Autohersteller buhlen um die Lieferung von Batteriematerialien

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 4 min

Batterien sind das neue Öl. Damit die Lieferung der Batterien mit der Produktion der Elektroautos Schritt halten kann und keine Engpässe entstehen, sichern sich Autohersteller rund um den Globus Batteriematerialien und Produktionskapazitäten. Hier ein kleiner Überblick (der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt), was die einzelnen Hersteller in den letzten Monaten so getan haben, damit ihnen das Rohmaterial für die Batterien nicht ausgeht.

Tesla

Tesla hat sich im Februar 2022 150.000 Tonnen Spodumen-Konzentrat (Lithium-hältiges Gestein) über fünf Jahre ab 2024 von Liontown Resources gesichert. Einen Monat später gab Tesla den Liefervertrag über 110.000 Tonnen über vier Jahre ab 2023 von Core Lithium bekannt. Im Mai 2022 wurde ein langfristiger Liefervertrag für Nickel aus einer kanadischen Mine der brasilianischen Gesellschaft Vale unterzeichnet. Aus China werden seit Juli 2022 Kobalt-Vorprodukte geliefert. Seit August 2022 laufen Gespräche mit Panasonic für ein zusätzliches Batteriewerk in den USA mit Investitionskosten von rund vier Milliarden US-Dollar. Ein weiterer Spodumen-Lieferdeal mit Piedmont Lithium wurde Anfang 2023 bekanntgegeben. Im Februar diesen Jahres wurde schließlich ein Liefervertrag über 35.000 Terapascal Anodenmaterial mit Magnis Energy unterzeichnet, der ab Februar 2025 schlagend werden soll.

Volkswagen

Der deutsche Hersteller Volkswagen hat im März 2022 ein Joint Venture mit Zhejiang Huayou Cobalt und der Tsingshan Group für die Lieferung von Nickel und Kobalt gegründet. Im August folgte ein Vertrag über die Lieferung von Lithium, Nickel und Kobalt aus Kanada. Seit September 2022 ist fix, dass mit dem belgischen Chemiekonzern Umicore ein Joint Venture gegründet wird, um Batterieteile zu bauen. Erst kürzlich hat Volkswagen außerdem bekanntgegeben, dass man direkt in Minen investieren will, um die Kosten der Batteriezellen deutlich zu senken und den eigenen Bedarf mindestens zur Hälfte zu bedienen.

Stellantis

Stellantis wird über zehn Jahre 25.000 Tonnen jährlich an Lithium-Hydroxid vom kalifornischen Unternehmen Controlled Thermal Resources beziehen. Im Juni 2022 wurde der Plan eines Anteilskauf am deutsch-australischen Minen-Start-up Vulcan bekanntgegeben, das für zehn Jahre Lithium liefern soll. 50 Millionen Euro will Stellantis für acht Prozent in die Hand nehmen. Im Oktober 2022 wurde ein Vorvertrag mit GME Resources für die Lieferung von Nickel und Kobalt-Sulphat bekannt. 45.000 Tonnen Mangan-Sulphit jährlich bezieht Stellantis ab 2026 vom australischen Bergbauunternehmen Element. Im Januar 2023 wurde ein Deal mit dem finnischen Unternehmen Terrafame bekanntgegeben, das ab 2025 über fünf Jahre Nickel-Sulphat liefern wird. Seit Februar ist bekannt, dass Stellantis 155 Millionen US-Dollar für einen Minderheitenanteil an einer argentinischen Kupfermine ausgeben wird.

Renault

Das marokkanische Bergbauunternehmen Managem liefert 5000 Tonnen Kobalt-Sulphat über fünf Jahre ab 2025. Die Finnen Terrafame liefern Nickel-Sulphat für mehr als 200.000 Batterieeinheiten pro Jahr. Das wurde im Dezember 2022 bekanntgegeben.

Mercedes-Benz

Im August 2022 sicherte sich Mercedes-Benz die Lieferung von Lithium, Nickel und Kobalt aus dem mineralreichen Kanada. Im Oktober 2022 wurde ein Deal mit dem kanadisch-deutschen Unternehmen Rock Tech Lithium über die Lieferung von 10.000 Tonnen Lithium-Hydroxid jährlich unterzeichnet. Das reicht für 150.000 Elektroautos pro Jahr, die Vereinbarung ist rund 1,5 Milliarden Euro wert.

