Wie Sozial-Leasing E-Autos für alle attraktiver machen kann

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Klimaschutz im Verkehr kann nur gelingen, wenn Elektroautos für alle Bevölkerungsgruppen, die auf ein Auto angewiesen sind, erschwinglich sind. Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Transport & Environment zeigt, dass ein Social Leasing-Programm, wie es Frankreich bereits eingeführt hat, ein sinnvoller Baustein in einem Maßnahmenbündel für eine sozial gerechte Verkehrswende sein kann. Dafür müssten Haushalte mit wenig Einkommen gezielt beim Umstieg auf Elektromobilität unterstützt werden – vor allem dort, wo es keine attraktiven Alternativen zum eigenen Auto gibt, so das Öko-Institut in einer aktuellen Mitteilung.

„Social Leasing soll es Haushalten mit wenig Einkommen ermöglichen, Elektrofahrzeuge zu stark reduzierten Leasingraten zu nutzen – ohne große Ersparnisse zu besitzen oder Kredite aufnehmen zu müssen. Unsere Studie zeigt, welche Gestaltungsmöglichkeiten die Politik für ein solches Förderprogramm hat, um insbesondere Menschen mit geringem Einkommen zu unterstützen, die keine Alternative zum Auto haben“, so Nelly Unger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ressourcen & Mobilität beim Öko-Institut.

Die Studie (hier als PDF zum Download zu finden) untersucht den Umfang eines möglichen Programms ebenso wie Fragen der administrativen Ausgestaltung und mögliche Beschäftigungseffekte in der Automobilindustrie.

Social Leasing als Baustein für erschwingliche Elektromobilität

Ein Beispiel für ein erfolgreiches Social Leasing-Programm liefert Frankreich: Dort können Berechtigte bereits ab 50 Euro monatlich ein E-Auto leasen. Die Zielgruppe sind Personen mit unterem bis mittlerem Einkommen und einem Arbeitsweg von mindestens 15 Kilometern oder einer Fahrleistung von mehr als 8000 km im Jahr, die im Rahmen der beruflichen Tätigkeit mit dem privaten Auto stattfindet.

Die Wissenschaftler:innen betonen, dass ein Social Leasing-Programm an die Bedürfnisse der Bevölkerung angepasst werden sollte. Wichtige Faktoren sind die Einkommensgrenze der Zugangsberechtigung zum Programm, die Art der geförderten Fahrzeuge sowie regionale Unterschiede etwa bei der Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur oder alternativen Verkehrsmitteln.

Umsetzung eines Social Leasing-Programms in Deutschland

Das französische Modell des Social Leasings könne jedoch aus administrativer Sicht nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen werden. Die Studie untersucht daher auch, wer wann, wie und bei wem einen Antrag auf Förderung stellen kann und welche rechtlichen Vorgaben dabei zu beachten sind. Die Expert:innen empfehlen etwa, die Förderung organisatorisch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle anzusiedeln, das auch schon für die Anträge der E-Auto-Kaufpreisprämie, auch bekannt als Umweltbonus, zuständig war.

Die Analyse für Deutschland zeigt: Haushalte mit geringem Einkommen besitzen häufiger ältere Autos und fahren nicht nur Kleinwagen – auch wenn deren Nutzung meist mit geringeren Kosten verbunden ist. Die Analyse gibt Hinweise darauf, dass ein reines Leasingangebot für Kleinwagen nicht alle Bedarfssituationen abdecken würde. Um Akzeptanz zu schaffen und den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden, könnte das Programm auch Mittelklassefahrzeuge für bestimmte Gruppen vorsehen, etwa Familien.

Begrenzte Effekte für den Gebrauchtwagenmarkt und Arbeitsplätze

Werden in einem Jahr 100.000, 50.000 oder 30.000 Elektroautos gefördert, so zeigt sich, dass der Effekt auf die in den Folgejahren zur Verfügung stehenden Gebrauchtwagen insgesamt begrenzt sei. Betrachtet man jedoch einzelne Fahrzeugsegmente, könne der Effekt, zum Beispiel für Autos der Mini- bis Mittelklasse, deutlich größer sein. Interviews mit Expert:innen der Automobilbranche zeigen zudem, dass bei bis zu 100.000 geförderten Fahrzeugen jährlich nur geringe Arbeitsmarkteffekte in der deutschen Automobilindustrie zu erwarten seien. Aus Klimasicht könnten mit 100.000 E-Autos pro Jahr mehr als 200.000 Tonnen CO2 vermieden werden, so die Studie.

