Auto-Experte Dudenhöffer über den Stand der Automobilindustrie

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sprach in einem Interview mit Börse-Online ausführlich über die seiner Meinung nach fehlkonstruierte Förderung von Elektroautos, die Zukunft von Zulieferern und wo die deutschen Autohersteller beim Umstieg auf die Elektromobilität stehen.

Die Förderung für den Kauf von Elektroautos klingt Dudenhöffer zufolge „zunächst gut“, allerdings bringe sie „Kopfschmerzen im Nachgang: Erstens, es ist nicht einzusehen, warum der Steuerzahler für den Umstieg bezahlen soll. Zweitens, es könnte ein Strohfeuer sein, das solange abbrennt wie der Subventionstopf gefüllt ist. Drittens, es ist nicht nachhaltig.“ Es sei nicht sinnvoll, dass Diesel und Benzin immer noch soviel kosten wie vor 20 Jahren und zusätzlich Geld in die Förderung von Elektroautos gesteckt wird. Dudenhöffer findet eine deutliche Erhöhung der Kraftstoffsteuer sinnvoller. Dies sei „einfach umzusetzen“, der Umstieg wäre „im System verankert, wir hätten einen ordnungspolitischen Rahmen und wir treiben in Corona-Zeiten die öffentliche Verschuldung nicht weiter nach oben.“ Doch dies sei „nicht sehr populär“, weshalb sich die Politik seiner Meinung nach für „den einfachen, aber schlechteren Weg“ entschieden habe.

Insgesamt werde der Automarkt „mit der Innovationsprämie erheblich verzerrt“, findet Dudenhöffer. Zum einen, da gebrauchte Elektroautos wegen der gestiegenen Förderung für Neufahrzeuge zum Teil erhebliche Restwert-Einbußen hinnehmen müssen. Zudem könne niemand sagen, wie sich der Markt nach Beendigung der E-Auto-Förderung entwickelt. Auch bei der Förderung von Ladeinfrastruktur gebe es Verbesserungsmöglichkeiten. Außerdem sollte Deutschland, wie viele andere Länder auch, ein Ausstiegsdatum für Verbrenner festlegen, fordert der Auto-Experte: „Wenn das Datum feststeht, weiß jeder Stromanbieter, mit welcher Nachfrage er rechnen kann. Das würde ein Rennen um die besten Plätze eröffnen“, sagt er über die seiner Meinung nach teils sinnlose Standortwahl von Ladesäulen.

„Der Zukunftsumsatz ist für viele deutsche Zulieferer nicht erreichbar“

Weltweit gesehen sagt der Auto-Experte einen schwierigen Stand voraus für Zulieferer, welche überwiegend im Bereich von Verbrennungsmotoren oder deren Komponenten tätig sind. Stattdessen werden neue Spieler, wie etwa Batteriezellanbieter aus Asien, eine immer wichtigere Rolle übernehmen. Das Problem dabei sei, „die Autobauer wechseln die Zulieferer von Antriebskomponenten aus, viele Zulieferer haben aber nichts zum Auswechseln.“ Die Zulieferindustrie werde momentan neugestaltet, Software und Batteriezellen rücken immer mehr in den Fokus: „Dort liegt der Zukunftsumsatz und der ist für viele deutsche Zulieferer nicht erreichbar.“

Dudenhöffer geht davon aus, dass in 2021 neue Trends hinzukommen bzw. weiter an Fahrt aufnehmen, wie etwa Auto-Abos: „Kunden legen sich aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit lieber nicht so lange fest“, so der Auto-Experte. Eine „vernünftige Monatsrate“ hingegen „mit allem Drum und Dran macht Neuwagen für Kunden hingegen attraktiv und risikolos“.

