VDA legt 15-Punkte-Plan für beschleunigten Ausbau der Elektromobilität vor

Cover Image for VDA legt 15-Punkte-Plan für beschleunigten Ausbau der Elektromobilität vor
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockvektor-Nummer: 173666732

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Ladeinfrastruktur in ganz Europa, Ökostrom im Ladenetz, Umweltbonus verlängern. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die entscheidenden Punkte für den Ausbau der Elektromobilität in einem 15-Punkte-Plan zusammengefasst und mit politischen Forderungen versehen. „Der Plan zeigt den Weg, wie die Elektromobilität in Deutschland und Europa weiter ausgebaut werden kann. Die Automobilindustrie bringt die neuen Fahrzeuge und Technologien auf den Markt, nun müssen die Kommunen, der Bund und Brüssel die richtigen Rahmenbedingungen für den Erfolg schaffen“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Im folgenden die 15 Forderungen im Detail.

  1. Rekord-Investitionen: Die Automobilindustrie verpflichtet sich zu den Pariser Klimaschutzzielen und investiert rund 150 Milliarden Euro bis 2025 in die E-Mobilität, neue Antriebe und die Digitalisierung. Das entspricht in etwa der Summe, die der Bundeshalt im gleichen Zeitraum für Bildung, Forschung einschließlich Raumfahrt investiert. Im Unterschied zum Staat müssen die Unternehmen die Investitionen auch wieder erwirtschaften. Deshalb sei die Schaffung der richtigen Standort- und Rahmenbedingungen eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Transformation und damit auch notwendige Voraussetzung zum Erreichen der Klimaschutzziele.
  2. Ladesäulen-Ausbau beschleunigen: Bis 2030 braucht Deutschland mehr als 1 Million Ladepunkte für E-Autos und E-Transporter (elektrische leichte Nutzfahrzeuge). Dafür müssen pro Woche mehr als 2000 neue Ladepunkte errichtet werden. Auf öffentlichen Flächen werden pro Woche derzeit aber nur etwa 300 gebaut. Es brauche ein bundesweites Highspeed-Programm mit konkreten Zielvorgaben für die Bundesländer und Kommunen, um den Rückstand aufzuholen. Gleiches sei für die EU insgesamt notwendig.
  3. Laden bei der Arbeit fördern: Der Ausbau der Ladepunkte beim Arbeitgeber müsse beschleunigt werden mit einem eigenen Programm zur Förderung der Errichtung von Ladesäulen bei Unternehmen. Dies erfordere ein gut ausgestattetes Förderprogramm der Bundesregierung. Das geplante Förderprogramm der Bundesregierung sollte rasch realisiert werden.
  4. Laden am Wohnort fördern: E-Autos müssen am Wohnort geladen werden können. Dabei helfe ein weiterer Ausbau des Wallboxen-Programms und ein zusätzliches Förderprogramm für den bereits gesetzlich vorgeschriebenen Einbau von Ladepunkten in Tiefgaragen und Parkhäuser, nachträglich und bei allen Neubauten.
  5. Laden beim Einkaufen: Der Ausbau der Ladepunkte im Handel müsse ebenfalls beschleunigt werden. Dazu brauche es ein noch größeres Programm zur Förderung und laut VDA auch den Verzicht auf die Auflage, dass Ladepunkte auf den Parkplätzen im Handel 24/7 nutzbar sein müssen.
  6. Ökostrom und Preis-Garantie: Der Ladestrom müsse stets 100 Prozent Ökostrom und dauerhaft günstig sein. Dazu sollte Ladestrom z.B. von der EEG-Umlage und den Stromsteuern ausgenommen werden.
  7. Europa-Garantie: Die Bürger möchten mit dem E-Auto auch in das europäische Ausland z.B. in den Urlaub fahren, Waren und Güter mit dem E-Lkw sind ebenso selbstverständlich europäisch unterwegs. Die Bundesregierung müsse auch auf Europäischer Ebene dazu beitragen, dass die Geschwindigkeit des Aufbaus der Ladeinfrastrukturaufbaus massiv erhöht wird und alle Staaten Europas eine verlässliche Ladeinfrastruktur haben, findet der VDA. Die Europäische Kommission dürfe die Verantwortung für diese Aufgabe nicht ablehnen.
  8. Käufer von E-Autos unterstützen: Die Anschaffung von CO2 armen Fahrzeugen (PKW und leichte Nutzfahrzeuge) müsse auch weiterhin unterstützt werden. Der Umweltbonus sollte daher von der Bundesregierung über das Jahr 2022 hinaus mit ausreichend finanziellen Mitteln hinterlegt werden.
  9. Smartes Bezahlen an der Ladesäule: Der VDA will, dass die Bürger ihren Vertrag an jeder Ladesäule anwenden können (vertragsbasiertes Laden). Der Verband lehne zudem die von der Bundesregierung geplante Ausrüstung aller neuen Ladesäulen mit veralteten und nicht mehr notwendigen Technologien wie Kartenlesegeräten ab. Dazu brauche es eine Veränderung der Ladesäulenverordnung noch in dieser Legislaturperiode.
  10. Schnell-Lade-Quote: Um die Zahl der notwendigen Ladepunkte zu verringern, empfiehlt der VDA, den Anteil an Schnellladepunkten weiter zu erhöhen. Das spare Fläche, sei in der Regel wirtschaftlicher und erhöhe den Kundennutzen. Das Stromnetz müsse für diesen Zweck entsprechend ertüchtigt werden, um die notwendige Leistung zur Verfügung stellen zu können.
  11. LKW-Verkehr fossil frei machen: Die Umstellung auf E-LKW müsse stärker gefördert und die Infrastruktur dafür schnell aufgebaut werden, mit Ladepunkten entlang der Hauptverkehrsachsen und im Depot. Dazu brauche es einen ambitionierten Ausbauplan von Bund, Ländern und Kommunen sowie erweiterte Förderprogramme der Bundesregierung. Aber auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen sei die Anpassung des Elektromobilitätsgesetzes ein wichtiger Meilenstein: Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen müssen ins Elektromobilitätsgesetz aufgenommen werden, so der VDA.
  12. Elektromobilität nachhaltig machen: Wir brauchen einen neuen Second Life-Markt für Antriebsbatterien, die nach ihrem Einsatz in Fahrzeugen zur Speicherung von Energien verwendet werden können, so der VDA weiter. Hinzukommen müssen neue Rücknahme- und Recycling-Strukturen, um die Importabhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. Dazu brauche es einen Exportstopp von gebrauchten Antriebsbatterien und ein Programm für den Aufbau der Second-Life-Struktur in Deutschland und Europa.
  13. Forschung, Entwicklung und mehr Qualifizierung: Viele Unternehmen in der Automobilindustrie und besonders bei den Zulieferern müssen die Produktion umstellen und die Belegschaften neu qualifizieren. Dies geht mit erheblichen Konsequenzen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einher. Hier braucht es – neben den großen Anstrengungen der betroffenen Unternehmen – Förderprogramme der Bundesregierung für Entwicklung und Qualifizierung.
  14. E-Autos zu Stromspeichern machen: Die Antriebsbatterien von E-Autos können als Speicher für das Stromnetz dienen. Hierfür müssen rasch die entsprechenden rechtlichen Vorgaben und finanzielle Anreize für die E-Autobesitzer definiert werden, so der VDA. Damit können E-Autobesitzer sich netzdienlich verhalten und davon profitieren.
  15. Jahresbericht zur E-Mobilität: Die Aufgaben für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Förderprogramme sind verteilt auf mehrere Bundesministerien, die Länder und Kommunen und die Europäische Union. Die Bundesregierung sollte ab 2022 der Öffentlichkeit jährlich einen Bericht zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland, den Förderprogrammen und dem Stand der Zielerreichung in allen weiteren Handlungsfeldern vorlegen. Gleiches sollte die EU-Kommission für ganz Europa tun.

