E-Auto vs. Verbrenner: Wo steht der E-Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland?

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das Angebot an gebrauchten Elektroautos wächst, doch niemand will sie haben. So ließ sich zuletzt die Entwicklung auf dem Markt für gebrauchte Stromer beschreiben. Doch trifft das noch immer zu? Und sind gebrauchte E-Autos nach wie vor teurer als Exemplare mit Verbrenner-Antrieb? AutoScout24 hat die aktuelle Situation auf Basis seiner umfangreichen Marktdaten analysiert. Das Fazit: Auf dem E-Gebrauchtwagenmarkt ist im dritten Quartal eine vorsichtig positive Entwicklung zu beobachten, denn die Nachfrage wuchs zuletzt erstmals stärker als das Angebot. Wie sich dies auf Modellebene unter anderem auf die Preise auswirkt, zeigen die Experten von AutoScout24 anhand von vier Vergleichen zwischen beliebten Elektroautos und ihren Pendants mit Verbrennungsmotor.

Um eine direkte Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden nach Alter und Laufleistung vergleichbare Modelle in ihrer Version als Verbrenner und als E-Auto einander gegenübergestellt: Renault Clio vs. Renault Zoe, VW Golf vs. VW ID.3, Porsche Panamera vs. Porsche Taycan und in einer Dreierkombi der Audi Q3 vs. Audi Q4 e-tron vs. Audi Q5.

Es wurden nur Inserate berücksichtigt, die folgende Kriterien erfüllten: Händlerinserat, zum jeweiligen Betrachtungszeitpunkt zwischen zwei und vier Jahren alt, Laufleistung bis maximal 50.000 Kilometer (Porsche-Modelle ohne Kilometerbegrenzung). Der Fokus der Analyse liegt somit auf jungen Gebrauchtwagen. Untersucht wurden Preis, Angebot und Nachfrage sowie die Standzeiten beim Händler. Drei zentrale Erkenntnisse lassen sich sowohl aus Verbraucher- als auch Händlerperspektive ableiten:

Ein junger, aber bedeutender Markt ist entstanden

Der Markt für gebrauchte Elektroautos hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt und ist insbesondere seit 2022 kontinuierlich und rasant gewachsen. Damit handelt es sich zwar nach wie vor noch um einen sehr jungen, aber mittlerweile ernst zu nehmenden Markt“, erklärt Stefan Schneck, Deutschland Vertriebschef bei AutoScout24. Insbesondere bei den in der Analyse betrachteten jungen Gebrauchten im Alter von zwei bis vier Jahren sei das Angebot an gebrauchten Elektromodellen teilweise bereits größer als bei den Pendants mit Verbrennungsmotor.

Deutlich werde dies beispielsweise bei einem der beliebtesten E-Modelle auf AutoScout24, dem Renault Zoe, im Vergleich zum Renault Clio. Seit 2023 bieten Händler mehr Exemplare des Elektromodells an – zeitweise sogar bis zu dreimal mehr als von vergleichbaren Verbrenner-Modellen. Auch im September 2024 überwog zuletzt das Angebot des kleinen französischen Stromers (Zoe: 483 Inserate, Clio: 317 Inserate).

Gebrauchte Stromer sind nicht mehr pauschal teurer als Verbrenner

Während Elektroautos zu Beginn ihrer Markteinführung deutlich teurer waren als Verbrenner-Modelle und auch als teure Gebrauchte auf den Markt kamen, zeige sich nach den teils dramatischen Wertverlusten der vergangenen Monate mittlerweile ein deutlich differenzierteres Bild. Die Preise sind stark modellabhängig und fallen nicht mehr pauschal höher aus als bei Verbrennern, so Autoscout24.

Vergleicht man beispielsweise den VW ID.3 mit dem Dauerbrenner VW Golf, so werde deutlich, dass der Preis des Stromers bereits im April dieses Jahres unter den des wertstabilen Verbrenners gefallen ist. Im September 2024 lag der Durchschnittspreis eines zwei bis vier Jahre alten ID.3 sogar um 3700 Euro unter dem eines gleich alten Golf (ID.3: 22.986 Euro, Golf: 26.697 Euro).

