VinFast baut sein globales Netzwerk aus

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Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 7 min

Das vietnamesische Unternehmen VinFast, das eine Reihe von elektrischen SUVs, E-Scootern und E-Bussen in Vietnam herstellt, gab im vergangenen Monat seinen Jahresabschluss bekannt. Die Automarke, die in die USA und bald auch nach Europa exportiert, meldete vergangenen Monat die Ergebnisse für das vierte Quartal sowie das Gesamtjahr 2023.

Diese Ergebnisse waren von wachsenden Umsätzen geprägt, was an verschiedenen Maßnahmen des Unternehmens im Geschäftsjahr liegt. Dazu gehören Expansionsbemühungen, eine erhöhte kommerzielle Präsenz, ein ausgeweitetes Produktangebot und erweiterte Produktionskapazitäten. Auf seinem Heimmarkt Vietnam führte VinFast vier neue Modelle ein, darunter das Flaggschiffmodell VF 9, den VF 5, den VF 6 und den VF 7. Insbesondere der VF 6, der dort im Oktober auf den Markt kam, verkaufte sich besser, als das Unternehmen erwartete.

Im vierten Quartal des letzten Jahres veränderte VinFast sein Vertriebsmodells weg vom Direct-to-Consumer-Model (DTC), sodass der Schwerpunkt zuletzt auf der Nutzung der bestehenden Vertriebsinfrastruktur und dem Aufbau eines weltweiten Händlernetzes lag. Nach eigenen Angaben verfügt der Hersteller nun über 13 Geschäfte und Servicezentren in Kalifornien sowie sechs neue Händler in den fünf US-amerikanischen Bundesstaaten New York, Texas, Kansas, Florida und North Carolina. 75 weitere Händler seien im Gespräch.

Starkes Wachstum im vierten Quartal

Der Umsatz von VinFast im vierten Quartal belief sich dem Bericht zufolge auf umgerechnet fast 405 Millionen Euro, was einem Anstieg von 26 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 133 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Wachstum ist sowohl auf ein höheres Verkaufsvolumen als auch auf einen verbesserten Produktmix zurückzuführen. Die Gewinnmargen konnten außerdem durch Kostenoptimierungen deutlich gesteigert werden, während der Bruttoverlust umgerechnet über 160 Millionen Euro im vierten Quartal 2023 betrug.

Ausgeliefert wurden im vierten Quartal knapp 35 Prozent mehr Fahrzeuge im Vergleich zum vorherigen Quartal. Insgesamt umfassten die Q4-Auslieferungen 13.513 Elektroautos. Die Auslieferungen der elektrischen Scooter gingen zwar im Quartalsvergleich leicht zurück, im Vorjahresvergleich stiegen sie jedoch an.

Im Rahmen der vom Unternehmen zuvor bekannt gegebenen Prognose investierte VinFast im vierten Quartal umgerechnet fast 200 Millionen Euro, vor allem in die Entwicklung der Modelle VF 6 und VF 7, in die Produktionsstätte im US-Bundesstaat North Carolina sowie in die Entwicklung von Ausstellungsräumen und Ladestationen.

Das Gesamtjahr 2023 bei VinFast

Dieser wachsende Trend war auch über das gesamte Jahr hinweg sichtbar. 2023 machte das Unternehmen einen Umsatz von umgerechnet über 1,1 Milliarden Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 91 Prozent entspricht. Der Bruttoverlust von VinFast betrug umgerechnet knapp 507 Millionen Euro im Jahr 2023 und die Bruttogewinnmarge verbesserte sich im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr deutlich.

Über das Jahr hinweg lieferte VinFast insgesamt 34.855 Elektrofahrzeuge aus, was einer Steigerung von 374 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Außerdem wurden insgesamt 72.468 elektrische Scooter im Jahr 2023 ausgeliefert, ein Anstieg um 48 Prozent im Vergleich zu 2022.

„Das Jahr 2023 war für VinFast ein Wirbelwind voller Premieren, der in einem starken öffentlichen Debüt gipfelte. Wir haben aufregende neue Produkte auf den Markt gebracht, unser Vertriebsnetz erweitert, unsere Präsenz in bestehenden Märkten gefestigt und gleichzeitig die Türen zu vielversprechenden neuen Märkten geöffnet. Damit haben wir ein starkes Fundament für das Jahr 2024 gelegt, das im Zeichen der globalen Expansion und Kostenoptimierung steht. In Schlüsselmärkten wie den USA und Indonesien sehen wir bereits positive Anzeichen.“ – Thuy Le, Vorsitzende des Verwaltungsrats

Vorsätze und Expansion für 2024

Globale Expansion und weitere Kostenreduzierungen, mit diesen Zielen startete VinFast in dieses Geschäftsjahr. Durch die Optimierung von Produktions- und Materialkosten soll dieses Ziel erreicht werden.

