Umweltbonus und sonst nichts? Bund bremst Elektroauto-Förderprogramme aus

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Eine Information, die viele zugleich überraschen und vor den Kopf stoßen wird: Der Antrag auf den bis zu 9000 Euro hohen Umweltbonus darf nur gestellt werden, wenn der Kauf des Elektroautos oder Plug-in-Hybriden nicht zugleich durch andere öffentliche Mittel gefördert wurde. Die Kaufprämie darf also nicht mehr mit zusätzlichen Programmen von Kommunen, Ländern oder anderen des Bundes aufgestockt werden, bestätigte das Wirtschaftsministerium eine Recherche der Nachrichtenagentur Reuters. „Dadurch soll eine Überförderung vermieden werden“, zitiert die Nachrichtenagentur aus dem Ministerium. In der Vergangenheit war es noch ohne weiteres möglich, den Umweltbonus mit einer weiteren zielgerichteten Prämie zu kombinieren.

Damit heble der Bund eine Reihe von eigenen und von Länder-Projekten über mehrere Hundert Millionen Euro aus, kommentiert Reuters. Im Rahmen des Corona-Pakets etwa wurde parallel zum erhöhten Umweltbonus das Programm „Sozial & Mobil“ angekündigt, welches Sozialdienste bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge mit insgesamt 200 Millionen Euro unterstützen sollte. Ein Sprecher des Umweltministeriums, wo „Sozial & Mobil“ koordiniert wird, kündigte bereits eine Prüfung an, wie sich das Programm mit dem Umweltbonus vereinbare lasse. Das Verkehrsministerium berichtet von gleich mehreren Förderprojekten, die nun wegzubrechen drohten, etwa das beliebte Sofortprogramm „Saubere Luft, für die Elektrifizierung von Taxis, Mietwagen und Carsharing-Autos oder das „Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie“. Man befinde sich daher in Abstimmung mit dem Wirtschaftsressort.

Zahlreiche Sonderinitiativen von Ländern und Kommunen würden ebenfalls ausgebremst, heiße es aus Regierungskreisen, etwa in Baden-Württemberg die Landesförderung für Taxen und Mietwagen, was Landes-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) scharf kritisiert: Sie findet es unverständlich, warum Elektroauto-Käufer bestraft werden sollten, wenn das jeweilige Bundesland oder Kommunen einen verstärkten Umstieg fördern wollten. Es könne „kaum im Interesse des Bundes sein, dass regionale oder lokale Förderungen von E-Autos eingestellt werden, sobald diese nicht mehr mit der Bundes-Prämie kombiniert werden können und damit unter Umständen wirkungslos werden“, sagte sie Reuters.

Mehrere Förderprojekte einzelner Kommunen wie München oder Berlin sind ebenfalls bereits gestoppt. München hat die Förderung Elektroautos im Förderprogramm „München emobil“ bis auf Weiteres ausgesetzt. Berlin wollte mit dem Programm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ (Welmo) eigentlich Klein-Betrieben die Umstellung auf E-Mobilität erleichtern. Nun heißt es auf der Internetseite von Welmo, Interessenten mögen angesichts der neuen Richtlinie prüfen, „ob Sie lieber Ihren Welmo-Antrag zurückziehen und nur die erhöhte Umweltprämie in Anspruch nehmen möchten.“

„Das ist ein Widerspruch in sich“

Auch der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) reagierte mit Unverständnis auf die überraschende Änderung: „Das ist ein Widerspruch in sich, dass man auf der einen Seite eine erhöhte Förderung beschließt. Und auf der anderen Seite dann bestehende Programme ausbremst“, sagte BDL-Hauptgeschäftsführerin Claudia Conen zu Reuters. Leasing-Unternehmen hätten ihre Raten auf Basis der früher üblichen Richtlinie berechnet. Wenn die zusätzlichen Förderungen nun wegfallen, gehe die Attraktivität von E-Autos für viele Unternehmen und Kunden verloren.

