E-Autos: Vorurteile sind mit die größte Hürde

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

In der Käufergunst tut sich das E-Auto in Deutschland besonders schwer. Über die Gründe für die Kaufzurückhaltung wird viel spekuliert. Während die Einen die Probleme im Produkt selbst und damit im Kaufpreis, der Reichweite und der Ladezeit vermuten, machen Andere die als mangelhaft empfundene Ladeinfrastruktur und das Förderchaos rund um den über Nacht plötzlich eingestellten Umweltbonus verantwortlich. Eine neue Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zeigt, dass diese Punkte aus Verbrauchersicht zwar Hürden bei der E-Auto-Nutzung darstellen. Tatsächlich sind es aber insbesondere die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, die einem Kauf im Wege stehen.

Wer nicht glaubt, dass Elektroautos besser für Umwelt und Klima sind als Verbrenner, möchte sich auch kein E-Auto zulegen. Von allen in der Studie zur Auswahl stehenden Gründen habe die Wahrnehmung der Umweltwirkung den stärksten negativen Zusammenhang mit der Kaufbereitschaft der Verbraucher, so das NIM in einer aktuellen Mitteilung. Weitere häufig genannte Hürden sind die als unzureichend empfundene Reichweite, die angeblich lückenhafte Ladeinfrastruktur und das Fehlen einer eigenen Lademöglichkeit in Kombination mit zu langen Ladezeiten an öffentlichen Ladesäulen. Bei den Anschaffungskosten allerdings sei kein Zusammenhang mit der Kaufintention festzustellen.

Jeder dritte Verbrenner-Fahrer äußert Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, und damit grundsätzliche Vorbehalte gegen die Technologie. Wer diese Zweifler für die E-Mobilität gewinnen möchte, wird das nicht über technische Fortschritte an Fahrzeug und Infrastruktur alleine schaffen“, sagt NIM-Forscher und Studienautor Dr. Michael Zürn. „Konsumenten brauchen also nicht nur produkt- und infrastrukturbezogene Verbesserungen, sondern auch glaubwürdige und belastbare Informationen zur Umweltbilanz der Motortypen.“

Bei vielen Hürden handelt es sich um Vorurteile

Bei vielen Bedenken, auch das legt die Studie nahe, handelt es sich mitunter auch um Vorurteile. Das wird besonders deutlich, wenn man die Angaben von E-Auto-Fahrern mit jenen von Nicht-E-Auto-Fahrern vergleicht: So berichten E-Auto-Fahrer über vergleichsweise wenige Probleme in ihrem Alltag mit einem Stromer.

Während beispielsweise 52 Prozent der Nicht-E-Auto-Fahrer eine unzureichende Reichweite beklagen, stören sich daran lediglich 25 Prozent der E-Auto-Fahrer. Ähnliches gilt für die Ladeinfrastruktur: 44 Prozent der Nicht-E-Auto-Fahrer sind der Meinung, sie sei schlecht. Diese Meinung teilen allerdings nur 21 Prozent jener Autofahrer, die im Alltag ein Elektroauto fahren. Um Vorurteile gegenüber E-Autos abzubauen, könnte es demnach hilfreich sein, Elektromobilität einfacher zugänglich und vor allem erlebbar zu machen.

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NIM

Für jene, die die Elektrifizierung des Automobilsektors befürworten, liefert die Studie weitere positive Erkenntnisse. Zum einen liegt die Preisbereitschaft der Deutschen für Elektroautos höher als beim Verbrenner. Zum anderen kann sich fast die Hälfte der Deutschen vorstellen, zukünftig einen Stromer zu fahren. Für 18 Prozent wird das nächste Auto ziemlich oder ganz sicher (wieder) ein E-Auto sein, 24 Prozent der Befragten sind sich diesbezüglich noch unsicher. Besonders groß ist die Antriebstreue bei Personen ausgeprägt, die bereits ein E-Auto fahren: 64 Prozent dieser Personen wollen beim Stromer bleiben, bei Hybrid-Fahrern beabsichtigen 39 Prozent den Wechsel zum reinen Elektroantrieb.

Warum haben sich E-Auto-Fahrer den Stromer zugelegt? Hier überwiegen aus Kundensicht pragmatische Gründe wie staatliche Förderungen (41 Prozent) und geringe Betriebs- und Wartungskosten (36 Prozent). Aber auch idealistische Motive wie der Klimaschutz (38 Prozent) und emotionale Motive wie das besondere Fahrerlebnis (28 Prozent) spielen eine Rolle.

Ob das nächste Auto wieder ein Stromer wird hängt insbesondere damit zusammen, wie sich die Kosten für Treibstoff, Steuern und Werkstatt entwickeln. Die Beibehaltung von staatlichen Förderungen spielt für E-Auto-Fahrer hingegen keine große Rolle. Demnach wäre zu überlegen, ob eine mögliche neue staatliche Kaufprämie auf Erstkäufer begrenzt werden sollte.

