Citroën ë-C3 Aircross im Test: Preisbrecher mit Komfort

Cover Image for Citroën ë-C3 Aircross im Test: Preisbrecher mit Komfort
Copyright ©

Stellantis

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Mit dem ë-C3 Aircross greift Citroën auch bei den kompakten E-Crossovern an. Und das mit einem Kampfpreis. Ist der nur heiße Luft, oder hat der Citroën ë-C3 Aircross das Zeug, dem Opel Frontera das Leben schwer zu machen?

Über Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten. Wer einen kompakten Stelzen-Stromer aus dem Stellantis-Konzern will, kann unter anderem zwischen dem Opel Frontera Electric und dem Citroën ë-C3 Aircross wählen, die beide auf der der Smart Car Platform basieren. Ansehnlich sind beide. Doch beim Citroën sticht die Front ins Auge, die dem neuen, kantigeren Antlitz entspricht, das uns schon beim ë-C3 gefallen hat. Manche Citroën-Fans werden dennoch den weicheren Linien nachtrauern. Aber auch der Opel kann sich sehen lassen. Hier entscheidet dann eben der Gustos.

Beim Preis sind es dann schon die eindeutigen Fakten. Und da fahren die Franzosen eine harte Linie. „Wir wollen den Abstand zu Dacia wieder herstellen“, erklärt Thierry Blanchard, Produktmanager der Citroën C3-Baureihe. Kein leichtes Unterfangen. Denn Renaults Budgetmarke hat bei der Anmutung und dem Design zugelegt, ist aber noch preiswert unterwegs.

Der erste Konter mit dem etwas kleinen ë-C3 saß bereits. Europachef Laurent Diot verkündet stolz, dass bereits rund 87.000 Bestellungen für den Kleinwagen vorliegen, 40 Prozent davon elektrisch, zu haben ab 23.300 Euro. Die Produktion läuft auf vollen Touren. Jetzt soll auch der größere Bruder C3 Aircross den Preisbrecher geben. Nur eben im Kompakt-Segment eine Nummer höher.

Die Einstiegsvariante des C3 Aircross mit dem 74 kW / 101 PS starken Verbrennungsmotor ist ab 18.790 Euro zu haben, der gleich stark motorisierte Dacia Duster mit LPG-Motor kostet mindestens 18.990 Euro. Also passt auch das. Aber hier geht es ja um die vollelektrische Variante und da muss man erst dem Konzernverwandten aus Deutschland eine lange Nase zeigen. Als Elektroauto kostet der ë-C3 Aircross mindestens 26.490 Euro. Das sind 2500 Euro weniger als der Opel Frontera Electric. Ziel erreicht. Die von uns gefahrene vorläufige Top-Version Max schlägt mit 30.890 Euro zu Buche, beim Opel sind es 32.490 Euro.

Citroen-eC3-Aircross-Seite
Citroën

Also einfach die Marseillaise summen, sich hinter das Steuer des Franzosen schwingen und sich über das gesparte Geld freuen? So einfach ist das nicht. Trotz Gleichteilestrategie unterscheidet sich der Wagen aus dem Pariser Vorort Poissy in einigen wichtigen Punkten vom Rüsselsheimer. Das geht schon beim Advanced Comfort-Fahrwerk mit den hydraulischen Anschlägen bei den Stoßdämpfern los. Die Abstimmung ist deutlich komfortabler ausgelegt als beim Opel und eben nicht so verbindlich. Sobald man schneller in die Kurven geht, neigt sich der Aufbau des Citroën.

Das oben und unten abgeflachte Lenkrad nervt bisweilen beim Rangieren und der Antrieb könnte ein paar Vitamine mehr vertragen als die 83 kW / 113 PS. Aber Letzteres ist ja beim Opel identisch und hat uns auch dort nicht vom Hocker gerissen. Also absolviert der ë-C3 Aircross den Standardsprint von null auf 100 km/h in 12,9 Sekunden und ist bis zu 143 km/h schnell. Weder beim Rüsselsheimer noch beim Franzosen weltrekordverdächtiger Speed-Prachtwert.

Citroën gibt den Durchschnittsverbrauch mit 18,3 kWh/100 km an. Dass der Bordcomputer den Stromdurst nicht anzeigt, ist alles andere als optimal. Gerade bei einem Elektroauto, das viele E-Novizen kaufen werden, will man über den Verbrauch informiert sein. Citroën gelobt Besserung. Die wird aber nicht per drahtlosen Update möglich sein, sondern bei den Autos, die voraussichtlich ab dem Sommer produziert werden. Also auch hier kein Unterschied zum Opel Frontera. Bei unserer Testfahrt, bei der wir auch mal flotter unterwegs waren, einige Höhenmeter überwanden und schnelle Autobahnkilometer absolvierten, kamen wir auf 21,9 kWh/100 km.

