So machen Sie Ihr E-Auto fit und sicher für den Winter

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Die Wetterbedingungen im Herbst und Winter stellen Fahrzeuge und Fahrende gleichermaßen auf die Probe. Kälte, Nässe, Laub und Rollsplitt belasten selbst hochmoderne Autos. „Eine sorgfältige Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit gewährleistet, dass die Fahrzeugtechnik auch unter Extrembedingungen zuverlässig funktioniert“, sagt Frank Schneider, Referent für Fahrzeugtechnik beim TÜV-Verband.

„Bremsen, Licht und Reifen bilden die Basis, doch moderne Autos verlangen mehr: Eine starke Batterie, funktionierende Sensoren und eine einwandfreie Elektronik sind heute genauso sicherheitsrelevant.“ Der TÜV-Verband erklärt, worauf es in der kalten Jahreszeit ankommt.

Bremsen auf Glatteis und fehlenden Grip vorbereiten

Gerade im Herbst und Winter, wenn die Straßen regelmäßig mit Laub, Schnee oder Eis bedeckt sind, muss die Bremsanlage tadellos funktionieren. „Wer mit unzureichender Bremskraft in den Winter startet, fährt mit halber Sicherheit“, warnt Schneider. Moderne Fahrzeuge verfügen meist über ABS, elektronische Bremskraftverteilung oder Bremsassistenten, die das Fahrverhalten auf rutschigem Untergrund deutlich verbessern.

Doch auch diese Systeme haben ihre Grenzen: Frost, Schmutz oder Feuchtigkeit in Bremsleitungen können die Wirksamkeit beeinträchtigen. Vor dem ersten Frost sollten Bremsscheiben und -beläge daher an jedem Fahrzeug auf Verschleiß geprüft werden.

Eine aufmerksame Testfahrt gibt erste Hinweise auf den Zustand der Bremsanlage: Quietschen oder Schleifen deuten auf abgenutzte Bremsbeläge hin. Vibrationen oder Ruckeln im Bremspedal oder Lenkrad sind ein Zeichen für verzogene oder ungleichmäßig abgenutzte Bremsscheiben. Zieht das Fahrzeug beim Bremsen zu einer Seite, ist das ein Hinweis auf ungleichmäßigen Verschleiß oder festsitzende Bremskolben.

Eine Sichtkontrolle ist ebenfalls ratsam: Mit einem Blick hinter die Felgen sieht man, ob die Beläge nur noch wenige Millimeter dick (unter 3 mm), ob es Riefen oder Rillen auf der Scheibe gibt oder ob der Rand deutlich abgenutzt ist. Sind die Beläge verschlissen, ist ein Werkstattbesuch notwendig. Steht das Fahrzeug mehrere Tage im Freien bildet sich auf den Bremsscheiben sehr schnell Flugrost, der durch leichtes Anbremsen bei langsamer Fahrt wieder entfernt wird.

Auch die Bremsflüssigkeit ist sicherheitsrelevant. „Die Bremsflüssigkeit überträgt die Kraft vom Bremspedal auf die Bremsanlage“, sagt Schneider. „Ist sie zu alt oder hat sie Feuchtigkeit gezogen, kann dieser Druck nicht mehr vollständig aufgebaut werden und der Bremsweg verlängert sich deutlich.“ Deshalb gilt: Füllstand regelmäßig prüfen, auf Undichtigkeiten achten und das Wechselintervall, meist alle zwei Jahre, unbedingt einhalten.

Lichtanlage: Sehen und gesehen werden

Wenn die Tage kürzer werden und Nebel, Regen oder Schnee die Sicht verschlechtern, zeigt sich, wie wichtig eine funktionierende Fahrzeugbeleuchtung ist. „Eine defekte Lampe kann bedeuten, dass man selbst zu spät gesehen wird oder ein Hindernis nicht rechtzeitig erkennt“, sagt Schneider. Ein vermeidbares Risiko, denn Beleuchtungsmängel sind leicht erkennbar und lassen sich beheben, bevor sie gefährlich werden.

Fahrer:innen sollten Scheinwerfer, Rücklichter, Blinker und Nebelleuchten prüfen und die Leuchtweite je nach Beladung anpassen, um andere Verkehrsteilnehmende nicht zu blenden. Bei den meisten Fahrzeugen liegt der Neigungswinkel des Abblendlichts zwischen 1,0 und 1,2 Grad, beim Fernlicht zwischen 2,0 und 2,5 Grad.