Die deutschen Autohersteller sieht Dudenhöffer für das Zeitalter der Elektromobilität gut aufgestellt. VW wäre, gäbe es Tesla nicht, seiner Meinung nach „weltweit Benchmark“. Er geht davon aus, dass Volkswagen bis 2022 Weltmarktführer werden kann. BMW sei zwar nach dem i3, der in 2013 debütierte, zögerlich gewesen, investiere nur aber verstärkt in Elektroautos, was der Auto-Experte gut findet. Daimler sieht er zwischen VW und BMW.

Unter allen klimafreundlichen Antrieben werde das Batterie-elektrische Auto im Pkw-Bereich der „Mainstream“ werden, so Dudenhöffer. Synthetische Kraftstoffe oder Brennstoffzellen seien für diesen Bereich „einfach zu teuer und die Infrastruktur passt nicht“. Es sei nicht sinnvoll, „hier Entwicklungsgelder reinzustecken.“ Bei Nutzfahrzeugen und Bussen hingegen seien Brennstoffzellenantriebe eine gute Wahl. E-Fuels gegenüber zeigt sich Dudenhöffer generell „eher skeptisch“.

Quelle: Börse-Online – Jahresausblick mit Ferdinand Dudenhöffer: „Der Verbrennungsmotor ist ein totgerittenes Pferd“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Manfred Ziegler:

Was macht Dudenhöffer nun bei der Kälte auf der Autobahn, macht wahrscheinlich die Heizung an,
Da wird er sonst Kälte Füsse bekommen!!!!

Daniel W.:

Der Tellerrand ist nur für die zu hoch, die den inneren Tellerboden abschlecken, weil sie von der Verbrenner-Soße nicht genug bekommen können.

Ich erinnere nochmals an das kalifornische Gesetz in den 1990er-Jahren, das viele Autohersteller weltweit zum Bau von Elektroautos veranlasst hat und wenn die Verbrennerlobby, allen voran GM, Ford und Chrysler, nicht für ein Kippen des Gesetzes gesorgt hätten, dann wären Verbrenner längst in der Minderzahl.

Wir hätten seit 20 Jahren viele E-Autos, saubere Luft und leisere Städte haben. Für die Probleme, die bei E-Autos immer wieder vorgebracht werden, hätten die Ingenieure längst Lösungen gefunden.

Der Strombedarf der E-Auto hätte – zusammen mit der Fukushima-Katastrophe – die Politik zu einem stärkeren Ökostromausbau veranlasst bzw. gezwungen. Und über Wasserstoff oder E-Fuels in Autos würde keiner einen Gedanken verschwenden, da diese Stoffe bei Autos gar nicht mehr gebraucht würden.

Helmuth Meixner:

Diese gesamte Diskussion kann man sich sparen, weil es völlig anders kommen wird. In weitem Umfang haben die Europäer längst ausgespielt, auch wenn es machen Leute nicht ins Konzept passt. Mit rasender Geschwindigkeit wird die gesamte Weltwirtschaft komplette neu sortiert und man tut hier so, als könnte wir dieses Faktum ignorieren und basteln verbal an Lösungen zu denen wir gar nicht mehr gefragt werden. Wahrscheinlich ist der Tellerand zu hoch?

Silverbeard:

Beim teuren Strom müssten Sie mal Herrn Altmeier und die CDU fragen. Die erhalten die Kohlekraftwerke und -gruben, koste es, was es wolle.
Bis 2038 werden jetzt 8.000 Arbeitsplätze ‚gesichert‘, obwohl von den 8.000 Beschäftigten in den nächsten 10 Jahren 60% in den Ruhestand gehen. D.h. es werden sogar noch neue Leute aufgebildet werden müssen für den Mist.

Beim Ökostrom müssen die Verbraucher direkt EEG Umlage zahlen (also alle ausser denen, die wirklich viel Strom verbrauchen, die Unternehmen zahlen nämlich gar nichts), bei der Kohle ist das seit 1990 gerichtlich verboten. Da geht das über Subventionen aus Steuern.