VinFast arbeite nach eigenen Angaben daran, die Materialkosten innerhalb von zwei Jahren nach jeder Modelleinführung um 40 Prozent zu senken. Dies soll durch technische Maßnahmen wie die Neugestaltung von Teilen und die Optimierung von Plattformen sowie durch Beschaffungs- und Einkaufsinitiativen, einschließlich Insourcing und Lieferantenwechsel passieren. Auch die Produktionsprozesse und andere Kosten sollen weiterhin optimiert werden.

Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, 100.000 seiner Fahrzeuge im gesamten Jahr auszuliefern: Ein ehrgeiziges Ziel, so Thuy Le. Im Vergleich dazu wurden im Gesamtjahr 2023 insgesamt 34.885 Fahrzeuge ausgeliefert.

Ein Teil der globalen Expansionsstrategie von VinFast dürfte es sein, weiterhin Vertriebsnetzwerke für Drittanbieter und Händler auszubauen und bis Ende 2024 die geplanten 130 US-amerikanischen und weltweit 400 Verkaufsstellen zu eröffnen. Der in den USA zunehmende Bekanntheitsgrad der Marke, steigert das Interesse der Kundschaft an VinFast auch auf anderen Märkten, denn der vietnamesische Autohersteller hat sich in diesem Jahr vor allem die unerschlossenen, volumenstarken Märkte der Region Südostasien vorgenommen: Indonesien und Indien.

„Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Verbesserung der Investitionsleistung und die Stärkung unserer Bilanz durch die Senkung der Produktions- und Materialkosten sowie die strategische Optimierung unserer globalen Produktionsinvestitionen. Diese Initiativen werden unsere Expansionsbemühungen in wachstumsstarke Märkte wie Indonesien und Indien unterstützen und das Potenzial dieser Regionen für ein erhebliches Umsatzwachstum erschließen.“ – Anh Nguyen, Chief Financial Officer

Anfang 2024 habe VinFast nach eigenen Angaben bereits, insbesondere in Kalifornien, viele Aufträge bekommen durch die DOT-Strategie des Unternehmens, da diese ohne Zwischenhändler im Großhandel funktioniert und die Zusammenarbeit mit großen Einzelhandelsmarken und Ladengeschäften überflüssig macht.

Eintritt in den indonesischen Markt

Im Februar kündigte VinFast auf der Indonesia International Motor Show (IIMS) seinen Eintritt in den indonesischen Markt mit den Modellen VF 5, VF e34, VF 6 und VF 7 an. Außerdem habe VinFast nach eigenen Angaben auf der IIMS Absichtserklärungen mit drei Unternehmen unterzeichnet, die seine Expansion in Indonesien festigen und die Lieferung von insgesamt 600 Elektrofahrzeugen sicherstellen.

Das Aussehen und die Haptik der vorgestellten Fahrzeuge sowie die Option zum Batterie-Leasing seien auf der IIMS positiv aufgenommen worden, so VinFast. Preise hat das Unternehmen zwar noch keine veröffentlicht, jedoch geht VinFast davon aus, dass das Batterie-Leasing des Herstellers das Potenzial hat, den Absatz in neuen Märkten erheblich zu steigern. Durch das Leasing werden der Anschaffungspreis der VinFast-Fahrzeuge sowie die monatlichen Betriebskosten gesenkt, wodurch sie preislich mit vielen auf dem Markt befindlichen Fahrzeuge mit Gasantrieb konkurrieren. Zum Teil seien sie im Vergleich sogar noch wettbewerbsfähiger.

Spatenstich für neues VinFast-Werk in Indien

Auch in Indien sieht VinFast Wachstumschancen des Marktes und will künftig das Marktpotenzial des bevölkerungsreichsten Landes der Welt nutzen. Etwas mehr als einen Monat nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung am 6. Januar mit der Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu hat VinFast den ersten Spatenstich für die dort geplante Produktionsstätte für den 25. Februar angekündigt.