Der Bundesverband E-Mobilität (BEM) vermutet, dass das Corona-Konjunkturprogramm mit heißer Nadel gestrickt worden sei und jetzt handwerkliche Mängel sichtbar würden. Die E-Auto-Interessen brauchten jetzt allerdings Planungssicherheit, stellt BEM-Präsident Kurt Sigl klar. Er erwartet, dass die Bundesregierung „in Sachen Elektromobilität jetzt gesamtheitlich nachbessert und ihre Förderprogramme insgesamt auf Sinnhaftigkeit durchleuchtet“.

Quelle: Reuters – Ärger um E-Auto-Prämie: Regierung bremst eigene Förderprogramme // Tagesspiegel – Verwirrung um Elektroauto-Förderung

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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au weh golf:

mir geht es genauso mit dem e-Golf. progres musste eigentlich vor Maßnahmenbeginn/Kaufvertrag beantragt werden damit man eine Zusage erhält, BAFA aber kurz darauf geändert auf nach Zulassung. Die Bedingungen wurden dann nachträglich nochmals geändert mit gleichem Ergebnis: Doppelförderung verboten. Der Punkt ist genau der: es wird nachträglich geändert während man 10 Monate auf sein KFZ wartet. Und man kann nicht wählen, sondern wird immer in den Topf “gilt ab heute” geschmissen. Also komplett unverbindlich, bis hin zu “es besteht kein Rechtsanspruch”.
Es sind viele davon betroffen und ich würde mittlerweile auch versuchen gegen diese Willkür vorzugehen.

https://www.goingelectric.de/forum/viewtopic.php?f=68&t=59491&p=1413524#p1413524

Markus Doessegger:

Und die Erde ist eine Scheibe und dreht sich doch nicht!!!

Werner Kaiser:

Ich finde es eine Frechheit, aus Steuergeldern, für die es weitaus bessere Verwendung gibt, einen solchen Schrott zu finanzieren. Da wird teures Geld für ein umweltfeindliches Produkt vergeudet. Hirnrissig….

Joe T:

Das hat nichts mit Regierungsbashing zu tun! Es gibt keine Planungssicherheit mehr in Deutschland, erst wird die Kohle rausgehauen wie blöd, dann wieder aller zurück. Wir haben wegen der Doppelförderung BaFa+ Progress NRW den Superteuren e-Crafter bestellt, die Förderung Progress NRW musste vorher beantragt werden und liegt uns vor, mit dem zusätzlichen BaFa Förderung, die wir uns auch von Progress NRW bestätigt haben lassen, könne wir erst nach Zulassung, also nach Lieferung im September anfordern, das wird jetzt für uns nachträglich gestrichen, fehlen Mal eben 6000€ in der Planung. Daher: Verlasst Euch auf garnichts wenn es um Förderung vom Staat geht! Planbar ist das für Unternehmen nicht!

Peter Bechert:

Ich finde, der artikel fällt unter die Kategorie ‚Regierungsbashing‘ , 9000€ müssten nun wirklich reichen. Das künstliche Gejammer von Lobbyisten ist mir zuwider

wermagst:

Warum fördert man dann FCEV mit ca. 20.000 € je Fahrzeug?
Von der Förderung der Tankstellen und Subventionierung des H2 Preises ganz zu schweigen?
Und beschwert sich dann anschließend noch über „fehlende Technologieoffenheit“ zugunsten von BEV?

Peters:

Besonders aufpassen muss man bei jungen gebrauchten die nicht älter als ein Jahr sind und weniger als 15.000 km gelaufen sind. Normal sind da Förderung 5000 Euro möglich aber meistens wurde schon eine Förderung in Anspruch genommen, von den Autohäusern. Dies wird aber nicht kommuniziert und wenn man sich nicht selber darüber informiert, hat man die Pappnase auf.

Peter W:

Ich glaube nicht, dass das ein Widerspruch ist. 9000 Euro Förderung für einen Kleinwagen, das ist rund 1/3 des Gesamtpreises sollte doch mehr als genug sein um diese Fahrzeuge zu fördern. Zusätzliche Förderung kann auch über Zuschüsse zum Ladenetz erfolgen. Ein Unternehmen das 20 BEV anschafft braucht auch die notwendigen Ladepunkte sonst werden öffentliche Ladestellen missbraucht die eigentlich dem privaten BEV Besitzer dienen sollte, der zu Hause keine Lademöglichkeit hat.

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