Alpine A390: Ein neues Kapitel französischer Sportlichkeit

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Vanessa Lisa Oelmann
Vanessa Lisa Oelmann
  —  Lesedauer 5 min

Mit der A390 bringt Alpine das zweite vollelektrische Modell auf den Markt. Anders als die kompakte A290 positioniert sich die Neue im Bunde als sportlicher Fastback im C-Segment – mit Allradantrieb, drei Elektromotoren und einem Fokus auf Fahrdynamik und Alltagstauglichkeit.

Die A390 steht für eine radikale Neuorientierung der Marke. Während die A110 vor allem auf Leichtbau und puristische Fahrfreude setzte – ersteres ist bei Elektroautos natürlich schwierig –, betont Alpine nun die Themen Alltagstauglichkeit und Digitalisierung. Das Fahrzeug basiert auf der AmpR Medium Plattform von Konzernmutter Renault und nutzt einen 89 kWh großen Akku, der eine WLTP-Reichweite von bis zu 555 Kilometern ermöglichen soll – je nach Ausstattung und Radgröße, versteht sich.

Für den Antrieb sorgen gleich drei Elektromotoren: Einer an der Vorderachse, zwei an der Hinterachse. Dadurch ist nicht nur Allradantrieb gegeben, sondern auch eine präzise Regelung der Kräfte an den Hinterrädern. Das sogenannte Alpine Active Torque Vectoring verteilt das Drehmoment je nach Fahrsituation dynamisch, etwa bei Kurvenfahrten oder bei wechselnder Traktion. In der stärkeren GTS-Version beschleunigt die A390 damit in lediglich 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Optisch bleibt die A390 der Designsprache der Marke überwiegend treu. Die Grundform mit kurzer Front, flacher Silhouette und betonten hinteren Schultern erinnert an Coupé-Proportionen, die Lichtsignatur an das 2022 präsentierte Konzeptfahrzeug Alpenglow. Besonders prägnant sind die Cosmic Dust-Leuchten vorne und ein hinterleuchteter Alpine-Schriftzug am Heck. Auffällige Designelemente wie die versenkbaren Türgriffe, aerodynamische Flaps oder der in die Heckscheibe integrierte Spoiler wirken leicht verspielt, ohne allerdings die Seriosität der Traditionsmarke zu gefährden.

Je nach Ausstattung rollt die A390 auf 20 oder 21 Zoll großen Felgen daher, letzte erinnern mit ihrer Schneeflockenstruktur an das Alpine-Logo. Sechs Lackierungen stehen zur Wahl, darunter klassische Töne wie Alpine Vision Blau oder das matte Gris Tonnerre. Auch das Thema Individualisierung kommt beim Newcomer nicht zu kurz: Zahlreiche Personalisierungsoptionen, darunter verschiedene Bremssattelfarben, Räder oder Interieur-Details, sind über das Atelier Alpine-Programm konfigurierbar.

Fünf Türen, viel Alltagstauglichkeit

Im Innenraum zeigt sich die A390 wenig überraschend deutlich alltagstauglicher als etwa die A110. Fünf Türen und fünf Sitzplätze ermöglichen eine unkomplizierte tägliche Nutzung. Die Sitze sind je nach Variante beheizbar, elektrisch verstellbar oder gar mit Massagefunktion erhältlich. In der GTS-Version kommen Schalensitze von Sabelt zum Einsatz. Leder, Mikrofaseroberflächen, Aluminium und ein durchgehendes Gestaltungskonzept mit blauen Akzenten prägen den Innenraum.

Die Materialanmutung der Türverkleidungen ist vorne sehr gut, im Fond wiederum lässt sie drastisch nach. Hier hätte viel weniger Hartplastik zum Einsatz kommen müssen, um den Preis zu rechtfertigen – aber dazu später mehr. Der Fond bietet ausreichend Platz für die Passagiere, andere SUV-Coupés mit vergleichbaren Abmessungen können hier aber mehr Platz bereitstellen. Aufgrund der abfallenden Dachlinie könnte es für Leute ab 1,80 Meter Körpergröße auf der Rückbank überdies recht eng werden, ich sitze mit meinen 1,73 Metern wiederum komfortabel.

