Ein Pro und viele Contras zur neuen E-Auto-Förderung

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die Bundesregierung hat Mitte der Woche einen neuen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, wonach auch vollelektrische Dienstwagen bis zum Wert von 95.000 Euro nur noch einen vergünstigten Steuersatz von 0,25 Prozent zahlen müssen. Erst im vergangenen Jahr war die Schwelle auf 70.000 Euro angehoben worden. Damit soll der Absatz von Elektroautos wieder angekurbelt werden, nachdem er nach dem abrupten Ende des Umweltbonus Ende 2023 in Deutschland deutlich zurückgegangen ist.

Zudem will die Regierung eine Sonderabschreibung für E-Autos einführen, die rückwirkend ab Juli bis zum Jahr 2028 gelten soll. Geplant ist, dass im Jahr der Anschaffung 40 Prozent steuerlich geltend gemacht werden, 24 Prozent im zweiten Jahr und 14 Prozent im dritten Jahr nach dem Kauf. Danach sind es neun Prozent, sieben Prozent und schließlich sechs Prozent. Beide Instrumente zusammen sollen Schätzungen des Finanzministeriums zufolge den Staat in den nächsten Jahren jeweils rund 600 Millionen Euro kosten.

Da Dienstwagen und gewerblich angemeldete Autos gut zwei Drittel aller Neufahrzeuge ausmachen, könnten die neuen Förderinstrumente tatsächlich einen wichtigen Hebel darstellen, damit die Verkäufe von E-Autos wieder anziehen. Die Meinungen dazu allerdings sind gespalten.

Für Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD, ist dies der falsche Weg, das Elektroauto zu fördern. „Ohne Frage: Wir brauchen das Elektroauto, um die CO2-Emissionen im Verkehr zu senken“, wird er in einer aktuellen Mitteilung des Verkehrsclubs zitiert. Dass der Absatz von E-Autos hierzulande schwächle, liegt seiner Meinung nach „aber nicht an mangelnder Förderung, sondern an der unsäglichen Debatte über das Verbrenner-Aus. Die E-Fuels-Illusion, befeuert von Union und FDP, verunsichert die Kunden und hält die Autoindustrie ab, in die E-Mobilität zu investieren.“

Dieses Problem könne man nicht lösen, „indem man Luxus-E-Autos als Dienstwagen für Großverdiener fördert“, so Müller-Görnert weiter. Stattdessen müsse die Regierung „das klimaschädliche Dienstwagenprivileg endlich grundsätzlich reformieren“. Dazu schlägt der VCD vor, den geldwerten Vorteil von Dienstwagen künftig pauschal wie folgt zu besteuern:

  • Mit 2 Prozent für Benziner, Diesel und Plug-In-Hybride
  • Mit 0,5 Prozent für E-Autos über 40.000 Euro Kaufpreis
  • Mit 0,25 Prozent für E-Autos unter 40.000 Euro

Eine solche Reform sei „ökologisch geboten und sozial gerecht“, so der VCD-Sprecher weiter. Denn von der bisherigen Regelung profitierten vor allem Dienstwagenbesitzer mit hohem Einkommen. „Unser Vorschlag hingegen fördert den notwendigen Antriebswechsel und setzt zusätzliche Anreize für kleinere und sparsamere Stromer“, erklärt Müller-Görnert.

„Ein wichtiges und richtiges Signal“

Auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller hat zu steuerlichen Anreizen für E-Autos Stellung bezogen. Der Automobilverband begrüßt demnach die vom Bundeskabinett beschlossenen Maßnahmen zur Stärkung des E-Mobilitätsstandorts. „Das ist ein wichtiges und richtiges Signal, das gerade mit Blick auf den abrupten Wegfall des Umweltbonus Ende des letzten Jahres sowie der aktuell schwächeren Nachfrage nach Elektroautos dringend geboten ist“, sagt Müller.

Insbesondere die Anhebung der Bemessungsgrundlage für die reduzierte Firmenwagenbesteuerung von 70.000 Euro auf 95.000 Euro für reine E-Autos trage dazu bei, den Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland zu beschleunigen. Dadurch werde in der Folge auch der Gebrauchtwagenmarkt für vollelektrische Autos gestärkt, „weil Firmenwagen nach Ablauf der Leasingzeit von in der Regel drei Jahren zu einem günstigen Preis als Gebrauchtwagen zur Verfügung stehen. Die vorgesehene Einführung einer beschleunigten Abschreibung für neu zugelassene vollelektrische Fahrzeuge für Unternehmen kann für den Hochlauf der Elektromobilität ebenso unterstützend wirken“, findet die VDA-Präsidentin.

