Stellantis stoppt Bau des Leapmotor T03 in Polen

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Stellantis hat Ende März die Produktion des kleinen Elektroautos Leapmotor T03 in Polen gestoppt. Im Werk Tychy werden seitdem keine Modelle dieses Typs mehr gefertigt. Der französisch-italienische Konzern bestätigte den Schritt, ohne konkrete Gründe zu nennen. Gleichzeitig ließ das Unternehmen verlauten, dass man weiterhin den Markteintritt von Leapmotor in Europa verfolge und derzeit verschiedene Produktionsmöglichkeiten prüfe, wie wir berichten konnten.

Bereits im Vorfeld hatte die französische Zeitung Les Echos über den Produktionsstopp berichtet. Von Seiten Leapmotor gab ein Sprecher gegenüber Elektroauto-News zu verstehen: „Stellantis bestätigt, dass die Montage des Leapmotor T03 im polnischen Werk Tychy seit dem 30. März eingestellt wird. Das Unternehmen ist weiterhin voll und ganz mit der Markteinführung von Leapmotor-Fahrzeugen in Europa beschäftigt und prüft derzeit unterschiedliche alternative Optionen der Produktion.“

Aus Kreisen, die mit der Situation vertraut sind, heißt es jedoch, dass keine Wiederaufnahme der T03-Fertigung in Europa geplant sei. Vielmehr wolle man sich auf neue Modelle konzentrieren, die ab 2026 außerhalb Chinas entstehen sollen. Dazu zählt insbesondere eine überarbeitete A-Serie, die den T03 ablösen könnte.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Stellantis und Leapmotor einen früher geplanten Ausbau des Produktionsprogramms in Polen gestrichen. Geplant war dort die Herstellung eines zweiten E-Autos – des Leapmotor B10, eines elektrischen Crossover-Modells. Doch dieser Plan wurde verworfen. Der Hintergrund war laut Insidern ein politischer Impuls aus China: Die Regierung in Peking habe ihre Autohersteller aufgefordert, Investitionen in bestimmten europäischen Ländern vorerst zurückzustellen.

Im Fokus standen dabei Staaten, die sich offen für zusätzliche EU-Zölle auf chinesische E-Autos gezeigt hatten – darunter auch Polen. Im Gegensatz dazu hatte Spanien bei dieser Frage keine klare Position bezogen. Das hat nun direkte Auswirkungen: Spanien wird aktuell als möglicher Standort für die künftige Produktion des Leapmotor B10 gehandelt. Eine Entscheidung darüber steht noch aus, scheint aber wahrscheinlicher zu werden.

Mit dem Rückzug aus dem Werk in Polen steht das erste konkrete Modell dieser Kooperation jetzt auf dem Prüfstand. Der T03 war ein kompakter Stromer für die Stadt und sollte als Einstiegsmodell dienen. Geringe Produktionskosten und ein einfacher Aufbau hatten ihn für den europäischen Markt zunächst attraktiv gemacht. Doch nun scheinen sich die Prioritäten zu verschieben.

Es ist unklar, ob Stellantis künftig weiterhin auf Fahrzeuge dieses Segments setzen wird. Denkbar ist, dass neue Modelle mit besserer Ausstattung oder größerer Reichweite entwickelt werden. Die Produktion dieser neuen Generation soll außerhalb Chinas erfolgen. Ob das auch innerhalb Europas geschieht, bleibt offen. Mit dem Strategiewechsel reagiert Stellantis möglicherweise auf politische Spannungen zwischen der EU und China, die sich unter anderem um Zölle und Marktverzerrung drehen. Gleichzeitig könnte man damit versuchen, die Kontrolle über Qualität und Kosten besser in der Hand zu behalten.

Die Entwicklung zeigt, wie stark politische Entscheidungen und wirtschaftliche Interessen ineinandergreifen. Auch wenn keine endgültigen Aussagen getroffen wurden, ist klar, dass Stellantis und Leapmotor ihre Pläne überdenken und an veränderte Rahmenbedingungen anpassen. Ob und wann neue Leapmotor-Modelle in Europa vom Band laufen, hängt nicht nur vom Markt, sondern auch von geopolitischen Überlegungen ab.

Quelle: Reuters – Stellantis stops making Leapmotor EV in Poland, eyes other options

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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egon_meier:

Tja … wenn sie ihren eigenen Unternehmen Schaden zufügen wollen, dann soll sie das mal ruhig tun.
Ob in China ein Sack Reis, auf einer bundesdeutschen Baustelle ein Schippe umfällt oder ob ein chinesischer Konzern hier nicht baut … das kann uns recht egal sein.
Wege solch ein paar Kisten macht sich keine europäische Regierung zum Affen.

Talis:

Trotzdem kann die chinesische Regierung versuchen, über die Steuerung von Investitionen Druck aufzubauen.

Philipp:

Der T03 wäre nicht von den Zöllen betroffen gewesen, weil er in Europa gefertigt wird.

Garafon:

Da Polen für die Zölle gestimmt hat bekommen sie nun die Rechnung. Richtig so. Wer nicht global denken kann bleibt in seinem kleinen Kreis gefangen. Den Amis wird ihre Politik am Ende auch selbst am meisten schaden.

Spiritogre:

Oder, neben dem Dacia Spring ist einfach kein Platz am Markt für Billo-Elektroautos mit so extrem niedriger Reichweite…

Philipp:

Die aktuelle Zollentwicklung durch den kognitiv Beeinträchtigten im Oval Office ist doch viel zu neu und niemand ahnt heute, was der Wirre in den nächsten Tagen noch alles verbockt. Auch die Situation mit EU-Zöllen sind nun nicht anders als vor ein paar Monaten.

Mit den Zeiten, die ein größeres Unternehmen für Entscheidungen braucht, muss man ein paar Tage früher schauen. Und da ist die Entwicklung bei den Flottenzielen zu suchen. Wenn Stellantis auch die Flottenziele verschieben darf, dann braucht es aktuell den T03 nicht.

Der T03 versaut einfach nur die Preise, öffnet den Markt für eine chinesische Marke und passt nicht ins Portfolio eines Konzerns, der eh schon viel zu viele Marken hat.

Den T03 hätte es nur wegen der Flottenziele gegeben und braucht es jetzt nicht mehr in diesem Jahr, weil die Flottenziele verwässert wurden.

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