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Gehen wir eine Reihe weiter nach vorne: Im Zentrum des Cockpits steht ein 12-Zoll-Touchscreen im Hochformat, bereits bekannt von diversen Renault-Modellen, ergänzt durch ein digitales Kombiinstrument. Das Infotainmentsystem stammt aus der Feder von Google und bringt serienmäßig Google Maps, den Google Assistant und OTA-Updates mit sich. Auch Apple CarPlay und Android Auto sind kabellos nutzbar – all das kennen wir aber wie gesagt bereits von der Marke mit der Raute.

Neu in der A390 ist wiederum die Sparte „Alpine Telemetrics“, hier können sich Hobbysportler beispielsweise die G-Kräfte anzeigen lassen oder anhand einer Stoppuhr ihre persönliche Bestzeit ermitteln. Ein eigens entwickeltes Audiosystem von Devialet, optional in einer erweiterten „XtremeSound“-Variante, ist ebenfalls mit an Bord. Alpine wollte unbedingt mit einem französischen Klangexperten zusammenarbeiten, denn die A390 ist ein vierrädriges Bekenntnis zum Produktionsstandort Frankreich. Die Motoren und der Hochvoltakku werden in Nordfrankreich gefertigt, ebenso wie das Fahrzeug selbst in der Alpine-Heimat Dieppe nebst dem A110 produziert wird.

So definiert Alpine Dynamik neu

Trotz des Elektroantriebs soll die A390 ein vergleichbar sportliches Fahrerlebnis wie die A110 bieten. Dazu trägt auch die Auswahl verschiedener Fahrmodi bei, die sich über das Lenkrad steuern lassen – darunter Sport, Track und ein vollständig konfigurierbarer Perso-Modus. Eine zusätzliche Overtake-Taste ermöglicht kurzfristige Leistungssteigerungen von bis zu zehn Sekunden, eine Recharge-Taste regelt die Rekuperationsstufe bis hin zum vollständigen One-Pedal-Driving. Und auch in puncto Klang geht Alpine eigene Wege: Statt künstlicher Motorsounds kommen zwei Driving Sound-Profile zum Einsatz, die den Fahrer akustisch begleiten – ohne einen Verbrenner zu imitieren.

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Die Alpine A390 ist mit einer Vielzahl aktueller Assistenzsysteme ausgestattet. Dazu gehören ein adaptiver Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion, Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner mit Notbremsung, Rückfahr-Notbremsassistent sowie eine 360-Grad-Kamera. Über die bereits von Renault bekannte und in der Branche hoch gelobte Funktion My Safety Switch lassen sich bevorzugte Assistenzsysteme auf Knopfdruck abrufen und individuell anpassen.

Technik aus Frankreich, Reichweite für Europa

Die Batterie wurde gemeinsam mit dem französischen Hersteller Verkor entwickelt. Sie bietet eine Netto-Kapazität von 89 kWh und ist für hohe Dauerleistungen optimiert – sowohl beim Beschleunigen als auch beim Laden. Die DC-Ladeleistung beträgt bis zu 190 kW, wodurch laut Hersteller rund 65 Prozent Batteriekapazität in unter 25 Minuten wiederhergestellt werden können. Eine Wärmepumpe gehört zur Serienausstattung. V2L- und V2G-Funktionen sind je nach Markt ebenfalls vorgesehen. Über die MyAlpine-App lassen sich unter anderem Ladezustand, Standort, Reichweite und geplante Routen verwalten. Auch die Innenraumklimatisierung kann selbstverständlich aus der Ferne aktiviert werden.

