VW stellt umstrittenes Agenturmodell auf den Prüfstand

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Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
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Volkswagen stellt sein Vertriebsmodell auf den Prüfstand: Das sogenannte Agenturmodell, das inzwischen in vielen europäischen Märkten genutzt wird, hat sowohl bei Händlern als auch bei Kunden für Diskussionen gesorgt. Während die Hersteller darauf setzen, durch direkte Kontrolle des Verkaufsprozesses die Kundenerfahrung zu optimieren, wächst bei den Händlern die Sorge um schrumpfende Margen und den Verlust ihrer traditionellen Rolle.

Traditionell kaufen die Autohäuser Fahrzeuge direkt vom Hersteller und verkaufen diese dann an ihre Endkunden – mit flexiblen Margen, die durch Verhandlungsgeschick steigen können. Im Agenturmodell dagegen bleibt der Hersteller Eigentümer der Fahrzeuge und bestimmt den Endpreis. Autohäuser fungieren nur noch als Vermittler und erhalten eine feste Provision.

Dieses Modell verändert die Dynamik: Kunden erwarten klare und transparente Preise, Händler verlieren jedoch die Möglichkeit, ihre Einnahmen selbst zu kontrollieren. Mit der Agenturstruktur verschiebt sich das Kundengespräch. Kunden kommen bereits mit einer klaren Vorstellung ins Autohaus, weil der Preis online einsehbar ist. Ein klarer Nachteil für die Händler. Kritiker des Agenturmodells, darunter Vertreter von Händlerverbänden, argumentieren, dass traditionelle Vertriebsmodelle flexibler auf Markt- und Kundenbedürfnisse eingehen können – insbesondere bei der Preisgestaltung.

Und auch für VW hat das Agenturmodell nicht nur Vorteile. Es bringt auch erhebliche organisatorische Herausforderungen mit sich. Besonders problematisch ist der Parallelbetrieb von zwei Vertriebssystemen: Während Elektroautos über das Agenturmodell verkauft werden, bleibt das traditionelle Händlermodell für Verbrenner noch bestehen. „Das erhöht die Komplexität erheblich“, betont Marco Schubert, Mitglied der erweiterten Konzernleitung von Volkswagen. Der langsamere Umstieg auf Elektromobilität verstärkt diese Probleme zusätzlich.

Rückkehr zum klassischen Händlervertrieb?

Volkswagen hat das Agenturmodell 2020 mit dem Start des ID.3 für seine Elektroautos gestartet. Jetzt hat das Unternehmen angekündigt, das Agenturmodell in Märkten wie Deutschland, Frankreich, Polen, Spanien und Großbritannien umfassend zu prüfen. Bis Ende des ersten Quartals 2025 soll entschieden werden, ob das Modell beibehalten oder durch das klassische Vertriebsmodell ersetzt wird. Parallel will der Konzern Erfahrungen in Märkten wie Schweden und Irland sammeln, wo das Agenturmodell bereits vollständig umgesetzt wurde.

Während die Marke Cupra das Modell weiterverfolgt, wurden die Pläne für eine Einführung bei Skoda und VW Nutzfahrzeuge auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Flottenkundengeschäft hingegen bleibt das Agenturmodell bestehen und soll sogar ausgebaut werden.

Quelle: Volkswagen Group – Pressemitteilung

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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Läubli:

Du sprichst mir aus dem Herzen… ich hatte in meiner Autokauf-Karriere als Kunde erst einen einzigen Verkäufer (das war der Inhaber selber) der meine Wünsche verstehen wollte und auch fachkundige Antworten auf meine Fragen zu Motor und Antrieb erteilen konnte. Die meisten Verkäufer hatten viel weniger Ahnung als ich selbst (ich bin kein Automech oder so, aber ich interessierte mich schon immer für Autos). Da ist es doch klar, dass man als Kunde sofort das Vertrauen in den Verkäufer verliert, wenn man merkt, dass dieser eigentlich nur ein „Bürohengst“ ist, die Autos ihm aber irgendwie nicht am Herzen zu liegen scheinen.

Kurz: ich kann dir voll und ganz nachfühlen… so ist es leider da draussen. Nach meiner Einschätzung sind ca. 80% der Verkäufer untauglich, 20% dafür sehr gut in der Arbeit. Wenn ein Agenturmodell, dann so wie bei Tesla mit etlichen Stores für den persönlichen Kontakt.. heisst, weniger Verkäufer, dafür besser ausgebildete, kundenorientierte Menschen die Strom im Blut haben. Jene die immer noch Benzin im Blut haben, sind künftig nicht mehr erwünscht.

Highländer:

“ Während die Hersteller darauf setzen, durch direkte Kontrolle des Verkaufsprozesses die Kundenerfahrung zu optimieren…“ oder mehr noch, denn sie wissen nicht was sie tun !!! Hatte schon mehrere Anfragen über die Internetzpräsenz gestartet, Ergebnis setzen SECHS !!! Entweder wurden die Anfragen nicht an die Händler weitergeleitet, Probefahrten angeboten für Autos die nie zur Verfügung standen und wenn man als Kunde den Prozess nicht weiter geführt hat, kam auch nichts mehr von VW. Selbst als Tesla es noch nicht nötig hatte, wurde zumindest nach gewisser Zeit nachgefragt oder nachgehakt. Cupra gestallte sich noch desaströser mit dem Ergebnis, dass man sich ernsthaft fragen musste, was war das jetzt und warum glänzten diese mit Inkompetenz. Da ging man partout nicht auf die Kundenwünsche ein, glänzte durch technische Unverständnis, offerierte Angebote die so nicht gewünscht waren um damit abzuschließen, dass man selber seine Fahrzeuge ganz weit vorne sieht.
Dass es da andere Beispiele wie z.B. bei BMW gab, wo man nach diversen Händlern endlich einen gefunden hat, der zuhören konnte, die Fragen beantworten konnte, die seine Markenkollegen schwurbelartig umgingen und die Ernsthaftigkeit erkannte und für ein erstes BEV eine mehrtägige Probefahrt angeboten hatte. Nicht nur das, zu einer durchgesprochenen Konfiguration ein gutes (nicht günstigstes) Angebot offerierte, da war ein Kaufabschluss logische Sache.
Selbst bei Tesla muss man festhalten, dass es die Verkäufer ausmachen, trotz einer Art von Direktvertrieb. Haben auch da den Store wegen besserer Beratung gewechselt und es nicht bereut.
Am Ende hängt es immer am Verkäufer und der muss sachkundig und motiviert sein, da kann jeder Direktvertrieb nur versagen !!! Stur über das www verkaufen trägt nicht unbedingt zu einer stärkeren Markenbindung bei, dafür sind die einzelnen Verkäufer zuständig. Wie schon mal vom ZDK so schön formuliert, die „Eierköpfe in ihren Elfenbeintürmen“, ja die schaffen es nicht herunter auf Kundenebene, der Verkäufer vor Ort teilweise zumindest schon.

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