Baden-Württemberg will den Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Lkw beschleunigen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und das Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg sowie die Netze BW und der Fahrzeughersteller Daimler Truck haben Ende April einen Letter of Intent zur Netzintegration von Ladeinfrastruktur für batterieelektrische schwere Nutzfahrzeuge an Autobahnen in Baden-Württemberg unterzeichnet.

Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, CO2-Emissionen im Verkehr zu verringern und die Klimaschutzziele zu erreichen. Dabei gewinnen batterieelektrische Antriebe auch im Bereich der Nutzfahrzeuge zunehmend an Bedeutung. Grundvoraussetzung für die Etablierung von Elektro-Lkw ist der Aufbau einer entsprechenden Ladeinfrastruktur. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

Besonders mit Blick auf die Netzintegration der Ladeinfrastruktur ist es wichtig, frühzeitig potenzielle Standorte auszumachen. Netzanschlüsse müssen geplant, Netze ertüchtigt werden. Im Bereich Schwerlastverkehr werden hohe Ladeleistungen benötigt. Der dafür notwendige Anschluss an das Hochspannungsnetz braucht Zeit.

Vorausschauende und bedarfsgerechte Planung

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hat sich deshalb jetzt mit dem Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg, mit Netze BW und Daimler Truck dazu abgestimmt. Im Ergebnis konnten demnach bereits erste Standorte im Fernverkehr ausgemacht werden, an denen ein Bedarf zu erwarten und ein Ausbau der elektrischen Infrastruktur zielführend ist.

Im Fokus stehen die Autobahnraststätten Bruchsal (A 5), Kraichgau (A 6), Hohenlohe (A 6), Illertal (A 7), Denkendorf (A 8) und Jagsttal (A 81). Netze BW will hier den erforderlichen Netzausbau vorbereiten. Ein Baubeginn ist dann an einen konkreten Versorgungs- und Anschlusswunsch geknüpft.

Verzahnung der Maßnahmen von Land und Bund

Mit dem gemeinsamen Letter of Intent bringen die Unterzeichner zum Ausdruck, dass sie diese vorausschauenden und vorbereitenden Maßnahmen begrüßen und die Standorte bei ihren zukünftigen Aktivitäten zum flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur berücksichtigen. Ebenso werde eine Optimierung von Genehmigungsprozessen und eine enge Verzahnung der in Baden-Württemberg laufenden Maßnahmen mit den Aktivitäten des Bundes zum Aufbau eines deutschlandweiten Netzes unterstützt.

Der Schwerlastverkehr trägt einen maßgeblichen Anteil zum CO2-Ausstoß im Straßenverkehr bei. Das muss sich ändern“, sagt Thekla Walker, Energieministerin Baden-Württemberg. „Mit dem Ausbau der Elektromobilität auch in diesem Bereich machen wir uns unabhängiger von fossilen Brennstoffen, gehen einen wichtigen Schritt in der Energiewende und können so viel für den Klimaschutz erreichen“. Umso wichtiger sei es, jetzt in die Planung zu gehen und den Aufbau und Anschluss der notwendigen Infrastruktur in die Wege zu leiten.

„Mit neuen Antrieben werden Transporte klimaschonender“

Mit neuen Antrieben werden Transporte klimaschonender. Dabei kommt einer ausreichenden Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle zu“, ergänzt Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg. Diese Aufgabe könne die öffentliche Hand nicht alleine bewältigen. Einen erheblichen Teil müssen Unternehmen und Energieversorger leisten, so Hermann: „Im nächsten Schritt geht es nun darum, Hemmnisse aus dem Weg zu schaffen und die nötigen Maßnahmen auch in der Fläche umzusetzen. Um hier voranzukommen, werden wir alle relevanten Akteure an einen Tisch holen.“

Dr. Martin Konermann, Technischer Geschäftsführer Netze BW GmbH, erklärt, worauf es ankommt: „Für das unterwegs Laden von elektrischen Lastkraftwagen an Autobahnen wird für große Rastplätze eine Ladeleistung von mehr als 30 Megawatt benötigt. Für so eine hohe Leistung muss ein Hochspannungsanschluss gebaut werden“. Zudem müssen geeignete Flächen entlang der Autobahnen gesichert werden. Beides seien Prozesse, die mit Planung und Genehmigung in Summe fünf bis zehn Jahre dauern können. Es sei somit entscheidend, frühzeitig mit der Planung und Errichtung solcher Lademöglichkeiten zu beginnen.

