Daimler-Chef Källenius: Elektroantriebe „Kern unserer Strategie“

Cover Image for Daimler-Chef Källenius: Elektroantriebe „Kern unserer Strategie“
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockfoto-Nummer: 1193421424

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Einerseits Absatzrekord (zum neunten Mal in Folge bei Daimler), andererseits große Herausforderungen durch notwendige Investitionen in Zukunftstechnologien wie die Elektromobilität und das autonome Fahren: Daimler-Chef Ola Källenius hat, wie eigentlich jeder Autoboss momentan, keinen so leichten Job. In einem Interview mit der Automobilwoche Rande der CES in Las Vegas erklärte Källenius, wie er angesichts der hohen Investitionen die Kosten drücken will, um die Profitabilität zu gewährleisten, und warum er die zunehmende Kritik an SUV für nicht gerechtfertigt hält.

Daimler habe momentan eine „super attraktive Modellpalette, die sich im Absatz niederschlägt“ und eine „große Produktoffensive für Elektroautos gestartet, die nun Schritt für Schritt in den Markt kommen“. Diese Ausgangsbasis findet Källenius ideal. Allerdings habe Daimler dafür auch viel investiert und müsse dies auch fortsetzen, da der Hersteller wegen der „enorm anspruchsvollen CO2-Vorgaben“ der EU nun „Druck auf die variablen Kosten“ bekomme, welche die Profitabilität verringern würden. Bis Ende 2022 will Daimler 1,4 Milliarden Euro einsparen, etwa durch sukzessiven Personalabbau. Mehr als 10.000 Stellen will der Autohersteller in den kommenden Jahren abbauen. Hier sieht Daimler sozialverträgliche Lösungen vor, wie Ausscheidungsvereinbarungen, Nichtbesetzungen von Fluktuation, sowie Altersteilzeit oder die Anpassung bestehender Verträge von 40 auf 35 Stunden.

Auf die Elektromobilität angesprochen sagt Källenius, es sei „für die Arbeitnehmer auch wichtig zu wissen, dass in Zeiten der Transformation ein zukunftsfähiges Produkt ins Werk kommt“. Damit sichere sich Daimler „die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit“. Kritik an SUVs schmettert Källenius ab, er findet die Diskussionen allein über die Aufbauform „zu eindimensional“. Viel wichtiger sei, „dass die Elektrifizierung enorm zunimmt und auch rein elektrische Modelle dabei sind.“

Kunden lieben die SUVs wegen der erhöhten Sitzposition und des guten Überblicks“, erklärt der Daimler-Chef den Fokus auf die umstrittene Bauform. Wobei hier der Fairness halber tatsächlich erwähnt werden sollte, dass sich in der Vergangenheit niemand über Familien-Vans oder Kombis beschwert hat, mit teils ähnlichen Größen- und Gewichtsdaten. Der CO2-Fußabdruck der Fahrzeuge müsse aber „natürlich sinken“, so Källenius weiter. „Dafür werden wir die entsprechende Technologie in die Fahrzeuge bringen, aber nicht das Design verändern.

„Der Weg zu einer komplett CO2-neutralen Flotte ist gesetzt“

Daimler setze auf dem Weg zu einer CO2-freien Mobilität auf Elektroantriebe, bei Nutzfahrzeugen kommt noch die Brennstoffzelle hinzu. „Das ist der Kern unserer Strategie“, betont Källenius. „Und der Weg zu einer komplett CO2-neutralen Flotte ist gesetzt. Das haben wir jetzt angereichert mit der Botschaft, dass es nicht nur um CO2 geht. Der Ressourcenverbrauch ist auch ein Teil davon.“

Die Nachfrage nach dem EQC, dem ersten rein elektrischen Mercedes-Benz der neuen EQ-Generation, sei „sehr hoch“, die Produktion, erst 2019 gestartet, werde nun sukzessiv hochgefahren, bis Mitte 2020 die Kammlinie erreicht ist. Eine „Hauruck-Aktion“ mit hohen Rabatten, um etwa angesichts des CO2-Flottenziels der EU die Verkaufszahlen von verbrauchsarmen Autos künstlich in die Höhe zu treiben, würde Daimler nie machen, sagt Källenius. „Müssen wir auch nicht, weil die Nachfrage hoch ist.“

