US-Steuergutschrift für Elektroautos auf der Kippe

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Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 4 min

In den USA könnte die Steuergutschrift für Elektroautos in Höhe von umgerechnet knapp 6450 Euro schon in 180 Tagen auslaufen. Grund dafür ist ein neuer Gesetzentwurf im US-Senat, der mit der Verabschiedung zu einer sechsmonatigen Auslaufzeit führen würde.

Mit der Steuergutschrift, die unter dem damaligen US-Präsident Joe Biden verabschiedet wurde, sollten Kaufanreize für Elektroautos geschafft werden. Mit den niedrigeren Kaufpreisen sollte die Technologie Einzug auf den Straßen finden, während parallel dazu der Ausbau der Ladeinfrastruktur vorangetrieben wird. Zugleich würden Autohersteller einen Anreiz erhalten, um den Anschluss im globalen Wettbewerb nicht zu verlieren. Wie andere Maßnahmen von Biden auch, die Trump bereits rückgängig gemacht hat, scheint auch diese Förderung in dieser Legislaturperiode auszulaufen.

Sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat, die beide derzeit mehrheitlich republikanisch besetzt sind, arbeiten an einer Abschaffung der Steuergutschrift für Elektroautos. Der Gesetzentwurf mit fast 550 Seiten, der aktuell im Senat kursiert, würde nicht nur die Förderung für neue Elektroautos in Höhe von umgerechnet knapp 6450 Euro streichen, sondern auch die Gutschrift für gebrauchte Elektroautos in Höhe von umgerechnet ca. 3440 Euro. Zudem würden mit diesem Gesetz weitere staatliche Förderungen auslaufen, wie beispielsweise für das Betanken von Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen, für saubere Energie in Wohngebäuden sowie für energieeffiziente Geschäftsgebäude.

Dabei ist vorgesehen, dass die Förderungen für Elektroautos 180 Tage nach der Unterzeichnung des Gesetzes auslaufen. Zudem würde eine weiterer Anwendungsfall sofort beendet werden, bei dem Autohersteller die Steuergutschrift auf Kund:innen anwenden, die ansonsten nicht förderfähige Fahrzeuge leasen.

Der Kaufpreis für Elektroautos würde mit diesem Vorschlag des Senats also steigen. Zugleich sieht der Gesetzentwurf vor, dass Verbraucher:innen mit bestimmten Einkommens- und Kaufkriterien die Zinsen für ihren Autokredit absetzen können. Bei einem Kredit von 49.000 Euro und einem Zinssatz von 5 Prozent würde das bei einem Zeitraum von 60 Monaten sogar mehr ausmachen, als die derzeitige Steuergutschrift. Zugleich dürfte der gestiegene Kaufpreis eine Abschreckung für viele Kund:innen darstellen.

Parallel zu diesem Entwurf hat auch das Repräsentantenhaus einen Gesetzesentwurf eingebracht, der die Steuergutschrift für Elektroautos Ende 2025 auslaufen lassen würde. Einzig für Autohersteller, die noch keine 200.000 Elektroautos verkauft haben, würde die Steuergutschrift bis Ende 2026 verlängert werden. Zudem geht dieser Gesetzentwurf im Vergleich zur Senatsversion noch einen Schritt weiter mit einer jährlichen Gebühr für Elektroautos von umgerechnet 215 Euro.

Rückschritt für Elektrifizierung des US-Verkehrs?

Wenn die Steuergutschriften wirklich auslaufen, dürfte sich die Elektrifizierung des Verkehrs in den USA verlangsamen, denn obwohl Hersteller Fortschritte bei der Technologie machen und gleichzeitig bezahlbarere, elektrische Modelle auf den Markt bringen, sind die Verkaufspreise mit traditionellen Verbrennern noch nicht auf einem Level. Der durchschnittliche Preis eines Elektroautos liegt in den USA mit über 47.000 Euro noch fast 12 Prozent darüber.

Torschlusspanik beim Kauf von Elektroautos

In Kombination mit den erhöhten Importzöllen auf Elektroautos verbreitet sich in den USA eine Art Torschlusspanik. Zwar hat Donald Trump Handelsabkommen mit anderen Ländern versprochen, jedoch nimmt das Angebot in den USA an importierten Autos stark ab. Mit der Nachfrage an dem verringerten Angebot steigt auch der Preis. Das betrifft sowohl das Neu- als auch das Gebrauchtwagensegment.

Laut einer Umfrage im Juni von Cars.com gaben mit 52 Prozent mehr als die Hälfte der Neuwagenkäufer:innen an, Druck beim Autokauf zu verspüren und Autos früher kaufen zu wollen, als sie es sonst getan hätten. Wegen der anstehenden Preiserhöhungen durch steigende Zölle kaufen also mehr und mehr Amerikaner:innen überstürzt neue Autos. Weitere 7 Prozent gaben an, dass sie einen schnelleren Kauf in Erwägung ziehen, ohne überstürzt handeln zu wollen, während 19 Prozent sagten, dass sie ihren Kauf aufschieben. Sie wollen sehen, wie sich die Zölle auf die Fahrzeugpreise auswirken. Lediglich 22 Prozent der Käufer:innen gaben an, dass die Zölle keinen Einfluss auf ihre Überlegungen haben.

Es ist allerdings kaum davon auszugehen, dass die Preise von Elektroautos in den USA günstiger werden. Selbst wenn die Produktion von US- sowie internationalen Herstellern in die USA verschoben wird, wie es die aktuelle Zollpolitik für die Automobilindustrie nahelegt, ist die Produktion in den USA teurer. Einer Studie zufolge koste ein in den USA montiertes Fahrzeug im Durchschnitt knapp 45.860 Euro. An zweiter Stelle steht China mit 43.550 Euro, gefolgt von Kanada mit 39.940 Euro und schließlich Mexiko mit 36.040 Euro. Die durchschnittlichen Kosten bei Autos anderer Märkte lägen bei 42.620 Euro.

Quelle: Inside EVs – The EV Tax Credit Could Be Dead In Just 180 Days / Gesetzentwurf des US-Senats (S. 264 – 266)

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.
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Daniel W.:

Solange Populisten in der Politik mit der Fossil-Lobby verbandelt sind, haben es E-Autos sehr schwer.

Ich hoffe nur, dass Trumps Verbrenner-Träume nicht in der EU Schule machen, sonst können wir den Klimaschutz vergessen.

Dann blieben nur noch zunehmende Klimakatastrophen mit horrenden Schadensummen, die letztendlich Wirtschaft und Bürger in den Ruin treiben würden.

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