Defekte Glühlampen können bei älteren Fahrzeugen oft mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden. Wichtig: Zündung aus, alte Lampe vorsichtig entnehmen und nicht mit bloßen Fingern an die neue Halogenbirne fassen, denn Hautfett verkürzt ihre Lebensdauer. Neuere Fahrzeuge setzen zunehmend auf adaptive Lichtsysteme. Sie passen die Ausleuchtung automatisch an Geschwindigkeit, Wetter oder Gegenverkehr an. „Die LED- oder Xenon-Scheinwerfer sind komplexe Systeme. Sie sorgen für mehr Sicherheit, erfordern aber auch fachgerechte Wartung“, sagt Schneider. „Hier ist eine Eigenreparatur oft weder erlaubt noch praktikabel, weil Hochspannung oder spezielle Steuergeräte im Spiel sind.“ In diesen Fällen sollten Autofahrer:innen einmal im Jahr eine Werkstatt aufsuchen, am besten im Rahmen des saisonalen Licht-Checks. Profis messen dabei nicht nur die Helligkeit, sondern justieren die Scheinwerfer exakt nach Vorgabe.

Wischer und Waschanlage sorgen für klare Sicht

Neben den Scheinwerfern verdienen auch Scheiben, Wischer und Waschanlage Aufmerksamkeit. Abgenutzte Wischerblätter hinterlassen Schlieren und beeinträchtigen so die Sicht. Sie sollten bei den ersten Anzeichen von Verschleiß ausgetauscht werden. In den Wischwasserbehälter gehört ein Reinigungszusatz mit Frostschutz bis mindestens minus 20 Grad Celsius. „Nach dem Befüllen empfiehlt es sich, die Anlage kurz zu betätigen, damit auch die Zuleitungen frostsicher werden“, rät Schneider. Neben dem Frostschutz in der Waschanlage spielt bei Verbrennern auch der Frostschutz für das Kühlsystem eine wichtige Rolle. Frostschutz im Kühlmittel verhindert, dass Wasser in Leitungen oder Kühler gefriert und Schäden am Motor verursacht.

Assistenzsysteme: Auch die elektronischen Helfer brauchen Durchblick

Auch Assistenzsysteme wie adaptives Fernlicht, Spurhaltewarner oder der automatische Notbremsassistent sind auf klare Sicht angewiesen. „Schnee, Eis und Schmutz können die Systeme stark einschränken“, sagt Schneider. „Im Winter sollten Kameras, Radar- oder Lidar-Sensoren regelmäßig und vorsichtig mit Mikrofasertuch oder speziellem Sensorreiniger gesäubert werden.“ Eine kurze Testfahrt auf gerader Strecke zeigt danach, ob der Spurhalteassistent weiterhin korrekt arbeitet.

Reifen: Sicherer Halt auf jedem Untergrund

Gut gepflegte Reifen sind im Winter ebenfalls entscheidend für die Sicherheit. Ausreichend tiefes Profil, korrekter Luftdruck und ein regelmäßiger Blick auf Alter und Zustand sorgen dafür, dass das Fahrzeug auf Schnee, Eis oder nasser Fahrbahn zuverlässig in der Spur bleibt. Wer bei Schnee, Eis oder Glätte mit Sommerreifen fährt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 120 Euro und einen Punkt in Flensburg. „Eine feste Winterreifenpflicht zu einem bestimmten Datum gibt es in Deutschland nicht, vorgeschrieben ist jedoch eine ‚den Wetterverhältnissen angepasste Bereifung‘“, sagt Schneider. „Bei Temperaturen unter 7 Grad Celsius verlieren Sommerreifen ihre Flexibilität. Das führt zu längeren Bremswegen und schlechterer Haftung selbst auf trockener Fahrbahn.“

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Von Oktober bis Ostern sollten daher Winter- oder Allwetterreifen mit Alpine-Symbol am Fahrzeug montiert sein. Das Schneeflocken-Symbol garantiert, dass der Reifen für niedrige Temperaturen und rutschige Fahrbahnen ausgelegt ist. Der Reifendruck sollte beim Reifenwechsel und auch danach regelmäßig kontrolliert und an die Herstellerangaben angepasst werden. Ist der Druck zu niedrig, verlängert sich der Bremsweg, das Fahrverhalten wird instabil und der Kraftstoffverbrauch steigt. Ist er zu hoch, reduziert sich die Auflagefläche und der Reifen verliert Haftung. Apropos Haftung: Wer im Winter mit Sommerreifen grob fahrlässig einen Unfall verursacht, kann im schlimmsten Fall in der Kaskoversicherung auf den Kosten für den Schaden am eigenen Auto sitzen bleiben.

