E-Auto-Käufer fürchten unvorhergesehene Kosten

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Während der Gebrauchtwagenmarkt im September auf dem Niveau der Vormonate verharrte, generierten die Neuzulassungen ein Plus. Dafür verantwortlich waren die zeitversetzten Bestellungen, die nun ausgeliefert und zugelassen wurden. Ein Indikator für rosigere Zeiten sei das nicht, zumal die kumulierten Ergebnisse sowohl auf dem Neu- wie auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich unter dem Vorjahr liegen, so das aktuelle DAT-Barometer der Deutschen Automobil Treuhand GmbH.

Auch wenn Elektroautos bislang nur einen geringen Anteil an den Neuzulassungen ausmachen, seien im positiven Sinne die guten Wachstumsraten (+70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) bei den neu zugelassenen E-Autos auffällig. Insofern und auch unter dem Gesichtspunkt der ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung bzgl. Elektromobilität ein guter Zeitpunkt, sich mit der Sicht privater Pkw-Halter auf E-Mobilität auseinanderzusetzen, so die DAT.

Bei der Frage nach Werkstattbesuchen sei sich gut ein Drittel der Pkw-Halter sicher, dass diese bei E-Autos seltener werden. Deutlich mehr Befragte fürchten aber, dass Werkstattbesuche und auch Unfallreparaturen bei E-Autos teurer ausfallen. Das Fachwissen der Werkstattmitarbeiter spiele hierbei eine zentrale Rolle. Etwas mehr als die Hälfte der Pkw-Halter glaubt, dass nur spezialisierte Werkstätten E-Autos reparieren können.

Interessant sei hierbei die Kompetenzeinschätzung der „eigenen“ Werkstatt: Fast die Hälfte glaubt, dass sie dazu in der Lage wäre, gut ein Drittel traut es ihr nicht zu. Skeptisch seien sehr viele Pkw-Halter bei möglichen Zusatzkosten, die bei E-Autos auf sie zukommen könnten. Das betrifft die Bereiche Entsorgung bzw. Verwertung, aber auch die Versicherungskosten dieser Fahrzeuge.

Elektrifizierte Gebrauchtwagen kaum relevant

Bei den Neuzulassungen spielen die alternativen Antriebsarten mit 46 Prozent bereits eine wichtige Rolle. Hingegen machen diese bei den Besitzumschreibungen erst 7 Prozent aus. Im Detail verteilen sich die jeweiligen alternativen Antriebsarten sehr unterschiedlich: Bezogen auf die rein batterieelektrischen Pkw (BEV) machen diese unter sämtlichen alternativen Antrieben im Neuwagenbereich bereits ein Drittel aus (insgesamt 272.473 Pkw). Bei den Besitzumschreibungen entfallen innerhalb der alternativen Antriebe nur 18 Prozent auf BEV (insgesamt 53.078 Pkw).

Mit E-Autos höhere Werkstattkosten befürchtet

Die befragten Pkw-Halter sehen bei E-Autos grundsätzlich einen veränderten Servicebedarf: Unabhängig davon, ob sie ein E-Auto besitzen oder nicht, denken 34 Prozent, dass Werkstattbesuche seltener werden. Zwar ist es schwierig, die Kompetenz einer Werkstatt von Laien beurteilen zu lassen, dennoch sei es interessant, so die DAT, dass gleichzeitig aber fast die Hälfte (48 Prozent) glaubt, Werkstattbesuche mit E-Autos würden teurer werden. Und auch bei Unfallreparaturen fürchtet etwas mehr als die Hälfte der Pkw-Halter (53 Prozent) eine höhere Rechnung als wie bei einem Verbrenner.

Auf die Frage „Bezweifeln Sie, dass Ihre Werkstatt imstande ist, ein E-Auto zu reparieren?“, antworteten 31 Prozent mit „Ja“, 43 Prozent mit „Nein“, und 26 Prozent waren sich unschlüssig. Im Vergleich zu der Befragung von vor einem Jahr sei damit das Vertrauen in die eigene Werkstatt gestiegen. Hinzu kommt: 56 Prozent der Pkw-Halter glauben, dass nur spezialisierte Betriebe E-Autos reparieren können. Die Aktivitäten der beiden großen Kfz-Verbände ZDK und ZKF mit „E-Car-Service“ und „Fachbetrieb für E-Mobilität“ gehen ebenfalls in diese Richtung, da sie durch eine Kennzeichnung mit Hinweisschildern an den Werkstätten Kompetenz zeigen.

Pkw-Halter sehen Entsorgung von E-Autos kritisch

Was die Anschaffung von E-Autos betrifft, so präferieren 30 Prozent ein Leasingmodell, 43 Prozent den klassischen Besitz, 27 Prozent konnten sich nicht entscheiden. Mit ein Grund für ein Leasingmodell kann die Sicherheit in Bezug auf Wertverlust oder später anfallende Kosten sein. Grundsätzlich gaben 37 Prozent der Pkw-Halter an, sich aufgrund der E-Prämien intensiver mit E-Mobilität auseinandergesetzt zu haben. In diesem Kontext spiele auch der ökologische Gedanke in Bezug auf Batterien eine Rolle: 75 Prozent der Pkw-Halter sehen deren Entsorgung kritisch. Sie denken, dass es hierfür noch zu wenige Lösungen oder Konzepte gibt.

