2025 dürfte mindestens jeder fünfte Neuwagen ein E-Auto sein

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Michael Neißendorfer
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Der Kurs für Autohersteller, um ihre ab 2025 verschärften CO2-Flottengrenzwerte der EU zu erreichen, ist klar. Und entgegen einiger anderslautender Stimmen aus der Industrie sogar in greifbarer Nähe, wie eine aktuelle Modellierung von Transport & Environment (T&E) auf der Grundlage der Verkäufe in der ersten Jahreshälfte von 2024 und der Absatzprognosen ergab. Die Autohersteller können ihre CO2-Flottenziele im nächsten Jahr demnach erreichen, da der Verkauf von E-Autos voraussichtlich schnell ansteigen wird, wie die neue Analyse zeigt. E-Autos dürften 2025 einen Marktanteil von 20 bis 24 Prozent erreichen, so T&E.

Einige Hersteller fordern die EU dennoch auf, eine Krisenklausel auszulösen, um ihre CO2-Ziele um zwei Jahre zu verschieben. Sie führen dabei Sorgen bezüglich des schleppenden Absatzes von reinen Elektroautos auf. Das zentrale Szenario von T&E prognostiziert jedoch, dass E-Autos im Durchschnitt 60 Prozent der CO2-Verringerung beitragen werden, die die Autohersteller im kommenden Jahr für die EU-Flottengrenzwerte erreichen müssen. Diese werden zum Teil durch sieben neue vollelektrische Modelle unter 25.000 Euro erreicht, die 2024 und 2025 auf den Markt kommen.

2025 wird ein gutes Jahr für alle in Europa, die gerne ein E-Auto fahren würden. Nach aktuellen Prognosen werden E-Autos dank einer Flut neuer, erschwinglicher Modelle fast ein Viertel der verkauften Neuwagen ausmachen“, sagt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland. Dass manche Hersteller auf Hybride setzen, um die EU-Ziele zu erreichen, sei „eine kurzsichtige Strategie – für das Klima und den Wettbewerb mit chinesischen E-Autos. Hybride stoßen in der Realität meist deutlich mehr CO2 aus, als auf dem Papier.

Während E-Autos den größten Beitrag leisten werden, wird erwartet, dass Volumenhersteller wie Stellantis und die Volkswagen Gruppe auch auf Hybridautos angewiesen sind, um 33 bzw. 30 Prozent der CO2-Reduktion zu erreichen, die sie noch benötigen, um die EU-Ziele zu erfüllen. Dies geht aus dem zentralen Szenario der Modellierung von T&E hervor, das auf den Absatzprognosen des Marktforschungsunternehmens GlobalData beruht. Der Absatz von Hybridfahrzeugen dürfte auch einen erheblichen Teil der Emissionslücke bei Mercedes-Benz (17 Prozent) und Renault (15 Prozent) schließen, so die Studie.

Neue-E-Autos-2025
Transport & Environment

Das zentrale Szenario zeigt, dass BMW zusätzlich zu seinen vollelektrischen Modellen auf Plug-in-Hybride angewiesen sein wird, um 18 Prozent der Emissionsreduzierung zu erreichen, die zur Erfüllung des EU-Ziels für 2025 erforderlich ist. Wenn sich die Hersteller stärker auf den Verkauf von Hybriden verlassen, um die Zielvorgaben zu erfüllen, würde der Gesamtmarktanteil der E-Autos im nächsten Jahr 20 Prozent liegen. Zu diesem Ergebnis kommt T&E im Szenario, das von einem höheren Hybridauto-Anteil ausgeht. Im zentralen Szenario wird ein Elektroauto-Anteil von 24 Prozent prognostiziert. In allen Szenarien erfüllt Volvo dank der hohen E-Auto-Verkäufe bereits die Anforderungen.

Tesla könnte VW unter die Arme greifen

Wenn Autohersteller immer noch Schwierigkeiten haben, können sie sich mit anderen Herstellern zusammenschließen (sog. Pooling), um ihre durchschnittlichen Emissionen weiter zu senken, so die Analyse. Würde sich VW beispielsweise mit Tesla zusammenschließen, müssten 2025 nur noch 17 Prozent der Verkäufe der Wolfsburger auf E-Autos entfallen (statt 22 Prozent). Wenn sich Ford mit Volvo zusammentäte, wie es 2021 der Fall war, müsste der E-Auto-Anteil von Ford im Verkauf nur 9 Prozent statt 21 Prozent betragen.