BMW

Im Mai 2022 investiert der BMW i Venture Fonds in Canadia Mangrove Lithium, welches Lithium-Hydroxid und -Carbonat produziert. Im Juni 2022 bewarb sich das US-Start-up Lilac Solutions, an dem BMW beteiligt ist, um Abbaulizenzen für Lithium in Bolivien. Im Dezember folgte ein Liefervertrag mit European Lithium für die Lieferung von 50.000 Tonnen Lithium-Hydroxid jährlich.

Toyota

Im August 2022 wurde bekanntgegeben, dass Toyota und Panasonic gemeinsam Lithium aus dem Ioneer’s Rhyolite Ridge Bergbauprojekt in Nevada kaufen werden.

General Motors

Glencore soll Kobalt aus der Murrin Mine in Australien an General Motor für dessen Ultium Batterie liefern. Im August 2022 tätigte General Motors eine Vorauszahlung in Höhe von 198 Millionen US-Dollar an Livent für die garantierte Lieferung von Lithium über einen Zeitraum von sechs Jahren ab 2025 zum Fixpreis. Im Oktober 2022 gab General Motors ein Investment in Höhe von 69 Millionen US-Dollar in Queensland Pacific Metals bekannt, um die Lieferung von Nickel und Kobalt-Sulphat zu sichern. Ab 2026 soll Vale Nickel für 350.000 Autos jährlich liefern.

Ford

25.000 Tonnen Lithium jährlich bezieht Ford vom Lake Resources Projekt in Nordargentinien, 150.000 Tonnen Spodumen-Konzentrat jährlich aus Australien (ab 2024). Im Juli 2022 wurde ein Memorandum of Understanding mit BHP Nickel für die Lieferung von Nickel aus Australien unterzeichnet, die 2025 starten könnte. 84.000 Tonnen Nickel jährlich hat sich Ford ebenfalls im Juli von Huayou Cobalt gesichert. Eine weitere Lithium-Lieferung soll aus der Rhyolite Ridge Mine in Nevada kommen. Seit kurzem ist bekannt, dass Ford gemeinsam mit Vale Indonesia und der chinesischen Zhejiang Huayou Cobalt 4,5 Milliarden US-Dollar in ein Nickel-Verarbeitungswerk in Indonesien investiert.

Quelle: Automotive News Europe – VW, Stellantis, Tesla accelerate drive to secure battery raw materials

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Dodo:

Brauchst halt wieviel mehr Strom um H2O herzustellen? Was ist mit Tankstellen die vor dem tanken diese 700-800 Bar aufbauen müssen? Ich meine, manches wird so tatsächlich auch ablaufen müssen, aber streiche mal aus deinem Beitrag das Wort PKW! Man muss nicht jedesmal Strom benutzen um irgendein Kraftstoff bereitzustellen wenn man es doch direkt zum Fahren benutzen kann.

Diet:

Man baut viele große schwere PKW heute SUV genannt mit viel PS KW
und schönen großen Batterien. Das ist elektrisch, dient der Umwelt und
Luxus Premium Performance ist das neue Mantra. Also her mit Lithium, Nickel, Kobalt.
Die Welt wird immer schöner.

Marc:

Gut, das ist der nächste Schritt, wenn man die Zellen selber fertigt. Hier sind aber nur Verträge und Abkommen erfasst, die erst seit kurzem abgeschlossen wurden. Das Problem z.B. von Stellantis ist, dass sie früher nicht energisch reagiert haben. Am Beispiel VW kann man sehen, dass VW sich schon Rohstoffe gesichert haben, bevor sie auf die Idee kamen, selber Zellen zu fertigen. 2017 gab es bereits einen großen Kobalt-Deal mit Glencore, CATL und VW. VW hat bei Glencore gekauft, damit CATL daraus für sie Zellen fertigt. Ein Dreiecksdeal der großen Spieler.

Jakob Sperling:

Dann weise ich jetzt hier wieder einmal auf etwas hin, das die Situation fūr die nächsten Jahre massiv entlasten könnte:

Mit den Batterierohstoffen, bzw. Batterien für ein Langstrecken-BEV (PKW, Transporter, Bus oder LKW) kann man 3-4 Langstrecken-FCEV bauen und somit 3- bis 4mal soviel CO2 einsparen.

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