Autogipfel: Streben nach günstigeren E-Autos

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Die Bundesregierung und Vertreter der Automobilbranche trafen sich im Bundeskanzleramt, um gemeinsam Strategien zur Förderung der Elektromobilität zu besprechen. Einigkeit herrschte darüber, dass E-Autos erschwinglicher werden müssen, um die Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren.

Bundeskanzler Olaf Scholz führte das Treffen, an dem neben Bundesministern auch Branchenvertreter, Gewerkschaften und Energieunternehmen teilnahmen. Im Mittelpunkt stand die Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft, insbesondere die Förderung von Elektroautos.

Autogipfel: Forderung nach günstigen E-Autos werden laut

Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf den Straßen zu haben, scheint in Gefahr. Derzeit sind etwa 1,3 Millionen E-Autos in Deutschland registriert. Experten bezweifeln, dass das Ziel erreicht wird, und schätzen die Zahl auf sieben bis zehn Millionen Elektroautos, die realistisch zu erreichen wären. „Ein Weiter-so ist keine Option“, sagte BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff. VDA-Präsidentin Hildegard Müller nannte das Ziel „sehr ambitioniert“. Und dennoch scheinen sich die Automobilhersteller einig, Elektromobilität bleibt gesetzt.

Christiane Benner von der IG Metall kritisierte den langsamen Fortschritt im Bereich der Elektromobilität. Sie forderte bezahlbare E-Autos für die breite Masse. Der ADAC wies auf Hindernisse wie hohe Strompreise, teure Fahrzeuge und unzureichende Lademöglichkeiten hin. Die Bundesregierung will die Modellvielfalt erhöhen und die Gesamtkosten für E-Autos senken. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Verfügbarkeit von erschwinglichen Fahrzeugen wurden als Schlüsselfaktoren für den Erfolg der E-Mobilität betont.

Florian Huettl, CEO von Opel, äußert sich auf LinkedIn wie folgt darüber: „Der Wandel zur E-Mobilität ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss sich deutlich beschleunigen. Um das Ziel der Bundesregierung von einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, brauchen wir zehnmal mehr neue Ladepunkte. Gerade in vielen ländlichen Gemeinden sowie für ‚Laternenparker‘ in Städten besteht ein großer Nachholbedarf. Daher müssen die Bedingungen für Installationen gerade auch an Mehrfamilienhäusern vereinfacht werden. Hier müssen sich Bund, Länder und Kommunen einbringen. Und ganz wichtig: Strom an Ladepunkten muss bezahlbar sein.“

Belastbare und vor allem bezahlbare Ladeinfrastruktur gefordert

Bundesverkehrsminister Volker Wissing betonte die Notwendigkeit, die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten, besonders in Städten, zu erhöhen. Die Autoindustrie verpflichtete sich, in Ladeinfrastruktur zu investieren. So, zuletzt geschehen durch die Partnerschaft von Mercedes-Benz und Eon, die gemeinsam Charging-Hubs in Europa, Amerika und China an den Start bringen. Wobei die derzeit genannten ca. 33 Charging-Hubs für gesamt Europa eher eine homöopathische Dosis, als echte Hilfe sind. Aber zumindest ein Anfang. Ebenso gibt es verstärkte Bestrebungen bei Aral und bp das Ladeangebot wachsen zu lassen.

Mit einem Zubau von 27.682 öffentlichen Ladepunkten und 1,5 Gigawatt (GW) seit Januar ist der Ladesäulenausbau weiter auf einem neuen Rekordkurs, was mit dazu beiträgt, dass die durchschnittliche Belegung der Ladesäulen konstant niedrig bleibt, wie wir gestern berichten konnten. Dennoch besteht Handlungsbedarf.

Deutlich wird dies mit Blick auf die Kommunen, in denen heute noch kein öffentlicher Ladepunkt installiert ist, was in gut der Hälfte der deutschen Kommunen der Fall ist und von Elektroauto-Skeptikern gerne als Argument für ein Scheitern der Antriebswende ins Feld geführt wird. Allerdings: 98 Prozent dieser Kommunen haben weniger als 5000 Einwohner, so der BDEW, im Schnitt seien es nur 1100 Einwohner. Bei diesen sogenannten Landgemeinden sei öffentliche Ladeinfrastruktur weniger wichtig, da dort in der Regel ohnehin an der eigenen Wallbox geladen werde.

Strompreis und Güterverkehr dürfen nicht außer Acht gelassen werden

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte, dass neben der Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten auch die Kosten, insbesondere der Strompreis, entscheidend sind. Denn aus ihrer Sicht werden das Angebot und die Produktion von Fahrzeugen bis zum Jahr 2030 nicht der mögliche Engpass zur Erreichung des 15-Millionen-Ziels sein. Vielmehr seien es ganz wesentlich auch die Ladeinfrastruktur und die Nutzungskosten, vor allem der Strompreis.

Abschließend forderte der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) die Einbeziehung des Güterverkehrs in die Diskussionen über die Klimawende im Straßenverkehr und warnte, dass ohne angemessene Rahmenbedingungen für E-Lkw keine signifikante Reduzierung der Emissionen im Güterverkehr möglich sei. „Ein E-Auto-Gipfel ohne Beteiligung der Lkw-Branche blendet ein Drittel des CO₂-Ausstoßes im Straßenverkehr aus. Die Klimaziele im Verkehrssektor können nur erreicht werden, wenn die Politik endlich die richtigen Rahmenbedingungen für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr schafft“, so Prof. Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des BGL, im Vorfeld des Autogipfels. Notwendig sei hier ebenso eine flächendeckende Tank- und Ladeinfrastruktur mit mindestens 10.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten für E-Lkw, davon mindestens 4.000 Megacharger.