Autonomes Fahren zunächst bei Lkw

Beim autonomen Fahren hingegen nimmt Daimler etwas Schwung raus. „Für das vollautonome Fahren haben wir die Reihenfolge verändert: Wir glauben, dass es sich am schnellsten im Truck-Bereich auszahlen wird“, sagte Källenius der Automobilwoche. „Das heißt nicht, dass wir mit vollautonomen Pkw aufgehört haben. Aber das Szenario von einem urbanen Robotaxi oder ähnlichem sehen wir noch weiter in der Zukunft.“

Die technischen Herausforderungen bei selbstfahrenden Autos haben sich etwas schwieriger herausgestellt, als noch vor einigen Jahren gedacht, etwa „aufgrund der technischen Komplexität durch die sehr unterschiedlichen Verkehrssituationen in Städten“. Auch mit wirtschaftlichen und operativen Hürden begründet Källenius die Verlangsamung: „Wenn man ein funktionierendes Mobilitätssystem komplett ersetzen möchte mit einer Robotaxi-Flotte von Zigtausend oder Hunderttausenden von Fahrzeugen, dann reden wir von sehr großen Milliardeninvestitionen. Und das hat sich, unabhängig von der technischen Herausforderung, noch keiner getraut.“

Quellen: Automobilwoche — Interview mit Daimler-Chef Ola Källenius: „Das können wir nicht zulassen“ // Automobilwoche — Daimler-Chef Källenius: Sparprogramm ist keine Abkehr von unserer Strategie

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Peter Wulf:

SUV sind eine Seuche im GroßstadtVerkehr. Sie behindern durch ihre enorme Höhe und Breite die Sicht der anderen Verkehrdteilnehmer. Ein Durchblick durch das Fahrzeug ist für normale Pkw Lenker nicht mehr möglich.Ihre Höhe verdeckt die Fußgänger Radfahrer und Kinder. Oft sind sie zu nahe an Aus/ Einmündungen von Strassen geparkt. Das Fahrverhalten von SUV ist sehr aggressiv.teilweise bedrohlich weil Front der Autos oberhalb der Seitentüren Fenster der normalen Pkw liegt. Die Parkplätze auf den Straßen und mittelstreifen sind zu schmal und zu kurz. Ebenso in den meisten öffentlichen parkhäusern. Warum brauchen Menschen in den Städten diese SUV besonders als Dienstwagen? Wahrscheinlich zum PROTZEN jetzt komme ich. Macht Platz. Besonders geeignet die Porsche Mercedes BMW SUV damit kann man mehr PROTZEN als mit normalen Limousinen und das auf kosten der Steuerzahler.

strauss:

Den anderen einen Schritt voraus zu sein…… das war bei Mercedes vor 50-70 Jahren, mit dem 200 D. Ich hatte nur solche mein ganzes Leben. Von 2010 weg gings dann aber elektrisch, leider mit Autos aus den USA, oder aus Frankreich bis heute weiter.

Michael Kalweit:

Die aktuelle Kritik an SUV´s sehe ich auch als sehr eindimensional, es geht nicht darum, etwas zu verbieten, sondern Alternativen zu schaffen und Menschen zu begeistern, diese Alternativen als ihren Standard neu zu definieren, so gelingt Transformation viel leichter. Mercedes EQ steht als neue Marke für Begeisterung für innovative Technologie und Fortschritt, den anderen immer einen Schritt voraus zu sein, ohne Häme.

Gunter:

“ Kritik an SUVs schmettert Källenius ab, er findet die Diskussionen allein über die Aufbauform „zu eindimensional“.
… zu eindimensional ? er hätte recht, wenn die besagten SUV’s keinen höheren Benzin(Diesel) verbrauch hätten als die entsprechenden Limousine bzw. Combis. Tun sie das oder nicht ?
Wenn die SUV’s einen höheren CO2 Ausstoss haben als die entsprechenden Nicht-SUV’s, dann ist Källenius zu widersprechen – ansonsten nicht. Dass mehere SUV’s jetzt als e-Autos kommen hat mit der geäusserten SUV-Kritik nichts zu tun, das ist eine andere Sache. Tatsache ist (anscheinend) die, dass der „Klima-Gewinn“ durch Übergang von Verbrenner-autos zu e-Autos durch den weltweiten Trend zu grösseren Autos (6 SUV’s) aufgefressen wird.

Axel:

Absatzrekord und 10000 Leute abbauen??
Die armen Autobauer müssen jetzt sogar in die Zukunft investieren. Das ist ja wohl normal in der technischen Branche !!

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.