Seat will ab 2025 jährlich 500.000 günstige E-Autos produzieren

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Seat

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 6 min

Die spanische VW-Marke Seat hat auf seiner Jahrespressekonferenz sein erstes urbanes Elektroauto angekündigt. Den Citystromer, bislang nur als Silhouette vorgestellt, bezeichnet der Hersteller als wichtigsten Treiber seiner ehrgeizigen Unternehmensstrategie „Future Fast Forward“. Mit dem neuen, etwa 20.000 bis 25.000 Euro teuren E-Auto, das im Jahr 2025 eingeführt werden soll, will Seat die Elektrifizierung der Automobilindustrie in seinem Heimatland Spanien anführen. So will das Unternehmen die Elektromobilität massentauglich machen und die Ziele des europäischen Klimaabkommens Green Deal erreichen.

Seat betont, nicht nur Elektroautos produzieren, sondern auch deren Entwicklung für den Volkswagen Konzern leiten zu wollen. „Wir planen hierfür die Umgestaltung unseres Technischen Zentrums, welches in Südeuropa einzigartig ist und für die gesamte Region eine wichtige Forschungs- und Entwicklungsstätte darstellt“, sagt Seats Vorstandsvorsitzender Wayne Griffiths. „Wir sehen es als Teil unserer Verantwortung, Spanien zu elektrifizieren. Vor 70 Jahren hat Seat dieses Land mobil gemacht, jetzt machen wir Spanien elektrisch mobil.“

„Wir wollen ab 2025 Elektrofahrzeuge in Spanien herstellen. Unser Ziel ist es, in Martorell mehr als 500.000 urbane Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren – auch für den Volkswagen Konzern. Dafür benötigen wir aber ein klares Bekenntnis der Europäischen Kommission.“ – Wayne Griffiths, Vorstandsvorsitzender Seat

Bezogen auf das angepeilte Volumen von jährlich mehr als einer halben Million ist der Bau des urbanen Elektroautos ein Großprojekt – und wäre für Seat ein wichtiger Meilenstein beim Thema Nachhaltigkeit und im Kampf gegen den Klimawandel. Das neue Fahrzeug soll zur treibenden Kraft für den technologischen Wandel in der spanischen Automobilindustrie werden.

Für diesen Plan haben wir die richtigen Partner an Bord und sind bereit, alle nötigen Investitionen zu tätigen. Dieses Projekt soll die Transformation der spanischen Automobilindustrie vorantreiben. Damit der Volkswagen Konzern die endgültige Entscheidung über die Umsetzung dieses landesweiten und branchenübergreifenden Vorhabens treffen kann, bedarf es nur noch der Unterstützung durch die spanische Regierung und die EU-Kommission“, betonte Griffiths.

Spanien ist unter den europäischen Ländern der zweitgrößte Automobilproduzent und trägt somit eine große Verantwortung für das Erreichen der Ziele des europäischen Green Deals bis 2030. Für das Projekt sieht Seat drei wesentliche Punkte vor: die Herstellung eines Ökosystems für Elektroautos, die Steigerung der Nachfrage und der flächendeckende Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur. Im dritten Schritt soll die Wertschöpfungskette für Elektroautos möglichst lokal gestaltet werden – angefangen mit dem Ökosystem für die Batterien.

„Future Fast Forward“ soll ferner dazu beitragen, dringend benötigte Arbeitsplätze zu schaffen – vor allem für junge Menschen. Neben Seat sind auch Regierungen, Technologiezentren sowie mehr als ein Dutzend große, mittelständische und kleine Unternehmen an dem Projekt beteiligt.

Cupra Tavascan für 2024 bestätigt

Auf der Jahrespressekonferenz gab Seat-Chef Griffiths auch die für 2024 geplante Einführung des Cupra Tavascan bekannt. Nach dem Born, der bereits Ende 2021 erhältlich sein wird, wird der sportliche Elektro-Crossover das zweite rein elektrische Modell von Cupra sein. „Basierend auf der MEB-Plattform des Volkswagen Konzerns wird er in Barcelona entworfen und entwickelt, und kommt 2024 in Europa und in Übersee auf den Markt“, erklärte Griffiths.

Cupra-Tavascan-Elektroauto
Seat

Die eigenständige Marke Cupra werde für die Umsatzsteigerung von Seat in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen, wie das Unternehmen mitteilt. 2020 hatte Cupra bereits beachtliche 900 Millionen Euro Umsatz erzielt. Prognosen zufolge werde sich der Absatz von Cupra Fahrzeugen in diesem Jahr verdoppeln; der mit diesen Fahrzeugen erzielte Umsatz soll sich im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr als verdoppeln. Der anteilige Umsatz von Cupra am Gesamtergebnis von Seat soll dadurch von fünf auf zehn Prozent steigen.