Verbraucher können also inzwischen bei ausgewählten Modellen auf ein breites und preislich attraktives Angebot zurückgreifen. Letztlich sind bei der Anschaffung eines E-Autos aber natürlich immer die Gesamtbetriebskosten zu berücksichtigen, bei denen möglichen Einsparungen beim Laden von günstigerem Strom die Restwertrisiken bei einem späteren Wiederverkauf gegenüberstehen“, so Schneck.

Die Nachfrage steigt, der Preisverfall bei gebrauchten E-Autos scheint vorerst gestoppt

Nachdem gebrauchte Elektroautos monatelang dramatische Wertverluste hinnehmen mussten (Preisentwicklung Okt. 2022 vs. Sep. 2024: VW ID.3 -46 Prozent / Audi Q4 e-tron -42,5 Prozent), scheint die Abwärtsspirale vorerst gebremst. Weniger aggressive Neuwagenangebote und attraktivere Preise führen zu steigendem Käuferinteresse, wodurch die Nachfrage an E-Gebrauchten im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr erstmals schneller wuchs als das Angebot (Q3 2024 vs. Q3 2023: Angebot +15 Prozent / Nachfrage + rund 35 Prozent).

Auch der VW ID.3 bestätigt demnach: Der Preis bestimmt die Nachfrage und die lag im September 2024 für den Stromer aus Wolfsburg um fast 50 Prozent höher als für einen vergleichbaren Golf. Damit verkaufte er sich im September durchschnittlich rund 41 Tage schneller als sein Verbrenner-Pendant (70 vs. 111 Tage).

„Der Markt für gebrauchte Elektroautos reift und wird zunehmend stabiler“

Dieser leicht positive Nachfragetrend wirkt sich wiederum positiv auf die Preisstabilität aus und dürfte auch den Handel vorsichtig optimistischer für das EV-Remarketing stimmen. Trotz anfänglicher Bedenken vieler Verbraucher hinsichtlich Wertverlust, Batterielebensdauer oder technologischem Fortschritt zeigt sich, dass der Markt für gebrauchte Elektroautos reift und zunehmend stabiler wird“, beschreibt Schneck die aktuellen Entwicklungen.

Eine Ausnahme stellt der Auswertung zufolge der Porsche Taycan im Premiumsegment dar: Eine verhaltene Nachfrage treffe auf ein extremes Überangebot des Stromers (im September 2024 boten Händler fast dreimal so viele Taycan wie Panamera an). Die Folge: weiter fallende Preise (Preisentwicklung Oktober 2022 vs. September 2024: -38.674 Euro (-30,2 Prozent)) und deutlich höhere Standzeiten für den Stromer. Im Schnitt steht ein Porsche Taycan rund 120 Tage, ein Panamera hingegen nur 87 Tage auf dem Hof des Händlers, bis er verkauft wird.

Quelle: Autoscout24 – Pressemitteilung vom 07.11.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Karl Napp:

Was für ein Blösinn!

Peter Wulf:

Lieber Marcel
Bei Dir scheint die dauernde Hetze der CDU und CSU sowie der FDP Politiker in allen sozialen Medien und besonders in Bierzelten bei Wahlen im östlichen und südlichen Deutschland gewirkt zu haben.
Der Erfolg der HETZE gegen alle Vernunft „trotz des fortschreitenden Klimawandels „der schon in den 1980 angezeigt wurde zeigt sich jetzt im „Niedergang der deutschen veralterten Verbrennerproduktion „wer auf 1 Fließband wie beim VW Konzern 3 verschiedene E Automodelle mit verschiedenen Farben Motoren Ausstattung individuell nach persönlichem Geschmack der „älteren Generation“ mit 70 „geknechteten ausgepressten Zuliefern“ und deren verschiedener Hard/ Software die mit Hilfe von bis zu 5000 IT Spezialisten zusammen gebastelt werden muss , kann keine preiswerten E Autos mit Gutem Preis/Leistungsverhältnis im 1/3 der Zeit wie Tesla oder Asiaten bauen und ohne lange Wartezeiten bauen.
Ford hat sein T Model nur in einer Farbe und hohen Stückzahlen vor 110 Jahren mit Fliesbandtechnik zum niedrigen Preis für arbeitenden Bevölkerung gebaut und verkauft.
Ähnlich war es bei der 1. Abwrackprämie als Asiaten gut ausgestattete Autos in ca 3 Farben ggf 2 Motorvarianten mit 4 Jahren Garantie und Kulanz in Massen verkauften.
Mein 1.gebrauchter VW Käfer 1965 hatte 30PS Boxermotor Luftheizung 4 Gangschaltung fuhr unter 120kmh. Später Fiat 500 Renault R4 Westdeutscher LADA 1975 Opelkadett usw . Als Rentner dann mit 70 Jahren 2016 gebrauchter Tesla zum „Rumstromern durch Europa“
nie wieder Benzin Tanken, Teure Inspektionen , Werkstattaufenthalte hoher Verschleiß bei VW Eos 90Kw 4 gang Schaltgetriebe Navi mit CD für 33T€ nach 1 Tag nach Übergabe am Samstag schloss das Faltdach nicht etc. 7 Jahren 70Tk Problemen mit VW Werkstätten für EOS in Berlin , noch 7T€ Restwert angeblich Problem Steuerkette , Faltdach etc. Kulanz gab es bei VW schon seit Jahren nicht mehr.

Es macht unheimlich Spaß seit 2016 ohne Motorenlärm Benzingestank durch Städte und Landschaften „Rumzustromern “ und das weltweite Ladenetz von Superchargern auf Autohöfen Shopingcentern bei Hotels im In und Ausland auch noch teilweise kostenloses Laden an Wallboxen von Tesla etc . zu laden.
In Deutschland streitet Automobilindustrie mit Stromkonzernen wer wo zu welchem Preis Schnell-Ladestationen baut und ob diese nur im Monopolbereich von Tank und Rast auf Autobahnen gebaut werden dürfen/können. Warum soll der Steuerzahler Ladestationen finanzieren?
Europas Autofahrer brauchen keine „teuren Verbrenner oder E Autos“ aus Deutschland. Die riesigen SUV sind für viele Nachbarländer mit schönen Landschaften und alten Städten viel zu groß .
China Asien Frankreich Italien könne kleine E Autos liefern ,die auch mit häuslichem Strom geladen werden können.
Z.B. in England teilweise nur mit 3,5Kwh .

M3:

Was soll ich mit diesem gebrauchten V-Schrott? So ein Karre kostet meist mehr als ein nagelneuer Hyundai Ioniq. Gebrauchte V-Autos sind entweder zu klein und zu wenig Reichweite oder Schweineteuer. Diese V-Karren sind für mich ein enormes Finanzielles Risiko und das geht vielen Menschen so. Ich gebe keine 20.000€ und mehr aus für gebrauchte V-Autos mit schlechter Reichweite. Dann lieber ein Hyundai Ioniq (viel Platz, hohe Reichweite, gute Ausstattung und als Min-Version günstig beim Laden)

Niko8888:

Ist doch okey, wenn man gerne Dacia Duster fährt. Sicherlich ein preiswertes Auto. Aber wieso von „Elektroschrott“ sprechen? Ist doch auch okey, wenn jemand wie ich lieber einen Hyundai Ioniq Classic fahre, weil ebenfalls sehr preiswert und für mich ein sehr schönes Auto. Jedem das seine

pani:

Dein Kommentar tat richtig weh. Ich habe den Eindruck, dass hinter diesem Unsinn weitgehend Neid steht .

Marcel Gleißner:

Was soll ich mit diesem gebrauchten E-Schrott? So ein Karre kostet meist mehr als ein nagelneuer Dacia Duster. Gebrauchte E-Autos sind entweder zu klein und zu wenig Reichweite oder Schweineteuer. Diese E-Karren sind für mich ein enormes Finanzielles Risiko und das geht vielen Menschen so. Ich gebe keine 20.000€ und mehr aus für gebrauchte E-Autos mit schlechter Reichweite. Dann lieber ein Dacia Duster (viel Platz, hohe Reichweite, gute Ausstattung und als LPG Version günstig beim Tanken)

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