Die Förderung von E-Autos ist in Deutschland stark umstritten

Unterstützer (53 Prozent) und Gegner (47 Prozent) einer staatlichen E-Auto-Förderung halten sich in Deutschland derzeit in etwa die Waage. Förderungs-Befürworter halten insbesondere die Subventionierung des E-Auto-Kaufs für sinnvoll (51 Prozent). Auch die Subventionierung von Ladestrom (39 Prozent) und von privater Ladeinfrastruktur (37 Prozent) genießen in dieser Gruppe hohe Zustimmungswerte. Das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren hingegen stößt auch bei Befürwortern von Fördermaßnahmen auf wenig Zustimmung – nur 23 Prozent unterstützen es.

Quelle: NIM – Pressemitteilung vom 23.10.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Harry Eckrich:

Das Vorurteil mit der elektromagentischen Strahlung ist widerlegt. Dazu gibt es auch ein Youtube Video, wo genau gemessen wurde.

Pheaton:

Und was bisher noch nicht im Mittelpunkt der Diskussionen war ist die Verträglichkeit von elektromagnetischen Strahlungen was nach meiner Wahrnehmung zu einen wirklichen Problem kommen könnte. Bis dato hat man sich auf den jetzigen Wissenstand konzentriert. Warten wir mal ab, bis die neuen Studien veröffentlicht werden.

Pheaton:

Zu Punkt 1
Natürlich gibt es auch dort Ausschuss. Ob er berücksichtigt wurde, keine Ahnung, aber wäre interessant zu wissen.
Zu Punkt 2
Das mit den Recycling wird man sehen. Das ist noch sehr aufwendig und im Vergleich zu neu Material nicht wirklich billiger und deshalb nimmt der Hersteller neue Rohstoffe.
Zu Punkt 3
Im Bezug der kalendarischen und der zyklischen Alterung kann ich nur empfehlen mal auf die Aviloo Seite zu gehen. Die Streuung macht. Da kann mal sehen was Streuung bedeutet.
Und zu defekten Speicher kann ich nur empfehlen mal auf evclinic zu gehen.
Zu Punkt 4
Um abschließend eine Zelle zu beurteilen muss sie aktiviert werden, dass bedeutet Anode und Kathode werden zusammengefügt und mit dem Elektrolyt versehen. Dann wird sie über den Spannungspegel definiert und beurteilt. Ist sie schlecht dann war es das.

HANS-PETER:

Diese Bioabfälle, die sie meinen, sind das diese welche Neste in ihrer Werbebroschüre schreibt? Die Holz und Waldabfälle werden für Zentral Heizungsöfen schon seit Jahren gebraucht, Landwirtschaftliche Bio Abfälle werden zu Biogas verarbeitet und das auch schon seit Jahren, im weiteren werden in der Landwirtschaft auch Dünger gespart durch wieder einbringen vorhandener Grünmasse. Es gibt meiner Meinung nach zwei HVO eines wird so wie in der Sendung mit der Maus (auf YouTube) von Haus zu Haus altes Fritten und Pflanzenfett gesammelt, dann erwärmt und gefiltert damit es Produktionsfähig wird. Danach verladen und nach Holland gefahren wo es eine Einzige Raffinerie gibt die das Gute HVO mit Wasserstoff herstellt. Das dann von der Bahn abgeholt wird und für die Diesel Locks verwendet wird, wieviel da noch übrig bleibt ist nicht klar definiert, doch ich denke für ein paar Fuhrunternehmen reicht es auch noch. Mehr solche alten Öle hat kein Staat auf der Welt die man dafür verwenden kann. Das zweite HVO ist das was auch Neste Verkauft, von China zertifiziertes Material, welches laut Zertifikat auch Reste von Palm Öl Mühlen Abfällen enthält, damit ist der Weg frei für Palmöle und auch nicht mehr kontrollierbar. Wir machen die Asiatischen Urwälder, für ein Bisschen Brum Brum, Kaputt. Doch wir sollten uns klar werden, dass es eine riesige Geldmaschine für die Öl Lobby ist. Zudem ist HVO nur für Dieselfahrzeuge zu verwenden.

Frank:

keiner hat eine Antwort, schade.
Ich habe mit der Reichweite kein Problem, weil ich vorher weiß wie weit ich komme, nur das Laternen laden (11kWh) ist mir zulange, 70km pro Stunde minus der Fahrt in nächste Dorf und was soll ich solange machen ? Wer nicht zuhause oder auf der Arbeit laden kann und keine 10000 Euro für ein Auto hat, wird nicht so schnell ein E-Auto kaufen.

