Bundesumweltministerin will „Markthochlauf von Wasserstoff so schnell wie möglich“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat sich in einem Interview mit dem Handelsblatt für einen möglichst baldigen und beherzten Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft stark gemacht: „Es geht darum, dass deutsche Anlagenbauer ihre Technologieführerschaft bei der Herstellung von Wasserstoff und den Folgeprodukten, also etwa synthetischen Kraftstoffen, halten und ausbauen können“, sagte Schulze. Ihr Ziel sei es, dass Deutschland es schafft, „so schnell wie möglich einen Markthochlauf von Wasserstoff“ zu organisieren.

Gezielte Programme sollen die Herstellung von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff beschleunigen: „Wir schreiben ab 2021 jährlich die Produktion von 5000 Tonnen grünem Wasserstoff aus. Wer den Wasserstoff zu den niedrigsten Kosten herstellt, bekommt den Zuschlag“, sagte die Ministerin. Die ausgeschriebene Menge könne bis 2030 um jeweils 5000 Tonnen pro Jahr steigen, um einen Markthochlauf und Skaleneffekte zu erzeugen.

Mit weiteren Maßnahmen wie einer Quote für synthetische und per Ökostrom gewonnene Kraftstoffe im Flugverkehr wolle sie dieses Ziel unterstützen. Das sichere „eine garantierte Abnahme zu stabilen Preisen“, sagte Schulze. Außerdem soll die Mineralölwirtschaft, wie sie es schon länger fordert, den Einsatz von grünem Wasserstoff im Raffinerieprozess auf ihre CO2-Minderungsziele anrechnen dürfen: „Die Anrechenbarkeit von grünem Wasserstoff in Raffinerien ist nach meiner Überzeugung eine attraktive Option zur Quotenerfüllung. Das reizt die Herstellung von Anlagen und die Produktion von Wasserstoff an. Das sollten wir rasch umsetzen“, sagte Schulze dem Handelsblatt.

Wasserstoff könne „den entscheidenden Beitrag“ leisten, um die industrielle Produktion im postfossilen Zeitalter zu ermöglichen, sagte Schulze in dem Interview. Der Umweltministerin ist es besonders wichtig, dass Wasserstoff dort eingesetzt wird, „wo er am dringendsten benötigt wird“, etwa in der Stahl-, Zement- und Chemieindustrie. „Die Branche hat gar keine Alternative, wenn sie klimaneutral werden will“, sagte sie. Im Luft- und im Seeverkehr sei Wasserstoff „ebenfalls der zentrale Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ohne Wasserstoff werden wir diese Bereiche nicht CO2-frei bekommen“.

Wir können nicht weiter nur verkünden, dass wir beim Thema Wasserstoff etwas erreichen wollen. Jetzt gilt es, die entsprechenden Schritte einzuleiten“, sagte Schulze. Projektbezogene Zuschüsse, welche die Mehrkosten von Dekarbonisierungstechnologien in Milliardenhöhe ausgleichen sollen, seien ebenfalls geplant. Dass der Staat „erst mal Geld in die Hand nehmen“ müsse, „um eine neue Industrie zu etablieren“, liege auf der Hand. Auch der Bund „sollte als zuverlässiger Abnehmer den Markthochlauf mit anschieben“, zum Beispiel gebe es „in der Bundeswehr bei der Luftwaffe oder in der Marine große Anwendungsmöglichkeiten“.

Quelle: Handelsblatt — Bundesumweltministerin Schulze will schnellen Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Markus Wolter:

Die 5000 Tonnen Wasserstoff werden sicher aus Erdgas hergestellt und mit Fake-Zertifikaten veredelt…

Miesek:

Solche Frage wären tatsächlich wichtig zu beantworten. Allerdings sollte man auch wissen, dass nicht eine Technologie alleine geeignet ist all unsere Energiefragen in der Zukunft zu lösen. All zu oft wird in Diskussionen doch so getan als könnte z.B. die E-Auto Entwicklung den Verbrennungsmotor überflüssig machen. Und weil dies in Realität aus den verschiedensten Gründen nicht passiert, lehnt die Gegenseite selbige Technologie ab. Wir reden hier aber von Lernprozessen… und die brauchen Zeit. Wenn man nicht mit etwas anfängt macht man auch keine Fortschritte.

Wo kommt das Trinkwasser her für die Wasserstoffgewinnung her? Ganz einfach. auch der Meerwasserentsalzung. Ich sehe es auch so, dass die nicht genutzten Strommengen in Wasserstoff gespeichert werden sollen um sie vielleicht auch nur dann wieder zu verstromen (Grundlastproblem), wenn die Sonne nicht scheint, oder der Wind nicht weht. Reicht das aus um unseren Energiebedarf zu decken? Wahrscheinlich nein. Aber es ist ein Schritt in unserem Lernprozess, bei dem wir evtl. herausfinden wie wir noch effizienter (Skaleneffekte) werden.

