PwC-Umfrage: 80 Prozent der Deutschen bereitet der Klimawandel Sorgen

Cover Image for PwC-Umfrage: 80 Prozent der Deutschen bereitet der Klimawandel Sorgen
Copyright ©

Holli / Shutterstock / 1340782703

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Wenn alle Menschen weltweit so leben würden wie in Deutschland, wären die natürlichen Ressourcen unseres Planeten für das Jahr 2024 bereits aufgebraucht. An dieses Ungleichgewicht erinnert der „Earth Overshoot Day“, der Erdüberlastungstag, der in Deutschland in diesem Jahr auf den 2. Mai fiel. Ein wichtiger Stellhebel, um dem übermäßigen Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken, sind Einkauf und Konsum. Und hier scheint bei deutschen Verbraucher:innen ein Umdenken stattzufinden: Sie konsumieren nachhaltiger, klimafreundlicher und damit auch gesünder.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Voice of the Consumer 2024“, für die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zwei Mal jährlich rund 20.000 Menschen in 31 Ländern befragt, darunter mehr als 1000 Konsument:innen aus Deutschland.

Winter ohne Schnee und Frost, heiße und trockene Sommer, Starkregen und Überflutungen: Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind auch bei uns deutlich spürbar. Immer mehr Menschen sind besorgt und möchten dem Klimawandel entgegenwirken, indem sie beim Einkauf bewusst auf Nachhaltigkeitskriterien achten und weniger tierische Produkte konsumieren“, fasst Dr. Christian Wulff, Consumer Markets Leader bei PwC Deutschland und EMEA, die Ergebnisse zusammen.

Jede:r Fünfte setzt sich täglich mit dem Klimawandel auseinander

Laut Umfrage bereitet der Klimawandel 80 Prozent der deutschen Konsument:innen Sorgen. Jede:r Fünfte kämpft sogar täglich mit entsprechenden Sorgen und Ängsten. Das liege auch daran, dass die Menschen die Auswirkungen immer stärker spüren, so PwC: Drei Viertel der Befragten geben an, dass sie die Folgen des Klimawandels in den vergangenen zwölf Monaten in ihrem täglichen Leben bemerkt haben.

Um einen Beitrag zu leisten und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern, kaufen viele Menschen deshalb überlegter ein: Rund vier von zehn Befragten reduzieren ihren Gesamtverbrauch oder kaufen verstärkt nachhaltige Ware mit einer geringeren Klimabelastung wie Secondhand-Artikel oder Produkte aus recycelten Materialien.

Weniger Fleisch und Milchprodukte, mehr Obst und Gemüse

Ein beträchtlicher Anteil der Verbraucher:innen passt zudem die Ernährung an, um das Klima zu schonen: So geben 35 Prozent an, dass sie in den vergangenen sechs Monaten weniger rotes Fleisch gegessen haben. 22 Prozent haben in diesem Zeitraum weniger Milchprodukte verzehrt. Im Gegenzug ist pflanzliche Ernährung im Aufwind: 40 Prozent greifen deutlich häufiger zu frischem Obst und Gemüse. 28 Prozent konsumieren mehr Bohnen und Hülsenfrüchte, die als deutlich klimafreundlicher gelten als Fleisch.

Diese Ergebnisse decken sich mit aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Demnach erreichte der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 mit 51,6 Kilogramm einen historischen Tiefstand.

Jede:r Zweite befürwortet unabhängige Nachhaltigkeitskennzeichnung

Um Kriterien der Nachhaltigkeit beim Gang in den Supermarkt angemessen berücksichtigen zu können, hält jede:r Zweite eine unabhängige Nachhaltigkeitskennzeichnung auf der Lebensmittelverpackung für nützlich. Aber nicht nur im Bereich Lebensmittel haben die Nachhaltigkeitspraktiken der Unternehmen großen Einfluss darauf, ob die Konsument:innen ihre Produkte kaufen: 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie eher Produkte einer Marke kaufen würden, die sich für Abfallreduzierung und Recycling einsetzt.

