ct = 27kWh.
Also jeden Tag muss das Ding angeschlossen sein, Du musst 100% der Erlöse bekommen, Darfst keine Wandlungsverluste haben und gibst von Deiner 60kWh Batterie 50% Ladehub jeden Tag frei. Du fährst also auch nicht mehr.

Gib mir andere Daten bitte!

Jeff:

„Ein gerechnetes Beispiel fehlt hier wie immer. Die genannten 500€ sind also auch nur gewürfelt.“

Die forschen seit mehreren Jahren daran, glaube nicht, dass die 500 Euro gewürfelt sind. Außerdem decken sich die Eon Zahlen mit allen anderen, die so kursieren, von anderen Unternehmen und aus anderen Ländern.

Mir hat mal jemand gesagt, dass V2H ne Kostenfalle ist, weil das Grundsystem schon einen Energieverbrauch von 100 bis 200 Watt hat, immerhin so 2 bis 4 Kilowattstunden am Tag. Weißt Du dazu zufällig was? Sonst wäre das ja alles andere als „SUPER“…

Philipp:

Bei 5-10kW Laden/Entladen erwärmt sich so gut wie gar nichts. Einen Vorteil für die Batterie sehe ich nicht.

VW bietet auch eine AC Bidi-Wallbox an.

Ein gerechnetes Beispiel fehlt hier wie immer. Die genannten 500€ sind also auch nur gewürfelt.

Anmerkung: Bei der aktuell in Genehmigung befindlichen Netzbatteriespeichern der MW Klasse wird der erzielbare Gewinn für private durch Handel in 1-2 Jahren recht gering ausfallen. Nichts womit man perspektivisch 500€ im Jahr verdienen kann, vor allem wenn Hinz und Kunz auch mitverdienen wollen.

V2H -> SUPER!!!, V2G -> Rohrkrepierer

Wolfbrecht Gösebert:

„Insgesamt muss man festhalten, dass mit dem E-Auto Chancen entstehen, von der die Verpenner nicht einmal träumen können.“

Ja – GENAU deswegen fahre ich ja seit 2012 elektrisch, seit 2014 kontinuierlich mit eigenem eAuto :)

Wolfbrecht Gösebert:

„Selbst AC-Wallboxen[,] die PV-Überschussladen beherrschen[,] liegen jenseits der 1000€“

Stimmt nicht (mehr) :) Die Fronius AC-Wallbox Wattpilot Home 11 J 2.0 11 kW liegt ggf. schon jetzt deutlich unter 800 €.
Quelle: elektroland24.de
Generell wird der Preis für AC-Bidi-Boxen mit den steigenden Stückzahlen noch weiter, ja deutlich unter 1.000 € sinken!

Ioniq Knechter:

Nee…. Erstens…. VW geht mangels Erfahrung von den genannten Werten aus. Wird sie sehr wahrscheinlich noch nachbessern.
VW ist bisher der einzigste Hersteller, der solche Zahlen zu BiDi veröffentlicht hat.
Und wie wir alle wissen, ist VW nicht DER Maßstab. Bei weitem nicht!

Zweitens… Wird der fahrbare Akku nicht annähernd so stark belastet, wie eine heftige Beschleunigung des BEV.

Drittens….. Ein Akku der ständig durch geringe Ladung/Entladung auf Betriebstemperatur gehalten wird, hält länger, als einer der gefordert wird, wenn er noch kalt ist.

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