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 07.06.2021

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Jürgen Baumann:

Hey, warum macht ihr das nicht selber? Sogar kleine Startups aus Kalifornien können das … !

Peter Bigge von Berlin:

Ist die Disruption beim VDA angekommen?
Bis auf die Förderung von CO2-armen Fahrzeugen kann den restlichen Punkten nur zugestimmt werden.
Das Fähnchen des VDA richtet sich nach den Windverhältnissen

Ähnliche Artikel

Cover Image for Genesis Electrified G80 im Test: Unterwegs im Chauffeur-Modus

Genesis Electrified G80 im Test: Unterwegs im Chauffeur-Modus

Daniel Krenzer  —  

Hinten rechts reist es sich in einer E-Limousine wie dem G80 am besten, doch auch auf dem Fahrersitz lässt es sich bis auf wenige Einschränkungen gut aushalten.

Cover Image for Diese 7 deutschen E-Autos haben ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis

Diese 7 deutschen E-Autos haben ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis

Daniel Krenzer  —  

Deutsche Elektroautos sind nicht unbedingt die günstigsten. Dennoch gibt es einige Modelle, die ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis bieten.

Cover Image for Warum Niedersachsens Polizei lieber Audi fährt – und was das über VW verrät

Warum Niedersachsens Polizei lieber Audi fährt – und was das über VW verrät

Sebastian Henßler  —  

Niedersachsen bestellt bei Audi statt bei VW – und sendet damit ein zwiespältiges Signal. Warum der Auftrag mehr über den Konzern als das Land verrät.

Cover Image for Gezielt statt mit der Gießkanne: Verbände fordern sozial gerechte Förderung der E-Mobilität

Gezielt statt mit der Gießkanne: Verbände fordern sozial gerechte Förderung der E-Mobilität

Michael Neißendorfer  —  

Die Klima Allianz Deutschland appelliert an die Politik, die neue E-Auto-Förderung gezielt auf Menschen mit niedrigen Einkommen auszurichten.

Cover Image for Das „Deutsche Auto des Jahres“ wird nicht aus Deutschland kommen

Das „Deutsche Auto des Jahres“ wird nicht aus Deutschland kommen

Michael Neißendorfer  —  

Das deutsche Auto des Jahres wird nicht aus Deutschland kommen, aber wahrscheinlich ein E-Auto sein: Vier der fünf Finalisten fahren rein elektrisch.

Cover Image for Kia verdreifacht Elektroauto-Produktion in Europa

Kia verdreifacht Elektroauto-Produktion in Europa

Sebastian Henßler  —  

Kia plant in der Slowakei eine massive Ausweitung der Elektroauto-Produktion. Bis 2027 sollen EV2 und EV4 jeweils rund 100.000 Mal pro Jahr gebaut werden.