Windkraft und PV ist die billigste Möglichkeit Strom zu erzeugen. Vorausgesetzt Herr Altmeier macht es nicht künstlich teuer. Da könnten wunderbar viele zukuftsfähige, gut bezahlte Jobs entstehen, wenn die CDU nur wollte…

Trailbuster:

Ich mache mir mit meinem Beitrag keine Freunde, aber es müsste auch Mal gesagt werden. Ich verstehe 1. Nicht weshalb immer nur sogenannte Experten zu Wort kommen und nicht die Autofahrer selbst. Aus meiner Sicht wären wir europaweit mit der Elektromobilität vorne wenn, 1. Wir nicht zu den Ländern gehörten, die den teuersten Strom hätten und weiterhin mit fossiler Energie betrieben, 2. die Infrastruktur zum Laden flächendeckend vorhanden wäre, 3. die Fahrzeugindustrie energisch versucht ihre veraltete Technik über den deutschen Fahrzeughalter jahrzehntelang abstottern ließe. Zudem habe ich den Eindruck, dass wir erneut aufs falsche Pferd aufsteigen. Wir werden früher oder später mit der Wasserstofftechnik konfrontiert . Leider habe ich den Eindruck , dass wir erneut aufgrund og. Themen den Anschluss verpassen. Jedenfalls ist mein Entschluss mit einem stinker solange unterwegs zu sein. Elektromotor ist aus meiner Sicht die größere Umweltsünde und bei längeren Fahrten unpraktisch.

Hugo:

Dudi der „Experte“ :-D
Da lohnt sich das Lesen sicher…NICHT!

Uwe:

Wenn das batteriebetriebene E-Auto nicht ein solch fürchterlicher Irrweg wäre, wären die Thesen des Professors ja einigermaßen originell.
Bis auf die VW-BMW-Daimler-Brille halt…

Daniel W.:

Weltweit werden 95 Prozent des Palmöls in Lebensmitteln, Waschmitteln und Kosmetika eingesetzt. Fünf Prozent verarbeitet die Industrie zu Treibstoff. In der Europäischen Union ist der Verhältnis anders: Bei uns werden 61 Prozent des importieren Palmöls verbrannt – als Zusatz in Treibstoff und in Ölkraftwerken zur Energie- und Wärmeerzeugung. (Quelle: ndr.de – Mai 2019)

In anderen Ländern wird wenig Palmöl zu Treibstoff, aber die EU und ihre „Pseudo-Umweltschützer“ stellen durch das System der angeblichen CO2-Neutralität den Umweltschutz derart auf den Kopf, dass man sich an Trumps „alternative Fakten“ erinnert fühlt – wann wird dieser Irrsinn beendet?

Die E-Mobilität wäre einfacher zu erreichen, wenn es Erdöl-Lobby nicht soviele Erdöl-Reserven für fette Gewinne hätte – aber durch den momentanen Preisverfall ist zumindest beim Fracking die Luft raus.

Zu Jahresbeginn war Odessa in West-Texas noch eine Boomtown, dank üppiger Ölvorkommen und der umstrittenen Fracking-Technologie. Der Ölpreisverfall und COVID-19 haben das Leben weitgehend zum Stillstand gebracht. (Quelle: deutschlandfunk.de – Juli 2020)

Und mit Trump und seinen „Gesellen“ verschwinden auch die einflussreichen Verbrennerunterstützer, zumindest mal für 4 Jahre – diese Zeit sollten alle Befürworter der E-Mobilität auch gut nutzen.

Klaus:

Was hat die die Öl lobby und der Staat mit den PKW`s zu tun? Der Kunde kauft das was er haben möchte. So kleine Kisten mit 2 Liter auf 1 km will keiner. In wenigen Jahren hat sich das mit dem Verbrenner erledigt.

Reité:

Lachnummer ist auch ein Fantasietreibstoff für den auch nur ansatzweise nicht genug grüner Strom vorhanden ist. Und wo nicht mal eine Projektierung für die erste Milliarde Liter vorhanden ist….geschweige für die restlichen 49 Milliarden Liter …

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