Dies, so VinFast, sei ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einer strategischen Partnerschaft mit der Regierung des Bundesstaates. Sie ziele darauf ab, die Entwicklung umweltfreundlicher Verkehrsmittel in Indien und in der Region voranzutreiben, um die Kohlendioxidemissionen im Verkehrssektor zu verringern. Ziel ist es, dass 30 Prozent der neu zugelassenen Privatfahrzeuge im Bundesstaat elektrisch betrieben werden. Die Anlage von VinFast diene außerdem nicht nur den Entwicklungszielen des indischen Marktes, sondern auch dem Exportbedarf der Länder Südasiens, des Nahen Ostens und Afrikas.

In der südindischen Stadt Thoothukudi City sollen künftig also Elektroautos des Herstellers produziert werden. Mit der Vision, ein führendes regionales Zentrum für die Herstellung von Elektrofahrzeugen zu werden, hat das Werk eine Kapazität von bis zu 150.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr, wenn es offiziell in Betrieb geht. Die Produktionsanlage wird voraussichtlich etwa 3.000 bis 3.500 Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Geplant sind Investitionen in das Werk in Höhe von umgerechnet knapp 460 Millionen Euro, die innerhalb der ersten 5 Jahre in die Zusammenarbeit fließen sollen.

V-Green als globales Projekt für Ladestationen

Wenig überraschend erscheint angesichts der ambitionierten Jahrespläne von VinFast auch, dass der Gründer Pham Nhat Vuong des Autoherstellers Mitte dieses Monats ein Unternehmen für Ladestationen gründete. Einer Pressemitteilung des Nachrichtendienstes Reuters zufolge soll das neue Unternehmen mit dem Namen V-Green vorrangig VinFast-Fahrzeuge weltweit unterstützen.

Der Milliardär, der VinFast 2017 gegründet hat, hält 90 Prozent der Anteile und will mit V-Green ein Netzwerk für Ladesäulen schaffen. Um die Ladeinfrastruktur in Schlüsselmärkten von VinFast aufzubauen und zu erweitern, suche V-Green nun direkt nach Grundstücken und Partnern, so Vuong. Noch in diesem Jahr wolle das Unternehmen in mindestens 50 Länder expandieren.

In Vietnam selbst wird V-Green der Mitteilung zufolge für den Betrieb und die Verwaltung des bestehenden VinFast-Ladenetzes verantwortlich sein. Umgerechnet über 370 Millionen Euro sollen in den nächsten beiden Jahren in neue Lademöglichkeiten und den Infrastrukturausbau investiert werden. Nach fünf Jahren werde dann eine Ausweitung der Ladedienste auf andere Hersteller von Elektroautos in Betracht gezogen.

Erst im vergangenen Jahr gründete Vuong ein Taxiunternehmen für Elektroautos. Der Betreiber mit dem Namen Green SM machte im Jahr 2023 knapp 72 Prozent des Umsatzes von VinFast aus.

Quellen: PR Newswire – VinFast Reports Unaudited Fourth Quarter and Full Year 2023 Financial Results // VinGroup – VinFast to Break Ground for its Integrated Electric Vehicle Facility in Tamil Nadu, India // Reuters – Founder of EV maker VinFast launches global charging stations venture

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

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Spiritogre:

Vinfast ist quasi der Tausendsassa Konzern von Vietnam, die produzieren halt alles dort, weswegen die Regierung da auch die schützende Hand drüber hält.

Die Autos sind aber letztlich auf dem Niveau von Dacia und sollten sich, wenn sie halbwegs im Westen erfolgreich sein wollen, auch an deren Preisen orientieren. Dennoch würde ich persönlich niemals einen Konzern unterstützen, wo Leute die öffentlich Kritik an ihnen üben ins Gefängnis wandern.

Mr.Hu:

Wenn die Firma in Europa erfolgreich sein will, braucht sie ein Alleinstellungsmerkmal – das kann ultraschnelles Laden, ein Top-Preis, eine XXL-Garantie oder sogar eine auffällige Werbung, z.B. „Nichts ist unmöglich – Viiiinfaaaaast!“;) sein. Im Heimatland ist die Vingroup durch ihren Gründer, den Tausendsassa Phạm Nhật Vượng von Natur aus gut aufgestellt. Im Ausland zählt sowas halt nicht wirklich. Wenn Vinfast sich für den Europa-Markt wirklich anstrengt, kann es was werden. Wenn aber zu hohe Preise aufgerufen werden, so wie z.B. bei BYD, dann wird es problematisch.

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