BMW-Elektroauto-Entwickler: Thema Nachhaltigkeit reicht „weit über das Fahrzeug hinaus“

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Michael Neißendorfer
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Stefan Juraschek, beim Automobilhersteller BMW verantwortlich für die Entwicklung elektrischer Antriebe, sprach in einem auf BMWs Presseseite veröffentlichten Interview ausführlich über die E-Mobility-Bemühungen des Unternehmens, die kommende fünfte Generation der BMW-Elektroantriebe sowie die Nachhaltigkeit von Batteriezellen.

In der fünften Generation der BMW-Elektroantriebe, die erstmals ab 2020 im Elektro-SUV BMW iX3 zum Einsatz kommen soll, bilde „die E-Maschine zusammen mit Getriebe und Leistungselektronik eine neue, hochintegrierte E-Antriebskomponente“, so Juraschek. „Diese sehr kompakte Einheit beansprucht deutlich weniger Platz als die drei einzelnen Komponenten der Vorgängergenerationen“, erklärt er. Zudem sei der Antrieb dank seines modularen Aufbaus skalierbar und könne an unterschiedlichste Bauräume und Leistungsstufen angepasst werden.

BMW iX3 Konzeptfahrzeug (Quelle: BMW)

Zugleich sei auch die Einführung der nächsten Batteriezellgeneration in den neuen, skalierbaren und leistungsfähigeren Fahrzeugbatterien vorgesehen. Auch diese sollen dank der modularen Baukastenlösung flexibel in der jeweiligen Fahrzeugarchitektur eingesetzt werden können. „Das erhöht unsere Flexibilität nachhaltig“, so Juraschek. Künftig könne BMW „kurzfristig entscheiden, welche Modelle in welchem Mix mit einem voll elektrischen Antrieb, Plug-in-Hybrid oder einem Verbrennungsmotor“ ausgestattet werden sollen. „So können wir jedes Modell je nach Marktnachfrage auch teil- oder voll-elektrifizieren. Damit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, zukünftig reine Batteriefahrzeuge in die Breite zu bringen“, erklärt der Entwickler. Sein Münchner Werk baut BMW bereits dahingehend um.

Ein Versorgungsrisiko bei den Batteriezellen sehe man bei BMW auch bei steigender Nachfrage nicht, da sich das Unternehmen über langfristige Verträge die Versorgung gesichert habe. Zudem habe BMW „in-house Kompetenzen zur Batteriezelle“ aufgebaut, in mehreren Kooperationsprojekten mit internationalen Partnern entlang der Wertschöpfungskette, um den Technologiezugang und die Versorgung zu sichern. Gleichzeitig versuche der Autohersteller den Anteil an kritischen Rohstoffen schrittweise zu reduzieren: „So ist beispielsweise die signifikante Reduzierung des Kobalt-Anteils in der Batteriezelle ein wesentliches Ziel unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Ein anderes Beispiel ist in unserem E-Antriebsstrang der fünften Generation die E-Maschine, die ohne seltene Erden auskommt“, erklärt Juraschek.

Derzeit und auch für die kommenden Jahre sehe BMW allerdings „keinen wettbewerbsdifferenzierenden Vorteil in der Produktion der Zelle“. Diese kleinsten Basiseinheiten für einen Elektroauto-Akku sollen also weiterhin von asiatischen Herstellern zugekauft werden.

Auch Second-Life und Batterie-Recycling ist ein Thema bei BMW

Bei der Zusammenarbeit mit Northvolt und Umicore gehe es darum, einen „geschlossenen Lebenszyklus für nachhaltige Batteriezellen in Europa“ aufzubauen. Das beginne mit einem Zelldesign, das Recycling ermöglicht und setze sich fort über einen Produktionsprozess, bei dem überwiegend erneuerbare Energien verwendet werden. Das ideale Batterieleben sieht für Juraschek so aus: „Zuerst sollten die Batteriezellen möglichst lange im Fahrzeug ihren Dienst tun. Wenn Sie dort nicht mehr genutzt werden, kommen sie möglicherweise in einem stationären Speicher zum Einsatz. Zum Schluss werden die Batterie-Zellen dann recycelt und die Rohmaterialien wiederverwendet. So schließt sich dann der Kreislauf.“

Für BMW sei „die Verwendung gebrauchter Batterien als stationäre Stromspeicher ein konsequenter Schritt zu ganzheitlicher Nachhaltigkeit“, der im Kontext der Energiewendeenorm an Bedeutung gewinnen“ werde. Ein Stationärspeicher kann in Zeiten eines Überangebots an Strom aus erneuerbaren Energien Strom aufnehmen. In Zeiten eines zu geringen Stromangebots kann der Speicher wiederum Strom beisteuern.

Eine solche Netzstabilisierung durch den Einsatz gebrauchter Batterien aus BMW i3- und MINI E- Prototypen habe BMW „bereits erfolgreich in Entwicklungskooperationen zum Beispiel mit Vattenfall und Bosch oder NextTera umgesetzt“, so Juraschek. Die Speicherfarm im BMW-Werk Leipzig mit 700 BMW i3 Batterien beispielsweise ermögliche es, nach dem Einsatz im Fahrzeug in einem zweiten Lebenszyklus in einem nachhaltigen energiewirtschaftlichen Geschäftsmodell profitabel zu nutzen. Damit will der Automobilhersteller beweisen, dass sein Nachhaltigkeitsgedanke weit über das Fahrzeug hinaus reicht.

Quelle: BMW – Pressemeldung vom 28.12.2018

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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