BMW-Chef Zipse gibt Ausblick auf die „Neue Klasse“

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BMW AG

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das „grünste Auto“ der Welt hat BMW angekündigt, und dieses Vorhaben hat einen neuen Namen bekommen: Neue Klasse. Den Auftakt der nachhaltigen Autogeneration will der Hersteller in einer seiner volumenstärksten Modellreihe feiern. Als erstes Auto der Neuen Klasse kündigte BMW-Chef Oliver Zipse eine rein elektrische Alternative zum 3er oder X3 an. Die Autos auf dieser Plattform sollen auf komplett neuen Komponenten, einer brandneuen Batterietechnologie sowie einem tief verwurzelten Nachhaltigkeitsansatz basieren.

Die ‚Neue Klasse‘ ist eine neue Architektur, auf der wir ab 2025 viele Autos bauen werden“, erklärte der BMW-CEO in einem ausführlichen Gespräch mit dem britischen Car Magazine. Mit dem Begriff beruft sich BMW zudem auf seine Tradition: Der Name Neue Klasse wurde erstmals für die ab 1962 eingeführten Mittelklasse-Limousinen 1500, 1600, 1800 und 2000 verwendet, die den damals defizitären Hersteller in die Gewinnzone brachten und die Vorlage für die heute verkaufsstarke 3er-Reihe bildeten. Die Neue Klasse 2025 hat den Auftrag, einen ähnlichen Schritt zu vollziehen, insbesondere in den Bereichen Elektrifizierung, Digitalisierung und autonomes Fahren.

Das Ziel der Neuen Klasse ist es, „ein perfektes elektrisch angetriebenes Auto“ zu schaffen, sagte Oliver Zipse dem Car Magazine. Der Systemaufbau müsse zu 100 Prozent stimmig sein. Ein schwieriges Unterfangen, schließlich will BMW auch in der Neuen Klasse seinen Ansatz der Power of Choice beibehalten. Die Neue Klasse-Plattform wird zwar mit einem Fokus auf den reinen Elektroantrieb entwickelt – sie soll aber auch als Unterbau für Plug-in-Hybride sowie Benziner und Diesel dienen können.

BMW hält sich also die Option offen, auf der Neue Klasse-Architektur auch Verbrennungsmotoren einzubauen – was aus industrieller Sicht für einen global präsenten Hersteller durchaus sinnvoll ist. Bei BMW können zwar schon heute alle Antriebsstrangtypen vom selben Band laufen, was angesichts der Unsicherheit über die weltweite Verbreitung von Elektroautos wertvolle Flexibilität bietet. BMW baut zum Beispiel den i4 und den konventionellen 4er auf der gleichen Münchner Linie. Allerdings wurde der Unterbau des i4 noch als Verbrenner-zentriert entwickelt. Mit der Neuen Klasse verschiebt sich diese Herangehensweise.

Die Architektur ist BEV-zentriert“, versichert BMW-Chef Zipse. Die Neue Klasse soll „die bestmögliche elektrische Fahrleistung wie jede rein elektrische Plattform“ bieten, sagt er. Da gebe es „überhaupt keinen Widerspruch.“ Mit der Neuen Klasse sollen sich demnach vor allem die Proportionen der Fahrzeuge ändern. Der Motorraum soll kleiner werden, gleichzeitig soll der Radstand wachsen, damit auch der Innenraum vergrößert werden kann.

Hoch und tief für SUV und Limousinen und nachhaltig wie nie zuvor

Die Architektur der Neuen Klasse soll in zwei Versionen entwickelt werden: in einer „hohen“ Version für SUV sowie in der „niedrigen“ Version für Limousinen und Tourings. Endlich ein Elektro-Kombi in Aussicht, werden sich nun manche Freunde dieser Bauart denken.

Die Neue Klasse soll auch den Nachhaltigkeitsanspruch von BMW auf ein neues Niveau heben. Jedes Bauteil soll genauestens untersucht werden, um den Einsatz von sekundären – oder recycelten – Materialien wie Stahl, Kunststoff und Aluminium zu maximieren und sicherzustellen, dass die Bauteile so problemlos wie möglich recycelt werden können, wenn ein Auto sein Lebensende erreicht hat.

Wir können wirklich coole BMW-Fahrmaschinen bauen, die nachhaltig sind“, verspricht der BMW-Chef. Die Verringerung der Menge an Materialien, die dem Planeten abgerungen werden, sei von größter Bedeutung. Aber es gebe auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit: „Dieses Jahr ist Stahl um 30 Prozent teurer geworden. Auch Aluminium, Kunststoffe, Rhodium, Palladium, Seltene Erden – fast alles“, so Zipse. Mit Recycling lassen sich langfristig Kosten sparen.

Lithium-Batterien der nächsten Generation

Mit den Neue Klasse Fahrzeugen will BMW auch eine neue Generation von Hochleistungsantrieben und -batterien auf den Markt bringen. „Nur fünf Jahre nach unseren Gen 5-Batterien werden wir die Gen 6 in der Neuen Klasse einführen“, verspricht Zipse. Er kündigt eine höhere Energiedichte, eine schnellere Wiederaufladung und eine weitere Reduzierung von Konfliktrohstoffen wie Kobalt sowie die Verwendung von mehr recyceltem Nickel an.