Jetzt komme es darauf an, dass Bundestag und Bundesrat die neuen Maßnahmen zügig im parlamentarischen Verfahren beschließen. „Langwierige Verhandlungen, Verzögerungen und eine Verwässerung des Pakets wie beim Wachstumschancengesetz müssen vermieden werden“, fordert Müller. „Auch die Länder müssen sich klar zur Förderung der E-Mobilität bekennen, damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden können.“

„Das hat mit vernünftiger Verkehrspolitik nichts zu tun“

Überspitzt, aber gar nicht mal so unzutreffend, kommentiert der Journalist Michael Wegmer vom SWR: „Wagen von einem Listenpreis bis zu 95.000 Euro sollen gefördert werden. Also die schönen großen SUV-Schrankwände, mit Büffelledersitzen, Soundsystem und selbstaufblasbarem Dachzelt. Ausstattungen, die man so braucht für eine Dienstfahrt“. Dafür mache der Staat Hunderte Millionen Euro locker, „während auf der anderen Seite immer noch über die Finanzierung des Deutschlandtickets gestritten wird. Das hat mit Verkehrswende – oder greifen wir etwas tiefer – mit vernünftiger Verkehrspolitik nichts zu tun“.

In eine ähnliche Kerbe schlägt Sören Götz von Zeit Online: „Man könnte meinen, dass die neue Regelung aus einem Satirebeitrag über die FDP als Besserverdiener- und Autofahrerpartei stammt. […] Die Autoindustrie freut sich, denn teurere Fahrzeuge bedeuten höhere Gewinne.“ Die breite Masse hingegen werde sich weiterhin „noch viele Jahre lang kein E-Auto leisten können“. Der Autoindustrie werde die neue Regelung auch nur kurzfristig helfen. Denn ihr eigentliches Problem sei „nicht die mangelnde Nachfrage nach teuren Autos, sondern dass sie es nicht hinbekommt, profitabel bezahlbare E-Autos zu bauen. Nur damit aber könnte sie an die Absatzzahlen von früher anknüpfen.“

Quelle: VCD – Pressemitteilung vom 04.09.2024 / VDA – Pressemitteilung vom 04.09.2024 / Meinung: Teure E-Dienstwagen zu fördern löst keine Probleme / Zeit Online – Elektro nur für Gutverdiener

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Josef:

Nö, die Grünen wollten wie im Vorschlag beschrieben die Benziner anheben…aber die Fahrt Doch Porsche Partei fördert lieber Reiche.

Josef:

Mit einer Fahrt Doch Porsche Partei in der Koalition….sonst wären Benziner einfach auf 2,0% angehoben worden

Manfred:

Ein Abbauen von Förderungen und Subventionen war im Koalitionsvertrag vereinbart. Mit dem eingesparten Geld sollte der Aufbau neuer Infrastruktur für die Energiewende finanziert werden. Das hätte ohne die (A)FDP und mit einem verfassungskonformen Haushalt gelingen können. Die neuen Technologien, egal ob Wärmepumpe, E-Auto oder PV-Anlage sind ökonomisch als auch ökologisch überlegen. Sie sind Selbstläufer wenn sie nicht sabotiert und schlecht geredet würden. Staatliche Eingriffe sollten nicht erforderlich sein.

Marcel Gleißner:

Wieder NUR eine unsinnige ideologische Subvention für Wohlhabende und Reiche Menschen, anstatt was für Mehrheit der Bevölkerung zu machen. Die meisten Menschen in Deutschland wollen und brauchen günstige Autos, egal welcher Antrieb. Kein Auto für 70.000+ Euro. Ein typisches Grünen-Geschenk für eine Minderheit die sich den ideologischen Quatsch leisten kann. Die Mehrheit lässt man im Regen stehen, wer sich kein EAuto leisten kann, hat Pech… Das ist Grünen- Politik.

Guest123:

Warum sollten sie Tesla kaufen und Mercedes leasen? Die meisten Firmen leasen, egal welcher Hersteller.

Guest123:

‚Diese Personengruppen kaufen sowieso Gebrauchtwagen. Wie willst du da eine Förderung abbilden?‘

Wieso sollte das nicht gehen? Gibt es in anderen Ländern auch.

Guest123:

Das ist falsch.

Uwe Larisch:

Es ist wieder einmal Förderung der Reichen! Wer hat schon einen Dienstwagen bis 95T €. Das sowas eine SPD Regeirung macht- Pfui

Läubli:

„Italien und Spanien sind reine Nerd-Märkte, Italien hat eine starke nationale Präferenz und Neigung zu Kleinwagen. Ersteres gilt nicht für Spanien, letzteres sehrwohl.“

Das ist dein Satz, aber wenn du so furchtbar vergesslich bist, solltes du dafür nicht Andere beschuldigen. Das steht auch dir nicht gerade gut.

Jeaaaaaaahhhh…. die Deutschen haben es im 1. Halbjahr 2024 auf den ersten Platz mit VW geschaft! Bitte feiern, denn es bleibt wohl eine Ausnahme. Oder warum nicht?

Läubli:

Solange du mir beim Vergleich mit der Sicherheit eines Motorrades nicht folgen kannst, sehe ich kein Sinn, mit dir über die Sicherheit der L7e Fahrzeuge zu diskutieren, was gibt es da für ein Unterschied. Jeder, der sich in ein solches FZ setzt, weiss über die Gefahren bescheid, genau wie der Töfffahrer. Also ist es genau so wie du schreibst… alles Banane – das interessiert nicht mal die Zulassungsbehörde und die Versicherungen, wieso also soll es gerade dich so sehr interessieren. Du machst aus einer Mücke einen Elefanten, mehr nicht.

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