Leonhard Birnbaum, Chef des Energieunternehmens Eon, fordert in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung harte Reformen, damit die „Erfolgsgeschichte“ Energiewende, wie er es nennt, auch weiter erfolgreich voranschreiten kann. „Die Erneuerbaren haben gewonnen. Sie liefern heute den größten Teil unseres Stroms, mehr als 60 Prozent“, so Birnbaum. Nun sei es daher „nicht mehr sinnvoll, den weiteren Ausbau massiv zu fördern und zu subventionieren“, der Bau von neuen Wind- und Solaranlagen müsse gezielter angegangen werden.
„Der Ausbau soll weitergehen, aber entlang des tatsächlichen Bedarfs und an der richtigen Stelle“, so der Eon-Chef. Denn aktuell sei es so, dass vor allem im an Windkraftanlagen und somit auch an Energie sehr reichen Norden die Stromnetze hart am Limit seien: „Es gibt in diesen Gegenden zu viel Stromerzeugung. Der Strom kann dann nicht mehr sinnvoll abtransportiert werden“, so der Manager.
Für die Verbraucher sei das teuer, da die Betreiber der Ökostrom-Anlagen eine Entschädigung erhalten, „wenn ihr Strom an manchen Stunden nicht abgenommen wird und ihre Anlagen abgeregelt werden. Diese Entschädigung wird dann auf alle Stromkunden umgelegt.“ Auf bis zu 15 Milliarden Euro pro Jahr beziffert Birnbaum diese Kosten, was sich mit anderen Angaben aus Industrie und Forschung deckt.
Daher müsse der weitere Ausbau „sinnvoll erfolgen, also dort, wo der Strom auch genutzt werden kann.“ Dafür seien zum einen Anreize notwendig, andererseits müssten „überflüssige Subventionen“ gestrichen werden, wie Birnbaum an einem Beispiel erklärt: „Die Kosten für die fixe Einspeisevergütung von neuem Solarstrom sehen pro Jahr zwar harmlos aus. Aber die Subvention läuft eben oft 20 Jahre, da kommen Milliarden zusammen. Und die zahlen am Ende alle Stromkunden.“
„Elektromobilität hat keinen großen Einfluss“
Perspektivisch könnten die Stromkosten mit den richtigen Maßnahmen deutlich gesenkt werden, doch die Zeit dränge: „Wenn grüner Strom so billig werden soll, wie er heute schon sein könnte, müssen wir jetzt handeln“, so der Eon-Chef im SZ-Interview. Dazu gehöre, die Netze dort gezielt auszubauen, wo Engpässe bestehen. „Denn die Kosten möglicher Engpässe sind deutlich höher als die eines stärkeren Netzausbaus“, sagt Birnbaum hierzu.
Die Herausforderung sei, die Prioritäten zu erkennen und sodann auch richtig umzusetzen: „Einen Großbatteriespeicher oder eine Solaranlage baut man in zwei Jahren, ein Windrad in drei bis vier Jahren. Der Netzausbau dauert bis zu zehn Jahre“, erklärt Birnbaum die Crux des ganzen.
Einen gängigen Mythos zur E-Mobilität räumt Birnbaum in den Gespräch auch noch aus, und zwar dass Elektroautos mit immer weiter steigenden Zulassungszahlen einen Blackout verursachen könnten: „Elektromobilität hat keinen großen Einfluss“, so der Eon-CEO. Der Stromverbrauch in Europa steigt durch E-Autos nicht sonderlich stark, da Strom generell immer effizienter genutzt werde. Und der wichtigste Grund für die eher stagnierende Stromnachfrage sei „leider die schleichende Deindustrialisierung: Industriebetriebe, die besonders viel Strom verbrauchen, haben die Produktion gesenkt oder ganz geschlossen“, so Birnbaum.
Quelle: Süddeutsche Zeitung – „Die Erneuerbaren haben gewonnen“








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