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Mit der A390 erweitert Alpine seine Modellpalette konsequent in Richtung Alltagstauglichkeit und technologische Breite – ohne dabei den sportlichen Anspruch aufzugeben. Während klassische Markenattribute wie Fahrdynamik und markante Designsprache erhalten bleiben, rücken Konnektivität, Reichweite und Komfort künftig stärker in den Fokus.

Ob das Konzept auch langfristig Kunden überzeugt, wird sich ab dem vierten Quartal 2025 zeigen, wenn die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden sollen. Erst kurz davor will Alpine exakte Preise kommunizieren, uns wurde aber bereits verraten, dass die europäische Preispolitik zwischen 65.000 und 73.000 Euro angesiedelt werden soll. Ein stolzer Preis für ein optisch attraktives, aber in Deutschland recht irrelevantes Fahrzeug, welches zudem aufgrund der Neuausrichtung zunächst die Herzen der traditionell gestimmten Alpine-Fans neu erobern muss.

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Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann ist 27 Jahre alt und seit 2019 vollelektrisch mit ihrem BMW i3 unterwegs. Nach ihrem abgeschlossenen International Business Studium ist sie nun als freiberufliche Automobiljournalistin tätig und engagiert sich nebenher im sozialen Bereich. Zudem hat sie ein großes Faible für Luxusgüter und Fotografie. Wenn sie nicht gerade versucht, ihre Freunde und Familie zum Elektromobilistendasein zu konvertieren, ist sie meist in diversen Autohäusern oder auf Meet-Ups mit anderen (elektro)autobegeisterten Leuten anzutreffen.
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Gastschreiber:

Nun, man vermarktet de Namen. Ist wie beim R5 und dem Alpine-Geschwisterchen, Mehrwert Fehlanzeige, nur Optik und höherer Preis. Aber die Kundschaft nimmt das in Kauf um sich zu differenzieren.
Mein Gefühl, das Fahrzeug wird es schwer haben im Vergleich mit der Konkurrenz. Wer Krawall will, findet die Brabus-Smart Variaten, teilweise schon mit 800V System, wer nicht ganz so dick auftragen will, sieht sich den Tavascan an etc. Nischenfahrzeug.

Gastschreiber:

Wenn man, als Elektroautofahrer, Google kennt, frage ich mich, war wäre eine Alternative, die keine Daten sammelt? Und welche, modernen Autos, egal welcher Hersteller, sammeln keine Daten? Wer das nicht möchte, der geht zu Fuß ohne Handy, denn selbst der Bus sammelt Daten.

Tom 1:

Alles in allem, nix berauschende Daten,zu teuer, Standard Nutzung,
hoffentlich läuft da die Software und Hardware besser.

steinpilz:

Ich finde , das sieht gut aus. Aerodynamisch könnte es gut sein. Die Farhtrichtungstasten sind halt Geschmackssache.

MMM:

Schön, bis auf die Datenkraken von Google natürlich.

Nur die Verweise auf die A110 sind echt überflüssig, die Autos haben nichts gemein.
Auch wenn die GTS-Version richtig schnell sein wird, wird man niemanden mit Rennsporterfahrung finden, der dieser Limousine ernsthaft A110-Verwandtschaft bescheinigt.
Was auch gar nicht nötig ist, die meisten Menschen wollten niemals eine A110 ertragen – das ist was für Fans. Ein nicht zu großer GT-Crossover, der auch gut um die Kurve kommt, Spaß macht und trotzdem für die Reise taugt – das reicht.
Nur ein besonders niedriger Verbrauch scheint nicht im Lastenheft gestanden zu haben.

ID.alist:

„…rund 65 Prozent Batteriekapazität in unter 25 Minuten wiederhergestellt werden können.“
Also knappe 30 Minuten für die Standardangabe von 10-80%
Bei 190kWp wird die Ladekurve nicht besonders toll aussehen.

Und nur 555WLTPkm bei eine 89kWh Batterie ist auch nicht besonders beeindruckend.

Mal sehen wie viele davon außerhalb von Frankreich den Weg zum Kunden finden werden.

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