Quelle: Automobil-Industrie – Kanzlergipfel – Elektroziele bleiben unsicher

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

„Die Bundesregierung will die Modellvielfalt erhöhen und die Gesamtkosten für E-Autos senken.“

Das ist nicht die Aufgabe der Bundesregierung, denn:
Clevere und verantwortungsvolle Hersteller haben die Hausaufgaben und somit die Modellplanung für günstige E-Autos längst gemacht und bringen diese im nächsten Jahr oder spätestens 2025 auf den Markt.

Modellplanung für 5-7 Jahre war üblich im letzten Jahrtausend. Künftig werden neue Modelle viel schneller zur Marktreife gebracht werden können und müssen, denn dank KI und neuen Fertigungsmethoden wird die Entwicklungs- und Produktionszeit dramatisch verkürzt.

Wer mit den alten Zeiträumen rechnet und verharrt, wird schonungslos bestraft und von den aufstrebenden Asiaten überholt und verdrängt werden. Da nützen auch Geldmittel des Staates nichts mehr.

Wolfbrecht Gösebert:

KaiGo zitierte:

„… die VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte, dass neben der Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten auch die Kosten, insbesondere der Strompreis, entscheidend sind.“

und schrieb dazu:

„Alter Schwede, dass gerade die VDAPräsidentin mal auf den Punkt kommt, hätte ich auch nicht gedacht.“

Oaach, die Hildegard-„die-Anderen-sollen’s-bezahlen“ hat schon immer Forderungen gestellt – Hauptsache dabei war ja aber stets, ihren VDA-Klüngel kostet‘s keinen Pfenning!

Mein Tipp wäre ja: 1• CO₂-Preis erhöhen, dann klappts auch mit den Haushaltsmitteln zur Energiewende :P
Und 2• der Strompreis könnte danach auch gesenkt werden – für alle, nicht nur die Industrie!

Robert:

du bringst es auf dem Punkt vereinfacht gesagt es muss sich für uns Bürger wirtschaftlich rechnen das gilt sowohl für das e-auto als auch für die Heizung (Wärmepumpe, Klimasplitanlagen, Brauchwasserwärmepumpen) sobald der Bürger damit finanzielle Vorteile hat gegenüber der alten technik wird es von ganz alleine Laufen

KaiGo:

Also zum einen ist es ja schön, dass sich alle einig, dass E-Auto billiger werden müssen. Was ein Bahnbrechende Erkenntnis
Aber im Ernst: Die Politik kann das ja fordern, aber wenn die Hersteller Kosten X€ haben (wodurch sich durch Rohstoffpreise usw. erstmal nichts ändert), kostet das Auto am Ende Preis X€ + die Marge des Herstellers. Das sind ja keine Wohlfahrtsvereine sondern Gewinnorientierte Konzerne die Geld verdienen wollen. Wenn die Hersteller sagen, dass die Auto günstiger werden müssen, wird das wohl heißen, dass sie die Hand aufhalten und die Politik mehr Förderung auszahlen soll.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte, dass neben der Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten auch die Kosten, insbesondere der Strompreis, entscheidend sind. Denn aus ihrer Sicht werden das Angebot und die Produktion von Fahrzeugen bis zum Jahr 2030 nicht der mögliche Engpass zur Erreichung des 15-Millionen-Ziels sein. Vielmehr seien es ganz wesentlich auch die Ladeinfrastruktur und die Nutzungskosten, vor allem der Strompreis.

Alter Schwede, dass gerade die VDA Präsidentin mal auf den Punkt kommt hätte ich auch nicht gedacht. Die Schraube ich schlicht und einfach der STROMPREIS. Wir haben es doch erst live erlebt. 2022 hatten viele noch einen günstigen Stromtarif und der Spritpreis ist durch die Decke gegangen. Genauso sind die E-Auto Bestellungen explodiert, weil es einfach viel günstiger war als Verbrenner fahren. Dieses Jahr hat der Spritpreis wieder nachgegeben und die Strompreiserhöhungen sind angekommen. Folge: E-Auto Absatz ist teilweise eingebrochen. Also: macht den Strompreis und damit die Fahrkosten des E-Auto günstig und das wird zum Selbstläufer. Gerade auch an öffentlichen Ladesäulen. Ein super Beispiel sind unsere eigenen Stadtwerke hier: wir zahlen für Hausstrom seit dem 01.09.2023 36ct/kWh. An den öffentlichen Ladesäulen der Stadtwerke bezahlt man (mit der hauseigenen Ladekarte) 42ct/kWh zzgl 1,30€ Startpreis und 3ct/min ab 60 Ladedauer. Kein Wunder, dass da kein Sau lädt. In der Nachbarstadt sieht es nicht besser aus. Da hat man teils bei manchem Ladeanbieter bessere Konditionen als bei den lokalen Stadtwerken. Das ist doch alles Mist.

brainDotExe:

Die Bundesregierung will die Modellvielfalt erhöhen und die Gesamtkosten für E-Autos senken.

Beides richtig und wichtig, aber wie will die Bundesregierung das erreichen?
Die Modellplanung der Hersteller für die nächsten 5-7 Jahre steht bereits und an den Kosten kann sie ohne Geldmittel nichts machen.

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