Ein begleitendes Element eines Social Leasing-Programms in Deutschland könnte die ergänzende Förderung von Ladeinfrastruktur sein. Besonders Haushalte mit wenig Einkommen, die in Mehrfamilienhäusern leben, haben bisher einen geringeren Zugang zu privaten Lademöglichkeiten. Eine gezielte Förderung – etwa in Form von Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen – könnte die Einstiegshürden senken und die private Nutzung von Elektroautos erleichtern. Wichtig sei vor allem, dass die Förderung auch tatsächlich wirtschaftsschwache Haushalte erreicht.

Quelle: Öko-Institut – Pressemitteilung vom 14.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Heribert-2:

Ja ist klar….
immer mehr Anforderungen und damit mehr Kosten.
Somit ist jeder berufen sich am Wohnungsbau zu beteiligen, auch wenn der Ertrag zu Null geht.
Und ja, wir fahren ein BEV, und weiter, wir wohnen in einer großzugügigen Doppelhaushälfte. Und nein, wir haben keine Wallbox, sondern laden an den öffentlichen Ladesäulen zu überhöhten Preisen.
Warum?
Unser Haus hat kein Sparrendach, sondern ein klassisches Pfettendach. Für die PV-Anlage müssten die Sparren verstärkt werden. Dazu müsste im Dachgeschoss die Dämmung entfernt werden, um an die Sparren zu kommen.
Sie erraten sicher den Kostenaufwand.
Bei einem Haus Baujahr 1960, müssen natürlich die Stromleitungen geprüft, ggf. ausgetauscht / erneuert werden.
Erneute kaum zu kalkulierende Kosten.
Dann endlich könnte die PV-Anlage nach Installation in Betrieb genommen werden, damit das BEV geladen werden kann.
Aber HALT. Für Zeiten, an denen die Sonne nicht scheint, benötige ich noch einen externen Akku, der die gewonnene Schönwetterleistung speichert für düstere Zeiten. Und erneut ca 10.000€ an Kosten
So nun ist das Häuschen BEV geeignet und hat mindestens 50.000€ verschlungen.
All das, damit ich ein BEV fahren kann, bzw. zuhause laden kann?
Für den einen oder anderen ist das sicher ok.
Für Leute > 50 Jahre rechnet sich das im Leben nicht mehr.
Wie sieht der nächste Schritt aus?
Um einen Verbrenner fahren zu dürfen, muss ich eine Tankstelle kaufen?
Und all das soll der Vermieter bezahlen, die Miete darf aber bitte nicht erhöht werden?

Wer bitte baut da noch gut ausgestattete Wohnungen mit allem chi chi…..

Peter:

Warum EC Karte ? Wem nutzt es die teuerste Bezahlmöglichkeit zu nutzen, wenn natürlich der Betreiber so wie der Handel auch die Transaktionskosten übernimmt schauts anders aus.

Philipp:

Steht schon im Gesetz: Jeder Eigentümer ist ab 20 Stellplätze zur Einrichtung von Lademöglichkeiten bezwungen und wird später auf 10 gesenkt. Zu welchem Ladepreis ist aber nicht geregelt.

Wie das für Gemeinschaftseigentum geregelt ist, weiß ich aber nicht.

PhiGo:

Das Sozialleasing ist eigentlich eine gute Idee, aber am wichtigsten ist der letzte Absatz des Artikels über die Lademöglichkeiten.
Es sollte eine gesetzliche Verpflichtung zur Errichtung von Ladepunkten geschaffen werden.

Jedes Unternehmen und jeder Vermieter sollte ab einer gewissen Anzahl von zur Verfügung gestellten Parkplätzen (auch für Mitarbeiter) einen bestimmten Prozentsatz davon mit Lademöglichkeiten ausstatten müssen.

Nur mit der technischen Umsetzung der Bezahlweise könnte es schwierig werden.
Da würde ich EC/Kredit-Karte vorschlagen.

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