Volvo-Chef: „Übergang zur Elektromobilität ist komplex“

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Volvo

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volvo hat lange Zeit eine klare Zukunftsvision kommuniziert: Bis 2030 wollte das Unternehmen vollständig auf Elektroautos umstellen. Diesel-Modelle sind schon länger aus dem Sortiment verschwunden, und auch Benziner sollten spätestens in sechs Jahren Geschichte sein. Nun jedoch korrigiert Volvo seine Pläne und reagiert auf die Realität der Märkte und Kundenbedürfnisse. Anstelle einer reinen Elektrostrategie will die schwedische Marke auch in Zukunft Hybride anbieten.

Die Anpassung der Strategie zeigte sich jüngst bei der Präsentation des neuen Elektro-Flaggschiffs EX90. Parallel dazu wurde jedoch auch eine leicht überarbeitete Version des XC90 vorgestellt, dem größten Auto von Volvo. Dass der XC90 überhaupt ein weiteres Facelift bekommt, überrascht, denn das Modell war ursprünglich nicht für eine erneute Überarbeitung vorgesehen. Die Entscheidung, sowohl Plug-in-Hybride als auch Mildhybride im Programm zu behalten, steht im Kontrast zu den ursprünglichen Plänen des Herstellers.

Bis 2030 sollen über 90 Prozent des Volvo-Absatzes elektrifiziert werden

Volvo geht davon aus, dass elektrifizierte Autos 2030 zwischen 90 und 100 Prozent des weltweiten Umsatzvolumens ausmachen werden. Wobei aus der Mitteilung nicht eindeutig hervorgeht, ob dazu neben reinen Elektroautos auch Plug-in-Hybride zählen sollen. Was darauf hindeutet ist die Aussage, dass die restlichen 10 Prozent „bei Bedarf“ eine begrenzte Anzahl von Mild-Hybrid-Modellen darstellen sollen. Volvo-Chef Jim Rowan betont, dass das Unternehmen weiterhin fest an eine elektrische Zukunft glaubt. Doch der Übergang zu emissionsfreien Autos verläuft langsamer als erwartet. „Kunden und Märkte passen sich unterschiedlich schnell an“, erklärt Rowan. Ein konkretes Datum, wann Volvo die Produktion von Verbrennermotoren endgültig einstellen wird, bleibt allerdings offen.

Die Vorgaben der Europäischen Union geben dem Unternehmen jedoch einen klaren Rahmen vor: Ab 2035 dürfen in der EU nur noch Neuwagen ohne fossilen CO₂-Ausstoß verkauft werden. Dennoch lässt sich aus Volvos Anpassung der Ziele ein Zögern erkennen. Auch das Zwischenziel, wonach bis 2025 bereits die Hälfte der Verkäufe auf reine Elektroautos entfallen sollen, steht zur Diskussion. Volvo Cars strebt nun an, seinen CO₂-Fußabdruck pro Auto bis 2025 um 30 bis 35 Prozent gegenüber 2018 zu verringern.

Bis 2030 will Volvo eine CO₂-Reduktion pro Auto von 65 bis 75 Prozent erreichen. Die Entscheidung, den Fokus wieder stärker auf Hybride zu legen, begründet Volvo auch mit einer schwächeren Nachfrage nach Elektroautos. Diese Entwicklung hat bereits zu einer Anpassung der finanziellen Erwartungen geführt. Für 2024 rechnet das Unternehmen nur noch mit einer operativen Marge von sieben bis acht Prozent. Das Margenziel wurde damit erneut gesenkt – erst Anfang des Jahres hatte Volvo die ursprüngliche Zielspanne von acht bis zehn Prozent auf acht Prozent korrigiert.

