Die elektrische Zukunft bei Volvo – und wie Geely dabei hilft

Cover Image for Die elektrische Zukunft bei Volvo – und wie Geely dabei hilft
Copyright ©

Volvo

Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 4 min

Der schwedisch-chinesische Autohersteller Volvo, der seit fast einhundert Jahren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren produziert, setzt in Zukunft auf die Umstellung zur Elektromobilität. Damit will das Unternehmen die Herausforderungen des Wandels sowie der geowirtschaftlichen Bedingungen der Marke bewältigen.

Volvo hat im Bereich der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren Tradition. Die Umstellung auf elektrischen Antrieb im gesamten Portfolio der Marke dürfte also kein Leichtes sein. Doch genau das hat sich das schwedische Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts mittelfristig vorgenommen und arbeitet dabei eng mit seinen chinesischen Partnern zusammen.

„Der Elektromotor wird der Motor sein, der die Autoindustrie im nächsten Jahrhundert antreibt. Wenn uns unsere Marke und unser Unternehmen am Herzen liegen, müssen wir sicherstellen, dass wir uns wachsende Segmente erschließen. Das ist eine recht einfache Erklärung dafür, warum wir uns auf die Elektrifizierung konzentrieren sollten.“ – Erik Severinson, Leiter von Volvo für Strategie und Programmmanagement

Volvo Cars mit Hauptsitz in Göteborg hat ein großes Arbeitsteam in China und außerdem seit 2010 einen chinesischen Mehrheitseigentümer: den Großkonzern Geely. Kulturelle Unterschiede dürften dabei kaum überraschend sein, denn während große Teile der Belegschaft mit ihrer Arbeit das Erbe der Marke mit Benzin- oder Dieselfahrzeugen aufgebaut haben, ist nun die volle Elektrifizierung eine umgreifende Wende der Marke. Außerdem ist die wirtschaftliche Vorsicht innerhalb Europas und darüber hinaus gegenüber der Volkswirtschaft China gewachsen, was den Markt nachhaltig beeinflussen dürfte.

Von fossilen Treibstoffen zu Elektromobilität

In einem Interview gab Erik Severinson, der Leiter von Volvo für Strategie und Programmmanagement, einige Informationen zu den Herausforderungen des anstehenden Wandels aus seiner Sicht bekannt. Dabei lobte er unter anderem die interne Unternehmenskultur bei Volvo, die den Schritt zur Elektrifizierung erleichtere. Fast alle Mitarbeiter:innen des Herstellers, so Severinson, seien emotional sehr stark an Volvo gebunden: „Man fängt an, bei Volvo zu arbeiten, weil man etwas für die Marke empfindet“, sagt er. Das liege auch daran, dass die Marke nicht nur für Antrieb und Mobilität stehe, sondern für Sicherheit, für Menschen und für Nachhaltigkeit.

Daher habe das Unternehmen sein Geschäft mit Verbrennungsmotoren veräußert, um dem Rest des Unternehmens zu helfen, sich auf die Elektrifizierung zu konzentrieren. Alle künftigen Plattformen seien vollelektrisch – und um den Wandel voranzutreiben, habe Volvo sogar Ingenieur:innen für Verbrennungsmotoren mit jahrzehntelanger Erfahrung auf E-Motoren umschulen lassen. „Es geht nicht um Verbrennung oder Elektrifizierung, es geht um Technik. Das war eine ganz erstaunliche Reise“, so Severinson.

Zusammenarbeit von Volvo und Geely

Die Kommunikation zwischen dem chinesischen Konzern Geely, der die Mehrheit der Anteile an Volvo hält, und dem schwedischen Unternehmen funktioniert Severinson zufolge gut und er sieht keine Probleme aus kultureller Sicht.

„Wir haben tausend Ingenieure in Shanghai und es ist erstaunlich, wenn man in dieses Büro geht und wirklich das Gefühl hat, dass man zu Volvo kommt. Ob man nun in Shanghai oder in Göteborg ist, im Büro herrscht derselbe Geist. Ich denke, wir haben generell eine sehr starke kulturelle Übereinstimmung zwischen Europa und China.“ – Erik Severinson

Grundsätzlich sieht er in der engen Partnerschaft der Unternehmen vor allem Chancen für die Entwicklung von Volvo. China bewege sich in der Automobilbranche bei Elektrifizierung und Smartifizierung sehr schnell vorwärts und zeige einen deutlichen Techniktrend. Entsprechend sei es ein großer Vorteil für Volvo, einen starken Partner sowie Unternehmensstrukturen vor Ort in China zu haben. Dazu gehören neben einem Zentrum für Forschung und Entwicklung auch drei Werke zur Produktion.

Im Rahmen der Zusammenarbeit nutzt Volvo auch das SEA-Fahrgestell von Geely für seine Elektroautos, u. a. für den EX30. Gemeinsam mit Ingenieur:innen von Volvo sei sichergestellt worden, dass das Fahrzeug zudem den Ansprüchen der Marke entspreche, so Severinson. Auch in der markenübergreifenden Nutzung von Fahrgestellen sehe er vor allem Chancen.