Cupra will seinen Erfolgskurs auch international fortsetzen und plant neben neuen Aktivitäten in den am stärksten elektrifizierten Ländern der Welt auch die Erschließung neuer Märkte. Für das Jahr 2022 bereitet die Marke bereits die Aufnahme ihrer Geschäftsaktivitäten in Australien vor – ein wichtiger Schritt, um die Expansion im asiatisch-pazifischen Raum voranzutreiben.

Ziel für 2021: Rückkehr zur Profitabilität

Die anhaltende Corona-Krise hat bei Seat den positiven Trend der letzten Jahre vorübergehend gebremst und die Unternehmensergebnisse im Jahr 2020 erheblich beeinflusst. Insgesamt erzielte das Unternehmen ein operatives Ergebnis von – 418 Millionen Euro (2019: 352 Millionen Euro) und einen Gewinn nach Steuern von – 194 Millionen Euro (2019: 346 Millionen Euro).

Diese Ergebnisse spiegeln den allgemeinen Trend in der Automobilbranche wider. Auch kommen sie nicht unerwartet, da die wichtigsten Märkte von Seat wie Spanien, Großbritannien und Italien zu den Ländern gehören, die von der globalen Pandemie am schwersten getroffen wurden. Mit der Lockerung der coronabedingten Einschränkungen sind auch die Verkaufszahlen von Seat wieder gestiegen. Mit 427.000 verkauften Fahrzeugen lag das Ergebnis am Ende des Jahres 2020 dennoch 25,6 Prozent unter dem des Vorjahres (2019: 574.100 Fahrzeuge).

Der Rückgang des Absatzes im Jahr 2020 schlägt sich auch in einem geringeren Umsatz nieder: Mit 8,8 Milliarden Euro liegt das Jahresergebnis etwa 21 Prozent unter dem des Vorjahres (2019: 11,2 Milliarden Euro). Einen negativen Einfluss auf das operative Ergebnis hatten zudem die emissionsbedingten Aufwendungen in Höhe von mehr als 260 Millionen Euro. Carsten Isensee, Seats Vorstand für Finanzen und IT, erklärte hierzu, dass neben Corona auch die neuen CO2-Emissionsziele der EU eine große Herausforderung gewesen seien. Erst gegen Ende 2020 hätten die elektrifizierten Seat und Cupra Modelle in diesem Bereich für Auftrieb gesorgt. „In diesem Jahr rechnen wir durch die Markteinführung des Cupra Formentor e-Hybrid und des Cupra Born damit, die Emissionsziele für 2021 zu erreichen“, so Isensee.

Cupra-Elektroauto-el-Born
Seat

Die Leistung von Cupra im Jahr 2020 sei mit 27.400 verkauften Fahrzeugen bemerkenswert ausgefallen: Gegenüber dem Jahr 2019 erreichte die Marke ein zweistelliges Wachstum von elf Prozent – und war somit eine von sehr wenigen Marken, die selbst während der Corona-Krise in Europa gewachsen sind. Seit der Gründung als eigenständige Marke im Jahr 2018 hat Cupra mehr als 70.000 Fahrzeuge verkauft und habe damit alle anfänglichen Erwartungen übertroffen, wie der Hersteller mitteilt.

Für das Jahr 2020 konnten trotz allem auch positive Ergebnisse verkündet werden: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Wirtschaftsgüter (EBITDA) belief sich auf 157 Millionen Euro, bei einer Marge von 1,8 Prozent. „Diese Zahlen belegen, dass unser Geschäft stabil ist – trotz des Ergebnisses im Jahr 2020. Unser Unternehmen steht auf einem guten Fundament, mit dem wir in der Lage sein werden, wieder an die positiven Zahlen der vergangenen Jahre anzuknüpfen“, betont Finanzvorstand Isensee.

Stetige Investitionen in E-Mobilität und Digitalisierung

Ungeachtet aller Herausforderungen habe Seat seine Investitionsniveau der letzten Jahre beibehalten; in Summe belaufen sich die Investitionen sowie die Ausgaben für Forschung & Entwicklung im Jahr 2020 auf mehr als eine Milliarde Euro. Somit hat das Unternehmen zum dritten Jahr in Folge mehr als eine Milliarde Euro investiert. Auch für die kommenden Jahre soll dieses Niveau gehalten werden: Im vergangenen Juli hatte Seat dazu einen Investitionsplan in Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 vorgelegt.