M3:

Fest steht: BEVs kommen weltweit und Verbrenner, egal welche, werden zwangsläufig sterben!
Grund für die Autoland-Klagewelle ist m.E. nicht im Detail der BEVs und deren Gebrauch zu suchen!
Ich denke, die westliche Welt wird unwichtiger. Die BRICS-Staaten formieren sich gen die G7. In der Shanghai-Area leben doppelt so viele Menschen wie in ganz Europa! Und Indien kommt mit 1,4 Mrd Menschen wirtschaftlich auf die Beine).
Der Lebensstandard in den G7 ist nicht zu halten. Die „Bürger“ mögen das nicht, scheren sich einen Dreck um Umweltschäden und glauben bereitwillig die Märchen der Fossil-Lobby. Die hat die letzten 50 Jahre lang pro Tag 3.000.000.000Dollar ( in Worten drei Milliarden Dollar) GEWINN!!!! gemacht. Damit kann sie viel „bewirken“ und tut das auch.
Der „Bürger“ indes wird bald am jährlichen Jahrhunderthochwasser und an den Umweltkosten generell merken: Da stimmt es nicht!
Vielleicht müsste ich auch mal aus dem Quark kommen und weniger Kreuzfahrten machen, weniger Sprit verballern und meine Heizung vom Habeck auf Wärmepumpe umbauen lassen:-)
Es gibt also Hoffnung…aber es muss wohl erst mal weh tun bevor zufriedene, reiche „Bürger“ bereit sind Verantwortlich zu handeln und nicht mehr den „Rattenfängern“ glauben schenken, die die einfachen Lösungen vorgaukeln. Ein gewisser Merz sagte neulich: Warum jetzt schon..wir haben ja noch 10 Jahre Zeit.

Niko8888:

Das sind doch nur Nebelkerzen.
Wenn ich mein Verhalten nicht ändern möchte ist es halt am einfachsten zu behaupten, eAutos wären auch nicht besser.
Und letztendlich stimmt das ja auch. Auto bleibt Auto. Die Konsequenz wäre dann aber, KEIN Auto, statt wieder einen neuen Verbrenner zu kaufen

Silverbeard:

1) Wer sagt Ihnen, das dieser Ausschuss bei den CO2 Vergleichen nicht berücksichtigt wird? Oder haben die Teileproduktionen für Verbrennungsmotoren keinen Ausschuss?
2) Die Hochvoltbatterien können bereits heute zu 80-95% recycled werden. So sortenrein, dass man daraus wieder Zellen machen kann.
3) Inzwischen sind Experten überzeugt, das E-Autobatterien 300.000km und länger brauchen, bis sie unter 70-80% der ursprünglichen Kapazität fallen. Trauen Sie sich mit einem Verbrennungsmotor, der 300.000 km ohne Sanierung gelaufen ist, 100km Vollgas zu fahren?
4) Wer sagt Ihnen eigentlich, das eine Zelle, die für Porsche nicht ausreicht, nicht noch in einem E-Bike Verwendung finden kann?

Silverbeard:

Wer Meinungen vertritt, die schon jahrelang immer wieder seriös widerlegt wurden, sollte sich vielleicht mal selbst überprüfen.
Selbst mit 100% Kohlestrom würde ein E-Auto beim CO2 nicht schlechter als ein Verbrenner fahren. Denn beim Strom ist die Rohstoffbeschaffung bereits in das CO2 pro kWh eingerechnet. Beim Verbrenner dagegen kommt nochmal mindestens 15% für den Kraftstoff von der Ölquelle bis zur Tankstelle dazu (+ Motoröl).
Interessiert nur niemand von Ihrem Stammtisch…

Silverbeard:

Nein
1) EE müssen nicht zeitgleich laufen, es gilt der Strommix bei Rechnungen. Bei Ihrem Rechner, Toaster, Waschmaschine fragen Sie auch nicht, was gerade für Strom produziert wird. Nur beim E-Auto…
2) Es weht immer irgendwo Wind oder die Sonne scheint. Eine Dunkelflaute gibt es nicht. Schon gar nicht offshore. Und auch wenn EE nicht restlos für den Stromverbrauch reichen, 60% ist auch schon ein super Ergebnis.
3) Jedes angemeldete E-Auto wird mit dem Strommix ständig besser. Wie ist das bei Verbrennern?
4) An HVO100 ist NICHTS genial. Dafür braucht man WASSERSTOFF! Und der ist aus Erdgas dreckiger als gleich Kraftstoff zu tanken, aber aus EE gibt es den noch nicht. Und selbst wenn, bleibt HVO100 für immer eine Nische, wegen dem begrenzten Ausgangsmaterial Bioabfälle.

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