„Der Aufbau der Infrastruktur bestimmt das Tempo der Dekarbonisierung“

Der Wandel zu CO2-freiem Transport ist eine riesige Herausforderung für unsere Industrie. Wir bei Daimler Truck sehen darin aber auch eine riesige Chance – und die wollen wir nutzen“, erklärt Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands der Daimler Truck AG, verantwortlich für Truck Technology. Der Nutzfahrzeughersteller hat bereits Elektro-Lkw für den Verteilerverkehr in Serienproduktion und Ende des Jahres folgt der Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr.

Unsere Kunden müssen ihre E-Lkw aber auch laden können, auf ihrem Betriebshof ebenso wie entlang wichtiger Verkehrsachsen“, so Gorbach weiter. Nur so könne die Transformation gelingen. Daher gelte es nun, gemeinsam mit Politik, Logistik- und Energiewirtschaft den Aufbau eines umfassenden Ladeinfrastrukturnetzes zügig voranzubringen. „Das ist entscheidend, denn der Aufbau der Infrastruktur bestimmt das Tempo der Dekarbonisierung.“

Quelle: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg, Netze BW und Daimler Truck – Gemeinsame Pressemitteilung vom 08.05.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

Problem sind Politik und Bürokratie – wenn eine Stromleitung zur Ladestation gebaut werden soll, dann nach der Ernte mit einer Maschine eine tiefen Graben über den Acker ziehen, Stromkabel im Boden versenken und gleich wieder zubuddeln, damit im Frühjahr gesät werden kann. Wenn eine Straße überquert werden muss, sperrt man die Straße, macht eine Umleitung, verbuddelt das Stromkabel, Schotter und Asphalt drüber, dann kann der Verkehr wieder fließen.

Wenn die Politik wollte, dann ginge das Ruckzuck bei nur 13.200 Kilometern Autobahn in Deutschland. Alle 100 km eine Lkw-Ladestation bedeutet 132 mal Kabel verlegen und dabei könnte man die Kabel gleich doppelt nutzen, wenn Lkw- und Pkw Ladestation nicht weit auseinander liegen – es wäre ganz einfach.

Die Energie- und Verkehrswende wird gefördert und behindert, je nachdem welche Partei an der Regierung ist und was ihr die vielen Lobbyisten einflüstern.

Peter:

„Strom nimmt man doch einfach aus der Steckdose, nicht wahr?“
Wo nimmst du die um den Faktor 3 höheren Strombedarf für die Produktion von grünem Wasserstoff her ???
Verlink mal kurz wo die 90 MW Anlage in Deutschland steht, oder ist die Träumerei vom Wasserstoffmärchen wieder so ein Ding was einem von Verbrecherstaaten ohne Menschenrechte abhängig macht und man Werstschöpfung ins Ausland verlagert und teuer importiert werden muss ???
Komisch nur das in Norwegen auch schon E-LKW, 40 Tonner, rumfahren und die einfach an der normal Infrastruktur laden.
Aber hey seit 60 Jahren wird uns ja erzählt das Wasserstoff in 20 Jahren serienreif ist, auf die nächsten 20.

Jeff:

Strom nimmt man aus der Steckdose, genau. Und grüner Wasserstoff wächst auf Bäumen, deswegen heißt er ja so…

Jakob Sperling:

„„Für das unterwegs Laden von elektrischen Lastkraftwagen an Autobahnen wird für große Rastplätze eine Ladeleistung von mehr als 30 Megawatt benötigt. Für so eine hohe Leistung muss ein Hochspannungsanschluss gebaut werden“. Zudem müssen geeignete Flächen entlang der Autobahnen gesichert werden. Beides seien Prozesse, die mit Planung und Genehmigung in Summe fünf bis zehn Jahre dauern können.“

Als ich hier vor Monaten 2-3 mal geschrieben hatte, dass der Aufbau von MegaChargern für LKW wegen dem Strom- und Platzbedarf 2-3 Jahre dauere, während man eine H2-Tankstelle in wenigen Monaten aufstellen könne, wurde ich ausgelacht. Strom nimmt man doch einfach aus der Steckdose, nicht wahr?

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