Halter befürchten höhere Kosten bei Versicherungen für E-Autos

Die Mehrheit der Pkw-Halter (62 Prozent) befürchtet, dass sie für die Entsorgung von E-Autos (etwa nach einem Unfall oder ab einem gewissen Alter des E-Fahrzeugs, wenn die Verschrottung ansteht) zur Kasse gebeten werden. Dies könnte z.B. in Form einer höheren Versicherungsprämie geschehen. Konkret nach den Versicherungen gefragt, denken 52 Prozent, dass diese für E-Autos in Zukunft deutlich teurer werden. Gut 24 Prozent glaubt das nicht, und weitere 24 Prozent können oder wollen hierzu keine Angaben machen.

Quelle: DAT-Barometer – Pressemitteilung

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Realist:

Kommt immer darauf an, was für ein Verbrenner damit gemeint ist – ist schließlich davon abhängig von der Automarke ! Für meinen. 8 Zylinder werde ich über den 30 % Restwert nach 10 Jahre haben Akkus für elektrischen Zahnbürsten auf vier Räder werden bald auch Knete verlangt werden fürs Recycling- da die Energiekosten dafür hoch sind !! Jeder soll das fahren, vom dem erzeugt ist, egal was andere dazu meinen – schließlich sind wir eine freies Land –

matthias.geiger@t-online.de:

Ja die Know-How Lücken bei den Händlern in bezug auf die E-Mobilität sind gravierend. Häufig werden noch standardmässig TYP 2 Stecker mit 16 A 1-phasig angeboten. Da gibt es nicht selten Probleme an öffentlichen Ladesäulen. Es werden häufig überteuerte Servicepakete angeboten und E-Ladekarten mit Monatsgebühren. So kann es nicht weitergehen.

Ben:

Ich hatte nen 8 Jahre alten SEAT Leon FR 2.0 TDI, hab den gebraucht gekauft und war der 2te Besitzer, hab den mit 180000km 2020 abgegeben und hab noch 4500€ bekommen, neu wurden 26k vaufgerufen nach 3 Jahren hab ich noch 14k bezahlt.

Daniel W.:

Das hat die Verbrenner-Lobby gute Arbeit geleistet, wenn soviele Autofahrer bei E-Autos verunsichert sind.

Das ist mit Verschwörungstheorien vergleichbar, je mehr gelogen wird desto mehr Leute glauben die Lügen.

Frank Beetz:

„….Nach 10 Jahren hat der Verbrenner noch einen Restwert von 30%…..“

Der war wirklich gut :-) :-) :-)

David:

Richtig, bei allen Firmen ist vorgesehen, den Akku zu überarbeiten und in Zweitverwendung in einem Speicher einzusetzen. Viele Hersteller haben sogar ein Reparaturkonzept für die Erstverwendung, z.B. Porsche. Erst wenn die Verwendung als Festspeicher ausläuft, das sind sicher über 20 Jahre, dann wird recycelt. Und das ist dann kein Sondermüll, sondern ein teuerer Wertstoff.

Ben:

Wieso sollte man nen E-Auto mit defektem Akku auf den Schrott geben ? Der Akku eines Model S meines Arbeitskolegen war defekt( Fehler angezeigt und nur langsam geladen bis max 30%), er hat die alte Batterie abgegeben und mit einer aufgearbeiteten vergleichbaren ersetzt bekommen(92% SoH), Gesamtkosten mit Tausch 8000€, die defekte Batterie wurde für 16000€ zurückgenommen.

heinr:

die hohen Kosten kommen… Wenn ich nach 10 Jahren mein Elektroauto wegen defekter Batterie auf den Schrott gebe hat der Verbrenner noch 30 % Restwert und fährt sicher weitere 10 Jahre.
Wir wollten uns nach Erfahrungen mit VW nie wieder einen VW kaufen. Inzwischen haben wir es doch getan und die gleiche Erfahrung. Der typische VW unService ist noch schlimmer. Zu einem kleinem Mangel und dem Wunsch nach der Umstellung einiger Komfortfunktionen bekommen wir für unseren nagelneuen elektrischen einen Werkstatt Termin in 4 Wochen…. Zu den Komfortfunktion haben die Servicemitarbeiter keine Ahnung und brauchen das Fahrzeug mindestens 2 Tage in der Werkstatt. Das Klappern der Heckklappe habe ich so selbst behoben und die Komfortfunktion hat mir eine freie Werkstatt binnen 15 Minuten bei einem Kaffee umgestellt.
Der elektrische VW geht nach der Bafa Haltezeit wieder weg und wir kaufen uns einen Oldtimer, die Unwägbarkeiten sind einfach zu groß.

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