Smart rechnet mit Aufschrei durch Abkehr vom E-Auto

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Smart bereitet für den chinesischen Markt ein neues Modell mit Plug-in-Hybridantrieb vor. Während sich die Marke in Europa klar zur Elektromobilität bekennt, will man in China flexibler agieren, wie unter anderem MBPassionBlog berichtet. Der aktuelle Smart #5 wird demnach in China künftig nicht nur als reines Elektroauto, sondern auch als Plug-in-Hybrid erhältlich sein. Die Entscheidung markiert eine Zäsur – erstmals seit dem offiziellen Abschied vom Verbrenner kommt nun doch wieder ein Benzinmotor in einem Smart zum Einsatz. Allerdings nur dort, wo die Nachfrage das rechtfertigt.

Aus dem Umfeld der Marke Smart heißt es: „Das ist ein Antrieb, der ausdrücklich für China geplant ist.“ Die Einführung sei keine Abkehr von bisherigen Zielen, sondern eine Antwort auf bestehende Strukturen vor Ort. Chinesische Kunden hätten andere Anforderungen als europäische. Vor allem die Reichweite spielt eine große Rolle. Eine reine Elektrolösung werde nicht überall als ausreichend empfunden. Daher greife man zu einem Antriebskonzept, das sich in China bereits bewährt habe.

Konkret geht es um eine Kombination aus einem 1,5-Liter-Benziner und einem Elektromotor. Die Basis stammt aus dem Technikbaukasten des chinesischen Mehrheitseigners Geely. Dort ist das System im Galaxy L7 bereits auf der Straße. Im rein elektrischen Betrieb kommt der Antrieb laut CLTC-Testverfahren auf über 250 Kilometer Reichweite. Umgerechnet auf den europäischen WLTP-Standard sind das rund 190 Kilometer – ein überdurchschnittlicher Wert für einen Plug-in-Hybrid. Die Gesamtreichweite im kombinierten Betrieb wird mit bis zu 1550 Kilometern angegeben.

„Die fahren quasi voll elektrisch, aber haben dann einfach nur noch die Reichweite“, erklärt eine Quelle aus dem Umfeld der Marke. Es gehe nicht um Rückschritte, sondern um Optionen. Die Technik sei weit fortgeschritten und komme nicht zufällig in ein Volumenmodell. Schon jetzt würden andere Anbieter in China mit ähnlichen Systemen arbeiten – erfolgreich und im großen Maßstab. Smart wird den Hybridantrieb in die Modellvariante #5 integrieren, die ohnehin auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist. Äußerlich ändert sich kaum etwas, technisch hingegen macht das Auto einen Schritt in Richtung Vielseitigkeit. In Europa ist dieses Konzept hingegen nicht vorgesehen. „Das ist momentan nicht geplant“, heißt es aus entsprechender Quelle. Der Fokus ein Europa bleibe auf reinen Elektroantrieben.

Das verwundert – denn wirtschaftlich betrachtet hätte die Hybridversion Vorteile. Während für reine Stromer aus China künftig Strafzölle in Europa gelten, blieben Plug-in-Hybride davon verschont. Dennoch will man diesen Hebel nicht nutzen. Die politische Debatte rund um E-Mobilität und Handel habe hier ebenfalls Einfluss genommen.

In China profitieren Plug-in-Hybride weiterhin von staatlicher Förderung

Auch regulatorische Unterschiede spielen eine Rolle. In China werden Plug-in-Hybride noch staatlich gefördert und genießen Vorteile bei Zulassung und Steuern. Für Smart ergibt sich daraus ein schlüssiges Gesamtbild. Aus dem dortigen Umfeld heißt es: „In China ist das ein sehr attraktives Paket.“ Die Strategie orientiere sich klar an lokalen Rahmenbedingungen – nicht an globalen Idealbildern.

Die Entscheidung fällt nicht überraschend. Bereits Ende 2024, Anfang 2025 kursierten erste Gerüchte über eine Plug-in-Hybridvariante. Bilder von Testfahrzeugen machten die Runde, Patente wurden geprüft. Jetzt steht die Einführung bevor. Mitte Juli sollen die technischen Daten durch das zuständige Ministerium in China veröffentlicht werden. Der Marktstart in China ist für das letzte Quartal des Jahres vorgesehen. Festzuhalten ist, die Strategie für Europa bleibt: Strom statt Plug-in-Hybrid.

Intern rechnet man damit, dass die Entscheidung in Europa für Diskussionen sorgt, wie EAN zugetragen wurde. „Es wird sicher der ein oder andere Aufschrei kommen“. Die Elektromobilität polarisiert – gerade wenn Marken, die als Vorreiter gelten, plötzlich wieder auf den Benziner setzen. Doch bei Smart sieht man das nüchtern. Es sei eine Reaktion auf einen Markt, der andere Lösungen verlangt. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.

Quelle: MBPassionBlog – Smart #5 Plug In-Hybrid Benziner bleibt wohl China vorbehalten // Smart – Austausch mit EAN

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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