Bosch-Chef will mehr Technologiemix und weniger Pessimismus

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Bosch-Vorsitzender Stefan Hartung beim Pressegespräch zur Bosch Connected World 2024 in Berlin / Foto: Bosch

Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 2 min

Bosch-Chef Stefan Hartung befürchtet, dass weite Teile der europäischen Automobilbranche auf Verbrennerbasis abwandern könnten, sollte die EU nicht zeitnah das sogenannte Verbrennerverbot einkassieren. Ab 2035 sollen in der EU nur noch Pkw ohne Emissionsausstoß zugelassen werden dürfen, wobei es eine Hintertür für synthetisch hergestellte E-Fuels geben soll. Bei der Veröffentlichung der vorläufigen Jahreszahlen, bei denen Bosch einen Gewinneinbruch von etwa einem Drittel auf etwa 3,2 Milliarden Euro bekanntgab, sagte Hartung laut Stuttgarter Nachrichten, dass man „in vier bis fünf Jahren“ nicht mehr zu schauen brauche, „was dann noch von dieser Branche in Europa übrig bleibe“. Einen Großteil seines Umsatzes erzielt Bosch als Automobilzulieferer. Derzeit sieht Bosch vor, insgesamt gut 12.000 Stellen abzubauen.

Bei einem breiteren Technologiemix gebe es politisch deutlich weniger Probleme zu lösen als mit einer Festlegung auf batterieelektrische Antriebe, lautet dabei seine Argumentation. Nur damit ließe sich die Transformation nicht bestreiten, ist Hartung vor allem mit Blick auf Regionen mit überwiegend fossilen Energieträgern überzeugt. Als mögliche Ergänzungen bringt er dem Bericht zufolge Brennstoffzelle, sowie Plug-In-Hybride ins Spiel, deren Verbrenner mit Kraftstoff aus Bio-Abfällen betrieben werde könnte. Auch der Wasserstoff-Verbrennungsantrieb sei quasi bereit für die Marktreife, ist aber wegen seiner geringen Energieeffizienz in der Branche nicht unumstritten, da nachhaltiger Wasserstoff weitaus größere Mengen an erneuerbaren Energien benötigt als batterieelektrische Antriebe und zudem ein Verbrennungsmotor noch einmal mehr als eine Brennstoffzelle.

Dass sich die Elektromobilität in Deutschland nicht wie erhofft entwickle, liege nicht nur an der Ende 2023 quasi über Nacht abgebrochenen Förderung von Elektroautos, sondern auch an der Skepsis der Verbraucher sowie fehlende Angebote an kompakten E-Autos. Dies hemme die Entwicklung in Europa, ganz im Gegenteil zu China, wo die Elektromobilität bereits ganz anders Fahrt aufgenommen hat.

Hartung vermisse dabei in Deutschland mitunter auch eine optimistische Grundstimmung, heißt es weiter im Artikel. Kaum etwas hänge dem Fortschritt schwerer am Bein als überzogener Pessimismus, wird der Bosch-Chef dort zitiert, und weiter: „Leider sind wir Deutschen ausgerechnet in diesem Feld doch wieder in der Spitzengruppe.“ Ob er sich damit am Ende vielleicht sogar ein Stück weit selbst meint?

Quelle: Stuttgarter Nachrichten – Konzern warnt: Verbrenner-Industrie wird bald aus EU abwandern

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Uli Ferfers:

Frei nach Springer Presse.

Das ist ja kein Zufall.

Uli Ferfers:

Ich meine, was sollen denn die Herren mit den Produktionsstraßen, den etablierten Lieferketten und den auf Dieselpumpen spezialisierten Verkäufern auch anderes propagieren?

Die kleben so lange es geht, an sterbenden Technologien, und schreien dann im Endstadium nach Staatshilfe.

Was denn sonst? Es bleibt ein Trauerspiel.

Axel:

Warum hat er das damals gesagt? Weil die Entwicklung Unsummen gekostet hätte, und sehr wahrscheinlich noch heute. 15 Jahre später keinen Profit abgeworfen hätte.
In China werden solche Vorhaben von Staatsseite subventioniert. Der Staat hat eine Strategie, in D wechseln wir aufgrund unseren Systems ständig die Richtung. Aktuell auch wieder.

Axel:

Springerpresse

Dr. Kralle:

Artikel aus dem Manager Magazin von Dezember 2012(!!!): „ Aufgeschoben bis 2020 – Bosch verzichtet auf deutsche Batteriefabrik – Bosch will in den kommenden Jahren in Deutschland keine große Fabrik für Batterien bauen, die für Autos mit Elektroantrieb geeignet sind. Das sagte Bernd Bohr, der Automobil-Chef von Bosch, dem manager magazin. Langfristig aber sehe die Sache vielleicht anders aus.“
Das sagt wohl alles …

stueberw:

Herr Hartung, die Verbrennerindustrie braucht nicht abwandern, sie stirbt sowie so aus, je früher um so besser.

Voz:

Ganz einfach, der will das Verbrenner mit „billigem“ fossilen weiter fahren. Ohne Einschränkungen.

Voz:

War das die Antwort auf Jammern: mehr Jammern. Ansonsten haben ich was verpasst? Ist die Klimakrise gestoppt/ausgefallen?

Gerd:

Wer hindert Bosch denn, technologieoffen weiter Verbrennertechnologie zu entwickeln und dann später mit Bio-Abfall-Sprit zu versorgen?
Oder wer hindert Bosch an der Entwicklung von FCEV samt zugehöriger H2-Infrastruktur?
Es gibt keine politische Festlegung auf BEV, nur auf die Reduzierung der Emissionen.

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