Citroen-eC3-Aircross-Cockpit
Citroën

Unser Testwagen war mit der 44-Kilowattstunden-Batterie (Lithium-Eisen-Phosphat / LFP) bestückt, deren Kapazität für maximal 307 Kilometer reicht. Das entschuldigt nicht, dass das DC-Schnellladen nur mit maximal 100 kW möglich ist. Daher ist es der vergleichsweise geringen Kapazität der Akkus zu verdanken, dass diese innerhalb von 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt sind. An einer AC-Wallbox sind optional 11 kW dreiphasig drin (Serie 7,4 kW), was völlig ausreichend ist. So dauert es 2 Stunden und 51 Minuten, ehe die Energiespeicher von null auf 100 Prozent gefüllt sind.

Bald gibt es den ë-C3 auch mit größerem Akku

Demnächst wird der französische Autobauer größere Akkus nachschieben. Wir gehen von 54 kWh aus, die dann auch mit dem 115 kW / 156 PS starken Motor gekoppelt werden, rund 400 Kilometer Reichweite ermöglichen, und auch ein bisschen mehr Esprit bei der Beschleunigung und der Höchstgeschwindigkeit sollte drin sein. Das Fahrwerk gibt es auf alle Fälle her.

Der Komfortgedanke zieht sich durch das ganze Auto. Also bekommt auch ë-C3 Aircross die Advanced Comfort-Sitze mit einer um 15 Millimeter dickeren Polsterung. Das Lounge-Feeling gefällt: Es geht allerdings auf Kosten des Seitenhalts. Beim Platzangebot punktet der 4,39 Meter lange Franzosen-Stromer. Sowohl bei der Ellbogenfreiheit als auch im Fond, wo man es sich auch mit einer Körpergröße von 1,85 Meter bequem machen kann. Der Kofferraum hat ein Volumen von 460 Liter, klappt man die Lehnen der Rücksitze um, sind es 1600 Liter.

Beim Infotainment gehen die Franzosen ihren eigenen Weg. Statt eines Zehn-Zoll-Displays für die digitalen Instrumente setzt Citroën auf ein schmales Anzeigenband oberhalb des Lenkrads. Beim Touchscreen herrscht mit einer Größe von 10,25 Zoll zu zehn Zoll beim Frontera fast Gleichstand. Die Bedienung ist beim ë-C3 Aircross nicht immer intuitiv und auch die grafische Anmutung könnte eine Auffrischung vertragen.

Bei der Verarbeitung indes leistet sich das französische E-SUV keine Schwächen. Auch bei schlechten Straßenverhältnissen klappert und knarzt nichts. Bleibt noch der Blick auf die Ausstattungsliste. Der Citroën bietet serienmäßig eine Einparkhilfe hinten, eine Klimaanlage und wie der Opel Frontera eine Handyhalterung statt eines Touchscreens. Allerdings gibt es den C3 Aircross nur mit einem Verbrennungsmotor als Siebensitzer.

Worthy not set for this post
Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Sir Beelzebub:

Unsere Karriere begann 2012 mit einem Peugeot iOn und 14 kWh Batterie – damit ging es in den tiefsten Süden von Kroatien und rauf bis ans Nordkapp.

Klar ist es eine Umstellung, aber nach 13 Jahren eMobilität kann ich nicht verstehen wie Menschen so Veränderungsresistent sind…

Jakob Sperling:

Sir Beelzebub hat recht.
Darum werde ich den vermutlich kaufen. Ist eigentlich genau das, was ich immer wollte.

Die letzte kleine Barriere liegt noch darin, dass ich immer noch nicht nachvollziehen kann, warum das Basismodell als BEV (hier in der Schweiz) genau CHF 7’500.- mehr kostet als der entsprechende Verbrenner.
Ein kleiner Elektromotor plus 44 kWh Batterie kostet Stellantis doch nicht 7’500.- mehr als ein Turbo-Benziner mit Tank.

Da ist irgendwo noch mindestens 5’000.- Luft drin. Zahle ich die an China für das Lithium-Quasi-Monopol? Oder doch an Stellantis? Was kann das sein?

Raphael:

Ja genau, daran liegt es. Die Forderung war: Weniger Schnick Schnack, dafür mehr Akku und schnelle Ladeleistung.
Wie gesagt, ich bin bereits seit 3 Jahren 100%iger E-Mobilist. Aber genau das ist das Hemmnis der Meisten (in meinem Umfeld) einzusteigen. Zumindest, so lange es alternativen gibt.

Sir Beelzebub:

So meine Herren,
Die die immer geschrieen haben „e-Mobilität muss günstiger, einfacher und mit weniger Firlefanz werden, sonst kaufe ich nicht!“ zeigen nun ihre Kaufverträge her oder schweigen!

Oder woran liegt es diesmal? Die Batterie hat keine 90 kWh oder keine 1000km Reichweite?

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Neuen Klasse startet BMW ab Ende 2025 in eine neue Ära des rein elektrischen Fahrens. Eine entscheidende Komponente: die Batterien.

Cover Image for Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Michael Neißendorfer  —  

Der Ioniq 6 N soll den Erfolg des Ioniq 5 N fortsetzen und integriert Technologien aus dem Motorsport in ein alltagstaugliches E-Auto.

Cover Image for BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

Michael Neißendorfer  —  

Ohne das starke Absatzplus der elektrifizierten Fahrzeuge wäre das Minus bei BMW deutlich schmerzhafter ausgefallen.

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.