CO2-Flotte-Autos-2025
Transport & Environment

Im Juli bestätigte die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, dass das Ziel der EU, bis zum Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Autos zu produzieren, erreicht werden soll. Am Wochenende lehnte die Bundesregierung Erleichterungen bei CO₂-Zielen für die Autoindustrie ab. T&E fordert daher die Gesetzgeber auf EU- und nationaler Ebene auf, die Nachfrage nach E-Autos durch Maßnahmen wie Flottenziele für Unternehmen, Masterpläne für Ladestationen und ein sozial gestaltetes Leasing zu fördern.

Sebastian Bock sagt: „Wir begrüßen, dass Ursula von der Leyen und die Bundesregierung der Unsicherheit über die CO2-Ziele für Autos ein Ende gesetzt haben. Jetzt ist es an der Zeit, dass die EU die Verbreitung von Elektroautos fördert, indem sie Ziele für die Elektrifizierung von Unternehmensflotten festlegt. Dies würde die Nachfrage nach E-Autos enorm steigern und gerade Volkswagen mit einem gewerblichen Anteil von 70 Prozent bei den Neuzulassungen einen sicheren Absatzmarkt für die eigenen E-Autos sichern.

T&E hat für seine Analyse eine Reihe von Szenarien entwickelt, die ein unterschiedliches Maß an Abhängigkeit von Hybridautos und regulatorischen Flexibilitäten zeigen, um die CO2-Ziele der EU für 2025 zu erreichen. Im Szenario mit hohem Hybridauto-Anteil wird davon ausgegangen, dass alle Automobilhersteller im Vergleich zu einer Basis, die auf der Absatzprognose von GlobalData beruht, zusätzliche Hybridverkäufe tätigen werden. In T&Es Szenario mit hohem Elektroauto-Anteil würden sich alle Automobilhersteller auf E-Autos konzentrieren.

Dazwischen liegt das zentrale Szenario von T&E, das auf einer maßgeschneiderten Modellierung für jeden Automobilhersteller basiert. Dieses Szenario stützt sich auf die Prognosen von GlobalData und die veröffentlichten Pläne der Automobilhersteller und basiert auf der Modellierung des Anteils von E-Autos und Hybridautos, der zur Erfüllung der Ziele erforderlich ist, wobei davon ausgegangen wird, dass alle Automobilhersteller die Ziele ohne Pooling erfüllen würden. Ein viertes Szenario schließlich geht davon aus, dass sich die beiden rückständigen Automobilhersteller mit zwei führenden Herstellern zusammenschließen würden.

Quelle: Transport & Environment – Pressemitteilung vom 17.09.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Niko8888:

Toyota hält seine Ziele mit hybrid ein
Ja, ist Übergangstechnologie, aber mir als Radfahrer ist jeder Hybrid recht, der einen Diesel ablöst. Hybride verursachen in der Stadt viel weniger Abgase und Lärm

Das hat mit „Schmuh“ nichts zu tun

Silverbeard:

Es ist schon irgendwie erschreckend. Während die CEOs von BMW und Mercedes immer wieder von Verbrennern reden, ist trotzdem VW einfach nur total abgehängt.

Josef:

CATL hat das Problem auch erkannt, da es in China noch viel mehr Bewohner von Hochhäuser gibt. Die können alle nicht so einfach laden…und sie planen jetzt einen Batteriewechsel Standard zu etablieren und 10000 Stationen in China zu bauen.
Eine totale Verkabelung ist nicht unbedingt für jeden und alles die beste Lösung.
CATL ist groß genug einen solchen Standard zu setzen…NIO ist zu klein dazu.

Wurzelsepp:

Zu ihrem letzten Satz: Rund die Hälfte der Menschen in Deutschland wohnt in einem Einfamilienhaus/Eigenheim. Es ist also noch ein ordentliches Potenzial vorhanden, wo man, bevor es wirklich an die Laternen Parker geht, angreifen kann und viele E-Autos an den Mann bringen kann.
Aber natürlich haben sie trotzdem recht: Laternenladen muss dringend ausgebaut werden.

steinpilz:

Würde sich VW beispielsweise mit Tesla zusammenschließen, könnte VW weiter jede Menge Verbrenner verkaufen. So wird ein Schuh draus. VW will gar nicht so viele BEV verkaufen, weil da weniger Gewinn macht.

Robert:

Der Cupra Raval kommt doch erst 2026 auf den Markt. In einem anderen Artikel von Elektroautonews stand doch das erst ende 2025 vorserienfahrzeuge des Cupra Raval fertig werden

Rolando:

So wird das nix mit der Bekämpfung des Klimawandels. Hybride sind Schmuh und müssten aus der Förderung rausgenommen werden bzw. es müsste mitgeloggt werden wieviele KM elektrisch gefahren wurde und das müsste bewertet werden und wir brauchen endlich im großen Stil „Laternenladestationen“ damit die Akzeptanz auch bei den Mietwohnern ankommt.

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