Werden wir deshalb auf fossile Energien verzichten können? Wahrscheinlich nein. Aus zwei Gründen, zum einen brauchen wir für die Chemie eine bestimmte Menge an Erdöl oder Erdgas um daraus die unterschiedlichen Produkte zu fertigen, für die es zur Zeit keine Alternativen gibt. Zum zweiten brauchen wir sogar CO2 um daraus im zweiten Schritt synthetische Kraftstoffe zu gewinnen.

Bis wir unseren Lernprozess weit genug gediehen ist, werden alternative Energien Schritt für Schritt mehr an Bedeutung für die Energieversorgung erlangen. Diesen Punkt sehe ich allerdings noch nicht so schnell kommen, wenn man davon ausgeht dass die Marktdurchdringung von Elektroautos zur Zeit noch sehr niedrig ist. Bis alle Verbrenner durch Elektroautos ersetzt sind wird es noch ziemlich lange dauern. Ich gehe dabei davon aus, daß sich die meisten Autokäufer keinen Neuwagen leisten werden können.

KaiGo:

Und nochmal den Anfang des Artikels lesen. Ich kann nicht in den Kopf von Fr. Schulze rein schauen aber das Interview das hier zitiert wird hat sie dem Handelsblatt gegeben (auch wenn die glaube ich BEVs nicht sehr wohl gestimmt sind). Wenn das hier vom Autor wiedergegeben wird und auf einer Elektroauto Seite erscheint, heißt das nicht, dass es automatisch was mit Wasserstoff Autos zu tun haben muss. Warum das hier veröffentlicht wurde müsste eher der Autor erklären.

KaiGo:

Naja, ich glaube Toyota ist der einzige der ernsthaft was macht. BMW will lediglich Technologie-offen bleiben (also dem Trend folgen anstatt vorneweg zu marschieren) und Daimler hat den F-Cell oder wie der heißt, der praktisch aber nicht verkauft wird.

KaiGo:

Der deutschen Autoindustrie? Welcher deutsche Hersteller setzt denn auf Brennstoffzellenautos? Keiner. Toyota ist der einzige Konzern der ernsthaft was in die Richtung macht.

Gunter:

Ich denke auch die ganze Zeit, dass die Argumentation für den Wasserstoff (auch für e-Mobilität) mit „Überschussstromerzeugung“ zu tun hat, aber auch mit dem Ort, wo diese anfällt sowie der Problematik der Stromüberführung in die „Zentren“, wo sie gebraucht wird.
Weiteres Stichwort ist Zwischenlagerung von Energie. In den Diskussionen hier wird m.E. klargemacht, dass Hauptanwendungsgebiet die Industrie ist, nicht die e-Mobilität. Aber in den Medien wird meist der Wasserstoff als die neue Lösung zur e-Mobilität propagiert. Möglicherweise glaubt „man“ auch, dass man mit Wasserstoff dem Verbraucher eine Alternative bieten kann, die „Benzin-like“ ist. Die bisherigen Mineralölgesellschaften übernehmen die notwendige Infrastrukur, und der Verbraucher „tankt“ an Tankstellen wie bisher. Schön für Verbraucher, die in Hochhäusern ohne Plug-in Möglichkeit wohnen… und ausserdem wird grosse Reichweite angepriesen. (Dabei ist bei Batterieautos bald Reichweite kein Problem mehr…wie es aussieht). Stimmt, Schulze erwähnt nicht direkt e-Mobilität in Zusammenhang mit Wasserstoff – aber : Toyota, Daimler, Audi und andere entwickeln „Wasserstoff“-Autos…..wieso ? Die haben wohl wieder neue Erkenntnisse ?(und der Preis dieser Autos ??)

Niki:

@Andy
Was soll dieser unlogische Satz?
Wasserstoff betriebene Autos haben genauso eine Batterie, in der der Strom aus der Brennstoffzelle gespeichert wird.
Anstatt die Akkus an der Steckdose zu laden, sitzen Sie auf einen 700bar Wasserstoff Tank, der in der Brennstoffzelle (mit schlechten Wirkungsgrad) den benötigen Strom zum fahren und zum laden der Akkus erzeugt. Der Akku im Wasserstoff Auto ist zwar etwas kleiner, aber ohne Akkus geht es auch im H2 Auto nicht. Anscheinend wissen die meisten H2 Fanatiker überhaupt nicht wie ein Wasserstoff Auto funktioniert.

Andreas E.:

Auf welche Fakten stützen Sie Ihre Behauptung?

Andy:

Wie kann das sein? Wasserstoff ist auf jeden Fall besser wie Batterien!

Johann Christl:

Wie viel Stunden/a gibt es Überschussstrom?
Wie viel Stunden/a gibt es negative Strompreise?
Wie viel Stunden/a läuft der Elektrolyser?
Wie viele Stunden/a muss die Anlage laufen, um sich zu amortisieren?
Wie viel Wasserstoff wird mit wie viel Strom erzeugt?

Aber vor allem habe ich bisher noch nichts gelesen, wo das erforderliche Trinkwasser herkommen soll?
Wir haben seit Jahren zu wenig Regen!!!
Ohne Wasser kein Leben!!!
Wie viel Wasser soll hier verbraucht werden?

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