Stellantis-CEO Tavares: E-Autos nicht für die ganze Welt geeignet

Cover Image for Stellantis-CEO Tavares: E-Autos nicht für die ganze Welt geeignet
Copyright ©

Stellantis

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Im Zentrum der Diskussion um die Mobilität der Zukunft stehen elektrische Autos. Von einigen werden sie als der Schlüssel schlechthin zur Bekämpfung von Umweltproblemen angesehen. Doch nicht alle Expert:innen teilen diese Ansicht. Carlos Tavares, CEO von Stellantis, äußerte zuletzt Bedenken hinsichtlich der Universalität dieser Lösung. Mitte der Woche, beim Stellantis „Freedom of Mobility Forum“ betonte er, dass die Annahme, eine einzige Lösung könne globalen Mobilitätsbedarf decken, nicht haltbar sei. Stattdessen plädierte er für einen differenzierten Ansatz, der die Vielfalt der gesellschaftlichen Bedürfnisse weltweit berücksichtigt.

Tavares wies darauf hin, dass die derzeitigen Batterien für elektrische Autos eine bedeutende Herausforderung darstellen. Sie benötigen enorme Mengen an Rohmaterialien, was – wie auch die Förderung von Erdöl – aus umwelttechnischer Sicht bedenklich sei. Der Schlüssel zur Überwindung dieser Hürde liege in der Entwicklung neuer Chemikalien, die die Batterien leichter und effizienter machen könnten. Der Stellantis-Chef zeigte sich optimistisch, dass solche Durchbrüche innerhalb des nächsten Jahrzehnts möglich seien, was auch die Knappheit von Lithium, einem wesentlichen Bestandteil der Batterien, adressieren könnte.

Ein weiteres bedeutendes Hindernis für die globale Akzeptanz von Elektroautos sei der Zugang zu Elektrizität, insbesondere in weniger entwickelten Ländern. Roberto Schaeffer, Professor für Energieökonomie, machte deutlich, dass rund 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom haben und viele weitere nicht auf ein stabiles Stromnetz zurückgreifen können. Er argumentierte, dass Biokraftstoffe in solchen Regionen eine realistischere Lösung als elektrische Autos darstellten.

Die Debatte um Elektroautos betrifft auch alternative Technologien wie Wasserstoff, die laut Tavares aufgrund der hohen Kosten derzeit keine machbare Lösung für die Massenmobilität darstellen. Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel wurden ebenfalls als wichtige Faktoren für eine nachhaltige Mobilität hervorgehoben. Stellantis engagiert sich bereits in diesem Bereich mit Initiativen wie Free2Move, die kurzfristige Miet- und Abonnementdienste in Europa und den USA anbieten.

Trotz des Potenzials von E-Autos und alternativen Mobilitätskonzepten zeigen Umfragen, dass viele Menschen, primär in den USA, ihre Transportgewohnheiten bislang nicht ändern wollen oder können. Während jüngere Generationen offener für Veränderungen zu sein scheinen, besteht in anderen Bevölkerungsgruppen Widerstand.

Geht es nach Taveres, erfordert die Mobilität der Zukunft somit einen vielschichtigen Ansatz, der die unterschiedlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten von Gesellschaften weltweit berücksichtigt.

Quelle: Automotive News Europe – Tavares: EVs not a one-size-fits-all mobility fix

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Niko8888:

Wenn Stellantis gerne auch weiterhin Verbrenner für Entwicklungsländer bauen will kann er das ja weiterhin so tun….keine Ahnung, was er genau mit seinem Statement sagen will

Das nicht der ganze Globus von heute auf morgen auf eAutos umsteigt ist doch völlig klar und ein „no-brainer“

Daniel W.:

„… dazu ist Benzin/Diesel viel zu billig in diesen Ländern.“

—–
Internationales
Basistabelle Benzinpreis an der Zapfsäule

Ghana . . . 2016 . . . 0,92 US$ je Liter Benzinpreis an der Zapfsäule

(Quelle: destatis.de – alte Zahlen, aber Stand 21. Juli 2022)
—–
Ghana, September 2023:
Haushalte: Der Preis beträgt 0.125 USD pro kWh.
Geschäft: Der Preis beträgt 0.117 USD pro kWh.
(Quelle: de.globalpetrolprices.com)
—–

Anmerkung:
Die Benzinpreise in der langen Liste der afrikanischen Länder bei „destatis.de“ dürften knapp 1 US$ im Durchschnitt betragen.

Ein kleines Benzin-Fahrzeug dürfte etwa 3 Liter auf 100 km verbrauchen und ein kleines E-Fahrzeug etwa 8 kWh auf 100 km.

Vergleich
– – – – – – –

Benzinkosten: 0,92 US$ pro Liter und 3 Liter auf 100 km wären 2,76 US$.
Stromkosten bei 0,125 US$ pro kWh und 8 kWh auf 100 km wären 1 US$.