Zu den Nachhaltigkeitsfaktoren, die einen besonders großen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben, zählt der Wunsch, lokale Produzenten oder Läden zu unterstützen (56 Prozent). Auch die Verpackung der Produkte spielt für jede:n Zweiten eine Rolle. Konsument:innen sind grundsätzlich bereit, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Im Schnitt dürfe der Aufpreis bei neun Prozent liegen, so PwC.

„Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes Kaufkriterium“

Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes Kaufkriterium, steht jedoch im Spannungsfeld mit den inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten“, sagt Emanuel Chibesakunda, Partner im Bereich Sustainability Services bei PwC Deutschland. Mit einer einfachen Maßnahme könne der Lebensmitteleinzelhandel den Inflationssorgen der Verbraucher:innen und der Verschwendung von Lebensmitteln gleichermaßen entgegenwirken: Indem er den Preis für bald ablaufende Artikel konsequent reduziert. Laut Umfrage wären 70 Prozent bereit, diese Produkte zu kaufen – sofern es einen Anreiz dafür gibt.

Händler haben zudem die Chance, nachhaltige Kaufentscheidungen positiv zu beeinflussen, indem sie ihr Sortiment gezielt anpassen und entsprechende Produktvarianten noch stärker in den Fokus rücken“, so Chibesakunda weiter. Eine große Rolle spielt aus Sicht des PwC-Experten eine vertrauensbildende Markenkommunikation, die beispielsweise über Eco-Labeling-Formate für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit in der Lieferkette sorge und konsequent das eigene Nachhaltigkeits-Zielbild kommuniziere – zugleich aber auch ehrlich Auskunft darüber gebe, inwiefern die eigenen Ambitionen bereits erreicht wurden.

Dabei sollte es jedoch nicht nur um Klimaschutz in der Produktion gehen, sondern auch darum, was ein Einzelhändler oder Hersteller tut, um die Abfallmenge zu reduzieren oder die Gewässer zu schützen“, so der PwC-Experte. Es sei darüber hinaus sinnvoll, die Kund:innen über die sozialen Medien in den Produktentstehungsprozess einzubinden, um regulatorische Anforderungen und Kundenbedürfnisse gleichermaßen zu berücksichtigen.

Steigender Druck durch strengere regulatorische Vorgaben

Es sind nicht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Maßstäbe für den Handel und die Konsumgüterindustrie setzen und die Unternehmen zu umweltbewusstem Handeln animieren, sondern auch immer strengere Gesetze: Dazu zählt insbesondere die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), die seit Anfang 2023 in Kraft ist und die Berichtspflichten rund um nicht-finanzielle Faktoren deutlich ausweitet.

Weitere regulatorische Vorgaben auf EU-Ebene folgen, etwa die Ökodesign-Verordnung (ESPR), die produktspezifische Anforderungen und Vorschriften umfasst, um Produkte langlebiger zu gestalten, sowie die EU Green Claims Directive (EGCD), die Greenwashing entgegenwirken soll.

Quelle: PwC – Pressemitteilung vom 02.05.2024

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Tom 1:

Alleine wenn ,,Jeder,, der kann eine Ballonanlage installiert,bringt das einen doppelten Nutzen,selbst das bekommen Wir doch nicht hin.!
In meiner Kleinstadt ca. 10 Tsd. Einwohner ,tut sich fast nix, zweimal habe ich bei PV Veranstaltungen unsere Politiker aufgefordert etwas zu tun,nur bla bla bla als Antwort,so sieht die Wirklichkeit aus.

Luni:

Kann nur zustimmen als 60+ habe mir vor zwei Jahren auch eine Split Klimaanlage zugelegt. Aber mehr wegen der Heizung. Der ET saniert die 30 Jahre alte Ölheizung nicht. Der Verbrauch hält sich in Grenzen. Ein BEV wird es auch nicht werden, ich würde schon aber das was die Hersteller bieten gefällt in vielerlei Hinsicht nicht.

