Deutschland vs. Europa: Elektrotrends im Vergleich

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Patrick Solberg
Patrick Solberg
  —  Lesedauer 3 min

Der deutsche Automarkt stabilisiert sich und daran haben insbesondere die elektrifizierten Modelle der Flottenkunden einen nennenswerten Anteil. Sind Covid-19-Pandemie und Halbleiterkrise bald vergessen?

Vom deutschen Automarkt gab es in den vergangenen drei Jahren nicht viel Gutes zu berichten, doch so langsam scheint sich die Lage zu stabilisieren. Mit einem Plus von mehr als 18 Prozent im Monat Juli gab es zum fünften Mal in Folge einen zweistelligen Zuwachs bei den Neuzulassungen. Mit mehr als 243.000 Zulassungen liegt der Markt mittlerweile bei rund 80 Prozent in Relation zu den Vor-Corona-Jahren 2016 bis 2019.

Für den Anstieg verantwortlich sind vornehmlich die Flottenkunden. Sie verzeichneten im Monat Juli einen Zuwachs von stattlichen 32 Prozent. Dieser Trend dürfte sich im August fortsetzen, da die Förderung für Gewerbekunden im September ausläuft. Besonders beliebt sind bei den Flottenkunden aktuell Modelle mit Elektroantrieb, was ein Zuwachs von 130 Prozent belegt. Die reinen Elektromodelle haben hier mittlerweile einen Verkaufsanteil von knapp einem Viertel.

Privatkunden: Geringerer Zuwachs und Vorlieben

Keine großen Veränderungen gibt es auf dem deutschen Markt hingegen bei den Privatkunden. Zwar verzeichnete auch diese im fünften Monat hintereinander einen Zuwachs; dieser war im einstelligen Bereich jedoch deutlich geringer als im Flottengeschäft. Der Anteil der Privatkunden schrumpfte im Monat Juli auf unter ein Drittel des Gesamtmarktes. Im vergangenen Gesamtjahr hatte der Anteil zumindest noch bei 36 Prozent gelegen.

Der Anteil der Modelle mit Elektroantrieb verzeichnete im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 einen Zuwachs von schmalen sieben Prozent. Besonders beliebt sind aktuell günstige Benziner mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent. 2022 waren es durchschnittlich 44 Prozent. Besonders unter Druck sind die Plug-in-Hybriden, die ohne die ausgelaufene Subvention bei den Privatkunden um 62 Prozent verloren; bei den Vermietfirmen waren es sogar 68 Prozent.

Während Eigenzulassungen der Autohersteller aufgrund der nach wie vor angespannten Liefersituation und entsprechender Rückstände insbesondere bei elektrifizierten Fahrzeugen nach wie vor gering sind, fangen deutsche Autohändler zunehmend an, mehr Elektroautos auf sich zuzulassen, um dieser später mit höheren Rabatten in den Markt zu drücken. Das soll die unveränderte Kaufzurückhaltung der Privatkunden überwinden. Langsam spielen auch die Autovermieter wieder eine größere Rolle bei den Zulassungen – hier gab es einen Zuwachs von 26 Prozent.

Elektromobilität in Europa: Ein Überblick

Fast identisch sieht die Situation in vielen anderen europäischen Ländern aus. Während in den europäischen Top-Fünf-Nationen wie Deutschland, Spanien, Frankreich oder dem Vereinigten Königreich die Nachfrage auf dem Privatmarkt gering blieb, sieht das in der Schweiz ganz anders aus. Besonders beliebt sind die elektrifizierten Modelle. Die Nachfrage nach Elektroautos stieg nach Angaben der Analysten von Dataforce um 66 Prozent, die der Hybriden um 40 Prozent und die der Plug-in-Hybriden um über 35 Prozent. Diesel verloren wie auf anderen Märkten auch um über acht Prozent, währen die Nachfrage an Benzinern nahezu unverändert blieb. Meistverkauftes Auto in der Schweiz: das Tesla Model Y.

