Tesla will Vertrieb stärker auf Flottenkunden ausrichten

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Tobias Stahl
Tobias Stahl
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In der Vergangenheit hat Tesla bei vielen deutschen Flottenkunden nicht gerade für Begeisterung gesorgt – zu lückenhaft war das Servicenetz, zu attraktiv die Rabatte der Konkurrenz, bei denen Tesla nicht mithalten wollte oder konnte. Das soll sich nun ändern: Tesla will seinen Vertrieb im zweiten Halbjahr 2025 stärker auf Flottenkunden ausrichten. Das hat der US-Autobauer nun gegenüber Electrive bestätigt.

Einem Tesla-Sprecher zufolge warte Tesla im zweiten Halbjahr 2025 „mit zahlreichen Neuheiten für Flottenkunden auf, um noch mehr Firmenkunden für Tesla und die Beschleunigung hin zu nachhaltiger Energie zu begeistern“. Demnach will Tesla künftig ein Team aus Account-Managern und Operations-Spezialisten für Firmenkunden mit Fahrzeugflotten ab 25 Fahrzeugen bereitstellen. Die regional tätigen Account-Manager sollen etwa bei der Einholung von Angeboten bei den Leasinggesellschaften unterstützen, darüber hinaus seien sie „bestens mit den spezifischen Auslieferungs- und After-Sales-Prozessen vertraut“.

Das Operations-Team soll indes „für alle operativen Fragestellungen den Großkunden“ bereitstehen, so der Unternehmenssprecher. Tesla würde Fuhrparkmanagern somit erstmals feste Ansprechpartner zur Verfügung stellen, sofern der Fuhrpark ausreichend viele Fahrzeuge umfasst.

Tesla will im zweiten Halbjahr neue Anreize für Flottenkunden setzen

Auch bei den in der Vergangenheit häufig kritisierten fehlenden Anreizen für Großkunden will der E-Auto-Hersteller offenbar an den Stellschrauben drehen: Dem Bericht zufolge will Tesla „in Zusammenarbeit mit ausgewählten Leasinggesellschaften äußerst günstige Leasingraten in verschiedenen Varianten“ anbieten. Anders als beim reinen Finanzleasing in Teslas Onlinekonfigurator soll es für Flottenkunden künftig auch Optionen wie Wartungs-, Service- oder Versicherungspakete geben. Auch „Sonderkonditionen“ für Flottenkunden soll Tesla in Aussicht gestellt haben – dafür sollen Rahmenabkommen mit den Abnehmern geschlossen werden. „Ein weiterer großer Vorteil: Die Sonderkonditionen sind nicht mehr an Auslieferungen innerhalb eines Quartals gebunden“, so der Sprecher. „Insbesondere mit dem Rahmenabkommen können Fahrzeuge zu Sonderkonditionen bestellt und bei Bedarf im Jahr 2026 ausgeliefert werden.“

Das Rahmenabkommen sei zwar frei von Verpflichtungen, allerdings hegt Tesla offenbar bestimmte Erwartungen: „Wir erwarten natürlich, dass die Fahrer im Unternehmen auf das Abkommen mit Tesla aktiv hingewiesen und unsere Fahrzeuge in der Car Policy aufgenommen werden“, zitiert Electrive den Sprecher. Das Abkommen beinhalte „eine Vielzahl an Angeboten an die Unternehmen und deren Dienstwagenberechtigten“, zu denen Erlebnistage und Testveranstaltungen beim Unternehmen vor Ort gehören sollen.

Tesla hat in den vergangenen Monaten einen drastischen Sinkflug auf dem deutschen Automarkt durchgemacht: Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete der Autobauer 8890 Neuzulassungen und somit 58,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Nun sieht es so aus, als wolle das Unternehmen um Elon Musk einen Teil der Verluste durch attraktivere Konditionen für Flottenkunden wieder wettmachen.

„Hinsetzen, 5“: Bundesverband betriebliche Mobilität hatte Tesla scharf kritisiert

Schon 2022 hatte der Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF, heute: Bundesverband betriebliche Mobilität), zu dem rund 500 Unternehmen mit Fahrzeugflotten zwischen fünf und 30.000 Fahrzeugen angehören, massive Kritik an Tesla geübt. Sein „reduziertes Vertriebs- und Service-Netz“ möge für den Hersteller wirtschaftlich sein, bei der Gewinnung und Betreuung von Flottenkunden funktioniere das aber nicht, so BVF-Geschäftsführer Axel Schäfer.

Fuhrparkmanagement sei eine komplexe Aufgabe, bei der es darum gehe, Prozessabläufe zu optimieren, um betriebliche Mobilität sicherzustellen. Der Fuhrparkverband mahnte in einer Pressemitteilung, dass das ohne einen eng verzahnten Ablauf zwischen Hersteller beziehungsweise Händler und Unternehmensfuhrpark nicht möglich ist. Tesla verhindere wegen mangelndem Service diese Möglichkeit.

„Bezogen auf die Betreuungsqualität bei Tesla würde man wohl sagen ‚Hinsetzen, 5‘. Stimmen wie ‚drei Tesla sind bestellt, leider‘ und ‚Die Abwicklung ist für Unternehmen eine Katastrophe, noch dazu, wenn man es gewohnt ist, als Großkunde behandelt zu werden.‘ bekommen wir in letzter Zeit häufiger zu hören. Das sollte Tesla zu denken geben“, so Schäfer.

Der deutsche Software-Riese SAP, ebenfalls Mitglied im Bundesverband betriebliche Mobilität, zählt zu den Unternehmen, die keine Teslas als Dienstfahrzeuge mehr erlauben. „Die Listenpreise schwanken bei Tesla stärker als bei anderen Herstellern, das erschwert die Planung und ist ein höheres Risiko für uns“, begründete Steffen Krautwasser, Flottenchef bei SAP, die Entscheidung Anfang vergangenen Jahres. Tesla hatte 2023 und 2024 mehrmals die Preise für seine Autos gesenkt, was auch den Wiederverkaufswert von Flottenfahrzeugen stärker mindert, als die Flottenmanager zunächst erwartet hatten.

Krautwasser kritisierte zudem die Lieferbedingungen, da die Fahrzeuge oft früher geliefert würden als vereinbart. „Aus Sicht von Tesla ist das nachvollziehbar, bereitet uns aber Probleme“, so Krautwasser mit Blick auf die großen Mengen an Fahrzeugen, die das Unternehmen abnimmt. Die SAP-Fahrzeugflotte umfasst insgesamt rund 29.000 Fahrzeuge. Auch die Autovermieter Sixt und Hertz hatten zuvor entschlossen, keine Tesla-Fahrzeuge mehr in ihre Flotten aufzunehmen.

Quellen: Electrive – Tesla richtet Vertrieb auf Flottenkunden aus / Bundesverband betriebliche Mobilität – Pressemitteilung vom 08.03.2022

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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