Batterieproduktion in Europa hängt am seidenen Faden

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Europa droht bei der Produktion von Batterien, wie sie für Elektroautos, aber auch für Speicher benötigt werden, endgültig abgehängt zu werden. Nach der Insolvenz des schwedischen Batterieproduzenten Northvolt – wovon die deutsche Tochter zumindest zunächst nicht betroffen ist – bittet nun Mitbewerber Automotive Cells Company (ACC) um sofortige Unterstützung, wie die Automobilwoche berichtet. Auch ACC hat mit Schwierigkeiten bei der Umsetzung der eigenen Pläne zu kämpfen. Es gehe um ein System zur Unterstützung der noch jungen Industrie beim Durchschreiten des „Tals des Todes„, hieß es seitens des Unternehmens.

ACC-Vorstandschef Yann Vincent hat demnach die Europäische Union für die Phase des Produktionsanlaufs um finanzielle Unterstützung gebeten. Ansonsten könnte die Inbetriebnahme einer weiteren Batteriefabrik scheitern. „Um zu überleben und unsere Gigafactory erfolgreich hochzufahren – ein Prozess, der sich als länger und teurer als erwartet erweist – ist eine sofortige Unterstützung unerlässlich“, zitiert die Automobilwoche einen Unternehmenssprecher.

Aus Sicht von Vincent hat Europa das Rennen bei der Batterieproduktion noch nicht final gegen die asiatische Konkurrenz verloren. So sagte er: „Mittelfristig können wir wettbewerbsfähig werden. Nicht durch Beschwörungen. Wettbewerbsfähigkeit kann man nicht verordnen. Aber durch die Aktivierung einer Reihe von Hebeln, an denen wir bereits arbeiten, auch wenn wir nicht alle in der Hand haben.“

Projekt in Kaiserslautern ruht

Allerdings müssten dafür noch einige Grundvoraussetzungen geschaffen werden. So nannte er unter anderem die Begrenzung der Arbeitskosten bei zugleich hochqualifizierter Belegschaft, die Verfügbarkeit aller nötigen Rohstoffe sowie einen attraktiven Strompreis. „Die Erfahrungen, die wir mit der Inbetriebnahme unseres Gigafcatory machen, zeigen uns, dass die Elektrochemie ein schwer zu kontrollierender und sehr kostspieliger industrieller Prozess ist“, stellte Vincent fest.

Das erste Batteriewerk von ACC befindet sich in Billy-Berclau in Nordfrankreich, die Kapazitäten dort wurden zuletzt aber nicht so hochgefahren, wie dies ursprünglich geplant worden war. Unter anderem in Kaiserslautern plante ACC ein weiteres Batteriewerk, doch derzeit liegen diese Pläne angesichts der schwierigen Gesamtsituation wieder in der Schublade.

Vor allem chinesische Unternehmen wie CATL dominieren den weltweiten Markt für Fahrzeugbatterien. Europa würde gerne eine zu große Abhängigkeit von China vermeiden – auch aus Sorge, dass mit Blick auf Taiwan eine ähnliche Situation drohen könnte wie durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Quelle: Automobilwoche – Nach Northvolt-Pleite: Konkurrent ACC bittet um Hilfe beim Durchschreiten des „Tal des Todes“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Wolfgang M.:

Ich denke da liegt bei ACC einiges im Argen. Wenn man eine Produktion plant, ist doch eine der wichtigsten Voraussetzungen, die Lohn- und Produktionskosten an einem geplanten Standort zu kennen, damit man die Rentabilität zumindest grob abschätzen kann.
Jetzt in der Anlaufphase zu klagen „Allerdings müssten dafür noch einige Grundvoraussetzungen geschaffen werden: …
*die Begrenzung der Arbeitskosten bei zugleich hochqualifizierter Belegschaft,
*die Verfügbarkeit aller nötigen Rohstoffe
sowie
*einen attraktiven Strompreis.“

Ich würde behaupten, ein realistischer Geschäftsplan liegt nicht vor. Da wurde ein Plan skizziert und – dann sehen wir mal!

》“Die Erfahrungen, die wir mit der Inbetriebnahme unseres Gigafcatory machen, zeigen uns, dass die Elektrochemie ein schwer zu kontrollierender und sehr kostspieliger industrieller Prozess ist”, stellte Vincent fest《

Das zeugt doch fast von kindlicher Naivität und erweckt nicht den Eindruck als sei wenigstens ein diplomierter Chemiker oder ein Master der Chemie in die Planung einbezogen worden !!
Leute – só kann man doch keine Batterieproduktion auf die Beine stellen !!

Pedro G.:

Das Problem ist die chinesische Technologie in der jetzigen Batteriefertigung !
Für Europa wäre es eine Eigene Technologie und Fertigung bei den Feststoffzellen aufzubauen eher erfolgreich ⁉️

MMM:

Ich weiß, das will heute niemand mehr hören, aber:
Sono war schlecht gemanaged, der Sion laienhaft konstruiert. Die Fokusierung auf die Solartechnik war – bei ihrem kaum vorhandenen, realen (!) Nutzen – einfach teurer, zeitraubender Blödsinn.
Daran hatte die EU keine Schuld.

Daniel W.:

Ich sehe den neuen Bundeskanzler Friedrich Merz als einen Mini-Trump – König Friedrich der X-te – und habe wenig Hoffnung, dass es wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Energie- und Verkehrswende geben wird. Das Thema E-Auto, Batterien, PV- und Windkraftanlagen dürfte für Merz eher eine Nebensache sein.

Vermutlich wird das Wort „Technologieoffenheit“ das Mantra von CDU und CSU in den nächsten 4 Jahre sein, ansonsten vielleicht noch „Rüstungsindustrie“.

Ich hoffe nur, dass sich ein Krieg in Westeuropa vermeiden lässt, ansonsten habe ich keine Erwartungen an eine Christlich Desolate (Subversive) Union.

Stefan:

Eigentlich hat die EU Komission (unter Vorsitz von Frau von der Leyen) für solche Fälle einen Fonds aufgelegt. Ich befürchte, das die Prüfung für diese Finanzierung so lange dauert, wir der Bau des BER. Es gab schon mal eine junge Firma, die genau das richtige Produkt für die Transformation zur Dekabonisierung und Ressourcen Krfeislaufwirtschaft entwickelt hat: SONO mit seinem Sion. Aber diese Chance wurde vertan, wie soviele andere vorher auch. Das kann die EU sich aber nicht mehr lange leiste, diese konservative Trägheit und Arroganz. Asien und die USA hängen die EU immer häufiger ab.

Malthus:

Ja, klingt schlüssig- von Strompreisen fantasieren und aus Fronkreisch in Habeckland um Fördertöpfe betteln. /z
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/nrg_pc_205__custom_15812964/default/table?lang=de
VW redet ja von 6ct/kWh, Betrieb wenn die Sonne scheint, der Wind quirlt oder die Minuten, in denen der Schluchsee noch Wasser hat.
Aber ich bin sicher- das findet in Berlin hinter’m Panzergraben irgendein Gehör.

Die Rohstoffe würden auch nur nützen, wenn sie in China zu Vorprodukten weiterverarbeitet werden. Und die liefern täten.

Sledge:

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Die Europäer müssen imho eine eigene Batteriezellproduktion ans laufen bringen, ansonsten spielen wir in Zukunft in der Automobilindustrie keine Rolle mehr.

Zu spät hat man in Europa die Bedeutung der Batterie für unseren zukünftigen Wohlstand erkannt. Jetzt hilft nur noch der Satz „what ever it takes“ um verlorenes Terrain wieder gut zu machen.

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