Parallele Entwicklung von Verbrenner- und Elektromodellen

Ungeachtet der verlängerten Lebensdauer von Verbrennungsmotoren will Volvo jedoch weiterhin in allen Fahrzeugklassen neue Elektroautos einführen. Laut Björn Annwall, Vertriebschef und stellvertretender CEO, wird es eine Übergangsphase geben, in der sowohl Verbrenner- als auch reine E-Modelle parallel angeboten werden. Dies betrifft die 90er-, 60er- und 40er-Baureihen. Volvo sieht diese Übergangszeit jedoch nicht als langfristig problematisch, da das Produktportfolio überschaubar bleibt.

Ein weiteres Hindernis bei der vollständigen Elektrifizierung liegt in der Entwicklung der neuen zentralen Fahrzeugarchitektur. Diese soll künftig alle Modelle von Volvo definieren und basiert auf Software, die komplexe Probleme lösen soll. Annwall räumt ein, dass diese Umstellung eine große Herausforderung darstelle, nicht nur für Volvo, sondern für die gesamte Automobilindustrie. Dennoch sieht er den Autobauer in einer Vorreiterrolle, die bereits erste wichtige Erkenntnisse auf diesem Weg gewonnen hat.

Quelle: Automobilwoche – Aus für Verbrenner-Aus: Wie der Volvo-Chef das begründet

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Richard Broch:

Manche Leute können einfach nicht anders. Vor allem, wenn sie sich nicht mit der Elektromobilität beschäftigen. Einfach nur Phrasen der Verbrennerlobby nachplappern und keinen Schimmer vom Stand der Dinge haben.

Pedro G.:

Eine gute “ Förderung “ vom Staat wäre
Der Autogrundprieß + Zusatzausstattung – Rabatt = Gesamtpreis
und darauf die Umsatzsteuer !
Für vollelektische Autos eine gestaffelte Umsatzsteuer
♧ bis 20.000 € wäre es 5%
♧ bis 25.000 € wäre es 7%
♧ bis 30.000 € wäre es 9%
♧ bis 35.000 € wäre es 11%
♧ bis 40.000 € wäre es 13%
♧ bis 45.000 € wäre es 15%
♧ bis 50.000 € wäre es 17%
Auch für Gebrauchte bis 2035 wäre eine gute Idee !
z.B.
Tesla gebraucht 20.000 €
Mit 5% Steuer ist 21.000 €
Jetzt wären es 23.800 €

Das wäre für Endverbraucher die richtige Entlastung !

Nur Konzerne fördern mit unsern Steuern ist unkorrekt !

Alle Steuererleichterungen auf CO² Kraftstoffe streichen !

Broesel:

Geht’s auch mal anders — ohne hemmungslose Übertreibungen in jede Richtung?

Luni:

Die BEV Verkäufe wären höher wenn sie endlich bezahlbar wären und das quadratischen SUV Design mal aufhört. Die Heckscheibe wird immer schmaler oder fällt ganz weg. Wie hat man sich die ganzen Jahre über die Verbrenner SUV aufgeregt und jetzt. Ja ich weiß die Hersteller wissen nicht wohin mit der schweren großen Batterie. Jetzt ist ja wieder eine sogenannte Abwrackprämie im Gespräch. Gut für die, die jetzt sowieso ein neuen PKW brauchen und das Geld dafür haben. Ich würde meine 10 Jahre alte Limousine jedenfalls nicht für ein unfertigen BEV hergeben.

Hiasl:

Das ganze Leben ist komplex.

Rolando:

„Komplex“ ist die Verunsicherung die von der Politik (z.B. Merz und überhaupt die Öllobby) gesät wird. Auch das „nicht handeln“ der Politik trägt zur Verzögerung der Mobilitätswende bei.Ansonsten wären die BEV Verkäufe viel höher und alles viel besser und es gäbe kein Gerede von komplex.

Niklas Maurus:

Ja sehr komplex. Verbrennungsmotor raus. 0815 Elektromotor rein und ein paar Batterien. Kann jede chinesische Hinterhoffabrik machen. Umsonst gibt’s in China zurzeit nicht 150 E Auto Hersteller mit 350 Marken und jede Woche kommt einer dazu.

Letzte Woche noch Häuser gebaut, Waschmaschine oder Handys und morgen schon BEVs

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