Daniel W.:

Klimawandel gleich Hitzesommer mit Dürre und Überflutungen im Wechsel.

Das Wichtigste für mich ist eine kühle Wohnung in den kommenden Hitzesommern, deshalb soll es Split-Klimaanlage und Balkonkraftwerk geben.

Ein E-Auto steht nicht auf dem Plan, aber vielleicht ein kleines E-Fahrzeug bis 25 km/h mit Dach, das schützt vor Regen und Sonne, kostet 1.300 Euro (falls ein Anbieter das Fahrzeug aus China in sein Programm aufnimmt) oder 2.600 Euro. Das Versicherungskennzeichen gibt es schon für rund 40 Euro pro Jahr.

Ein steigender Preis beim Heizöl würde durch einen geringeren Verbrauch dank Split-Klimaanlage und Balkonkraftwerk ausgeglichen.

Gegen steigende Preise im Supermarkt helfen Eigenmarken. Bei technischen Geräten muss es nicht XXL in Luxusausführung sein.

Ansonsten muss ich mir mit 60+ eher Sorgen um meine Gesundheit machen als um den Klimawandel, der kaum noch zu begrenzen ist.

Der Regierung kann man nur wenig vertrauen, viel zu lange hat sie die Energie- und Verkehrswende verzögert, egal wer am Ruder war.

Beim E-Auto gibt es ein „Hü und Hott“ und die Batterieforschung wird gelobt während gleichzeitig die Fördergelder gekürzt werden.

Die „Energiewende von unten“ mit PV- und Windkraftanlage in Verbindung mit Wärmepumpe bzw. Split-Klimaanlage ist heute wichtiger denn je, da viel zu viele Leute in Politik und Wirtschaft wieder vom Verbrenner träumen, der mit E-Fuels und HVO schön geredet und schön gerechnet werden soll.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG Cyberster im Test: 450 km Alltag mit dem E-Roadster

MG Cyberster im Test: 450 km Alltag mit dem E-Roadster

Sebastian Henßler  —  

MG Cyberster auf der Straße: mehr GT als Kurvenjäger, Bremse gut dosierbar, erster Biss verhalten; offen lauter, geschlossen bis 200 km/h gelassen.

Cover Image for Diese 7 E-Autos mit LFP-Akku laden am schnellsten

Diese 7 E-Autos mit LFP-Akku laden am schnellsten

Daniel Krenzer  —  

Zwei der Elektroautos schaffen sogar allen Theorien zum Trotz höhere Ladeleistungen als die Konkurrenz mit NMC-Batterien an Bord.

Cover Image for EU-Daten belegen: Plug-in-Hybride bleiben eine Mogelpackung

EU-Daten belegen: Plug-in-Hybride bleiben eine Mogelpackung

Daniel Krenzer  —  

Von wegen weniger CO2: Trotz immer größeren Akkus ist der CO2-Ausstoß von Plug-in-Hybriden sogar weiter gestiegen.

Cover Image for ADAC fordert weitere Maßnahmen für E-Auto-Förderung

ADAC fordert weitere Maßnahmen für E-Auto-Förderung

Michael Neißendorfer  —  

Anlässlich der IAA Mobility in München skizziert der ADAC wesentliche Voraussetzungen für den Hochlauf der Elektromobilität.

Cover Image for Kommentar: Merz’ Flexibilität gefährdet klare Klimaziele

Kommentar: Merz’ Flexibilität gefährdet klare Klimaziele

Sebastian Henßler  —  

Friedrich Merz setzt auf Technologieoffenheit – doch Schlupflöcher wie E-Fuels gefährden Klimaziele und binden Ressourcen an ineffiziente Lösungen.

Cover Image for EU: Von der Leyen will am Verbrenner-Aus festhalten

EU: Von der Leyen will am Verbrenner-Aus festhalten

Michael Neißendorfer  —  

Das bereits vor mehr als zwei Jahren festgelegte Ziel, ab 2035 komplett aus der Benzin- und Dieseltechnologie auszusteigen, halte die EU für „erreichbar“.