Die Gen-6-Akkupacks sollen modular sein, um eine möglichst hohe Reichweite zu einem erschwinglichen Preis für Mainstream-Modelle zu bieten – oder ein Plus an Power, um leistungsstarke Elektroautos des Performanceablegers BMW M mit Strom zu versorgen. Festkörperbatterien allerdings seien noch nicht bereit für einen Start in der Neuen Klasse. „Wir haben gerade erst in Solid State Batterien investiert und werden sehr schnell die ersten Showcases davon haben. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Prototypen im Testfeld und der Industrialisierung“, sagte der BMW-CEO. Die Neue Klasse werde zwar nicht mit Festkörperakkus starten. Aber da Zipse von einer Lebensdauer der Architektur von 15 bis 20 Jahren rechnet, sei „die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Neue Klasse irgendwann Solid State Batterien bekommt.“

Quelle: Car Magazine – BMW’s 2025 electric cars: boss previews the ‘Neue Klasse’

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Heinz Scherer:

Kommentar eines Ahnungslosen, trauriges Niveau.

Franz Bifing:

Hallo Heinz,
ich fahre seit 2 Monaten auch einen BMW ix3 und kann Dir nur beipflichten. BMW versteht Freufe am Fahren rüberzubringen.
Franz

BEV:

Das Problem ist nur, man will sie nicht verkaufen ..

BEV:

Genau das ist der Fehler… meinen man muss das best mögliche raus holen aber dabei die Komplexität komplett aus den Augen verlieren. Am Ende hat man eine viel zu teure Lösung, die viel zu komplex ist und muss diese dann totsparen, so dass nichts mehr von den Vorteilen bleibt und die vermeintlich weniger perfekte Lösung doch die bessere ist.

Gerd:

Das Zipse-Bild samt des nierenkranken Automobils im Hintergrund sagen mir nur eines:
Das muss gut sein – das haben wir schon immer so gemacht!
Gleiches gilt für den iX3. Schnell mal einen e-Antrieb in einen Verbrenner gedengelt, gebaut in China und verkauft zu Preisen wie deutsche Handarbeit – und die bisherige Kundschaft wird es schon kaufen.
BMW ist echt der Meister in Sachen Sprücheklopfen und Realitätsverweigerung. Aber sollen sie gern noch ein paar Jahre mit „Competition“-Modellen die Clanprinzen und Pharmahändler der sozialen Brennpunkte bedienen. Danach ist die Marke Geschichte.

Anonymous:

Ja irgendwann mußte auch die katholische Kirche schließlich einräumen, daß die Erde keine Scheibe ist und auch das man mit Physik nicht debattieren kann – Die Wahrheit gewinnt am Ende immer – manchmal früher, manchmal später ;-)

Heinz Scherer:

Genau so ist es. Ich fahre seit 2 Monaten den iX3 Impressive und bin begeistert. Das ist purer Luxus, bei bester Verarbeitung, so wie das Kunden vom X3 auch gewohnt sind. Ob die Strategie von BMW falsch ist, wage ich zu bezweifeln. Aber das wissen die Tesla-Fanboys natürlich sicher am besten. Den iX3 empfinde ich als keinen Kompromiss. Außer bei dem für mich bedeutungslosen Kardantunnel ist da kein Nachteil zu erkennen. Technisch ist der iX3 auch nicht zu bemängeln. Er ist sehr sparsam im Verbrauch, mehr als aussreichend schnell und vor allem sehr leise und komfortabel, was mir am wichtigsten ist. Es dürfte also leicht sein, Kunden die bisher einen X3 gefahren haben, von einem iX3 zu überzeugen. Und das ist für BMW das Wichtigste. Ich mache mir um BMW keine Sorgen, ganz im Gegenteil.

Holger Schelder:

Wer noch irgendwo die letzten, tief in raffiniertem Dieseltreibstoff eingelegten Petrol Heads bewundern möchte, da würde ich AUTOHAUS ONLINE empfehlen.
Da publiziert ein Fritze-Indra-Gesinnungsgenosse, Hannes Brachat („HB ohne Filter“) – passt also. Auch eine Korrelation zur „Aufgeschlossenheit“ großer Teile der Branche gegenüber der Elektromobilität ist rein zufällig erkennbar ;)

Farnsworth:

Wir gesagt: Die alten OEMs haben halt noch den alten Verbrennerklotz am Bein, der noch deren Kerngeschäft darstellt. Das ist für die den Balanceakt. Fahren sie das alte Geschäft zu schnell runter, gehen die Noch-Verbrennerkunden zur Konkurrenz. Deswegen versuchen sie sich alle Optionen offen zu halten. Tesla braucht das nicht. Deren Standbein sind E-Fahrzeuge. Sie können sich voll darauf konzentrieren.

Farnsworth

DerOssi:

Neulich erst kam das Dementi von BYD bezüglich Tesla…

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