Die Niederlande sind derzeit einer der am schnellsten wachsenden Märkte in Europa. Mit einem Plus von knapp 31 Prozent und 28.687 Neuzulassungen gab es hier den sechsten Wachstumsmonat in Folge. Das Wachstum kommt dabei ähnlich wie in Deutschland vor allem von den Flotten (+ 57,7 Prozent) sowie Händlern und Herstellern (+37,2 Prozent). Besonders beliebt: Elektroautos und Plug-in-Hybride mit Zuwächsen von 136 sowie 121 Prozent. Auch in den Niederlanden gibt es bei den Privatkunden eine große Kaufzurückhaltung. Ein ähnliches Bild in Großbritannien. Im Juli gab es in dem Brexitstaat ein Zulassungszuwachs von 28,3 Prozent – in erster Linie getrieben von Vermietungen, Flotten und Händlern / Herstellern. Bei den Flottenkunden ähnlich wie in Deutschland besonders begehrt: Elektroautos mit einem Plus von fast 150 Prozent.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Wer rechnen kann, kauft sich derzeit einen Verbrenner.“

Nö, privat gilt eher:
Wer rechnen kann, kauft sich derzeit ein gebrauchtes, kleineres eAuto.

„VW ID.BUZZ den kann man sich nicht schönreden.“

Man muss ihn sich nichtmal kaufen :)

Matthias Geiger:

Man sollte sich nichts vormachen. Die E-Mobilität wird getragen von Flottengeschäft, Firmenwagen, Herstellerzulassungen, Zweit- und Drittwagen. Wer rechnen kann kauft sich derzeit einen Verbrenner. Die E-Leasingverträge mit 7.500 – 10.000 km p.a. sind nicht praxistauglich, dafür braucht man kein Auto, das geht auch mit dem „Fahrrad“. Ein Beispiel. VW ID.BUZZI den kann man sich nicht schön reden. 275 – 300 km Reichweite bei 110-120 km Autobahnfahrt und weit über 60.000 Euro Kosten. Was ist dran reisetauglich ? Mit 60.000 Euro ist der noch nicht einmal gut ausgestattet und voller Hartplastik ?! Anhängerlast !!!!!!! Wer soll den kaufen ?!

E Polestar 2:

Hallo, da kann ich dir recht geben, ich bin jahrelang Audi gefahren, nur sind die in den letzten Jahren sündhaft teurer geworden!!! Seit 4 Jahren fahre ich elektrisch, auch wenn die Anschaffung etwas teurer ist (im Leasing ist es durchaus machbar) durch Solar, Kilometer sammeln bei &Charge App, keine Steuern fahre ich sogut fast umsonst. Man sollte etwas Mut für neues haben und natürlich auch etwas Geld investieren. Wer dreimal im Jahr in den Urlaub, könnte auch einen in erneuerbare Energie investieren, was ich persönlich sinnvoll fände. ⚡

Spiritogre:

Dem ersten Teil stimme ich zu. Beim Rest nicht, die nicht deutschen Firmen sehen die deutschen als fette Gänse, die sich gut schröpfen lassen. Entsprechend bieten sie oft schlechtere Qualität zum noch höheren Preis.

Manfred:

Inflation, geringe Einkommenszuwächse, Unsicherheit welche Belastungen durch die Energiewende und volatile Energiepreise auf die Privatleute noch zukommen, sowie der Aufruf sich privat um die Altersvorsorge zu kümmern lässt wenig Spielräume für teure Autospinnereien. Wer mit ein bischen Grips in der Birne verschuldet sich dafür oder schließt sogar unseriöse Leasingverträge ab, die wie Unkraut überall aus dem Boden schießen. Wir sind hier nicht in den USA wo sich die Gesellschaft für ein bischen Konsum bis über beide Ohren verschuldet. Somit hilft nur eines um den E-Auto Absatz anzukurbeln. Vernünftig bezahlbare und ökologisch sinnvolle Produkte entwickeln, produzieren und verkaufen. Ich denke das der Wunsch bei vielen Menschen ein E-Auto zu fahren vorhanden ist, aber viele zu intelligent sind auf die derzeitigen Produkte hereinzufallen. Leider teilen uns ja immer mehr Deutsche Autobosse mit, das wir kein relevanter Markt mehr sind. Also kann uns nur die Außereuropäische Konkurrenz aus dem Schlamassel helfen. Ist ja bei der Elektronik, Telekommunikation und jüngst bei den regenerativen Energien schon längst passiert. Warum also nicht auch bei den Autos.

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