Reifenprofil und -zustand regelmäßig prüfen

Eine Sichtkontrolle der Reifen auf Risse, Fremdkörper oder ungleichmäßigen Abrieb und Profiltiefe gehört ebenfalls zum Technikcheck. Die Profiltiefe beeinflusst die Bodenhaftung deutlich und je abgefahrener das Profil, desto länger der Bremsweg und desto leichter gerät das Fahrzeug beim Anfahren oder in Kurven ins Rutschen. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 Millimeter, für ausreichenden Grip empfiehlt sich aber eine Profiltiefe von mindestens 4 Millimetern.

Auch das Alter der Reifen spielt eine Rolle für die Fahrsicherheit: Gummi wird mit den Jahren spröde und verliert an Elastizität. Reifen sollten deshalb spätestens nach sechs bis acht Jahren ersetzt werden. Wer in schneereichen Regionen unterwegs ist, sollte Schneeketten im Fahrzeug mitführen. Sie verbessern die Traktion deutlich und können auf bestimmten Passagen und Strecken sogar vorgeschrieben sein.

Starter- bzw. Batterie: Schwachstelle Nummer eins im Winter

Niedrige Temperaturen und Kurzstrecken sind für jede klassische Starter- bzw. bei E-Autos Bordnetzbatterie eine Belastungsprobe. Startprobleme gehören deshalb zu den häufigsten Winterpannen, nicht nur bei Verbrennern, auch bei E-Autos. Wer sich davor schützen will, sollte vor dem Winter die Spannung der Batterie überprüfen. Liegt sie unter 12,6 Volt, muss sie nachgeladen oder ersetzt werden.

Besonders bei Kurzstreckenfahrten mit einem Verbrenner kann es passieren, dass mehr Strom verbraucht als nachgeladen wird. Wer hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist, sollte deshalb regelmäßig längere Fahrten einplanen, damit sich die Batterie regenerieren kann. Auch eine Thermo-Hülle kann helfen, die Batterie vor Frost zu schützen und ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Elektroautos: Reichweite erhalten und Akku schonen

Bei Elektroautos ist die Antriebsbatterie der zentrale Energiespeicher und ebenfalls anfällig für Kälte. „Niedrige Temperaturen reduzieren die Reichweite um bis zu 30 Prozent und die Ladezeiten können sich deutlich verlängern“, sagt Schneider. „Um das zu vermeiden, empfiehlt es sich, das Fahrzeug über Nacht an die Wallbox anzuschließen und den Innenraum bereits vor Fahrtbeginn vorzuheizen.“

Der Vorteil: Das Vorheizen erfolgt dann mit Strom aus dem Netz statt aus der Batterie. So startet das E-Auto mit voller Ladung und größerer Reichweite. Wird während der Fahrt Wärme benötigt, sind Sitz- und Lenkradheizung deutlich effizienter als die Innenraumheizung.

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So kommt die Antriebsbatterie gut durch den Winter

  • Vorheizen: Innenraum vor Fahrtbeginn temperieren, um während der Fahrt Strom zu sparen.
  • Eco-Modus nutzen: Verringerte Leistung verhindert durchdrehende Räder und schont Akku und Reifen.
  • Garage bevorzugen: In einer geschützten Umgebung bleibt die Batterie länger leistungsfähig.
  • Ladebuchsen prüfen: Eis oder Schnee entfernen, bevor der Stecker angeschlossen wird.
  • Ladezeiten einplanen: Kälte verlängert den Ladevorgang – Aufladezeiten entsprechend planen.

Dichtungen und Schlösser winterfest machen

Wenn Temperaturen unter null fallen, können Türen und Heckklappen schnell festfrieren. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Tür- und Klappendichtungen mit Silikon, Talkum oder Glycerin behandelt werden. Diese Pflegemittel halten das Gummi geschmeidig und verhindern, dass es anfriert oder reißt. Auch Türschlösser lassen sich mit etwas Schlossöl oder Graphitspray vor Vereisung schützen.

Aufbewahren sollte man das Enteisungsspray nicht im Handschuhfach, sondern in der Jackentasche. Dort ist es griffbereit, wenn Türen oder Schlösser doch einmal zugefroren sind.

Quelle: TÜV Verband – Pressemitteilung vom 28.10.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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