Risiken in der Zusammenarbeit

In Europa, den USA und anderen Ländern wächst die Skepsis, mit der man China im wirtschaftlichen Bereich begegnet, u. a. aufgrund der Rolle des Staates, der staatlichen Subventionen und der staatlichen Anteile an Unternehmen, auch im Automobilbereich.

Geopolitische Risiken dadurch, dass mit Geely ein chinesisches Unternehmen beträchtliche Anteile an Volvo hält, sieht Severinson vor allem in den Bereichen CO2-Footprint und Lieferkette. Davon abgesehen jedoch betont er, dass der chinesische Eigentümer Geely vor allem Chancen in China eröffne, Volvo aber ein eigenständiges schwedisches Unternehmen sei, das an der Börse notiert ist.

Auf die Fragen, wo produziert wird und wo Arbeitsplätze geschaffen werden, habe Volvo eine einfache Antwort: „Wir bauen dort, wo wir verkaufen, und beziehen dort, wo wir bauen.“ Damit solle ein lokaler, ökologischer Fußabdruck entstehen.

Dieser Strategie folgte das Unternehmen auch bei der Produktion des EX30, die aufgrund der großen Nachfrage in Europa von China in das belgische Werk nach Gent verlagert wurde.

„Es ist nicht immer gut, Autos quer über den Globus zu verschiffen. Es ist besser, sie dort zu produzieren, wo die Kunden sind, und Vorleistungen dort zu kaufen, wo das Werk steht. Das ist industriell sinnvoll und macht auch geopolitisch Sinn.“ – Erik Severinson

Quelle: EV in Focus – Volvo backs company culture to overcome transition and geographical challenges

worthy pixel img
Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Dirk Kühlwetter:

Volvo hat durch Geely diverse Schwestermarken an der Seite, mit denen man die Technik kostengünstig egemeinsam entwickeln kann.

Diesen Vorteil haben nicht alle Hersteller.

Der Weg, nur noch E-Autos anbieten zu wollen, ist der Richtige.

Die Käufer von Volvo sind extrem markentreu und werden ihre jetzigen Verbrenner problemlos durch E-Autos ersetzen, solange das Markenerlebnis an sich nicht verändert wird.

Ich fahre schon seit 10 Jahren Volvo und werde nichts anderes mehr kaufen.

Hardy_S:

Das Automobil war bisher stets umfangreich ein emotionales Geschäft. Vieles, was sich schnell entwickelte wurde nicht gebraucht und vieles, was gebraucht wurde, kam dann erst nach und nach. VOLVO hat große Erfahrung damit und wurde schon öfters „tot gesagt“ aus div. Gründen. Jedenfalls muß man nicht selbst groß und stark sein, wenn man entsprechende Partner hat. Mit Geely fährt VOLVO bisher mehr als gut. Eigentständig und doch auch im Verbund, an dem alle Beteiligten profitieren.
Volvo hat sich nicht gescheut, Entscheidungen für sich zu treffen und der Markt hat bislang positiv darauf reagiert. Der Vertrieb mit ca. 50% EU und je 25% in Asien und USA ist jedenfalls eine gesunde Basis. Wenn Volvo von
Geely Asiaten und diese wiederum von Volvo Europäern lernen, dann kann das menschlich sicher vorteilhaft sein. Daraus ein Geschäft zu machen ist sicher besser, als gegenseitig Geschenke auszuteilen.
Aktionäre haben es leider in beiden Unternehmungen, also VOLVO und Geely nicht leicht. D.h. sie verlieren Geld und das nicht zu wenig. Gut, man kann günstig einsteigen, aber das darf nicht mtl. auf den Tisch kommen, Da muß wesentlich erfogreicher daran gearbeitet werden, Mr. Severinson!

Pheaton:

Ich sehe für die Marke Volvo keine Zukunft, sollte man an der jetzigen Strategie festhalten. Ich glaube das Jahr 2024 wird zeigen ob die Transformation zur E – Mobilität sich in der gewünschten Geschwindigkeit umsetzen lässt. Für die Hersteller die so schnell wie Volvo den Verbrenner aufgeben wollen wird es dann eng werden. Geely wird dann entscheiden ob die Marke dann weiterhin eine Zukunft haben wird oder nicht. Auch der interne Kannibalismus zwischen Volvo und Polestar wird dazu beitragen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Selbst im Elektromodus verbrennen Plug-in-Hybride Kraftstoff und stoßen 68 g CO2/km aus – das kostet im Schnitt 500 Euro zusätzlich pro Jahr.

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.

Cover Image for Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Daniel Krenzer  —  

Offiziell bestätigt wurde zwar noch nichts, doch der A4 e-tron könnte 2028 auf der neuen SSP-Plattform auf den Markt kommen.