Verkehrssektor verfehlt 2022 erneut sein Klimaziel

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Die im Klimaschutzgesetz für den Verkehrssektor festgelegten Ziele wurden auch im Jahr 2022 nicht eingehalten. Der Sektor überschritt die gesetzlich vorgeschriebene Menge um 11 Millionen Tonnen CO2. Statt der erlaubten 139 Millionen Tonnen CO2 stieß der Verkehr im Jahr 2022 150 Millionen Tonnen CO2 aus, so Schätzungen des Thinktanks Agora Verkehrswende. Nachdem im Verkehrssektor bereits im Jahr 2021 gut 3,1 Millionen Tonnen CO2 zuviel ausgestoßen worden waren, ist die Lücke zwischen Ziel- und Ist-Werten nun sogar noch weiter gewachsen und so groß wie in keinem anderen Sektor.

Die Klimabilanz im Verkehrssektor war in den Jahren 2021 und 2020 von Corona-Auswirkungen geprägt, da die Mobilität teils stark eingeschränkt war. Im vergangenen Jahr 2022 sind die Emissionen des Sektors jedoch wieder leicht gestiegen. Dieser Anstieg ist einerseits auf ein normalisiertes Verkehrsaufkommen auf Straßen und Schienen und andererseits auf unzureichende politische Maßnahmen zurückzuführen. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den in der Folge steigenden Preisen für Energie flachte der Emissionsanstieg im Verkehr aufgrund einer leicht gedämpften Verkehrsnachfrage ab dem zweiten Quartal etwas ab.

Emissionsmindernde Faktoren waren darüber hinaus ein im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau weiterhin reduzierter innerdeutscher Flugverkehr und die Zunahme der Elektromobilität. Der innerdeutsche Flugverkehr wirkt sich jedoch nur geringfügig auf die Emissionsbilanz des Verkehrssektors insgesamt aus. Und der Ausbau der Elektromobilität beschleunigt sich zwar, allerdings ist das Tempo derzeit noch nicht ausreichend, um die erforderliche Reduktion bei der Emissionsentwicklung zu bewirken.

Mit dem deutschlandweit gültigen 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr stieg zwar die Zahl der Nutzer:innen klimafreundlicherer Verkehrsmittel, allerdings handelte es sich in vielen Fällen um zusätzliche Fahrten und weniger um Fahrten, die zuvor mit dem Auto getätigt wurden. Eine deutliche Verlagerung vom privaten Pkw auf den öffentlichen Verkehr stellte sich nicht ein. Hierfür hätte es eine spürbare Verbesserung des ÖPNV-Angebots und fiskalischer Maßnahmen zur Verteuerung des motorisierten Individualverkehrs benötigt. Stattdessen wurden auch Autofahrer:innen pauschal mit der Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe finanziell entlastet.

Eine vollständige Klimabilanz für alle Sektoren hat der Thinktank Agora Energiewende in ihrer Analyse „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022“ vorgelegt.

Quelle: Agora Verkehrswende – Pressemitteilung vom 09.01.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Kliko:

Unsere Politiker sind leider zu allem Unfähig deshalb bringen sie nichts zusammen. Denn streiten ist ihnen lieber

Läubli:

Umweltschutz geht doch nicht alle etwas an – oder schon?

Philipp:

Um die Emissionen kurzfristig zu senken gehen:

  • Weniger Autos
  • Weniger Fahrten
  • Geringerer Verbrauch bei gleicher Fahrt

Eine Umstellung auf eine andere Antriebstechnologie bringt kurzfristig gar nichts, weil 95% des Bestandes nicht umstellbar ist.

  • Weniger Autos würde bedeuten, z.B. in Städten höhere Parkgebühren einzuführen oder Zulassung nur bei Stellplatznachweis oder Zulassungskosten je Jahr oder was auch immer. Aber das mag die Regierung nicht, weil Autos ja Freiheit sind, aber wir MÜSSEN CO2 einsparen.
  • Damit bleiben wir bei weniger Fahrten, was die Kosten pro Fahrt zu erhöhen sind. Aber das mag die Regierung nicht, weil fahren ja Freiheit ist, aber wir MÜSSEN CO2 einsparen.
  • Geringerer Verbrauch bei bestehenden Fahrzeugen bedeutet damit eindeutig: Wir machen ein Tempolimit und nicht nur eins mit 130, sondern gleich 80km/h. Dann benutzen auch weniger das Auto weil es mit Öffis dann schneller ist.

Und Geld ist nicht das Problem der Öffis, das hat das 9€ Ticket und die hohen Spritkosten der letzten Monate gezeigt. Alles kein Umstiegsgrund. Mir hat aber die Situation in Dublin gefallen: Alle 2-spurigen Strassen wurden aufgeteilt, eine für alle (mit kompletten Dauerstau) die andere nur noch für Busse und Taxis/Feuerwehr/Polizei. Da war jeder Öffi deutlich schneller als ein privates Auto.

Und wenn einer meint: Das geht nicht oder nicht bei mir oder mach das bei den anderen… Der soll sagen, wo er nächstes Jahr die 10% plus der Reduktion von nächstem Jahr einsparen WIRD!

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