Tevvas 7,5-Tonnen-E-LKW darf in Serienproduktion gehen

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Tevva

Felix Katz
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  —  Lesedauer 4 min

Der britische Hersteller von Elektro-Lkw, Tevva, hat die behördliche Genehmigung für die Herstellung und den Verkauf seiner Fahrzeuge in großem Maßstab im Vereinigten Königreich und in Europa erhalten – eine Premiere für reine Elektrofahrzeuge dieser Größe. Doch die Briten setzen nicht nur auf den reinen E-Antrieb …

Tevva feierte Mitte Januar die Erteilung der EG-Typgenehmigung für seinen 7,5-Tonnen-Batterie-Elektro-Lkw. Damit haben die Regulierungsbehörden das Modell als konform mit den relevanten Sicherheits- und Umweltstandards eingestuft. Dies ist eine Voraussetzung für den Verkauf neuer Fahrzeugmodelle in der Europäischen Union (EU). Der E-LKW werde als Lösung für innerstädtische Strecken und für die letzte Meile auf internationalen Strecken vermarktet. Das Modell wird in der Tevva-Fabrik in Tilbury, Essex, hergestellt, wobei die Marke für die Zukunft auch neue Produktionsstandorte in anderen europäischen Ländern ins Auge fasst. Die ersten Tevva 7,5-T-Elektro-Lkw wurden bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 an gewerbliche Kunden ausgeliefert. Das erste Exemplar, das vom Band lief, wurde im September 2022 von Kinaxia Logistics gekauft, um es zunächst versuchsweise einzusetzen.

Tevvas 7,5-Tonnen-E-LKW darf in Serienproduktion gehen
Bild: Tevva

Wasserstoffantrieb als Alternative

Die erforderliche Zertifizierung wurde für die EU und das Vereinigte Königreich von der Vehicle Certification Agency (VCA) und der Swedish Transport Agency (STA) erteilt. Um die Typenzulassung für das gesamte Fahrzeug zu erhalten, wurde der Tevva-Elektro-Lkw 30 Systemtests unterzogen, einschließlich elektrischer Sicherheit und elektromagnetischer Verträglichkeit nach den neuesten Standards. Der 7,5-Tonnen-Elektro-Lkw von Tevva soll mit seiner 105-kWh-Batterie mit einer einzigen Ladung bis zu 227 Kilometer weit fahren können und eigne sich ideal für Last-Mile- und städtische Lieferflotten. Das Unternehmen gibt an, dass dieses Modell mit den vorhandenen Ladetechnologien innerhalb von fünf Stunden auf 90 Prozent dieser maximalen Reichweite aufgeladen werden kann. Außerdem wird Tevva in den kommenden Monaten seine ersten wasserstoffelektrischen 7,5-Tonnen-Lkw an Kunden ausliefern, nachdem das Modell im vergangenen Sommer auf der Road Transport Expo in Warwickshire erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Kombination eines Wasserstoff-Brennstoffzellensystems mit einer batterieelektrischen Konstruktion vergrößert die Reichweite des Fahrzeugs; dieses Modell bietet eine Reichweite von bis zu 435 km. Längerfristig will Tevva auch schwerere Wasserstoff-Lkw mit einem Gewicht von 12 und 19 Tonnen in Erwägung ziehen.

Mit der Bestätigung des ECWVTA (European Community Whole Vehicle Type Approval) rechnet Tevva in diesem Jahr mit dem Verkauf von bis zu 1.000 Elektro-Lkw, vor allem auf dem britischen Markt. Zu den Kunden der Marke gehören Travis Perkins, Expect Distribution und Royal Mail. Royal Mail strebt bis 2040 eine Netto-Null-Wertschöpfungskette an und plant, bis zum Frühjahr dieses Jahres mehr als 5.500 Elektrofahrzeuge einzusetzen sowie die Investitionen in die Ladeinfrastruktur zu erhöhen. Der Gründer und Geschäftsführer von Tevva, Asher Bennett, bezeichnete den ECWVTA als den wichtigsten Meilenstein, den das Unternehmen bisher erreicht hat. Kein anderer rein elektrischer Lkw dieser Größe hat bisher die Zulassung erhalten. Angesichts der anhaltenden Ungewissheit in Bezug auf die Herstellung von Elektroauto-Batterien in Großbritannien ist diese Nachricht sehr willkommen. Laut Onlineportal Edie habe das britische Batterie-Startup Britishvolt diese Woche in einem Schreiben an die bestehenden Investoren bestätigt, dass man Gespräche über den Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung führe, um eine nachhaltige finanzielle Zukunft für die Entwicklung seiner Gigafactory in Blyth zu sichern.

Tevvas 7,5-Tonnen-E-LKW darf in Serienproduktion gehen
Bild: Tevva

Spätestens 2040 ist Schluss mit Verbrenner-Lkw

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Lastkraftwagen in großem Maßstab zugänglich zu machen, und sind davon überzeugt, dass unsere Technologie den Verkehrssektor und die Regierungen in Europa in die Lage versetzen wird, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Indem wir sowohl Wasserstoff als auch elektrische Kraftstoffe einsetzen, können wir den Energiemix im Verkehr neu überdenken, die Belastung unseres Stromnetzes verringern und die Einführung von Elektro-Lkw beschleunigen“, so Bennett. Und weiter: „Wir machen als Unternehmen weiter und erreichen neue Meilensteine. Die Typenzulassung ist der jüngste und wichtigste Meilenstein, den wir bisher erreicht haben. Ich bin unglaublich stolz auf unser Team, das unermüdlich daran gearbeitet hat, diese Zertifizierung zu erhalten und unseren 7,5-Tonnen-Elektrotrucks in die Hände der Kunden und auf die Straßen zu bringen.“

Das Vereinigte Königreich will den Verkauf von neuen Diesel- und Benzin-Lkw mit einem Gewicht von 3,5 bis 26 Tonnen ab 2034 einstellen. Für schwerere Modelle wurde eine spätere Frist bis 2040 festgelegt. Diese Ziele, die im Rahmen des Plans zur Dekarbonisierung des Verkehrs festgelegt wurden, unterstützen das rechtlich verbindliche Netto-Null-Klimaziel des Vereinigten Königreichs für 2050. Die EU-Gesetzgeber werden derzeit von großen Flottenbetreibern gedrängt, ähnliche Ziele festzulegen. Mehr als 40 Unternehmen, die der EV100-Koalition der Climate Group angehören, haben im vergangenen Monat einen offenen Brief an die EU-Gesetzgeber unterzeichnet, in dem sie Emissionsziele für Lkw und eine Frist für die Einstellung des Verkaufs aller neuen Lkw, die nicht emissionsfrei sind, fordern. Zu den Unterstützern des Briefes gehören PepsiCo, Unilever und Henkel.

Quelle: Tevva – Pressemitteilung

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Herwig:

Indem wir sowohl Wasserstoff als auch elektrische Kraftstoffe einsetzen…“
Der Artikel befasst sich doch mit elektrischen LKW. Was sind in diesem Zusammenhang dann „elektrische Kraftstoffe“? Klingt ja nach einer eher „freien“ Übersetzung von e-fuels, und das wäre dann doch wieder nur ein Verbrenner!

Ben:

Mein Papas hat Lieferverkehr gefahren aber mitn 12Tonner, sein längster Tag, nach 30 Jahren in der Firma, waren 226km

Silverbeard:

Für den Lieferverkehr reicht es. Nachladen muß man eben dann gleichzeitigt mit dem Beladen.

Frank:

200km Reichweite aber nur Leer, keine Autobahn, Sommer, neue Batterie usw. für kleine Städte ok.

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