Strom wäre in Ghana also (gerundet) 63,6% günstiger als Benzin.

Daniel W.:

Mal ein Vergleich von Mopedautos (bis 45 km/h) mit Diesel- und E-Motor.

—–
Aixam Sensation City GTO (Diesel)
Verbrauch Gesamt (NEFZ) . . . 3,1 l/100 km
Tankinhalt 16 Liter
—–
Opel Rocks e (Elektro)
Rund 8 kWh auf 100 km (5,5 kWh Akku und 75 km Reichweite)
(Quelle für beide Fahrzeuge: adac.de)
—–

Bei Diesel liegt der Heizwert etwa bei 9,8 kWh pro Liter – bei 35% Wirkungsgrad wären es 3,43 kWh pro Liter – 20 Liter also nur 68,6 kWh.

16 Liter im Aixam (Diesel) also rund 516 km (NEFZ).
516 km im Opel Rocks e rund 41 kWh, also etwa 10 mal oder alle rund 50 km laden.

6 m² PV-Fläche sind 1kWp und erzeugen pro Jahr in Deutschland rund 800 bis 1.000 kWh.
In Ghana (Westafrika) können 6 m² PV rund 1.300 bis 1.600 kWh pro Jahr erzeugen, also rund 4 kWh pro Tag.

4 kWh Ökostrom pro Tag, das wären 50 km pro Tag mit dem Opel Rocks e oder einem vergleichbaren E-Fahrzeug.
6 m² PV passen auch auf eine Hütte in Ghana und einer Familie dürften 50 km am Tag reichen.

Kleinere E-Fahrzeuge, PV-Module und kleine Ladegeräte aus China sind in Entwicklungsländern auch für die ärmere Bevölkerung bezahlbar.

E-Fahrzeuge wären auch ein gutes Mittel gegen den starken Smog in den Städten der Entwicklungsländer durch die Verbrenner.

Pheaton:

Tja, so schaut’s aus. Das ist die selbe Meinung die ich schon länger auf dieser Platform hier vertrete.
Mal schauen.

Captain Ahab:

Du warst wohl noch nie in einem Entwicklungsland.

Im 20-Liter-Brennstoffkanister kann man 200 kWh Energie speichern und rumtransportieren; pro Arm.
2 (leere) Kanister kosten vielleicht 10 Euro. Batterien für 400 kWh kosten 20’000 Euro oder sowas in der Gegend.

Siehst du den Unterschied für ein lokales low-tech-Verteilnetz?

Captain Ahab:

Mir gefällt Tavares.
Er versteht viel, denkt selber und läuft nicht einfach nur der Herde nach.
Ich würde von jeder Firma Aktien kaufen, bei der er der Chef ist. Bei Stellantis war das bisher ein sehr gutes Geschäft.

R. D.:

800 Millionen Menschen ohne Zugang zu Strom haben wahrlich andere Probleme als ein fahrbarer Untersatz mit E-Motor. Doch auch Biokraftstoffe werden hier nicht auf offene Ohren treffen, dazu ist Benzin/Diesel viel zu billig in diesen Ländern. Also bitte zuerst die Sache bei uns regeln und dafür einstehen und nicht argumentieren andere werden es auch nicht tun.

casimir374:

Dazu gibt es ja auch schon einige Projekte, die genau das beweisen, z.B. e-Krafträder mit Wechselakkus, die man entweder zuhause mit einem einfachen Panel nachladen oder an einem Kiosk tauschen kann. Bedarfsgerecht ist hier das richtige Zauberwort nicht Bedarfsgeweckt ;-)

Gregor:

Bitte immer einzeln betrachten. Aber wenn ein Leute „keinen Zugang zu Strom haben und viele weitere nicht auf ein stabiles Stromnetz zurückgreifen können.“
Wie sollen die dann an „Biokraftstoffe in solchen Regionen eine realistischere Lösung als elektrische Autos darstellten.“

Mit PV und Akkus kann sich jede noch so abgelegene Region selbst versorgen. Und dort wird keiner nen Taycan fahren, sondern es reicht schon wenn ein Moped nicht mehr mit Treibstoff, sondern mit Strom läuft.

Wo sollen diese Regionen derzeit eigentlich ihren Sprit herbekommen?

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Neuen Klasse startet BMW ab Ende 2025 in eine neue Ära des rein elektrischen Fahrens. Eine entscheidende Komponente: die Batterien.

Cover Image for Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Michael Neißendorfer  —  

Der Ioniq 6 N soll den Erfolg des Ioniq 5 N fortsetzen und integriert Technologien aus dem Motorsport in ein alltagstaugliches E-Auto.

Cover Image for BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

Michael Neißendorfer  —  

Ohne das starke Absatzplus der elektrifizierten Fahrzeuge wäre das Minus bei BMW deutlich schmerzhafter ausgefallen.

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.