Quelle: Seat – Pressemitteilung vom 22.03.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Josef:

Hallo Peter Pester!

  1. Ich habe über Bestellanträge bei Bafa und get#tigte Auslieferungen bei KBA geschrieben. Es wird sich niemand bei Kaufwille die Pämie entgehen lassen.!
  2. Leasen oder kaufen scheint mir nicht entscheidend, sondern eine Kaufmodalität.
  3. Es gibt genügend neue E-Modelle meiner Überzeugung nach zur Auswahl.
  4. Auch bei der Grössenwahl gibt es genug Alternativen.

Ich glaube, Peter, deine Anmerkungen treffen nicht „des Pudels Kern“. Es scheint mir bei den Bestellanträgen bei BaFa eine Abflachung zu geben.Kommende Wochen mösste es die neuen Zahlen von KBA + Bafa geben. Mal sehen ob mein Eindruck stimmt.
Des Pudels Kern für eine Bestellung der Privaten dürfte sein:
Will ich mein Leben mit dem neuen EV wirklich neu gestallten, indem ich nicht
mehr 1x pro Woche zum Tanken fahre, es nach 5 Minuten erledigt habe und dann wieder 7 Tage Ruhe bei dieser Thematik habe oder bin ich bereit, beim Tanken statt loszufahren ein Nickerchen zu machen? Und das vieleicht mehrfach die Woche? (ausser bei Eigenheimbesitzern)
Es geht also um die Frage der Änderung des eigenen Lebensstiles!!!

Heiko:

sicher nicht. der Konzern braucht seine Stufung. Ein Cupra Ibiza wäre dann so teuer wie ein Polo, oder noch teurer? das funzt so nicht. und gerade für Länder wie Spanien ist ein schlicht gehaltener Ibiza wichtig. Er mobilisiert die Massen.

Peter Pester:

Es ist eine schwierige Situation, die es den Kaufinteressierten nicht gerade leicht macht, zum Kauf zu schreiten:

  • Natürlich die aktuelle Pandemie mit teils geschlossenen Autohäusern vor allem
  • Die Frage: Wie bisher (privat) kaufen oder vielleicht doch erstmals leasen?
  • Viele neue Modelle und Hersteller am Kommen: Hyundai und Kia mit ihren BEV etwa, die weiteren aus dem VW-Konzern usw.: Erst mal abwarten?
  • Auf die künftigen „Kleinen“ warten, also VW ID.2, Renault R5 usw. usf.? Wenn man insbesondere einen Zweit- oder „Stadt“wagen ins Auge fasst.

Ich bin sicher, dass vieles davon und weiteres eine Kaufzurückhaltung bewirkt. Bei mir auch, bin 2020 dann von ID.3 First Liste wieder zurückgetreten und schau mir den Markt erst mal 2-3 Jahre weiter an.

Josef:

Der Golf E soll doch vom ID3 abgelöst werden. Wieviel ID3 werden denn inzwischen mehr bestellt oder/und verkauft als der Golf??? Laut KBA wurden im Februar insgesamt ca 18000 BEV verkauft.Januar waren es ca. 16000. Wenn ich 50% Private annehme, sind dies in 2 Monaten 17000.Wieviel von den 17000 dürften ID3 gewesen sein? Hat jemand evtl. die Zahl?

Carl Falter:

Ich habe auch durchaus meine Bedenken, ob 330.000 BEV ab 2022 jährlich aus Zwickau wirklich so einfach ihre Käufer finden werden.
Ich wünsche es dem Konzern und drücke die Daumen.

MrX:

Wo steht SEAT einstampfen? Cupra soll eine eigene Marke sein. Das heißt nicht, dass es Seat nicht mehr geben soll.

Josef:

Bin gespannt, ob sich in Zukunft so viele verkaufen lassen, zumal von Februar auf März
bei Bafa für BEV lediglich 18000 Anträge dazugekommen sind, wovon wohl nur die Hälfte Private
sein dürften.Aber vielleicht habe ich etwas falsch interpretiert?

Robert:

Stimmt offentsichtlich wird hier auch herumgeeiert wie unsere regierung

KaiGo:

Wollte VW nicht die Marke Seat einstampfen und mehr oder weniger in Cupra übergehen lassen?

Robert:

ich hoffe doch das Seat ihre Pläne noch deutlich vorziehen 2025 ist schon reichlich spät

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